John Cage

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John Cage (1988)

John Milton Cage Jr. (*5. September1912 inLos Angeles; †12. August1992 inNew York City), meistJohn Cage genannt, war einUS-amerikanischerKomponist und Künstler. Mit seinen mehr als 250 Kompositionen,[1] die häufig als Schlüsselwerke derNeuen Musik angesehen werden, gilt er als einer der weltweit einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.[2] Hinzu kommen musik- und kompositionstheoretische Arbeiten von grundsätzlicher Bedeutung. Außerdem gilt Cage als Schlüsselfigur für die Ende der 1950er Jahre entstehendeHappeningbewegung und wichtiger Anreger für dieFluxusbewegung undNeue Improvisationsmusik. Neben seinem kompositorischen Schaffen betätigte er sich auch alsMaler und befasste sich mitMykologie, der Wissenschaft von den Pilzen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Kindheit und Schulzeit

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John Cage wurde am 5. September 1912 als einziger Sohn des Erfinders John Milton Cage Sr. (1886–1964) und dessen Frau Lucretia („Crete“) Harvey (1885–1969) geboren. Die Mutter arbeitete als Redakteurin für dieLos Angeles Times. Beide Eltern hatten nie einCollege besucht.[3]

Seine frühe Kindheit verbrachte Cage inLong Beach,Kalifornien. Später zog die Familie nachDetroit undAnn Arbor im BundesstaatMichigan und kehrte schließlich 1920 nach Kalifornien zurück, wo Cage inSanta Monica seinen ersten Klavierunterricht erhielt. Nach dem Umzug der Familie in die Nähe vonGlendale unterrichtete ihn seine Tante Phoebe James, selbst Sängerin und Pianistin, und Cage, der sich von nun an für die Musik vonEdvard Grieg begeisterte, erhielt sein erstes Klavier. 1922 besuchte Cage die Los Angeles Highschool, wo er als Mitherausgeber der französischsprachigen SchülerzeitungLe Flambeau fungierte.[4] 1927 vertrat Cage beimSouthern California Oratorical Contest imHollywood Bowl seine High-School und gewann den Wettbewerb mit einer Rede zumPanamerikanismus.[4] Im folgenden Jahr bestand er seinen Abschluss mit der höchsten Punktzahl, die jemals in der Geschichte dieser Schule erreicht wurde. Nach seiner Schulzeit studierte er zunächst zwei Jahre Literatur am Pomona College inClaremont, wo die ersten Gedichte entstanden, die im College-MagazinManuscript veröffentlicht wurden. Sein Interesse galt in dieser Zeit den Dichtungen vonGertrude Stein, woraufhin Cage beschloss, Dichter zu werden.[5]

Studium in Paris, Los Angeles und New York

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1930 ging Cage für 17 Monate nach Europa und studierte in Paris sechs Monate langgotische undgriechische Architektur in der Bibliothèque Mazarin beiErnő Goldfinger, sowie Klavier beiLazare Lévy, der ihn mit der MusikJohann Sebastian Bachs vertraut machte. Er schrieb Gedichte. Don Sample, Student an derSorbonne, machte Cage auf die vonEugene Jolas 1927 gegründete ZeitschriftTransition aufmerksam, die sich der Musik, der Literatur, der bildenden Kunst sowie dem Film widmete und sich durch einen umfassenden Überblick über die europäischeAvantgarde auszeichnete. Durch die Lektüre der Zeitschrift lernte Cage die neuesten künstlerischen Entwicklungen kennen, wie die Arbeiten vonHans Arp,Hugo Ball,Marcel Duchamp,James Joyce,László Moholy-Nagy undKurt Schwitters. Cage, der mit Sample durch Europa reiste, unter anderem durch Deutschland, Sizilien, Algerien und Spanien, malte und schrieb während dieser Zeit Gedichte. Auf Mallorca, wo sie sich für einen Monat aufhielten, entstanden Cages erste Kompositionen.[6]

„Die Musik, die ich komponierte, folgte einer mathematischen Methode, an die ich mich nicht mehr erinnere. Sie kam mir selbst nicht wie Musik vor, also ließ ich sie, als ich Mallorca verließ, zurück, um mein Gepäck nicht zu beschweren. An einer Straßenecke in Sevilla bemerkte ich die Vielfalt simultaner visueller und hörbarer Ereignisse, die im eigenen Erleben alle zusammenliefen und Lust und Freude hervorriefen. Das war für mich der Beginn von Theater und Zirkus.“[3]

