KV11

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KV11
Grabmal vonRamses III.,
ursprünglich vonSethnacht
OrtTal der Könige
Entdeckungsdatumseit der Antike offen
Ausgrabungunbekannt
Vorheriges
KV10
Folgendes
KV12
Tal der Könige
(östliches Tal)
Ramses III. mit einem Weihrauchopfer, Grabmalerei aus KV11

KV11 ist die Bezeichnung für dasaltägyptische Grabmal vonRamses III. imTal der Könige. Es ist auch bekannt als das „Harfenspielergrab“ oder „Bruces Grab“, nach demschottischen ForschungsreisendenJames Bruce, der das Grab 1769 untersuchte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

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Das Grab wurde ursprünglich vonSethnacht begonnen und dann von dessen Nachfolger Ramses III. übernommen und erweitert. Sethnacht verstarb bereits nach drei Jahren Regierungszeit und übernahm das GrabKV14 der KöniginTausret. Für Ramses III. hingegen war ursprünglich das GrabmalKV3 vorgesehen, der dieses jedoch aufgrund einer mangelnden Gesteinsqualität wechselte.[1] Im 13. Jahr vonSmendes I. fand eineOsirifizierung von Ramses III. statt, die von einem Nekropolenschreiber namensButehamun geleitet wurde.[A 1] Die äußeren Bereiche von KV11 sind bereits seitgriechisch-römischer Zeit für Touristen zugänglich. Nach der näheren Untersuchung von James Bruce wurde es 1895 durchJacques de Morgan dokumentiert. Eine ausführliche Dokumentation der Wände wurde 1983 durch Marek Marciniak vorgenommen.

Architektur

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Isometrische Darstellung, Grundriss und Schnittzeichnung des Grabes

Das Grab hat eine Länge von 125 m und ist im Stile der19. Dynastie konstruiert, die Eingangsfassade besitzt aber einemonumentale Gestaltung, welche eher für die20. Dynastie typisch ist. Die ersten drei Korridore wurden von Sethnacht angelegt, dienischenartigen Nebenkammern in den ersten beiden Durchgängen jedoch von Ramses III. hinzugefügt.[A 2] Der dritte Korridor durchstieß die Decke des Grabes vonAmenmesse (KV10) und wurde daraufhin in einen kleinen Raum umgewandelt. Stattdessen wurde von diesem Korridor aus das restliche Grab mit verschobener Achse in den Fels geschlagen.

Ganz untypisch steigt der vierte Korridor etwas an um die darunterliegende Kammer von KV10 zu überwinden. Daraufhin folgen die Brunnenkammer und eine Säulenhalle mit Seitenkammer, die derjenigen von KV10 ähnelt. Es folgen zwei Vorkammern und die Grabkammer, in der derSarkophag zum ersten Mal entlang der Hauptachse aufgestellt wurde. An den vier Ecken ist symmetrisch jeweils eine Nebenkammer angeordnet, so wie es bereits beim Grab vonMerenptah (KV8) der Fall war. Auch der sich anschließende Endkorridor entspricht einem überaus regelmäßigen Plan.[2]

Dekoration

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Tiefrelief mit Szene aus Pfortenbuch

Die Wände zeigen Szenen aus derAmduat („Schrift des verborgenen Raumes“), demPfortenbuch, dem „Buch von der Erde“ und dem „Buch von der Himmelskuh“. Sie sind demnach mit einem für dieRamessidenzeit gültigen Dekorationsschema ausgeschmückt, das nur im Detail variiert. Die Farben derTiefreliefs sind insgesamt gut erhalten und bieten eine außergewöhnliche Vielfalt.

Eingangsbereich

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Der Eingangsbereich von KV11 wird vonHathor-Pfeilern flankiert. Über dem Eingang befindet sich dieSonnenscheibe des GottesRe, der auch als Morgensonne in Gestalt des SkarabäusgottesChepri und als Abendsonne in Gestalt des menschenförmigen GottesAtum mit Widderkopf dargestellt ist. Diese werden wiederum von den GöttinnenIsis undNephthys angebetet. Weiterhin befindet sich auf jeder Seite eine kniende Figur der geflügelten GöttinMaat, die sowohl imDiesseits als auch imJenseits den Fortbestand der gültigen göttlichen Ordnung symbolisiert.[3]

Erster Korridor

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Schiffe auf der Fahrt nach Abydos

Der erste Korridor zeigt den König vor dem falkenköpfigen GottRe-Harachte sowie Szenen aus derSonnenlitanei. Diese handelt von dem Sonnenlauf und zählt nach Beschwörungsart 74 Erscheinungsformen des Sonnengottes auf, die der König auf dem Weg durch dieUnterwelt annimmt. Im zweiten Teil dieses Textes kommt es zu einerIdentifikation zwischen dem König und diesen Erscheinungsformen.

