Josef Bick
Josef Bick (*22. Mai1880 aufBurg Wildeck beiAbstatt; †5. April1952 inWien) war ein deutscher Philologe, Generaldirektor derÖsterreichischen Nationalbibliothek und Häftling imKZ Dachau.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Josef Bick wurde 1880 als Sohn eines Försters auf Burg Wildeck in der Nähe vonHeilbronn geboren. Bick studierte klassischePhilologie an der deutschenKarls-Universität Prag. Dort wurde er 1900 Mitglied der katholischen StudentenverbindungKDStV Ferdinandea Prag (heute in Heidelberg)[1] imCV. Während seines Studienaufenthalts in Gießen wurde er Mitglied derVKDSt Hasso-Rhenania Gießen und nach der Rückkehr nach Prag war er dort 1905 auch an der Gründung derKDStV Vandalia Prag (heute in München) beteiligt.[2] Später wurde er ehrenhalber noch Mitglied weiterer CV-Verbindungen (KÖHV Nordgau Wien,KÖStV Austria Wien,AV Austria Innsbruck und KaV Saxo-Bavaria (Prag) Wien). Sein Studium schloss er mitPromotion zum Dr. phil. ab. 1907 erwarb er die österreichische Staatsbürgerschaft. Er zog nach Wien und arbeitete an der Wiener Hofbibliothek. Erhabilitierte sich an derUniversität Wien und wurde dort 1914 außerordentlicher Professor für klassische Philologie.
1918 wurde er zum Stellvertreter des damaligen Direktors der Hofbibliothek,Josef Donabaum, ernannt. Am 3. Dezember 1921 wurde Josef Bick in dieLoge „Fortschritt“ derGroßloge von Wien aufgenommen.[3] Im Jahre 1923 wurde er Leiter der umfirmierten, neuenNationalbibliothek (früher: Wiener Hofbibliothek). Bick überführte die ehemalige Hofbibliothek in eine wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek um. Zudem ordnete er sie in den internationalen Leihverkehr ein und reorganisierte als Generalinspektor das gesamte österreichische Bibliothekswesen. 1934 wurde er zudem verantwortlicher Direktor der staatlichen SammlungAlbertina in Wien.
1931 wurde an Bick dasGroße Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen, außerdem wurde er zum Mitglied derÖsterreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien ernannt. Auch zahlreiche deutsche Ehrungen wurden ihm zuteil.
In der Zeit der österreichischenStändestaatsdiktatur gehörte er demBundeskulturrat an, in dem er Vorsitzender des Präsidiums war und von dem er in denBundestag entsandt wurde.
Wenige Tage nach der Besetzung Österreichs am 16. März 1938 durchHitler-Deutschland wurde Josef Bick von derGestapo vom Schreibtisch weg inhaftiert. Zunächst wurde er ins Gestapo-Gefängnis in Wien gesteckt, kurze Zeit später verbrachte man ihn zunächst in das KZ Dachau und dann insKZ Sachsenhausen. Josef Bick wurde wochenlang ohne Angabe von Gründen und ohne Verhör in Einzelhaft eingekerkert. Nachdem es zu einem Verhör gekommen war, wurde ihm vorgeworfen, Handschriften aus der Nationalbibliothek in Wien PapstPius XII. geschenkt zu haben. Am 28. August wurde er überraschend wieder auf freien Fuß gesetzt. Bick wurde ohne Pension aus dem Staatsdienst entlassen, der Nazi-GetreuePaul Heigl nahm seinen Posten ein. Bick musste seinen Wohnort Wien verlassen und sich inPiesting in Niederösterreich einen Wohnsitz suchen. Diesen neuen Wohnsitz durfte er ohne Erlaubnis der Gestapo nicht verlassen, ebenso wenig war ihm gestattet, Besuche zu machen oder zu empfangen.
Nach Beendigung desZweiten Weltkrieges wurde Josef Bick am 30. Juni 1945 wieder in seine frühere Stellung als Generaldirektor der Nationalbibliothek eingesetzt. Eine seiner ersten Handlungen war die Einreichung beim Ministerium zur Umbenennung des Hauses in „Österreichische Nationalbibliothek“, welcher im November 1945 auch stattgegeben wurde.
Der ehemalige Dachau-Häftling Josef Bick wurde 1947 auf Geheiß des Bundesministers für Unterricht,Felix Hurdes, zum Vorsitzenden derÖsterreichischen Zentralkommission zur Bekämpfung der NS-Literatur berufen.
1949 trat Josef Bick in den Ruhestand. Er starb 1952in einer Wiener Klinik[4] an den Folgen eines Herzleidens und Schlaganfalls.
In Österreich erinnern unter anderem die Verleihung derDr.-Josef-Bick-Ehrenmedaille derVereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) sowie, seit 1952, dieBickgasse inWien-Liesing an Josef Bick.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Josef Bick 70 Jahre. In:Anzeiger für die Altertumswissenschaft. Band 3 (1950), Sp. 65ff.
- Joseph Gregor,August Loehr,Richard Meister:Josef Bick. Aus:Festschrift, herausgegeben zum 25-jährigen Dienstjubiläum. Bauer, Wien 1948,OVB.
- Gertrude Enderle-Burcel:Christlich – ständisch – autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1991,ISBN 3-901142-00-2, S. 46–48.
- Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare:Dr.-Josef-Bick-Ehrenmedaille. Statuten und Richtlinien. In:Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekare. (XLVI. Jahrgang),ZDB-ID 2018209-0, Graz 1993, S. 11–16 (Online beiALO).
- Beate Fechter:Josef Bick. Diplomarbeit, Universität Wien, 2013.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Josef Bick im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zuJosef Bick imAustria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Josef Bick. (Bildliche Darstellung, Porträt, ohne Jahr). –Online.
- Foto von Josef Bick aus der Fotosammlung des Archivs der Universität Wien, Signatur 106.I.25
- Josef Bick imWien Geschichte Wiki der StadtWien
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Die Ehrenmitglieder, Alten Herren und Studierenden des C.V. Wien 1925, S. 541.
- ↑Gerhard Hartmann: Gen.-Dir. Univ.-Prof. HR i.R. Dr. Josef Bick. In: ÖCV Biolex. Abgerufen am 28. März 2023.
- ↑Günter K. Kodek:Unsere Bausteine sind die Menschen. Die Mitglieder der Wiener Freimaurer-Logen 1869–1938. Wien 2009,ISBN 978-3-85409-512-5, S. 42.
- ↑Von Tag zu Tag. (…) Der ehemalige Leiter der Nationalbibliothek gestorben. In:Arbeiter-Zeitung. Wien 8. April 1952,S. 4,Spalte 2 Mitte.
Personendaten | |
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NAME | Bick, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Philologe, Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek und Dachau-Häftling |
GEBURTSDATUM | 22. Mai 1880 |
GEBURTSORT | Schloss Wildeck beiAbstatt |
STERBEDATUM | 5. April 1952 |
STERBEORT | Wien |
- Hochschullehrer (Universität Wien)
- Altphilologe (20. Jahrhundert)
- Bibliothekar (Österreich)
- Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied des Bundestages (Österreich)
- Mitglied des Bundeskulturrates
- Träger des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich (1922)
- Träger des Komturkreuzes des österreichischen Verdienstordens (1934)
- Korporierter im CV
- VF-Mitglied
- Freimaurer (20. Jahrhundert)
- Freimaurer (Österreich)
- Häftling im KZ Dachau
- Häftling im KZ Sachsenhausen
- Deutscher
- Österreicher
- Geboren 1880
- Gestorben 1952
- Mann