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Kalendarium

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Dieser Artikel beschreibt Kalenderwerke im Allgemeinen. Zum Teil des Uhrwerks sieheKadratur.

EinKalendarium (mittellateinischkalendarium,spätlateinischcalendarium = Schuldregister der Geldverleiher, zu:Calendae) ist einVerzeichnis der Tage des Jahres, das je nach Art desKalenders nach Wochen, Monaten etc. gegliedert oder den einzelnen Tagen nach eingeteilt ist. Ursprünglich bezeichnet ein Kalendarium ein Verzeichnis imRömischen Reich für den Stichtag der fälligen Schulden. Im Christentum bezeichnet es ein offizielles Verzeichnis für kirchliche Fest- und Gedenktage.[1]

Abgrenzung

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Als Kalendarium wird eine Zusammenstellung oder Darstellung vonKalenderdaten bezeichnet, um einen zeitlichen Überblick zu gewährleisten:

  • als schriftlichesKalenderwerk über einen mehr oder minder langen Zeitraum: derKalender im allgemeinsprachlichen Sinne, als Notizbuch, Abreißblock, Schiebekalender, Wandkalender oder in elektronischer Form
  • alsTerminkalender, um Zusatzinformation oder Notizen aufzunehmen, z. B. zu einem bestimmten Thema wieVeranstaltungshinweisen, dieArbeitsabläufe in einem Unternehmen, zur Organisation zu erledigender Aufgaben (To-dos)
  • alsAgenda (lat.agendum „das zu Treibende“) als Gedächtnisstütze (Merkbuch):Tagebuch,Tagesordnung,Aktionsprogramm
  • alsChronologie zu einer bestimmten historischen Periode oder einer historischen Entwicklung
  • als Skala auf der Meridianlinie einesMeridianinstrumentes (astronomisches Messinstrument, sieheSolarium Augusti)

Etymologie

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Kalender, November
Kartonkalender in Form einesDodekaeders

Der BegriffKalendarium stammt ursprünglich aus demLateinischen und bedeutete im alten RomSchuldenverzeichnis, da an denKalenden, dem ersten Tag eines jeden Monats, die Schulden zu bezahlen waren. Später wurde daraus schlicht derKalender, den die Römer übrigensfestis nannten.

Im Lauf der Zeit hat sich die Bedeutung des WortesKalendarium gewandelt, heute umfasst sie ziemlich alle Aspekte desKalenderwesens.

Insbesondere wirdKalendarium benutzt, um einenphysischen Kalender aufgeschrieben,gedruckt, inelektronischer Form oder vonUhren angezeigt, vomideellenKalender (den Rechenvorschriften derKalenderrechnung) abzugrenzen.

Kalendarien im Gebrauch

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Gedruckte Kalender

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Tschechischer Kalender in Blindenschrift
Terminkalender von BundespräsidentTheodor Heuss mit handschriftlichen Einträgen von Terminen am 26. und 27. April 1951

Gedruckte Kalender werden meist für ein Kalenderjahr hergestellt. Dabei umfasst ein Einzelblatt einen Tag, eine Woche, einen Monat oder ein ganzesJahr.

Die gebräuchlichen Formen von Kalendern sind nach dem Format bezeichnetWandkalender,Taschenkalender oder nach derBindungEinblattkalender,Kalenderblock (Abreißblock) oderKalenderheft (Notizbuch). Am Arbeitsplatz aufgestellte Kalender werden alsTischkalender,Stehkalender oderBürokalender bezeichnet. Eine Besonderheit bildet derUhrenarmbandkalender.

Kalender dienen dabei einfach der Übersicht, alsDekoration, oder alsMemorandum (Merkheft) –Terminkalender,Veranstaltungskalender,Astronomischer Kalender (Ephemeriden) – oder alsMemoire (Tagebuch).

Wandkalender gibt es in den unterschiedlichsten Ausprägungen, z. B.Abreißkalender,Bildkalender, speziell alsKunstkalender, oderDispositionskalender etwa alsMagnettafel.

