Maria (Mutter Jesu)

Maria (altgriechischΜαριάμ,Mariam,hebräischמרים,Mirjam,reichsaramäischܡܪܝܡ; auch:Maria von Nazaret) ist die imNeuen Testament genannte MutterJesu. Sie lebte mit ihrem MannJosef und weiteren Angehörigen in dem DorfNazaret inGaliläa. Maria wird imChristentum als MutterJesu Christi besonders verehrt und ist auch imKoran alsjungfräuliche MutterJesu erwähnt.
Dass Jesu Eltern „Maria“ und „Josef“ hießen, wird von der überwiegenden Mehrheit der Historiker für glaubwürdig gehalten. Angaben in nachneutestamentlichen Texten jedoch, die über das NT hinausgehen, stoßen bei Historikern auf Skepsis.
Dieser Artikel behandelt Maria als biblische Gestalt. Die späteren kirchlichen unddogmatischen Entwicklungen ihrer Verehrung werden in den weiterführenden ArtikelnGottesgebärerin,Marienverehrung undMariologie beschrieben.
Name
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Maria ist die griechische Form des hebräischen NamensMiriam (auch alsMirjamtransliteriert) und wird traditionell als Nominalbildung aus den hebräischen Bezeichnungenmir/mar für „bitter“ undjam für „Meer“ angesehen. Die Bedeutung des Namens wäre dann mit „meeresbitter“, auch „Meeresmyrrhe“ oder „Meerestropfen“ wiederzugeben. Diese Namensdeutung klingt noch im TitelStella Maris (dt. „Meerstern“) an. Daneben wird neuerdings auch eine Ableitung des Namens aus demÄgyptischen vorgeschlagen:merit-amun, übersetzt „von Amun Geliebte“. Weiter werden auch andere Ableitungen aus dem Hebräischen diskutiert, etwa die Bedeutung „die Erhabene“ von רוםrum „sich erheben“ oder „die Widerspenstige“ von מרהmarah „widerspenstig sein“.[1]
ImTanach, der jüdischen Bibel, erscheinen zwei Trägerinnen dieses Namens:Mirjam, dieProphetin und Schwester desMose, und eine Frau aus dem StammJuda, die im1. Chronikbuch in einer Genealogie erwähnt wird (4,17EU).
Weitere Personen namens Maria im Neuen Testament sindMaria von Magdala (Maria Magdalena) undMaria des Kleophas. Beide werden inMk 15,40 EU als Jüngerinnen Jesu und Zeugen seines Sterbens genannt. Eine weitere Maria, die Mutter eines Jakobus, wird meist mit der Maria des Kleophas gleichgesetzt (erwähnt inMt 27,56 EU).Im griechischen Text wird die Mutter Jesu meistensMariám (Μαριάμ), seltenerMaría (Μαρία) genannt. In denlateinischen Übersetzungen lautet der Name durchgehendMaria.
ImIslam ist die Mutter Jesu ebenfalls unter dem NamenMaryam (arabisch مريم) bekannt.[2]
Im Deutschen ist als Genitivform des Namens neben „Marias“ im kirchlichen Sprachgebrauch auch „Mariens“ und, abgeleitet vom Lateinischen, „Mariä“ oder „Mariae“ gebräuchlich, etwa in den Wendungen „Haus Mariens“, „Mariä Verkündigung“ oder „Mariä Himmelfahrt“.
Maria im Neuen Testament
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Maria erscheint im Neuen Testament namentlich nur in den Evangelien und der Apostelgeschichte, und zwar in 142 der insgesamt ca. 8000 Verse des Neuen Testaments.[3]
Maria als Jesu Mutter wird in den Evangelien nur punktuell erwähnt, nämlich im Hinblick auf die Bedeutung Jesu; so etwas wie eine Biografie Marias entsteht dabei nicht. Maria kommt vor allem in denKindheitsgeschichten desMatthäus- und desLukasevangeliums vor. Über das Lebensende Marias wird nichts gesagt.
In den anderen Schriften des Neuen Testaments wird Maria nicht namentlich erwähnt. Während die Briefe des NTs dogmatische Aussagen über Jesus machen (etwa über seine Sündlosigkeit und seine Erlösungstätigkeit), werden solche Aspekte in Bezug auf Maria nicht angesprochen.[4]
In einigen außerbiblischen Texten wird Maria erwähnt, und zwar inApokryphen und in Schriften derKirchenväter.