Haus von Rudolph und Pauline Schindler, King’s Road, West Hollywood

Im Dezember 1931 kehrten Cage und Sample in die USA zurück, wo beide in Los Angeles zunächst im Haus vonRudolph und Pauline Schindler lebten und gemeinsam die von Sample aus Europa mitgebrachtenBauhausbücher studierten. Nach finanziellen Engpässen, die Cage zwangen, sich als Gärtner zu betätigen und kleinere Vorträge für Hausfrauen über moderne Kunst und Musik zu halten, lebte er mit Sample schließlich in einem Loft in Santa Monica.[6] 1932 begann Cage ein Kompositionsstudium, zunächst bei Richard Buhlig. Im Künstlerbedarfsgeschäft seiner Mutter lernte Cage 1933 die um ein Jahr jüngere High-School-Absolventin und spätere Kunststudentin Xenia Andreyevna Kashevaroff kennen und verliebte sich, trotz der Beziehung zu Don Sample, sogleich in sie.[6] Sie heirateten am 7. Juni 1935 in der WüstenstadtYuma.[7]

Alexej von Jawlensky:Meditation (1934), von John Cage erworben

Ab Mitte April 1934 studierte Cage Harmonielehre bei Adolph Weiss, dem ersten US-amerikanischen SchülerArnold Schönbergs, und belegte Kurse in moderner Harmonie an der „New School of Social Research“, New York, beiHenry Cowell. 1935 kehrte er nach Los Angeles zurück und nahm bis 1937 Privatunterricht in der KompositionstechnikKontrapunkt bei Schönberg. In diesem Jahr begann Cage eine Beziehung zu der 23 Jahre älteren Pauline Schindler und lernte die GaleristinGalka Scheyer kennen, von der er für 25 US-Dollar das GemäldeMeditation vonAlexej von Jawlensky aus dem Jahr 1934 erwarb, das er mit einem Dollar anzahlte. Über Scheyer lernte erOskar Fischinger, Filmemacher und Pionier desabstrakten Films, kennen, „dessen Idee einer allen Dingen innewohnenden Seele, die befreit werden kann, indem man den Gegenstand zum Klingen bringt“,[7] Cage beeindruckte. Des Weiteren lernte er das SammlerehepaarWalter und Louise Arensberg kennen, deren Sammlung John Cage erstmals ermöglichte, sich mit dem Werk vonMarcel Duchamp auseinanderzusetzen.[8] 1937 zog Cage mit seiner Frau Xenia nach Santa Monica, wo sie im Haus der Buchbinderin Hazel Dreis lebten und das Buchbinden erlernten. Cage entwarf die Buchdeckel, und seine Frau fertigte später DuchampsGroße Schachteln an. 1938 zog Cage nach San Francisco und lernte amMills College, wo er in der Musikbegleitung für Tanzklassen engagiert war,Lou Harrison kennen. Harrison vermittelte Cage an dasCornish College of the Arts, wo er alsPianist undKorrepetitor für die Tanzklassen der Choreografin Bonnie Bird (Martha-Graham-Gruppe) mitwirkte.[7]

Komponist und Anknüpfung an die Avantgarde

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1938 siedelte John Cage nach Seattle über, hielt Vorlesungen und gründete einSchlagzeugensemble. Hier traf er auf den damals 19-jährigen TänzerMerce Cunningham, seinen späteren Arbeits- und Lebenspartner, der gelegentlich in seinerPercussion-Band mitspielte.[7] Zwischen Januar und März 1939 organisierte er eine kleine Ausstellung in der Cornish School in Seattle mit Werken vonPaul Klee, Alexej von Jawlensky undWassily Kandinsky.[9] Im Jahr 1940 kehrte Cage nach San Francisco zurück und nahm „als musikalischer Begleiter der Tanzklasse am Sommerprogramm des Mills College in Oklahoma teil.“[10] Dort traf erLászló Moholy-Nagy, der am 18. Juli in seinem Schlagzeugensemble auftrat. Als Begleitung einerChoreografie für die Tänzerin Syvilla Fort, Studentin der Cornish School, komponierte er kurz daraufBacchanale, seine erste Komposition für das von ihm erfundenepräparierte Klavier, auf dessen Saiten und Hämmern er Radiergummis, Nägel und andere Kleinteile montierte, die demKlavier eine besondereKlangfarbe verleihen. Im selben Jahr setzte Cage, in Vorstufe zu denPop-Art-Environments, inLiving Room Music. A Story alltägliche Wohnzimmergegenstände zur Klangerzeugung ein. Auf Einladung László Moholy-Nagys unterrichtete er 1941 amInstitute of Design at the Illinois Institute of Technology eine Klasse in experimenteller Musik. Dort lernte CageMax Ernst undPeggy Guggenheim kennen, die ihn zu sich nach New York einluden.[10]