  • Der klassischeAbreißkalender sieht für jeden Tag des Jahres ein Blatt vor, auf dessen Rückseite oftastronomische Daten und/oderSinnsprüche,Kochrezepte,Rätsel zu finden sind, als historische Form auchKalendergeschichten. Zudem gibt es auch thematisch orientierte Abreißkalender zu Themen wie Geschichte, Geographie, Philosophie, Kunst und Literatur oder auchSprachkalender.
  • Bildkalender zeigen oft Landschaften, aber können auch vielen anderen Themen gewidmet sein. Häufig zeigen sie, wie die meistenKunstkalender, einen Monat pro Blatt. Thematische Wandkalender, die oft Text und Bild mischen (z. B.Literaturkalender,Filmkalender), haben oft auch eine wöchentliche oder zweiwöchentliche Blattfolge.

Eine weitere Kategorie sindNotizkalender in unterschiedlichen Formaten, alsTaschenkalender oder Kalenderheft, in kleinen Formaten (etwaScheckkartenformat), die man ständig mit sich führen kann. Hier kann man wieder unterscheiden in reine Notizkalender, die neben einem gedruckten Kalendarium im Anhang lediglich wichtige Daten (z. B. Postgebühren oder Telefonvorwahlen usw.) enthalten und thematischen Kalendern, die daneben – zwischen den Kalenderblättern und/oder nach dem Kalendarium – Beträge zu einem bestimmten Thema enthalten (z. B.Frauenkalender,Aussaatkalender[2] usw.).

Kalenderhefte in Form periodischer Publikationen: die bekannteste Form ist derSchreibkalender imQuartformat, mit seit etwa der Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart vergleichsweise festem Erscheinungsbild.

Berufsbezogene Kalender enthalten neben dem Kalendarium berufsbezogene Beiträge und Hilfsmittel (z. B. Lehrerkalender mit Notenlisten).

Kalender waren bis etwa 2010 beliebte Werbegeschenke, die Unternehmen ihren Kunden zum Jahreswechsel überreichten. Durch das Aufkommen digitaler Kalender werden nunmehr wesentlich weniger Kalender gedruckt bzw. verschenkt.

Elektronische Kalendarien

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EinComputer eignet sich besonders, Kalendarien zu berechnen und übersichtlich darzustellen, wie auch auf Änderungen schnell zu reagieren und die kalendarischen Zusatzdaten zu verarbeiten oder auszuführen. Daher haben sich Kalendarien in derDatenverarbeitung sehr schnell verbreitet:

  • AllgemeineKalenderprogramme sind in vielfältiger Weise in Betriebssystem und als Einzelanwendung verfügbar
  • Merkzettel-Programme erinnern menschliche Benutzer an zu Erledigendes (engl. „to do“, sieheTo-do-Liste)
  • Taskplaner erledigen in einem Kalendarium eingetragene Servicearbeit eines Computersystems
  • Zeitabhängige Zugangsberechtigungen auf elektronische Ressourcen, etwa fürDHCP-Refreshs oderZugriffsrechte
  • AstronomischeEphemeriden sind in die meistenastronomischen Programme grundlegend integriert
  • Spezialisierte Programme gibt es für Problemstellungen derZeitablaufsteuerung (Scheduling) in Wirtschaft und Informatik
  • In der Lohn- und Gehaltsabrechnung wird mit Kalendarien gearbeitet, die je Arbeitnehmer und Tag eines Abrechnungszeitraumes Arbeits- und Fehlzeiten (Krankheit, Urlaub …) ausweisen. Viele Lohnabrechnungsprogramme (z. B. DATEV-Lodas) erlauben auch die Datenerfassung in Kalendarien.

Handy, Laptop oderPDA können mit einer speziellen Software als elektronischer Terminkalender (Personal Information Manager, z. B.GPE Palmtop Environment) für diese Aufgaben eingesetzt werden. Dabei sind vielfältige Verknüpfungen mit anderen Aufgaben und anderen Personen softwaremäßig und via drahtlosen Netzverbindungen herstellbar (SMS,E-Mail,Groupware).

Heiligenkalendarium

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In derkatholischen Kirche wird er insbesondere für die Zuordnung vonHeiligen zu den Tagen des Jahres verwendet (auchHeiligenkalender genannt).

