Diek.u.k. Hof- und Burgpfarre amhabsburgischen Hof inWien war einerömisch-katholischePfarre, welche bis zum Ende derösterreichisch-ungarischen Monarchie 1918 für die geistliche Betreuung derkaiserlichen Familie und ihresHofstaates verantwortlich war.
Der Jurisdiktionsbereich derexemten Hof- und Burgpfarre war nicht territorial geregelt, sondern erstreckte sich personell auf die Angehörigen des Wiener Hofes sowie deren unmittelbare Familienangehörige. Die Hof- und Burgpfarre war auch für die Ausstellung vonTauf- undSterbeurkunden für die kaiserliche Familie verantwortlich.
Als Pfarrkirche der Hof- und Burgpfarre fungierte dieKapelle derHofburg in Wien; gelegentlich wurde auch dieJosephskapelle der Hofburg genutzt. Vor der Schaffung der kirchenrechtlich exemten Hof- und Burgpfarre hatten die naheMichaelerkirche (bis 1784[1]) sowie dieAugustinerkirche als Hofpfarrkirchen der Habsburger gedient. In der Augustinerkirche fanden die Thronfeiern des Kaiserhauses und die Hoftrauungen statt.
Seit der Schließung desAugustinereremiten-Klosters nächst der Hofburg im Jahre 1836[2] waren Weltpriester desFrintaneums für die Führung der Hof- und Burgpfarre zuständig. Nach Auflösung der kaiserlichen Hof- und Burgpfarre wurde dieHofburgkapelle 1920kirchenrechtlich in einRektorat umgewandelt.
Das geistliche Personal der Hof- und Burgpfarre umfasste den eigentlichen „Hof- und Burgpfarrer“ sowie mehrereKleriker alsKapläne. In der Regel waren es bis zu sieben Kapläne, von denen vier imFrintaneum (siehe unten) als Studiendirektoren bzw. alsSpiritualdirektor fungierten.
Die Geistlichen der Hof- und Burgpfarre spielten nicht nur als persönlicheSeelsorger des Monarchen und der kaiserlichen Familie eine einflussreiche Rolle (insbesondere alsBeichtväter und Berater), sondern auch als Erzieher undReligionslehrer der jungen Erzherzöge und Erzherzoginnen. Diese Geistlichen begleiteten den Monarchen und die kaiserliche Familie auch auf Reisen ins In- und Ausland. Unter den KaisernFranz Joseph undKarl I. war es üblich, den jeweiligen Hof- und Burgpfarrer durch den Papst zumWeihbischof derErzdiözese Wien ernennen zu lassen.
Neben ihren Aufgaben als persönliche Seelsorger des Monarchen und der kaiserlichen Familie war den Klerikern der exemten Hof- und Burgpfarre die Leitung desFrintaneums anvertraut, einer Bildungsanstalt für hochqualifizierteWeltpriester inWien. So war z. B.Josip Juraj Strossmayer als Kaplan der Hof- und Burgpfarre auch Studiendirektor für Kirchengeschichte und Kirchenrecht am Frintaneum. Diese Ausbildung und der enge Kontakt mit der Herrscherfamilie durch die Hof- und Burgpfarre konnte mitunter den Grundstein zum Aufstieg in höchste kirchliche Ämter legen.