In New York City, wohin Cage und seine Frau 1942 zogen, wohnten beide zunächst beim Ehepaar Ernst und Guggenheim und wurden dort in einen Kreis von Musikern und bildenden Künstlern eingeführt. Cage lernte beispielsweisePiet Mondrian,André Breton undMarcel Duchamp kennen. Mit einem Percussion-Konzert, das er am 7. März 1943 imMuseum of Modern Art aufführte, wurde Cage in New Yorker Avantgarde-Kreisen bekannt und knüpfte Kontakte sowohl zu bildenden Künstlern wie zu Tänzern und Musikern. Unter anderem traf er häufig mit Marcel Duchamp zusammen und komponierte 1943 die Duchamp-Sequenz im ExperimentalfilmDreams that Money Can Buy (1947) vonHans Richter. Als Beitrag zur AusstellungThe Imagery of Chess in der Julien Levy Gallery in New York, zu der Duchamp eingeladen hatte, malte Cage das BildChess Pieces. Als Künstler dieser Ausstellung waren neben John Cage André Breton,Alexander Calder, Max Ernst,Man Ray,Jean Tinguely,Roberto Matta,Robert Motherwell,Dorothea Tanning und andere vertreten. In diesem Jahr trennte sich Cage von seiner Frau Xenia und reichte im darauf folgenden Jahr die Scheidung ein.[10]

Lehraufträge am Black Mountain College

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Lake Eden campus, Sitz des Black Mountain College von 1941 bis 1957, ist gegenwärtig ein Teil von Camp Rockmont, einem Sommercamp für Jungen

1946 zog Cage in ein Loft –Bozza’s Mansion, wie er es inbezug auf den Nachnamen des Vermieters nannte, inLower Manhattan, wo sich Künstler wie Richard Lippold, Sonja Sekula undRay Johnson trafen. Gemeinsam mitHans Arp,Mark Rothko undClyfford Still plante er ein experimentelles Kulturzentrum an der Westküste der Vereinigten Staaten. Über den japanisch-amerikanischen BildhauerIsamu Noguchi lernte Cage die indische Musikerin Gita Sarabhai kennen, woraufhin er begann,Zen sowie die Musik und die Philosophie Indiens zu studieren. Die Bühnenbilder der nun folgenden zahlreichen Tanzproduktionen von Cage und Cunningham wurden zu Beginn von Noguchi und dem surrealistischen BildhauerDavid Hare gestaltet. Cage begegnete 1948, während seiner Lehrtätigkeit amBlack Mountain College in North Carolina, dessen amBauhaus angelehntes Schulkonzept ihn beeindruckte,Josef und Anni Albers sowieBuckminster Fuller. Bei einem von ihm organisierten Satie-Festival hielt Cage mitDefense of Satie einen Vortrag überLudwig van Beethoven undErik Satie, der durch seine kritische Sicht auf den Komponisten Beethoven zu einem Skandal führte. 1949 erhielt Cage von der Guggenheim-Stiftung einGuggenheim-Stipendium sowie eine Auszeichnung der America Academy of Arts and Letters mit einem Preisgeld von 1.000 US-Dollar, die ihm und Cunningham einen weiteren Europaaufenthalt ermöglichte. Sie besuchten Amsterdam, Brüssel, Palermo, Mailand und Paris, wo CagePierre Boulez kennenlernte, mit dem ihn bis 1954 ein enger Briefkontakt verband. In Paris besuchte John CageAlberto Giacometti undEllsworth Kelly, der ihm seine ArbeitWhite Relief (1950) widmete.[11]