Eine besondere Form von Kalender ist derCisiojanus, einMerkgedicht, das bei der Datierung der unbeweglichen Heiligen- undFeiertage der römisch-katholischen Kirche hilft. Er verbreitete sich seit dem Ende desHochmittelalters und stand bis in dieFrühe Neuzeit im Gebrauch.

Siehe auch:Marienkalender

Geschichte

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Historische Jahreskalender beschränkten sich kaum je auf die reine Darstellung des Jahresverlaufes, sondern informierten auch über jahreszeitabhängige Tätigkeiten, landwirtschaftliche Aufgaben oder im Jahresverlauf zu erwartende Wetterlagen und werden daher auchBauernkalender genannt. Schon früh gehört das sogenannteAderlassmännlein zu den bis ins 19. Jahrhundert unverzichtbaren Bestandteilen des Kalenders. So weist etwa dasCalendarium Romanum aus demKloster Interlaken (Johanna von Arberg und Agnese Stollera, 1446) bereits mit der Aderlassfigur nach, welcheSternzeichen die einzelnen Körpergegenden regieren und sich daher für bestimmte Leiden und zu bestimmten Sternkonstellation für denAderlass eignen. Weiterhin wurden die besten Tage für das Haareschneiden, Baden, Schröpfen, Abstillen etc. angegeben. Solche Angaben finden sich durchgängig bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (etwa imHundertjährigen Kalender), als im Zuge der Volksaufklärung versucht wurde, den Aberglauben aus dem Kalender zu verbannen (zum Beispiel durch diepreußische Kalenderreform 1778/79). Als diese Reformbemühungen scheiterten, kehrte die Aderlassfigur, oder zumindest eine Aderlasstafel, wieder in den Kalender ein (so noch im „Neuen Berner-Kalender“ unter der Redaktion vonJeremias Gotthelf, 1840–1845). Zeitgenössischeastrologische Mondkalender greifen diese Richtung wieder auf.

Kalender und Volksaufklärung

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Republikanischer Kalender um 1794 in Frankreich

Schon in der frühen gemeinnützigenAufklärung, die seit den 1760er Jahren in eine breite Volksaufklärung mündet, gab es Bemühungen, das Medium des Kalenders zur praktischen und ökonomischen, später vor allem erbaulichen und moralischen Belehrung der Bevölkerung zu nutzen. Wie kaum ein anderer Lesestoff gelangte der Kalender in die breitesten Schichten der Bevölkerung. Vor einer flächendeckenden Verbreitung vonTageszeitungen war er zudem das wichtigste Informationsmedium.

Die Kalenderreformer des 18. Jahrhunderts wollten nun zum ökonomischen Nutzen des Lesers wie des Vaterlandes land- und hauswirtschaftliche Informationen, medizinische und veterinärmedizinische Ratschläge neben erbaulichen Geschichten in den Kalender einrücken. Der alteAberglauben sollte ebenso verbannt werden wie die häufig vertretenen Erzählungen bloß merkwürdiger oder spektakulärer Begebenheiten, die für den Leser keinen unmittelbaren Nutzen haben konnten. Mit gesetzlichen Regelungen versuchte man Reformkalender auf einem Markt durchzusetzen, der durch Lesegewohnheiten und gut eingeführte populäre Kalender geprägt war. Die teils radikalen Versuche scheiterten häufig bereits in den Anfängen: die Leser kauften lieber keinen Kalender als den von Gelehrten und Staatsbeamten kreierten Nachfolger ihres Traditionsheftes.

Volkskalender

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Aus dem Scheitern der ersten Reformbemühungen entwickelte sich eineVolksbildungsbewegung, die nun sehr viel stärker die Leseinteressen der Kalenderleser berücksichtigte und teils lieber das Aderlassmännlein beibehielt, um so für die belehrenden Erzählungen (Kalendergeschichte) eine aufnahmebereite Leserschaft zu finden. Das Vorbild solcher, auch schon in der frühen Neuzeit[3] entstandenen,Volkskalender war derRheinische Hausfreund vonJohann Peter Hebel; ihm folgten bekannte Autoren wieHeinrich Zschokke,Berthold Auerbach,Jeremias Gotthelf,Alban Stolz und zahlreiche Kalendermacher des 19. Jahrhunderts. Neben der Tageszeitung behielt der Kalender auch in manchen Regionen bis ins 20. Jahrhundert eine zentrale Stellung unter den Volkslesestoffen.

