Julius Grosse, der Sohn einesMilitärgeistlichen, studierte ab 1849 inHalle (Saale)Rechtswissenschaft. Während seines Studiums wurde er 1849 Mitglied derBurschenschaft Fürstenthal. In den nächsten Jahren entstanden frühe Dramen. 1851 wurden seine Erstlinge, die TragödieCola di Rienzi und die komischeNachtpartie Shakespeare mit solchem Erfolg aufgeführt, dass Grosse sich zum Abbruch des Studiums entschied.
1852 zog er nachMünchen, das damals Künstler aus dem ganzen deutschen Sprachraum anzog. Vorübergehend versuchte sich Grosse an der Leinwand und studierte bis 1855Malerei an der Akademie. Gemeinsam mit dem Freund, Großdichter und späterenLiteraturnobelpreisträgerPaul Heyse gründete er 1854 die Literatengruppe „Die Krokodile“, einen Zusammenschluss zumeist norddeutscher Schriftsteller in München. 1855 bis 1861 war Grosse als Theaterkritiker für dasFeuilleton bei derNeuen Münchner Zeitung angestellt. Nach einem Intermezzo alsRedakteur bei derLeipziger Illustrirten Zeitung kehrte er 1862 in die Bayernhauptstadt zurück und arbeitete für dieBayrische Zeitung, bis diese fünf Jahre später ihr Erscheinen einstellte. Grosse indes hatte als NachfolgerGoethes in der Rolle alsHerausgeber der ZeitschriftPropyläen und Beirat des Hoftheaters genügend andere Beschäftigung.
Ab 1869 lebte Grosse abwechselnd inDresden undWeimar[1], wo er sich wegen seiner neuen Tätigkeit als Generalsekretär derSchillerstiftung aufhalten musste. Schon 1870 bzw. 1871 bis 73 erschienen mit denGesammelten dramatischen Werken und denErzählenden Dichtungen Werkausgaben des Schriftstellers. 1885 bezog Grosse wieder festen Wohnsitz in München. Geehrt als GroßherzoglicherHofrat und Professor starb er 1902 amGardasee im Alter von 74 Jahren.
Grosse war einer der produktivsten Schriftsteller seiner Zeit. Seine Bühnenstücke gerieten zwar kaum je zu großen Publikumserfolgen, umso mehr seine Gedichte und Prosatexte.Meyers Konversationslexikon schrieb Ende des 19. Jahrhunderts über den Autor:
Grosses Dichtertalent zeichnet sich nach der Seite lebendiger Phantasie, farbiger Schilderung und sprachlicher Gewandtheit entschieden aus, leidet aber durch die übergroße Beweglichkeit, mit welcher der Dichter Stoffe in sich aufnimmt, zu denen ihm das nähere Verhältnis fehlt, und die er daher nur äußerlich zu behandeln vermag. Das Beste leistet er in der Lyrik und dem erzählenden Gedicht; für das Drama fehlt ihm die Energie der Charakteristik und der unmittelbaren Leidenschaft.
Hilpah und Shalum, eine vorsündflutliche Geschichte (1871)
Der Wasunger Not, ein tragikomisches Heldenlied (1873)
Offene Wunden (1873), Novellen
Daponte und Mozart (1874)
Die Abenteuer des Kalewiden. Estnisches Volksmärchen (1875)
Neue Erzählungen (1875)
Sophie Monnier (1876), Novelle
Tiberius (1876), Drama
Sophie Monnier (1876), Novelle
Zweierlei Maß (1878)
Gedichte. Neue Auswahl. (1882)
Ein bürgerlicher Demetrius (1884)
Der getreue Eckart (1885)
Ein Frauenlos (1888), Novelle
Vetter Isidor. In:Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.):Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016 (Digitalisat und Volltext imDeutschen Textarchiv)
Adolf Bartels:Julius Grosse, in: Mitteldeutsche Lebensbilder, 1. Band Lebensbilder des 19. Jahrhunderts, Magdeburg 1926, S. 282–293
Roland Berbig:Julius Grosse. In: Walther Killy (Hrsg.):Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Bertelsmann Lexikon Verlag, München 1988 ff., Bd. 2