Im Markusevangelium
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]ImMarkusevangelium wird von der Geburt Jesu nicht berichtet. InMk 3,20f EU wird erzählt, dass sich Angehörige Jesu zu einem Haus begaben, in dem Jesus predigte; sie hielten ihn „von Sinnen“ und wollten ihn gewaltsam zurückholen. InMk 3,31ff EU erfährt der Leser, dass es sich bei den Angehörigen um die Mutter Jesu und um seine Brüder handelt. Jesus weigert sich, zu ihnen vor das Haus zu kommen und erklärt die Anwesenden zu seiner Mutter und zu seinen Brüdern. Er schließt dann mit den Worten: „Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ (Mk 3,35 EU).
InMk 6,3 EU wird die Mutter Jesu mit Namen erwähnt. Ebenfalls werden hier vierGeschwister Jesu, nämlich Jakobus, Joses, Judas und Simon erwähnt. Auch von Jesu Schwestern ist die Rede, jedoch werden weder ihre Namen noch ihre Anzahl genannt.
Im Matthäusevangelium
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Kindheitsgeschichte des Matthäus beginnt mit einem Stammbaum, der vonAbraham über KönigDavid undJosef zu Jesus führt. Neben der männlichen Abstammungslinie werden vier Frauen genannt, die imAlten Testament von Bedeutung sind, nämlichTamar,Rahab,Rut undBatseba (als Frau desUrija bezeichnet). Die Erwähnung dieser Frauen bereitet die der Maria inMt 1,16 EU vor. Auffällig ist, dass die Struktur des Stammbaums bei Nennung der Maria eine andere ist als zuvor. Nun heißt es nicht „Josef war der Vater Jesu“, sondern „Josef, [der] Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren“ (Mt 1,16). Dies betont, dass Josef nicht als leiblicher Vater Jesu angesehen wird. Dass trotzdem der Nachweis einer Abstammung Jesu von David über die Vorfahren Josefs geführt wird, setzt aber eine rein rechtlich verstandene Vaterschaft Josefs voraus.
In der Kindheitsgeschichte des Matthäus ist allein Josef der Handelnde, Maria redet selbst nicht und wird auch nicht angeredet. Ihr Name erscheint nur inMt 1,18 EU,Mt 1,20 EU undMt 2,11 EU, an letztgenannter Stelle im Zusammenhang der Huldigung Jesu durch die Sterndeuter.
Im Lukasevangelium
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In der Kindheitsgeschichte des Lukas steht Maria im Zentrum der Erzählung. Der zu ihr gesandteEngel Gabriel verheißt ihr die Geburt eines Sohnes, des von Israel erwartetenMessias’ undGottessohnes. Schon die Anrede des Engels klingt außergewöhnlich: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lk 1,28b). Sie fragt den Engel, wie das denn geschehen solle, da sie mit keinem Mann intim sei (Lk 1,34). Der Engel antwortet, der Heilige Geist werde über Maria kommen.
Im Lukasevangelium ist die Erzählung der Geburt Jesu mit der GeburtJohannes des Täufers verknüpft. IndemElisabet, die Mutter des Johannes, als Verwandte Marias vorgestellt wird, erscheinen Jesus und Johannes als miteinander verwandt. Als Maria die schwangere Elisabet besucht, hüpft das Kind in Elisabets Bauch, als es den Gruß Marias hört (Lk 1,41 EU). Es folgt der Lobgesang der Maria, der nach dem ersten Wort der lateinischen Übersetzung alsMagnificat (deutsch: „Es erhebt ...“) bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um den größten zusammenhängenden Redeabschnitt der Maria im Neuen Testament. Marias Lobpreis des Handelns Gottes beginnt mit seinem Handeln an ihr und weitet sich zur Heilsgeschichte des ganzen Volkes Israel aus (Lk 1,46–55 EU).
