Im Laufe ihrer Karriere wurde sie mit bedeutenden Preisen wie demGrammy, demGolden Globe, demTony Award und einemEhrenoscar ausgezeichnet. Im Gegensatz zu ihrer erfolgreichen Karriere war ihr Privatleben mit Problemen behaftet. Sie starb mit 47 Jahren an einer unbeabsichtigt eingenommenen Überdosis eines Schlafmittels.
Judy Garlands Geburtshaus in Grand Rapids, heute ein Museum
Judy Garland kam 1922 als Frances Ethel Gumm in Grand Rapids, Minnesota als drittes Kind von Francis Avent „Frank“ Gumm (1886–1935) und Ethel Marion Milne (1893–1953) zur Welt. Sie hatte zwei ältere Schwestern, Mary Jane „Suzy“ (1915–1964) und Dorothy Virginia „Jimmie“ (1917–1977). Der Vater führte in der Stadt ein Kino, und die Familie trat in den Pausen mit Gesangs- und Tanznummern auf. 1924 verkauften die Gumms ihr Haus und ließen sich in der Hoffnung, inHollywood vom Film entdeckt zu werden, in Kalifornien nieder. InLancaster übernahm der Vater erneut ein Filmtheater.
Mit sieben Jahren debütierte sie 1929 in dem FilmThe Big Revue und sangThat’s the Good Old Sunny South. Der Film wurde in den 1990er-Jahren aufLaser-Disc veröffentlicht.
1932 zogen sie nachLos Angeles. Als Gumm Sisters traten die drei Schwestern inVaudeville-Shows auf. Star dieser Shows war die jüngste Tochter Frances Ethel. 1933 durften sie auf derWeltausstellung in Chicago auftreten. 1934 änderte Frances ihren Namen in Judy Garland (vermutlich nach dem Schauspielkritiker Robert Garland).
Der Talentsucher Jack Robbins verschaffte ihr 1935 einen Vertrag beiMetro-Goldwyn-Mayer (MGM). Nach einem Jahr intensiver Ausbildung, während ihr Vater anPoliomyelitis starb, trat Garland 1936 in ihrem ersten MGM-Film nebenDeanna Durbin inEvery Sunday auf. Der erste Film, in dem Garland eine wichtige Rolle spielte, warBroadway Melody of 1938, in dem sie das LiedDear Mister Gable interpretierte. Das Studio baute Garland ein Image alsAll-American-Girl auf. Die Mitwirkung in der populären„Andy-Hardy“-Filmserie, in der sie an der Seite vonMickey Rooney die Betsy Booth spielte, bekräftigte ihre frische Popularität noch. Rooney und Garland waren in neun Filmen einLeinwandpaar und auch privat miteinander befreundet.
Zu ihrer bekanntesten Rolle wurde die Dorothy in dem FilmDer Zauberer von Oz mit dem LiedOver the Rainbow. Die Verfilmung des KinderbuchklassikersDer Zauberer von Oz vonLyman Frank Baum aus dem Jahre 1939 ist noch heute einer der bekanntesten Filme der USA. Figuren und Handlungsabläufe sind Bestandteile des US-amerikanischen Allgemeinwissens geworden. Ursprünglich wollte man für die Rolle der DorothyShirley Temple engagieren, doch scheiterten die Vertragsverhandlungen mit deren Studio (20th Century Fox). Für ihre Darstellungen inDer Zauberer von Oz sowie in den Andy-Hardy-Filmen erhielt Judy Garland den damals noch vergebenenJuvenile Award (Oscar) für jugendliche Darsteller. Nach dem großen Erfolg spielte Garland in weiteren MGM-Musicals. Vor allemMeet Me in St. Louis (1944) gilt bis heute als ein herausragendes Beispiel des MGM-Stils, und Judy Garland wurde eine seiner bedeutendsten Interpretinnen.