Zweiter Korridor und Anbauten

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Nilgott und Göttinnen mit Opfergaben

Im nächsten Korridor setzt sich die „Litanei des Ra“ fort. Hauptfiguren sind diesmal Isis und Nephthys, die am Ende des Korridors mit demSchen-Ring dargestellt werden, der als Symbol für die unendliche Herrschaft des Königs gilt. Dahinter folgt jeweils ein liegenderAnubis, der Wache hält, sowie die vierHorussöhne, die sich rechts und links am Durchgang zum dritten Korridor befinden. Diese sollten den König auf seiner gefährlichen Reise durch die jenseitige Welt beschützen.

Harfner, spielend vor dem Gott Schu

Auf der linken Seite sieht man auf den Wänden des ersten Anbaus den GottApis beim Überreichen von Opfergaben an die Götter. Der nächste Anbau zeigt dieProzession des Nilgottes mit göttlichen Personifikationen verschiedener Orte Ägyptens, die allesamt reiche Nilgaben tragen. Die letzten beiden Anbauten zeigen dieHimmelskuh und die für dieses Grab berühmtenHarfnerszenen, bei der Harfner vor den GötternAtum,Osiris undSchu spielen. DieHarfen tragen dabei Köpfe des Königs im Ornat mit derDoppelkrone beziehungsweise derKrone Unterägyptens.

Auf der rechten Seite zeigen die Anbauten einen thronenden Osiris, dasJaru-Gefilde,[A 3] diverse Thronsessel, Gebrauchsgüter undAmphoren,[A 4] sowieBäcker,Köche undFleischer, die Königsnahrung zubereiten. Auf den Wänden des letzten Anbaus sindStandarten,Bögen undKöcher dargestellt, insgesamt sieht man also Dinge und Dienstleistungen, die für den König im Jenseits bestimmt sind.

Dritter Korridor

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Nachtbarke auf der Fahrt durch das Sokarreich

Die Wände des dritten Korridors zeigen die vierte und fünfte Stunde der „Schrift des verborgenen Raumes“. Sie handeln vom Weg der Nachtbarke durch das Land desSokar, ein Wüstenreich, das von geflügelten Schlangen bewacht wird. Die Barke verwandelt sich dabei in eine Schlange.Bug undHeck der Barke des Sonnengottes bilden die Köpfe der Schlange, welche sich feuerspeiend einen Weg durch die finstere Wüstenlandschaft bahnt.

In der fünften Stunde werden der Sonnengott und die Barke über die „geheime Höhle des Sokar“ hinweggezogen, eine Urwelt, die durch den ErdgottAker in Gestalt einerDoppelsphinx bewacht wird. In dieser Höhle sind die Wege mit dem „Feuer aus dem Mund der Isis“ gefüllt und damit unpassierbar. In den tiefsten Tiefen befindet sich ein Feuersee mit „unnahbarem Wasser“, der Osiris Erfrischung undLabsal bietet, denVerdammten jedoch ein vernichtendes Feuer entgegensetzt.

Schachtkammer („Brunnenraum“)

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Der „Brunnenraum“ erfüllt nachChristian Jacq eine symbolische Funktion im Rahmen derBestattungsriten.[4] Er verkörpert die „Höhle des Sokar“ und verbirgt damit das ursprüngliche,abstrakte Wasser, welches potentielle Lebensenergie besitzt. Gleichzeitig bildet der Raum auch eine Form des Osiris-Grabes. Wurde der Sarkophag mit der Mumie des Königs über den Brunnen gezogen, wurde diese mit der „Kraft des Sokar“ durchdrungen und der Verstorbene verwandelte sich in Osiris. Der Brunnen symbolisiert damit einen Umwandlungsprozess, bei dem der verstorbene König die erforderliche Energie für seine Regeneration und Wiedergeburt aufnahm. Nach dem Begräbnis wurde die Rückwand des Brunnenraums für gewöhnlich zugemauert und mit Götterszenen dekoriert.

Vierpfeilersaal mit Anbau

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Ramses III. mit Maat-Opfer vor Osiris

Der Vierpfeilersaal beinhaltet einen Osiris-Schrein und zeigt Opferszenen für die Haupterscheinungsformen des Sonnengottes, Chepri, Re und Atum. Auf den Pfeilern sind die vierte und fünfte Stunde desPfortenbuches[A 5] zu sehen. Interessant ist die fünfte Stunde, in der die „Vier Menschenrassen“ (Ägypter,Nubier,Asiaten,Libyer) dargestellt sind, welche allesamt einen Platz im Jenseits erhalten. Der Nebenraum zeigt weitere Szenen aus dem Pfortenbuch, u. a. wird Ramses III. auch vorHorus undThot an der Hand geführt und gibt für Osiris ein Maat-Opfer in Form einerStatuette.