Siehe auch:Marienkalender

Bauernkalender

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Bauernkalender für 1563, gedruckt in Zürich

Bauernkalender bezeichnet traditionelle Kalender, die seit Jahrhunderten für die des Lesens unkundige Landbevölkerung erstellt wurden und später oft auch regionale Wetterregeln, Lostage und Erfahrungswissen der Bauern berücksichtigten; so etwa:

Siehe auch:Chinesischer Bauernkalender
Siehe auch:Bauernregel undListe der Bauernregeln

Siehe auch

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Links zu Berechnungen

Literatur

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  • Holger Böning:Volksaufklärung und Kalender. Zu den Anfängen der Diskussion über die Nutzung traditioneller Volkslesestoffe zur Aufklärung und zu ersten praktischen Versuchen bis 1780. In:Archiv für Geschichte des Buchwesens. 56, 2002,ISSN 0066-6327, S. 79–107.
  • Michael Buhlmann:Zeitrechnung des Mittelalters. Einführung, Tabellen, CD-ROM InternetKalenderrechnung. Vortrag „Mittelalterliche Zeitrechnung anhand von St. Georgener Geschichtsquellen“ beim Verein für Heimatgeschichte St. Georgen. St. Georgen, 19. Mai 2005. Verein für Heimatgeschichte, St. Georgen 2005 (Vertex Alemanniae, Heft 18,ZDB-ID 2282671-3).
  • Anton Dörrer:Volkskalender in Tirol bis 1650. In:Der Schlern. 29, 1955, S. 18–27 (Digitalisat).
  • Friedrich Karl Ginzel:Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie. 3 Bände. Hinrichs, Leipzig 1906–1914 (Nachdruck: ALO Austrian Literature Online, Innsbruck u. a. 2007).
  • Hermann Grotefend:Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 13. Auflage. Hahn, Hannover 1991,ISBN 3-7752-5177-4.
  • Katherina Masel:Kalender und Volksaufklärung in Bayern. Zur Entwicklung des Kalenderwesens 1750 bis 1830. EOS-Verlag, St. Ottilien 1997,ISBN 3-88096-886-1 (Forschungen zur Landes- und Regionalgeschichte 2), (Zugleich: München, Univ., Magisterarbeit, 1991).
  • Ludwig Rohner:Kalendergeschichte und Kalender. Athenaion, Wiesbaden 1978,ISBN 3-7997-0692-5.
  • Rudolf Schenda:Hinkende Botschaften? Zur Entwicklung und Bedeutung der schweizerischen Volkskalender. In:Schweizerisches Archiv für Volkskunde. 92, 2, 1996,ISSN 0036-794X, S. 161–181.
  • Robert Schram:Kalendariographische und chronologische Tafeln. Hinrichs, Leipzig 1908.
  • Heinz Zemanek:Kalender und Chronologie. Bekanntes und Unbekanntes aus der Kalenderwissenschaft. Ein Essay. 5., verbesserte Auflage. Oldenbourg, München u. a. 1990,ISBN 3-486-20927-2.

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Kalendarium in Duden.de, abgerufen am 25. August 2014
  2. Vgl. auch Ulrich Stoll:De tempore herbarum. Vegetabilische Heilmittel im Spiegel von Kräuter-Sammel-Kalendern des Mittelalters. Eine Bestandsaufnahme. In: Peter Dilg, Gundolf Keil, Dietz-Rüdiger Moser (Hrsg.):Rhythmus und Saisonalität. Kongreßakten des 5. Symposions des Mediävistenverbandes in Göttingen 1993. Sigmaringen 1995,ISBN 3-7995-5404-1, S. 347–375.
  3. Francis B. Brévart:Chronology and Cosmology. A German ‘Volkskalender’ of the Fifteenth Century. In:Princeton University Library Chronicle. Band 57, 1996, S. 225–265.
  4. Aufführung und Edition. In:Aufführung und Edition. De Gruyter, 2020,ISBN 978-3-11-063926-1,doi:10.1515/9783110639261 (degruyter.com [abgerufen am 30. Juni 2023]). 
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