1950 kehrte John Cage zurück nach New York und lernte den PianistenDavid Tudor sowie die KomponistenMorton Feldman undChristian Wolff kennen. Wolff schenkte ihm das im Pantheon Verlag erschienene chinesischeBuch der Wandlungen, das zu einem wichtigen „Hilfsinstrument für seine künstlerische Arbeit auf der Grundlage von Zufallsoperationen“[12] wurde. Auf dieser Grundlage realisierte John Cage 1951 unter anderemMusic of Changes, sein erstes, vollständig auf der Basis des Zufallsverfahrens basierendes Stück.[12] Im selben Jahr beteiligte sich Cage an den Veranstaltungen des von Robert Motherwell im Jahre 1948 gegründeten New Yorker Artist’s Club, einer „Hochburg des Abstrakten Expressionismus“. Mitglieder waren unter anderemFranz Kline,Willem de Kooning,Elaine de Kooning,Mark Rothko,Ad Reinhardt sowie der KunsthändlerLeo Castelli und der Kunst- und KulturkritikerHarold Rosenberg.[13]

Im Sommer 1952 hatte John Cage einen erneuten Lehrauftrag am Black Mountain College und inszenierte in diesem Jahr mitUntitled Event das ersteHappening überhaupt. Auf VorschlagMark Tobeys belegte Cage an derColumbia University für zwei Jahre Zen-Kurse beiDaisetz Teitaro Suzuki.[12]

Fluxus und Pilze

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Mehrere Freunde von John Cage, die aus demBlack Mountain College kamen, gründeten 1954 in Stony Point, New York, eine kooperative Kommune. Cage, auf der Suche nach einem einfachen Leben, zog in diesem Jahr dorthin, um sich intensiv dem Sammeln vonPilzen sowie derenBestimmung und Zubereitung zu widmen. Mit David Tudor unternahm er eine ausgedehnte Konzerttournee durch Europa und traf in Köln aufKarlheinz Stockhausen.

1956 unterrichtete Cage an der New YorkerNew School for Social Research und öffnete seinen Unterricht für Interessierte. Zu seinen Gasthörern zählten unter anderemJim Dine,Larry Poons undGeorge Segal. Als Lehrer übte John Cage einen großen Einfluss auf die Anfänge derFluxus-Bewegung aus, denn viele daran beteiligte Künstler zählten damals zu seinen Schülern, soGeorge Brecht,Al Hansen,Dick Higgins,Jackson MacLow,Toshi Ichiyanagi,Yoko Ono undAllan Kaprow sowie ab 1960George Maciunas undLa Monte Young.[12] Während einer Europatournee mit David Tudor im Jahre 1958 unterrichtete Cage bei denDarmstädter Ferienkursen, wo er auf den jungenNam June Paik traf,[14] der, insbesondere beeindruckt von CagesMusic Walk ihm bald seineHommage à John Cage widmete.

1959 lehrte Cage erneut an der New School for Social Research in New York, diesmal zu den Themen Pilzbestimmung und experimentelle Komposition. Im folgenden Jahr übernahm er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an derWesleyan University in Middletown, Connecticut, wo er anSilence (1961), der erstenAnthologie seiner Vorträge und Schriften, arbeitete. Im August, während einer gemeinsamen Europatournee mit Cunningham und Tudor, besuchte er das Atelier vonMary Bauermeister in Köln. In New York gründete er 1962 dieMycological Society und unternahm in Begleitung vonPeggy Guggenheim eine sechswöchige Tournee mit David Tudor durch Japan, wo er anlässlich der PerformanceFuck Yeah vonYoko Ono den antiken Steingarten desRyōan-ji-Tempels besuchte, der ihn zu musikalischen und visuellen Arbeiten anregte. 1965 begann John Cage sein Text-ProjektDiary: How to improve the world (You will only make matters worse), dessen Struktur durch Zufallsoperationen bestimmt wird. In diesem Jahr wurde er Präsident derCunningham Dance Foundation sowie Direktor derFoundation for Contemporary Performance Arts, die über den Verkauf von Kunstwerken finanziert wurden und für deren Projekt Cage 70 bildende Künstler gewinnen konnte.[14]Eine besondere Ehrung wurde ihm in diesem Zusammenhang zuteil, indem der international anerkannte CortinarienspezialistJacques Melot eine Pilzart nach ihm benannte:Cortinarius cagei, mit deutschem NamenZweifarbiger Wasserkopf.[15]

Farah Diba begrüßt John Cage (zweiter von links) undMerce Cunningham 1972 auf dem Schiras-Kunstfestival