Die Kindheitsgeschichte in Lukas 1 und 2 zeigt eine „stark semitische Tönung“, während das übrige Lukasevangelium „ein gutes hellenistisches Griechisch“ aufweist.[5] Diese sprachliche Besonderheit der Kindheitsgeschichte legt es nahe, dass sich der Autor hier eng an eine jüdische Quelle anlehnt. Als mögliche Auskunftsperson wäre an Maria zu denken, worauf auch (Lk 2,19 und 51 EU) hindeutet: „Maria bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen“. Dass sich der Autor genau erkundigte, wovon Augenzeugen berichtet hatten, steht bereits im Prolog des Lukasevangeliums (Lk 1,1-4 EU). Wenn Maria etwa 20 v. Chr. geboren wurde, war sie um 50 n. Chr. etwa 70 Jahre alt.[6] Falls Maria dieses Alter erreichte, konnte Lukas sie um 50 noch persönlich befragen. Bei einer späteren Datierung des Lukasevangeliums, etwa in die 80er Jahre, erscheint diese Möglichkeit als sehr unwahrscheinlich.
Im Johannesevangelium
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DasJohannesevangelium erwähnt Maria nie mit Namen. Obwohl es keine Kindheitsgeschichte erzählt, tritt Maria als Mutter Jesu an zwei Stellen in Erscheinung:
- Auf derHochzeit zu Kana (Joh 2,1–12 EU) ist Jesu Mutter anwesend. Sie wird noch vor den Jesu begleitenden Jüngern genannt. Auffällig ist die distanzierte Haltung, die Jesus seiner Mutter gegenüber einnimmt: Er spricht sie mit „Frau“ an, nicht mit „Mutter“, und seine Frage „Was willst du von mir, Frau?“ erscheint auch eher abweisend.
- Nur das Johannesevangelium stellt Jesu Mutter als Zeugin derKreuzigung dar. Der Lieblingsjünger, später identifiziert mit demZebedaidenJohannes und dem Verfasser des Evangeliums, wird von Jesus zum Sohn Marias und sie zu seiner Mutter eingesetzt (Joh 19,25 EU). Diese Geschichte diente in der johanneischen Gemeinde besonders der Verankerung der Person des Lieblingsjüngers in der Familie Jesu und somit als Garantie für die Zuverlässigkeit der Überlieferung. Auch da diese Geschichte in den synoptischen Berichten nicht zu finden ist, in denen Jesu Mutter nicht als Zeugin des Todes Jesu genannt wird, liegt hier möglicherweise eine symbolische Szene vor.
In den übrigen Schriften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]An einer Stelle in derApostelgeschichte erscheint Maria nach Jesu Auferstehung im Kreis seiner Jünger in Jerusalem (Apg 1,14 EU). Dort nimmt sie vor Pfingsten zusammen mit den Brüdern Jesu am Gebet dieser Gemeinschaft teil.
Diepaulinischen Briefe, bei denen es sich um die ältesten neutestamentlichen Texte handelt, erwähnen Maria nicht namentlich. ImGalaterbrief heißt es an einer Stelle, die von derheilsgeschichtlichen Sendung Jesu Christi und dessengöttlicher und menschlicher Natur handelt: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt“ (Gal 4,4 EU). Die übrigen Paulusbriefe nennen die Mutter Jesu nicht.
In derOffenbarung des Johannes ist inOffb 12,1–2 EU von einer Frau die Rede, „mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.“ Ein Drache will das Kind nach der Geburt verschlingen, wird aber vom ErzengelMichael und seinen Engeln besiegt. Vor allem die katholische Tradition sieht in dieser sogenannten „apokalyptischen Frau“ die Gottesmutter Maria.

Marias Vorfahren
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Namen der Eltern Marias sind in der Bibel nicht ausdrücklich erwähnt.
Abstammungsliste in Lukas 3
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Eine mögliche Wiedergabe des Anfangs der Abstammungsliste bei Lukas lautet folgendermaßen: Jesus „war, während man meinte, er sei ein Sohn Josephs, in Wirklichkeit ein Sohn von Eli, Mattat, Levi“ usw.[7] Bei dieser Deutung würde dieAbstammungsliste bei Lukas dieVorfahren Marias auflisten, und Eli der Name ihres Vaters oder ihres Großvaters.
Jesus als leiblicher Nachkomme Davids im NT
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Auf die leibliche Abstammung Jesu von David verweist die Aussage des Paulus: Gottes Sohn, „der aus dem Samen Davids gekommen ist dem Fleisch nach“ (Röm 1,3 ELB). Ähnlich in2 Tim 2,8 ELB: Jesus ist „aus dem Samen Davids“. Petrus erinnert in der Pfingstpredigt daran, dass Gott dem David versprach, „einen aus der Frucht seiner Lende“ auf seinen Thron zu setzen (Apg 2,30 ELB). Und in der Offenbarung (Offb 22,16 ELB) sagt Jesus: „ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids“.
