John Quincy Adams war wie sein Vater begeisterterUnitarier. Er begleitete ihn auf seinen diplomatischen Missionen 1778 und 1780 in dasKönigreich Frankreich und in dieRepublik der Sieben Vereinigten Provinzen. Adams eignete sich dabei exzellenteFranzösischkenntnisse an, weshalb er den GesandtenFrancis Dana, der diese Sprache kaum beherrschte, im Juli 1781 als Privatsekretär nachSt. Petersburg an den Hof vonKatharina der Großen begleitete. Vor seiner zweiten Abreise nach Europa hatte ihn sein Vater aufgefordert, ein Tagebuch zu führen, dessen erster Eintrag auf den 12. November 1779 datiert. Anfangs führte er es nur sehr unregelmäßig, aber mit den Jahren wurde es zu einer täglichen Routine. Es ist als historische Quelle von unschätzbarem Wert und ist in nahezu jedem Werk zur amerikanischen Geschichte über die Epoche vor demSezessionskrieg als Referenz aufgeführt.[1]
Er schloss sein an derUniversität Leiden begonnenes Studium derRechtswissenschaften 1787 an derHarvard University inCambridge ab. Als Rechtsanwalt praktizierte er zunächst inBoston. 1794 wurde er zum Gesandten in den Niederlanden berufen, 1796 war er Gesandter inPortugal und 1797 inPreußen. Am 26. Juli 1797 heiratete erLouisa Catherine Johnson, die 22-jährige Tochter des amerikanischenKonsuls in London. Seine Eltern hatten sich anfangs gegen diese Verbindung ausgesprochen, da sie eine nicht in den Vereinigten Staaten geborene Ehefrau als Gefahr für seine politischen Ambitionen betrachtet hatten. 1797 wurde er in dieAmerican Academy of Arts and Sciences gewählt.[2] Während seiner Tätigkeit inBerlin unternahm er im Jahr 1800/01 mit seiner Frau eine ausgedehnte Reise durch die preußischeProvinz Schlesien, die ihn literarisch sehr inspirierte und in mehreren Briefen an seinen Bruder Thomas ihren Ausdruck fand. Dieser sorgte für ihre Veröffentlichung einige Zeit später. DieLetters on Silesia: Written during a tour through that country in the years 1800, 1801 wurden ins Deutsche und Französische übersetzt.[3] 1802 wurde Adams in denSenat von Massachusetts gewählt und kandidierte erfolglos für dasUS-Repräsentantenhaus. Seit 1818 war er gewähltes Mitglied derAmerican Philosophical Society.[4]
Adams wurde 1803 alsFöderalist in denSenat gewählt und trat 1808, ein halbes Jahr, nachdem er mit den Föderalisten gebrochen hatte, von seinem Amt zurück. Von 1809 bis 1814 war er Gesandter inRussland und 1814 gehörte er der Kommission an, die denFriedensvertrag von Gent zwischen den USA undGroßbritannien aushandelte. Von 1815 bis 1817 war er amerikanischer Gesandter in Großbritannien. Von 1817 bis 1825 war AdamsAußenminister imKabinett von PräsidentJames Monroe. In dieser Funktion handelte er unter anderem denAdams-Onís-Vertrag von 1819 mitSpanien aus, der die Grenzen der Vereinigten Staaten mit demVizekönigreich Neuspanien neu festlegte. Für die Vereinigten Staaten bedeutete dieser Vertrag, dass seine Territorialansprüche sich so weit über den Mississippi nach Westen ausdehnten, dass mit Ansprüchen auf dasOregon Country der Pazifische Ozean erreicht werden konnte. Adams erachtete diesen Vertrag als seinen größten Erfolg, denn er sah voraus, dass es vonOregon aus möglich sein würde, Handel mit dem Orient und den wirtschaftlichen Mächten im Pazifik zu betreiben.