Jedoch galt die junge Schauspielerin bei Dreharbeiten als äußerst schwierig. Ihren eigenen Erinnerungen zufolge wurden von ihrem Umfeld Aufputsch- und Schlafmittel bereits in jungem Alter an sie herangetragen. Die seinerzeit zwar rezeptpflichtigen, aber gemeinhin als unbedenklich geltenden Mittel wurden angeblich mit Wissen der Produktionsverantwortlichen an junge Schauspieler verabreicht.[1] Ab etwa 1945 eskalierte Garlands Medikamentenmissbrauch, zudem wurde siealkoholabhängig. Es kam daher gegen Ende der 1940er-Jahre wiederholt zu Verzögerungen bei Dreharbeiten und zu Skandalen, die dafür sorgten, dass Garland 1950 aus ihrem Vertrag entlassen wurde. Wegen ihrer psychischen Anspannung und ihres unglücklich verlaufenden Privatlebens mit zahlreichen Affären kam es zu einem Selbstmordversuch. Ihre Ehe mitVincente Minnelli stand kurz vor dem Scheitern. Im Nachhinein erhob sie schwere Vorwürfe gegen das Filmstudio MGM und ihre inzwischen verstorbene Mutter, dass diese sie finanziell rücksichtslos ausgebeutet hätten, ohne auf ihre gesundheitlichen Probleme zu achten.
Garland entfernte sich von Hollywood, und es folgte eine schwere, erfolglose Zeit. Sie hatte zwar viele berühmte Freunde, etwa den späteren US-PräsidentenJohn F. Kennedy, litt jedoch unter chronischem Geldmangel. Schließlich kehrte sie auf Anraten ihres dritten Ehemanns und ManagersSidney Luft auf die Bühne zurück. Mit einer Gesangsshow tourte sie quer durch die USA, wo Menschenmassen sie mit ihren Filmhits feierten. Der Rauswurf bei MGM führte letztlich dazu, dass sie als Sängerin (mit der StimmlageAlt) umso größere Erfolge feierte. Sie gab im Laufe ihres Lebens mehr als 1500 Konzerte und galt über Jahre hinweg als bestbezahlte Bühnenkünstlerin der Welt. Als herausragende Dokumentation ihrer Auftritte gilt dasDoppelalbumJudy at Carnegie Hall von 1961, das Platz 1 derUS-Popcharts erreichte und mit fünfGrammy Awards ausgezeichnet wurde.
Erste Fernseherfolge feierte Garland beiCBS mit ihren Auftritten inFord Star Jubilee: The Judy Garland Special (1955) undGeneral Electric Theatre: Judy Garland Musical Special (1956). Ihr CBS-SpecialThe Judy Garland Show (1962, mitDean Martin undFrank Sinatra) erhielt vierEmmy-Nominierungen. 1963/64 produzierte CBS eine gleichnamige wöchentliche Fernsehshow mit 26 Folgen und zahlreichen Stargästen, darunter zweimal ihre TochterLiza Minnelli, was ihr drei weitere Emmy-Nominierungen einbrachte.
Die Figur der drogensüchtigen Sängerin Neely O’Hara in dem 1966 erschienenen RomanValley of the Dolls (Das Tal der Puppen) vonJaqueline Susann war offensichtlich an Judy Garland angelehnt. Als der Roman 1967verfilmt wurde, sollte Judy Garland eine der Hauptrollen spielen. Allerdings war sie nicht für die Rolle der Neely O’Hara vorgesehen, sondern sollte den alternden Broadway-Star Helen Lawson verkörpern. Nach einigen Probeaufnahmen zeigte sich, dass Judy Garland den Dreharbeiten gesundheitlich nicht mehr gewachsen war. Die Rolle ging an die SchauspielerinSusan Hayward.
Judy Garland mit Ehemann Mickey Deans am 15. März 1969, drei Monate vor ihrem Tod
Judy Garland war viermal geschieden. Von 1941 bis 1945 war sie mit dem SongwriterDavid Rose, von 1945 bis 1951 mit dem RegisseurVincente Minnelli, von 1952 bis 1965 mit dem ShowproduzentenSidney Luft und von 1965 bis 1966 mit dem SchauspielerMark Herron verheiratet. Ihren fünften Ehemann, den MusikerMickey Deans, heiratete sie 1969 wenige Monate vor ihrem Tod. Aus der Ehe mit Minnelli stammt TochterLiza Minnelli; aus der Ehe mit Luft gingen TochterLorna Luft und SohnJoey Luft hervor.
Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie überwiegend in London, wo sie im März 1969 den Nachtclub-Besitzer Deans heiratete, der noch im selben Monat für sie eine Konzerttour durchSkandinavien arrangierte. Doch die vielen kräftezehrenden Jahre bei MGM, ihre Abhängigkeit von Aufputsch- und Schlafmitteln sowie eine schwereHepatitis im Jahr 1969 forderten schließlich ihren Tribut. Am 22. Juni 1969, zwölf Tage nach ihrem 47. Geburtstag, starb sie an einer Überdosis von 10 TablettenSecobarbital, die sie sich wohl versehentlich verabreicht hatte.[2] Die Autopsie zeigte keine Medikamentenrückstände in ihrem Magen, was darauf hindeutet, dass das Medikament über einen längeren Zeitraum und nicht in einer Einzeldosis eingenommen worden war. Die Sterbeurkunde wies ihren Tod als „accidental“ aus, d. h. als unabsichtlich herbeigeführt.[3]
Ihre Tochter Liza Minnelli sagte über sie: „Sie lebte acht Leben in einem.“
DasAmerican Film Institute führt Judy Garland in seiner Liste der größten weiblichen Stars aller Zeiten(Greatest Female Stars of All Time) auf Platz 8. Seit ihrem Tod wurden mehr als zwei Dutzend Biografien veröffentlicht, darunter auch die Biografie ihrer TochterLorna LuftMe and My Shadows: A Family Memoir. LuftsMemoiren wurden später in der Mini-TV-SerieLife with Judy Garland: Me and My Shadows verfilmt. 2019 erschien dieFilmbiografieJudy mitRenée Zellweger in der Titelrolle, die für ihre Darstellung mit einem Oscar geehrt wurde.
Das Erscheinungsbild der 1941 vonFawcett Comics geschaffenen, heute dem DC-Verlag gehörenden, SuperheldinMary Marvel wurde Garlands Aussehen nachempfunden.
Garland wurde 1997postum mit demLifetime Achievement Award ausgezeichnet, und viele ihrer Aufnahmen wurden in die Grammy Hall of Fame aufgenommen, darunter die TitelOver the Rainbow, Have Yourself a Merry Little Christmas, Get Happy,The Trolley Song undThe Man That Got Away. Garland wurde in den USA bereits zweimal auf einer Briefmarke verewigt, 1989 als Dorothy ausThe Wizard of Oz und 2006 als Vicki Lester ausA Star Is Born.
Judy Garland, die schon immer zahlreiche Fans in derHomosexuellenszene hatte, ist eineIkone der schwulenCamp-Kultur.[7] Von einem Reporter während einerPressekonferenz in den 1960er-Jahren danach gefragt, ob sie sich ihrer loyalen Gefolgschaft Homosexueller bewusst sei, antwortete Garland: „Mir ist das sowas von egal, ich singe für Menschen!“[8][9]
Obwohl Garlands Tod vor allem in der amerikanischen Lesben- und Schwulenbewegung oft als Auslöser für dieses Schlüsselereignis angesehen wird, dürfte der zeitliche Zusammenhang eher Zufall sein. Dennoch wurden Garlands Tod, ihr Begräbnis und die Verknüpfungen zu Stonewall zu einem Bestandteil der amerikanischen LGBT-Geschichte und Überlieferung.[11] AlsRufus Wainwright 2006 in New York mit dem gleichen Programm wie Garland 45 Jahre zuvor auftrat, beschrieb er das Ereignis als „den schwulsten Moment meines Lebens“.[12]
2001: Life with Judy Garland: Me and My Shadows (Fernseh-Miniserie) mitTammy Blanchard als jüngere undJudy Davis als ältere Judy Garland, beide erhielten für ihre Darstellung einenEmmy Award
2019:Judy (Kinofilm) mitRenée Zellweger als Judy Garland, die dafür denOscar und denGolden Globe in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin erhielt.