Protoevangelium des Jakobus
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]ImProtoevangelium des Jakobus, einem wirkungsgeschichtlich einflussreichenapokryphen Marienleben aus dem 2. Jahrhundert, sind die NamenAnna undJoachim als Eltern Marias genannt, die so in diehagiographische Überlieferung gelangten. Sie werden in manchen Konfessionen alsHeilige verehrt. IhrGedenktag in der römisch-katholischen Kirche ist heute der 26. Juli.[8] Im Protoevangelium des Jakobus wird außerdem behauptet, dass nicht nur Josef, sondern auch Maria von KönigDavid abstamme.
Dass der Vater Marias hier Joachim heißt, während die Liste bei Lukas von Eli spricht, muss kein Widerspruch sein. Eli ist eine Kurzform vonEljakim (Gott richtet auf), und das ist eine Variante vonJojakim (Jahwe richtet auf;Jo ist Vorsilbe für „Jahwe“); und Jojakim ist eine andere Schreibweise fürJoachim.[9]
Eli als Vater Marias im Talmud
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Jerusalemer Talmud berichtet im Traktat Chagiga von einer Vision: Maria, die Tochter von Eli,[10] befindet sich in der Hölle.[11] Das würde zur jüdischen Polemik gegen das Christentum passen.[12]
Maria als Verwandte Elisabeths, einer „Tochter Aarons“
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Da die Juden damals vor allem auf die väterliche Abstammung achteten, ging Marias Abstammung von David wohl über den Vater Marias. Das schließt nicht aus, dass die Mutter Marias mit Elisabeth, einer Nachkommin Aarons, verwandt war – und damit auch Maria selbst (wie Lukas berichtet, sieheLk 1,5 und 36 ELB).
Für einen Priester galt es als ehrenvoll, eine Nachkommin Aarons zu heiraten. Aber er war bei der Partnerwahl nicht auf einen bestimmten Stamm beschränkt, also auch nicht auf Leviten.[13]
Marias Nachkommen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ob Maria außer Jesus noch weitere Kinder gebar, wie es mehrere biblische und außerbiblische Zeugnisse nahelegen, die von Geschwistern Jesu berichten, gehört aufgrund von Lehrkontroversen über die Jungfräulichkeit Marias zu den strittigen Fragen zwischen den Konfessionen. Die Namen der Brüder Jesu sind inMk 6,3 EU aufgezeichnet:Jakobus, Joses, Judas und Simon; daneben sind an derselben Stelle auch Schwestern genannt.
In der orthodoxen und in der katholischen Kirche fasst man dieGeschwister Jesu als Vettern und Basen Jesu oder – seltener – als Kinder Josefs aus einer früheren Ehe auf, da Josef inapokryphen Quellen als Witwer bezeichnet wird. Das griechische Wort für ‚Brüder‘,ἀδελφοίadelphoi, lässt diese Deutung zu. Andere behaupten aber, dass sie unwahrscheinlich erscheine, da es im Griechischen ein eigenes Wort für Vettern gibt (ἀνεψιόςanepsios, auch biblisch verwendet inKol 4,10 EU); außerdem sei diese Verwendung vonadelphoi möglich, aber nicht üblich gewesen. InLk 2,7 EU wird Jesus als „erstgeborener“ Sohn Marias bezeichnet, was nahelegt, dass Jesus Geschwister hatte. In der Antike waren jedoch mit der (männlichen)Erstgeburt bestimmte Rituale, Verantwortlichkeiten und erbrechtliche Sonderstellungen verbunden, unabhängig davon, ob das Kind danach Einzelkind blieb oder nicht.