1963 initiierte er in New York die Uraufführung der KompositionVexations von Erik Satie, einem kurzen Stück mit 840 Wiederholungen und einer Dauer von mehr als 19 Stunden, bei dem er mit Pianisten wie David Tudor,Philip Corner,John Cale und 16 weiteren Beteiligten im Wechsel spielte.[16][17] Anfang der 1970er Jahre nahm er wie Tudor, Cunningham und Stockhausen amSchiras-Kunstfestival inSchiras teil.[18] 1972 war er Gast im vonKarl Ruhrberg geleiteten Künstlerprogramm desDeutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Berlin.[19] Cage litt an einer fortschreitendenArthritis und begann 1977 auf Anraten von Yoko Ono einemakrobiotische Diät.[20] 1968 wurde er in dieAmerican Academy of Arts and Letters[21] und 1978 in dieAmerican Academy of Arts and Sciences aufgenommen. 1983 wurde Cage zum Ehrenmitglied derInternational Society for Contemporary Music ISCM gewählt.[22]

Letzte Jahre

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John Cage (links) mitJulia Wolfe,David Lang undMichael Gordon, 1982

Am 1. Januar 1984, im sogenannten Orwell-Jahr und 35 Jahre nach Erscheinen des Romans1984 vonGeorge Orwell, nahm John Cage in einer globalen Live-Schaltung über Satellit am TV-ProjektGood morning Mr. Orwell(Bonjour Mr. Orwell) von Nam June Paik teil. Cage, der in New York mit einer Vogelfeder Geräusche produzierte, trat medial gemeinsam mitJoseph Beuys auf, der mit seiner Tochter Jessyka imCentre Georges-Pompidou die AktionOrwell-Bein – Hose für das 21. Jahrhundert mit einer vom Künstler bearbeiteten Jeans durchführte. Mittels technischer Bildmanipulationen gelang es, Paik, Cage und Beuys simultan auf dem Fernsehschirm erscheinen zu lassen.[23]

In der AusstellungDie 60er Jahre – Kölns Weg zur Kunstmetropole. Vom Happening zum Kunstmarkt wurde am 31. August 1986 von John Cage selbst eine Neufassung von 4′33″ uraufgeführt. DerWestdeutsche Rundfunk richtete anlässlich seines 75. Geburtstags im Februar 1987 einen 24-stündigenNachtCageTag aus und für diedocumenta 8 in Kassel realisierte Cage die KlanginstallationWritings through the Essay: On the Duty of Civil Disobedience. Am 15. November fand in derOper Frankfurt die Uraufführung vonEuroperas 1 & 2 (1985/87) statt,[24] deren KompositionsauftragHeinz-Klaus Metzger undRainer Riehn, vonGary Bertini 1987 mit der Chefdramaturgie derOper Frankfurt am Main betraut, initiierten. Es folgten als Einzelwerke noch dieEuroperas 3 bis 5. Die erste Gesamtaufführung aller fünfEuroperas fand 2001 an derStaatsoper Hannover statt.

John Cage undRenate Hoffleit inAssisi, 1992

Auf derChicago International Art Exposition kuratierteAllan Kaprow 1987 für die Carl Soloway Gallery inCincinnati die AusstellungA Tribute to John Cage, die ebenfalls seinem 75. Geburtstag gewidmet war. Hierzu erschien die Katalog-BoxPrepared Box for John Cage; lose Blätter in einer von John Cage gestalteten Schachtel. Unter den 40 Künstlern, die zu diesem „Objekt“ beitrugen, sind beispielsweise Joseph Beuys,Alison Knowles,Joseph Kosuth,Richard Long,Claes Oldenburg,Ben Patterson und Takako Saito zu erwähnen.[24]

MitWithout Horizon gestaltete John Cage 1992 seine letzten grafischen Arbeiten. Im Juni dieses Jahres schloss er die Arbeiten an seinem FilmOne ab, der in Zusammenarbeit mitHenning Lohner entstand – ein 90-minütiger Schwarz-Weiß-Spielfilm über das Licht. Sein letztes Musikwerk konzipierte er mitMichael Bach: „ONE13“ für Violoncello mitRundbogen und drei Lautsprecher, das Jahre später veröffentlicht wurde. Drei Wochen vor seinem 80. Geburtstag starb John Cage in seiner Wohnung in New York an einem Schlaganfall.[25]

