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KZ-Nebenlager Redl-Zipf

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Der Trafobunker des KZ-Nebenlagers Redl-Zipf

DasKZ-Nebenlager Redl-Zipf, DecknameSchlier, war einAußenlager desKZ Mauthausen auf dem Gemeindegebiet vonNeukirchen an der Vöckla in Österreich. Es diente ab 1943 zur Produktion von Triebwerken derV2. 1945 wurde das Geldfälscherkommando derAktion Bernhard hierher verlegt.

Geschichte

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NachLuftangriffen auf Wiener Neustadt ab dem 13. August 1943 auf die dortigenRaxwerke und dieWiener Neustädter Flugzeugwerke wurden einige bedeutende Rüstungsbetriebe in Stollen oder Höhlen verlegt ("U-Verlagerung"). DieBierkeller derBrauerei Zipf wurden ausgewählt, weil sie aus geologischen Gründen relativ unempfindlich gegen Bombenangriffe waren und weil vom Bahnhof Redl-Zipf an derWestbahn einAnschlussgleis direkt ins Brauereiareal führte. Als Deckname des Rüstungsbetriebes wurde „Steinbruch-Verwertungs G.m.b.H., Betrieb Schlier“ gewählt;[1]Schlier deswegen, weil in der Nähe von Zipf ein Mergelvorkommen ist. Die „Steinbruch Verwertungs GmbH“ hatte ihren Sitz inAttnang-Puchheim; der Ausbau und die Verwaltung lagen in den Händen vonDr. Rickhey und SS-Sturmbannführer Dr. Fritz Loth.[2]

Das KZ Redl-Zipf war ein Nebenlager desKZ Mauthausen. Es wurde unter dem Kommando vonSS-HauptsturmführerGeorg Bachmayer gebaut und am 11. Oktober 1943 eröffnet. Die Anzahl der Häftlinge im Lager schwankte stark, mit 1500 bis 1900Zwangsarbeitern aus Frankreich, Italien, Polen, der Sowjetunion und Spanien als Höchststand. Nach dem Ausbau des Stollensystems durch die Häftlinge wurde Anfang 1944 der Betrieb eines Raketenteststands der „VergeltungswaffeV2 aufgenommen. In dem „Vorwerk Schlier“ in Zipf wurden ca. 500 Triebwerke getestet, bevor sie in die V2 eingebaut und auf Großbritannien abgefeuert wurden. Die Anlage umfasste neben dem Triebwerksprüfstand eine Anlage zur Erzeugung vonFlüssigsauerstoff (mit fünf Maschinen mit insgesamt ca. 1500 t/Monat Kapazität zur Versorgung der Versuche und von Fronteinheiten[3]) und einen Trafobunker. Die Häftlinge bauten auch einen Gleisanschluss. In der Anlage arbeiteten viele Wissenschaftler, Ingenieure, Facharbeiter und Verwaltungsangestellte. Die Bewachung wurde von derSS, durchSD-Angehörige und von einer eigenenWehrmachteinheit zur Absicherung von Zipf und Umgebung gestellt. Deren Zahl überstieg die Einwohnerzahl von Zipf.

Unfälle und Explosionen beim Testbetrieb des Triebwerkprüfstands forderten am 29. Februar 1944 und am 28. August 1944 etliche Todesopfer, u. a. Ilse Oberth, eine Tochter des RaketenforschersHermann Oberth. Dadurch wurden die Triebwerkstests verzögert; zeitweise wurde auch die Sauerstoffproduktion lahmgelegt. Nach der zweiten Explosion wurden dort keine Triebwerke mehr getestet, sondern nur mehr Flüssigsauerstoff produziert.

Auch ein Teil derNibelungenwerke wurde in das Stollensystem verlagert.

Das Lager Schlier beherbergte ab April 1945 auch die 141 Häftlinge des Geldfälscherkommandos derAktion Bernhard, die aus demKZ Sachsenhausen nach Zipf gebracht wurden.

Der Historiker Stefan Wedrac bezifferte 2018 den Häftlingshöchststand auf 2000 bis 2300 Menschen; davor war mitunter nur von 500 bis 900 Personen die Rede gewesen. Gesichert ist, dass mindestens 267 Häftlinge in diesem KZ starben. Da kranke Häftlinge in das KZ Mauthausen zurücktransportiert oder in derNS-Tötungsanstalt Hartheim vergast wurden, wurden vermutlich wesentlich mehr Menschen ermordet.[4]

Das Lager wurde am 3. Mai 1945 unter dem letzten Lagerkommandanten,SS-ObersturmführerAlfons Bentele, evakuiert; die Häftlinge wurden auf Lastwagen und zum Teil zu Fuß insKZ Ebensee transportiert. Die SS setzte am 4. Mai 1945 das Lager in Brand; heute ist dieses Gelände eine Wiese. Teile der Anlage bestehen noch heute, der Trafobunker kann besichtigt werden. Die Stollen befinden sich auf dem Firmengelände der Brauerei und können nur bei Führungen betreten werden. Ein Gedenkstein erinnert an die KZ-Stätte. DieARGE Schlier bemüht sich um eine größere öffentliche Zugänglichkeit des Geländes.[5]

Reste und Gedenkstätte

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Das Gelände des Häftlingslagers nördlich von Zipf

Das Häftlingslager befand sich auf einem Grundstück nördlich von Zipf am westlichen Ufer des Frankenburger Redlbaches. Das Gelände ist heute eine Wiese. Von den Baracken des Lagers selbst ist nichts mehr zu sehen, einzelne Grundmauern der Lagerbaracken sind jedoch erhalten geblieben.