Vierter Korridor und Vestibül

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Der vierte Korridor ist mit Szenen aus demMundöffnungsritual dekoriert, einRitus, bei dem die Mumie des Königs die Funktionsfähigkeit seiner Sinne zurückerlangt. Das anschließendeVestibül, bestehend aus zwei Vorkammern, zeigt verschiedene Götterszenen sowie Szenen aus demTotenbuch, das ursprünglich ein Unterweltsbuch der Nicht-Könige war.[5]

Nächtlicher Sonnenlauf nach Kopie von Champollion

Hauptkammer, Anbauten und Endgang

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Die Hauptkammer von KV11 ist durch Wassereindringen beschädigt. Die Wände waren mit Szenen aus dem Pfortenbuch und dem „Buch von der Erde“ dekoriert. Sie zeigten die Götter Aker,Geb undTatenen, mehrmals den Sonnengott in Gestalt der Sonnenscheibe und nur vereinzelt seine Barke. Die Anbauten zeigten Szenen aus dem „Buch von der Himmelskuh“, dieVernichtung der Menschheit durch Hathor und weitere Szenen aus dem Totenbuch.

Auf der rechten Wand der Hauptkammer befand sich eine nicht mehr erhaltene Szene, von der aberJean-François Champollion eine Kopie angefertigt hatte. Auf ihr zu sehen waren der Sonnenlauf und der Name „Ramses, der Herrscher vonIunu“, umrahmt von einer doppeltenUroboros-Schlange und zwölf Göttinnen,[A 6] die den König und die Sonne anbeten. Der Endgang zeigte wiederum Szenen aus dem Pfortenbuch.

Grabausstattung

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Sargwanne, Louvre Museum

Zur Grabausstattung zählte ein Sarkophag, der nachAidan Dodson ursprünglich als Außenbehältnis fürSethos II. diente und nie benutzt wurde. DerHolztrog des zweitinnersten Sarges war mit Göttinnen und den vier Horussöhnen verziert. Er wurde 1898 im KönigsversteckKV35 gefunden und enthielt die Mumie vonAmenhotep III. Der Sargdeckel ging verloren. Anhand der beschädigtenZapfenlöcher am Trogrand kann man darauf schließen, dass der Deckel in der Antike gewaltsam entfernt wurde. Weiterhin gab es in dem Grab nur wenige zuordnungsfähige Funde, darunter aber immerhin fünfUschebtis aus massiver Bronze, die sich heute imBritish Museum, inTurin, im Louvre und inDurham befinden.

Mumie

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Die Königsmumie wurde in der Antike entfernt und nachDB320 verschleppt. Dort wurde sie in einem vergoldetenPappmaché-Sarg versteckt, der sich im massiven Mumienbehältnis derAhmose Nefertari befand. Die Mumie wurde 1886 vonGaston Maspero ausgewickelt und ist zurzeit imMumiensaal in Kairo ausgestellt. Vor der Umbettung in der Antike befand sie sich in einer Sarkophag-Wanne aus rotemQuarzit, die sich heute imLouvre befindet. Der Deckel hingegen ist inCambridge und zeigt den König in Osirisgestalt mitAtef-Krone. Weiterhin fandenJames Burton und französische Forscher menschliche Überreste in einer der Anbauten der Hauptkammer, die scheinbar aus Nachbestattungen derDritten Zwischenzeit stammen.[6]

Siehe auch

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Literatur

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Weblinks

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Commons: KV11 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Champollion entdeckte drei undatierte unvollständigeGraffiti, wovon sich eines scheinbar auf eine Grabesinspektion und die beiden anderen auf diese „Osirifizierung“ beziehen, die auch auf den neuen Mumienbinden des Königs verzeichnet wurde.
  2. NachJohn Gardner Wilkinson enthielt jede davon eine Grube ungewisser Zweckbestimmung.
  3. Jenseitsbereich, in dem die seligen Verstorbenen leben.
  4. Die Form dieser Amphoren gilt alsIndiz für eine Herkunft aus derÄgäis.
  5. Dieses war bis auf eine Ausnahme im Neuen Reich ein rein königliches Jenseitsbuch.
  6. Personifikationen der zwölf Nachtstunden.

Einzelnachweise

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  1. Gabriele Höber-Kamel:KV11 – das Haus der Ewigkeit für Ramses III. Berlin 2005, S. 24.
  2. N. Reeves, R. H. Wilkinson:Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen. Augsburg 2000, S. 160.
  3. Erik Hornung:Tal der Könige. Die Ruhestätte der Pharaonen. Augsburg 1995, S. 218.
  4. Christian Jacq:Das Tal der Könige. Geschichte und Entdeckung eines Monuments der Ewigkeit. Hamburg 1998, S. 42.
  5. 'Gabriele Höber-Kamel:KV11 – das Haus der Ewigkeit für Ramses III. Berlin 2005, S. 27.
  6. N. Reeves, R. H. Wilkinson:Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen. Augsburg 2000, S. 162.

25.73994132.601225Koordinaten:25° 44′ 23,8″ N,32° 36′ 4,4″ O

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