Nach der biblischen Erzählung inMt 1,18–25 EU nahm Josef Maria zur Frau. Eingangs heißt es, dass Maria durch das Wirken desHeiligen Geistes ein Kind erwartete, „noch bevor sie [Maria und Josef] zusammengekommen waren“ (Vers 18). Dem entspricht auch die Formulierung am Ende der Perikope, Josef habe die Ehe mit Maria nicht vollzogen (wörtlich: er habe sie nicht „erkannt“), „bis sie ihren Sohn gebar“ (Vers 25). Zur Ehe gehörte jedenfalls nach damaligem Verständnis auch der Geschlechtsakt. Aus dem Bericht wird deshalb teilweise der Schluss gezogen, dass es nach der Heirat zum Geschlechtsverkehr gekommen sei. Demgegenüber vertreten die katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen die Lehre, Maria seiimmerwährend Jungfrau geblieben.[14]
In den Evangelien werden Jesu „Mutter und seine Brüder“ mehrmals zusammen genannt. In keinem Bibeltext wird ausdrücklich erwähnt, dass es sich bei den Brüdern und Schwestern Jesu um entfernte Verwandte handele (über die auch sonst keine Details genannt werden). Aus dem Kontext der Stellen über Geschwister Jesu folgern einige, es handele sich um den engerenFamilienverband. Zur „Menschwerdung“ desSohnes Gottes gehört nach neuerer protestantischer Auffassung zudem, dass Jesus mit Vater, Mutter und Geschwistern aufwuchs, obwohl dieReformatoren selbst dies noch anders gedeutet hatten.
Jesu ältester Bruder Jakobus übernahm nachGal 1,19 EU undGal 2,9 EU in derJerusalemer Urgemeinde später eine Führungsrolle.
Marienverehrung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Maria wird vor allem im Christentum, daneben auch in anderen Religionen verehrt.
Marienverehrung im Christentum
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Die Verehrung Marias drückt sich unter anderem in denMarientiteln, Marienfesten, bestimmten Andachtsformen wie demRosenkranz, der Gründungmarianischer Kongregationen sowie vielfältigen Formen derVolksfrömmigkeit aus und wird in der christlichen Ikonographie in vielfachen bildlichen Darstellungen sichtbar (sieheMarienbildnis,Mariensymbol undMarienleben). Die Jungfrau Maria erscheint auch in derHeraldik in verschiedenen Darstellungen inWappen.
Marienverehrung im Hinduismus
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]ImHinduismus derTamilen, besonders derSri-Lanka-Tamilen, spielt die Verehrung Marias wie auch bei den christlichen Tamilen eine herausragende Rolle. Etwa 80 bis 90 % der in Deutschland lebenden Tamilen sind Hindus, 10 % Katholiken; inSri Lanka ist die Verteilung ähnlich. Der weit überwiegende Teil der christlichen Tamilen ist römisch-katholisch. Alle Tamilen verehren Maria.[15]
Marienverehrung im Islam
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Maria ist die einzige imKoran namentlich erwähnte Frau. Ihr Name wird in sechsSuren in etwa 40 Versen genannt.[2] Zudem trägt die19. Sure ihren Namen. Auch in der nachkoranischen Überlieferung und Frömmigkeit spielt Maryam eine bedeutende Rolle,[16] und sie gehört neben den Frauen aus der unmittelbaren UmgebungMohammeds (Khadijah undFatima) zu den am meisten verehrten Frauen im Islam.[17]
Marienverehrung im Voodoo
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im haitianischenVoodoo wird Maria mit derLoaErzuliesynkretisiert. ErzuliesVeve zeigt ein von einem Schwert durchbohrtes Herz, wie es auch in der christlichen Ikonographie für dasGedächtnis der Schmerzen Mariens steht.[18]
Mariologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Mariologie ist ein Teilbereich derkatholischenDogmatik, der sich in enger Verbindung zurChristologie sieht. Maria wird hier als erste Adressatin des Heilshandelns Gottes an den Menschen betrachtet und ihre Rolle und ihr Verhalten im Hinblick auf dasErlösungswerk ihres Sohnes untersucht. Ausgangspunkt ist dasdritte ökumenische Konzil in Ephesos (431), das Maria zurΘεοτόκοςTheotókos, zur „Gottesgebärerin“ (gegen die Auffassung alsΑνθρωποτόκοςAnthropotókos =„Menschengebärerin“) erklärte.
Im 19. und 20. Jahrhundert verkündigte die katholische Kirche Mariendogmen, zuletzt 1950 dieleibliche Aufnahme Mariens in den Himmel. Dass solche Dogmen als Kennzeichen der Rechtgläubigkeit dargelegt wurden, vergrößerte die Distanz zur Orthodoxie und zum Protestantismus.