Heute noch erhalten und frei zugänglich sind

Nicht frei zugänglich, weil im Gebiet der Brauerei gelegen, sind

Eine Gedenkstätte konnte auf dem Gemeindegebiet vonNeukirchen an der Vöckla nicht errichtet werden. So wurde neben derPfarrkirche Zipf im Gemeindegebiet vonVöcklamarkt ein Denkmal errichtet.

  • Das "Versorgungshaus". Sitz der SS-Verwaltung
    Das "Versorgungshaus". Sitz der SS-Verwaltung
  • Einer der Bunker, in denen die Triebwerke hergestellt wurden. Die Raumhöhe war doppelt so hoch wie die Breite
    Einer der Bunker, in denen die Triebwerke hergestellt wurden. Die Raumhöhe war doppelt so hoch wie die Breite
  • Einer der beiden Triebwerkprüfstände. Der Lärm war bis in 20 km Entfernung zu hören
    Einer der beiden Triebwerkprüfstände. Der Lärm war bis in 20 km Entfernung zu hören
  • Das KZ-Mahnmal bei der Pfarrkirche Zipf
    Das KZ-Mahnmal bei derPfarrkirche Zipf

Siehe auch

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Literatur

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  • Gerhard Kriechbaum, Christian Limbeck-Lilienau:Zipf – „Schlier“. In: Christian Hawle, Gerhard Kriechbaum, Margret Lehner:Täter und Opfer. Nationalsozialistische Gewalt und Widerstand im Bezirk Vöcklabruck 1938–1945. Eine Dokumentation. Herausgegeben von Mauthausen-Aktiv Vöcklabruck. Bibliothek der Provinz, Wien u. a. 1995,ISBN 3-85252-076-2 (=Publ. P No 1).
  • Paul Le Caër:Ein junger Europäer in Mauthausen 1943–1945. Herausgegeben vom Bundesministerium für Inneres. Bundesministerium für Inneres – Ref. IV/4/a, Wien 2002,ISBN 3-9500867-3-0 (=Mauthausen-Studien 2).
  • Cyril Mallet:Le camp de concentration de Redl-Zipf 1943-1945. Edition Codex, Bruz 2017,ISBN 978-2-918783-11-4.
  • Cyril Mallet:V2-Raketen im Brauereikeller. Das Konzentrationslager Redl-Zipf 1943–1945. Edition Mauthausen, Wien 2018,ISBN 978-3-902605-23-8.
  • Cyril Mallet:Redl-Zipf alias Schlier 1943-1945. Camp annexe du camp de concentration de Mauthausen en Autriche annexée. Magisterarbeit, Universität Rouen – Frankreich 2014.
  • Hannes Koch:Schlier. Der geschichtliche Hintergrund des letzten erhaltenen "V2" Triebwerkprüfstandes.[5]
  • Robert Bouchal,Johannes Sachslehner:Unterirdisches Österreich – vergessene Stollen, geheime Projekte. Verlags-Gruppe Styria, Wien 2013,ISBN 978-3-222-13390-9.
  • Georg Schmundt-Thomas:"A-Stoff Anlagen": die Versorgung mit flüssigem Sauerstoff im deutschen Fernraketen Programm 1931–45. ScienceOpen Preprints. 2024.DOI:10.14293/PR2199.000876.v1.
  • Stefan Wedrac:Die Brauerei Zipf im Nationalsozialismus. Ein österreichisches Brauunternehmen zwischen V2-Rüstungsbetrieb, KZ-Außenlager und NS-Kriegswirtschaft. Böhlau, Wien 2021,Webpräsentation des Verlags,Video der Buchpräsentation vom 30. Mai 2022 an der Universität Wien.

Das KZ Redl-Zipf in der Kunst

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Literarische Bearbeitungen

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Film

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  • Deckname Schlier – Dokumentarfilm von Wilma Kiener und Dieter Matzka, absolut Medien, 1984.

Weblinks

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Commons: KZ-Nebenlager Redl-Zipf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Weniger Geheimnis rund um das „Geheimprojekt Schlier“. In:derstandard.at, 4. September 2011, abgerufen am 5. September 2011.
  2. Vorwerk Mitte. Lehesten, Oertelsbruch - Rotbutt (Laura). (Memento vom 26. Oktober 2012 imInternet Archive) In:jena1806.com
  3. Georg Schmundt-Thomas:"A-Stoff Anlagen": die Versorgung mit flüssigem Sauerstoff im deutschen Fernraketen Programm 1931-45. ScienceOpen Preprints. 2024.DOI:10.14293/PR2199.000876.v1. Seite 33.
  4. Cyril MALLET:V2-Raketen im Brauereikeller. Das Konzentrationslager Redl-Zipf 1943-1945. Edition Mauthausen, Wien 2018,ISBN 978-3-902605-23-8,S. 187–205. 
  5. abWebsiteARGE Schlier.

48.04066666666713.502388888889Koordinaten:48° 2′ 26,4″ N,13° 30′ 8,6″ O

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