Als Außenminister brachte sich Adams für eine Kandidatur bei derPräsidentenwahl von 1824 in Stellung, nachdem Präsident Monroe keine dritte Amtsperiode anstrebte. Die Wahl war von einer Besonderheit geprägt, da nämlich vier Kandidaten derDemokratisch-Republikanischen Partei antraten. Neben Adams bewarben sichAndrew Jackson,William H. Crawford undHenry Clay um die Präsidentschaft. Nach Auszählung der Stimmen im Dezember 1824 stand fest, dass Jackson mit rund 41 Prozent der Stimmen die Mehrheit erreicht hatte. Für Adams sprachen sich knapp 31 Prozent der Wähler aus, Crawford und Clay waren mit 11 bzw. 13 Prozent weit abgeschlagen. Obwohl Jackson imPopular Vote einen soliden Vorsprung erhalten hatte, konnte er nicht die erforderliche absolute Mehrheit imWahlmännergremium auf sich vereinen. Damit fiel demRepräsentantenhaus die Wahl des Präsidenten zu. Bei derWahl im Februar 1825, wo die Abgeordneten die Wahl zwischen drei Bestplatzierten hatten, erlangte Adams im ersten Wahlgang 87 Stimmen, Jackson 71 und Crawford 54. Damit war Adams zum Präsidenten gewählt. Nachdem er Clay, den Viertplatzierten, zum Außenminister ernannt hatte, bezichtigte Jackson beide derKorruption.[5]
Adams trat die Präsidentschaft am 4. März 1825 an. Bei seiner Amtseinführung war er der einzige Präsident, der den Eid nicht auf eine Bibel oder ein religiöses Buch ablegte, sondern auf dieamerikanische Verfassung. Als Grund nannte Adams dieTrennung von Kirche und Staat.[6]Vizepräsident während seiner vier Jahre imWeißen Haus warJohn C. Calhoun, der bei der Wahl von 1824 die notwendige Stimmenanzahl im Wahlmännergremium auf Anhieb erhalten hatte.
Außenpolitisch war seine Präsidentschaft von einem schwierigen Verhältnis zumVereinigten Königreich geprägt. Die nach dem Ende desBritisch-Amerikanischen Kriegs zwischen Amerika und dem Vereinigten Königreich vereinbarteAnglo-Amerikanische Konvention von 1815, die imLondoner Vertrag 1818 bestätigt und verlängert worden war, hatte den direkten Handel zwischen beiden Staaten wieder ermöglicht. Zudem hatte das Königreich Häfen inBritisch-Indien und Südostasien für amerikanische Schiffe geöffnet. AußenministerHenry Clay verhandelte unter Adams darüber hinausgehend über freien Zugang zu denWestindischen Inseln, dem unter anderem die Forderung der Londoner Regierung nachImperial Preference, also der Besserstellung des Handels innerhalb desBritischen Weltreichs, entgegenstand. Im Jahr 1827 öffnete das Vereinigte Königreich seine Häfen in der Karibik für alle Nationen außer den Vereinigten Staaten und beendete die Verhandlungen mit Washington.[7] Adams sah sich daher im Frühjahr 1827 dazu gezwungen, amerikanische Häfen für britische Schiffe zu sperren. Erst nach seiner Amtszeit konnte der Handel mit Indien wieder normalisiert werden.[8]
Obwohl er innenpolitisch eher für eine Zurückhaltung in der Frage derSchutzzölle eintrat, war eine Neuregelung aufgrund eines auslaufenden Gesetzes in seiner Amtszeit unvermeidlich. Trotz der Vorbehalte des Präsidenten unterzeichnete er 1828 eine Regelung zur Neuordnung der Schutzzölle. Besonders die stark erhöhten Einfuhrgebühren auf englische Wollwaren führten zu erbitterten Kontroversen. Insbesondere in denSüdstaaten wurde das neue Gesetz und damit auch Adams scharf kritisiert.[9]
Andrew Jackson, der sich schon 1824 als eigentlichen Wahlgewinner gesehen hatte, begann bereits um 1825/26 mit seiner Kampagne für dieWahl von 1828. Mit einer klaren Mehrheit von 56 gegenüber 42 Prozent gewann Jackson die Wahl überaus deutlich. Auch bei den Wahlmännern konnte Jackson dieses Mal mit 178 zu 83 deutlich siegen. Damit war Adams der zweite Präsident in der amerikanischen Geschichte, dessen Wiederwahl scheiterte – nach seinem Vater John Adams im Jahr1800.
In Adams’ Amtszeit gaben viele Bundesstaaten die Anforderung eines Mindestvermögens für die Teilnahme an Wahlen auf: So konnten bei den Präsidentenwahlen im Jahr 1828 dreimal so viele Wähler an der Wahl teilnehmen wie 1824; ein Umstand, der dem erneut antretenden Jackson zu seinem Wahlerfolg im Jahr 1828 verhalf. Frauen sowie freigelassene Sklaven waren weiterhin von den Wahlen ausgeschlossen.
Anders als viele amerikanische Präsidenten trat Adams nach dem Ende seiner Präsidentschaft im März 1829 nochmals politisch in Erscheinung. Bei den Kongresswahlen 1830 gewann er die Wahl zum Repräsentantenhaus als Vertreter derNationalrepublikaner. Diesem gehörte er nach mehreren Wiederwahlen bis zu seinem Tod an. Er war unter anderem Vorsitzender eines Wirtschaftsausschusses, des Ausschusses für Indianerfragen und des Auswärtigen Ausschusses. Adams war der einzige Ex-Präsident, der ins Repräsentantenhaus gewählt wurde, und eines von nur zwei ehemaligen Staatsoberhäuptern, die nochmals Mitglied desKongresses wurden. Neben ihm gelang esAndrew Johnson im Jahr 1875, nochmals zumSenator gewählt zu werden.