Gedenktage
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Laufe des Jahres werden von den unterschiedlichen Konfessionen zahlreiche Fest- und Gedenktage zu Ehren Marias begangen.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]in der Reihenfolge des Erscheinens
- Karl Rahner SJ:Maria – Mutter des Herrn. Theologische Betrachtungen. Herder, Freiburg i. Br. 1956.
- Hilda Graef:Maria. Eine Geschichte der Lehre und Verehrung. Herder, Freiburg i. Br. 1964.
- René Laurentin:Die marianische Frage. (Übersetzung vonLa question mariale. Paris 1963), Herder-Verlag, Freiburg i. Br. 1965.
- Hermann Lemperle:Madonnen: Die Madonna in der deutschen Plastik, 1965.
- Paul J. Achtermayer, Raymond E. Brown und andere (Hrsg.):Maria im Neuen Testament. Eine ökumenische Untersuchung. (Übersetzt von Ursula Schierse, Originaltitel:Mary in the New Testament. Philadelphia/New York 1978), Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1981.
- Alois Müller:Glaubensrede über die Mutter Jesu. Versuch einer Mariologie in heutiger Perspektive. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1983.
- Wolfgang Beinert und andere:Maria – eine ökumenische Herausforderung. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1984.
- Christa Mulack:Maria. Die geheime Göttin im Christentum. Stuttgart 1986.
- Johannes Paul II.:Maria – Gottes Ja zum Menschen. (Enzyklika „Mutter des Erlösers“, Hinführung vonJoseph Ratzinger, Kommentar vonHans Urs von Balthasar), Herder-Verlag, Freiburg i. Br. 1987.
- Max Thurian, Frère de Taizé:Maria. Mutter des Herrn – Urbild der Kirche. Matthias-Grünewald Verlag, Mainz, 4. Aufl. 1988 (= Topos-Taschenbücher 72).
- Franz Mußner:Maria, die Mutter Jesu im Neuen Testament. Eos-Verlag, St. Ottilien 1993.
- Alan Posener:Maria. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999,ISBN 978-3-499-50621-5.
- Klaus Schreiner:Maria. Leben, Legenden, Symbole. C.H. Beck, München 2003,ISBN 978-3-406-48013-3.
- Schalom Ben-Chorin:Mutter Mirjam. Maria in jüdischer Sicht. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2006,ISBN 3-579-05344-2.
- Marie-Louise Gubler:Maria. Mutter – Prophetin – Himmelskönigin. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2008.
- Frank Schleritt:Maria – „Mir geschehe nach deinem Wort“. In: Britta Hübener u. a. (Hrsg.):Gestalten des Lebens. 24 Männer und Frauen des Alten und Neuen Testaments. Kohlhammer, Stuttgart 2010, 136–145,ISBN 978-3-17-021106-3.
- Silke Petersen: Maria, Mutter Jesu. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.):Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart, Mai 2011
- Thomas A. Seidel, Ulrich Schacht (Hrsg.):Maria. Evangelisch. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig / Bonifatius, Paderborn 2011,ISBN 978-3-374-02884-9 (Evangelische Verlagsanstalt),ISBN 978-3-89710-498-3 (Bonifatius).
- Franz Graf-Stuhlhofer:Zu Heiligen beten? Heiligenverehrung gemäß der Bibel, bei Kirchenvätern sowie in heutiger kirchlicher Praxis und Lehre. Folgen Verlag, Langerwehe 2014 (E-Book), 1. gedruckte Auflage Asslar 1988.
- Mirja Kutzer,Peter Walter:Maria in Geschichte und Gegenwart. Befreiende Perspektiven auf die Mutter Jesu. Herder, Freiburg 2022,ISBN 978-3-451-33734-5.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Maria im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Fabian Brand:Maria von Nazareth: Was wir wirklich über sie wissen. In:Katholisch.de. 8. September 2020 („Eine Spurensuche in Bibel und Tradition“).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Manfred Görg:Mirjam. In: ders. mitBernhard Lang (Hrsg.):Neues Bibel-Lexikon, Band 2, Benziger, Zürich / Düsseldorf 1996,ISBN 978-3-545-23075-0, Sp. 815–816.
- ↑abMartin Bauschke:Der Sohn Marias. Jesus im Koran. Darmstadt 2013. S. 22 f.
- ↑Wolfgang Beinert:DieKnotenlöserin wird nicht arbeitslos. In:Christ in der Gegenwart, Jg. 74 (2022), Nr. 20, S. 5 (Beinert gibt die Gesamtzahl der NT-Verse mit 7957 an).
- ↑Franz Graf-Stuhlhofer:Zu Heiligen beten? Heiligenverehrung gemäß der Bibel, bei Kirchenvätern sowie in heutiger kirchlicher Praxis und Lehre. Folgen Verlag 2014 (E-Book), Kap.Was sagt das Neue Testament über Maria nicht?
- ↑Donald A. Carson, Douglas J. Moo:Einleitung in das Neue Testament. Brunnen, Gießen 2010, S. 243.
- ↑Die These einer frühen Entstehung des Lukasevangeliums erläutertFranz Graf-Stuhlhofer:Ein oder zwei Jahrzehnte zwischen Entstehung und Veröffentlichung der Evangelien. Die Synoptiker entstanden in den 40er-Jahren, in: Glauben und Denken heute 2022, Nr. 1, S. 74–83.
- ↑So vorgeschlagen vonLudwig Neidhart:Historische Nachrichten über die Apostel, Apostelschüler, Verwandte und Freunde Jesu sowie andere Heilige des Neuen Testaments, Kap. 16a:Die Stammbäume Jesu (S. 109–116), dort 110.
- ↑Fabian Brand:Erwähnung auch in nicht christlichen Schriften und der Kunst – Joachim und Anna: Die Großeltern Jesu gehören zur „Heiligen Sippe“. In:Katholisch.de. 26. Juli 2020, abgerufen am 8. September 2020.
- ↑So Ludwig Neidhart:Historische Nachrichten über die Apostel …, Kap. 16a:Die Stammbäume Jesu (S. 109–116, dort 110).
- ↑Der Vater von Mirjam/Maria heißt dort: Eli Beçalim (Zwiebelblatt?).
- ↑In der zweispaltigen Standardausgabe Venedig 1523: j Chag 2:2 (77d). Der Inhalt wird dargelegt von Ludwig Neidhart:Historische Nachrichten über die Apostel ..., Kap. 16a:Die Stammbäume Jesu (S. 109–116, dort 110; dazu Fn. 341).
- ↑Vgl. die Beispiele beiPeter Schäfer:Kurze Geschichte des Antisemitismus.München: Piper Verlag, 2022, Kap. „Jüdische Polemik gegen das Christentum“ (S. 81–83) und „Angst vor selbstbewussten Juden“ (S. 134–137 über dieLebensgeschichte Jesu,Toledot Jeschu).
- ↑SoFrédéric Godet:Das Evangelium des Lukas (Kommentar).Hannover 1890 (Nachdruck, Brunnen Verlag, Gießen 1986), S. 54 und 68.
- ↑Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 499–501
- ↑Kevelaer: Tausende Tamilen zu Gast bei der „Trösterin der Betrübten“. In:Katholisch.de, 10. August 2019, abgerufen am selben Tag.
- ↑Friedmann Eißler:Jesus und Maria im Islam. In:Christfried Böttrich, Beate Ego, Friedmann Eißler:Jesus und Maria in Judentum, Christentum und Islam. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, S. 120–205 (hier: 182 ff.).
- ↑Maria im Islam. In:Forum am Freitag,ZDF, Beitrag vom 2. Oktober 2010, abgerufen am 19. Dezember 2016.
- ↑Description of Various Loa of Voodoo,Webster University, 1990
Personendaten | |
---|---|
NAME | Maria |
ALTERNATIVNAMEN | Miriam; Mariam; Maryam; Jungfrau Maria; Maria von Nazareth; Muttergottes; Unsere Liebe Frau |
KURZBESCHREIBUNG | Mutter Jesu von Nazaret |
GEBURTSDATUM | 1. Jahrhundert v. Chr. |
STERBEDATUM | 1. Jahrhundert |
- Maria (Mutter Jesu)
- Jesus
- Heilige Sippe
- Frauen in der Bibel
- Jude (Altertum)
- Person als Namensgeber für einen Asteroiden
- Anna (Heilige)
- Person im Neuen Testament
- Heilige Familie
- Heiliger (1. Jahrhundert)
- Person des evangelischen Namenkalenders
- Jungfrau
- Rada-Loa
- Geboren im 1. Jahrhundert v. Chr.
- Gestorben im 1. Jahrhundert
- Frau