1834 scheiterte er bei dem Versuch, zumGouverneur von Massachusetts gewählt zu werden. 1841 vertrat er in denAmistad-Prozessen dieSklaven des spanischen SklavenschiffesLa Amistad, denen es gelungen war, gegen ihre Unterdrücker aufzubegehren und in den USA zu landen, vor demSupreme Court. Er erreichte, dass sie nicht anSpanien ausgeliefert wurden, sondern als freie Menschen in ihre Heimat zurückkehren konnten. Adams lehnte außerdem eine Annexion vonTexas ab, ebenso stellte er sich gegen denMexikanisch-Amerikanischen Krieg, den er als Krieg um die Ausweitung der Sklaverei ansah.
Am 21. Februar 1848, während einer Debatte des Repräsentantenhauses in derStatuary Hall desU.S. Capitols, erlitt Adams einenSchlaganfall. Er starb am 23. Februar 1848 mit 80 Jahren im Büro des Speakers of the House an den Folgen dieses zweiten Schlaganfalls, nachdem er bereits zwei Jahre zuvor einen solchen erlitten hatte.
Das Gelände seines Geburts- und Wohnhauses inQuincy bei Boston, auf dem fünf Generationen der politisch einflussreichen Familie Adams lebten, ist alsAdams National Historical Park ausgewiesen.
Für die nach der Volkszählung 1830 anstehende Neuzuteilung der Sitze des Repräsentantenhauses an die Unionsstaaten schlug Adams 1832 einRechenverfahren vor, das in die Literatur alsAdams-Verfahren eingegangen ist.[10] Der am 3. Oktober 1984 entdeckte Asteroid(4372) Quincy wurde 1990 nach ihm benannt.[11] Auch derAdams-Gletscher in der Antarktis trägt seinen Namen. Außerdem sind drei Countys in den Vereinigten Staaten nach Adams benannt.[12]
Adams, der in seiner Jugend die deutsche Sprache erlernt hatte, übersetzte in späteren Jahren das VerseposOberon vonChristoph Martin Wieland ins Englische. Wieland soll mit der Übertragung sehr zufrieden gewesen sein.
Life Portrait of James Buchanan aufC-SPAN, 18. April 1999, 119 Minuten (englischsprachige Dokumentation und Diskussion mit dem Historiker Lynn Hudson Parson und William M. Fowler Jr.)
Nancy Isenberg, Andrew Burstein:The Problem of Democracy: The Presidents Adams Confront the Cult of Personality. Penguin, New York 2020,ISBN 978-0-525-55752-4.
Charles N. Edel:Nation Builder: John Quincy Adams and the Grand Strategy of the Republic. Harvard University Press, Cambridge 2014,ISBN 978-0-674-36808-8.
Hermann Wellenreuther:John Quincy Adams (1825–1829): Außenpolitiker und Präsident über den Parteien. In:Christof Mauch (Hrsg.):Die amerikanischen Präsidenten: 44 historische Portraits von George Washington bis Barack Obama. 6., fortgeführte und aktualisierte Auflage. Beck, München 2013,ISBN 978-3-406-58742-9, S. 106–116.
Harlow Giles Unger:John Quincy Adams. Da Capo Press, Boston 2012,ISBN 978-0-306-82129-5.
Joseph Wheelan:Mr. Adams’s Last Crusade: John Quincy Adams’s Extraordinary Post-Presidential Life in Congress. Public Affairs, New York 2008,ISBN 978-0-7867-2012-5.
Gerald A. Danzer:The Americans. McDougal Littell, Boston, Mass. 2003,ISBN 0-618-10816-5.
↑Edward S. Mihalkanin (Hrsg.):American Statesmen: Secretaries of State from John Jay to Colin Powell. Greenwood Publishing Group, Westport (CT) 2004,ISBN 978-0-313-30828-4,S. 127, 128
↑Christof Mauch:Die amerikanischen Präsidenten. C.H. Beck, München,ISBN 978-3-406-58742-9, S. 114.
↑Christof Mauch:Die amerikanischen Präsidenten. C.H. Beck München,ISBN 978-3-406-58742-9, S. 114–115
↑Siehe S. 26–28 inMichel L. Balinski/H. Peyton Young:Fair Representation – Meeting the Ideal of One Man, One Vote. Yale University Press, New Haven CT 1982. Second Edition (mit identischer Seitenzählung): Brookings Institution Press, Washington DC 2001.
↑Charles Curry Aiken, Joseph Nathan Kane:The American Counties: Origins of County Names, Dates of Creation, Area, and Population Data, 1950–2010. 6. Auflage. Scarecrow Press, Lanham 2013,ISBN 978-0-8108-8762-6,S. XIV.