Werke

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Imaginary Landscapes

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An der Cornish School in Seattle begann Cage mit einer Serie so genannterImaginary Landscapes („imaginäre Landschaften“). Insgesamt entstanden fünf Stücke zwischen 1939 und 1952. InImaginary Landscape No. 1 (1939) für vier Spieler, uraufgeführt am 24. März 1939, sind neben präpariertem Klavier und chinesischem Becken zwei Plattenspieler mit variabler Umdrehungszahl zu hören.[26] Die Schallplatten waren die damals in Studios üblichen Messplatten zum Überprüfen von Plattenspielern mit Testtönen. Die elektronischen Komponenten waren also vorgefunden und nicht speziell komponiert. Das Stück ist nicht für die Wiedergabe im Konzertsaal, sondern über Radio gedacht.[27]

Imaginary Landscape No. 3 (1942) wurde von John Cage für Konservendosen, einen gedämpftenGong, elektronische und mechanische Geräte, darunterTonfrequenzgeneratoren, einem Plattenspieler mit variabler Drehgeschwindigkeit für das Abspielen von Tonfrequenzaufnahmen und Generatorengeräuschen, einenSummer sowie für eine Drahtspule mit Verstärker und eine verstärkteMarimba geschrieben.[28]

1951 komponierte Cage das WerkImaginary Landscape No. 4 (1951). Zwölf Radios wurden von jeweils zwei Personen durch Drehung des Sender- beziehungsweise des Lautstärkereglers gespielt, wobei vorher nicht bestimmbar war, welcher Sender was zu welchem Zeitpunkt spielen würde. Hier setzte John Cage erstmals Massenmedien als Instrumente ein.[29]

Das „Ur-Happening“

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Im Sommer 1952, als John Cage einen Lehrauftrag am Black Mountain College innehatte, inszenierte er mitUntitled Event das ersteHappening überhaupt, und dies lange, bevor es das Wort gab. Teilnehmende Künstler waren Merce Cunningham,Charles Olson,Robert Rauschenberg, Mary Caroline Richards und David Tudor. Die Partitur von John Cage gab den beteiligten Künstlern „die Zeiten vor, in denen sie etwas aufführen, eine Pause machen oder still sein sollen“,[12] wobei ihnen die genaue Aktivität frei stand. Inspiriert wurde das Happening durchAntonin ArtaudsLe Theatre et son double. Der Zuschauerraum, der Speisesaal des Colleges, war in vier Dreiecke unterteilt, die auf ein Zentrum innerhalb des Raumes ausgerichtet waren. An einer Wand des Saals wurde ein Film gezeigt und auf die gegenüberliegende wurden Dias projiziert, während Cage auf einer Leiter stand und einen Vortrag mit stillen Passagen hielt. Eine zweite Leiter wurde abwechselnd von Olson und Richards benutzt. Robert Rauschenberg, dessenWhite Paintings neben einem Bild vonFranz Kline an der Decke hingen, ließ auf einemPhonographen, an dem dasNipper-Logo angebracht war, Musik abspielen. David Tudor spielte Klavier, und Merce Cunningham und andere Tänzer tanzten durch und um das Publikum.[30]

4′33″

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Hauptartikel:4′33″

Das Stück4′33″ wurde am 29. August 1952 in der Maverick Concert Hall inWoodstock,New York, uraufgeführt. Anregung für diePartitur waren unter anderem dieWhite Paintings von Robert Rauschenberg. Der Titel gibt eine Aufführungsdauer von 4 Minuten und 33 Sekunden vor, wobei die Längen der dreiSätze – mit der AnweisungTacet für alle drei Sätze, das heißt, es werden im gesamten Werk keine hörbaren Töne, sondern nurStille erzeugt – mit demI Ging ermittelt wurden.[31] In der Uraufführung zeigte der PianistDavid Tudor die drei Sätze durch Schließen und Öffnen des Klavierdeckels an.[32] Laut Partitur ist die Dauer des Stückes frei wählbar, und nur der Titel soll diesen Wert in Minuten und Sekunden genau angeben. Obwohl also streng genommen der Titel je nach gewählter Dauer variieren kann, hat sich die Bezeichnung4′33″ durchgesetzt, der Wert der Uraufführung. Ebenso frei wählbar ist die Zahl der Ausführenden und die Art der (nicht) benutzten Instrumente. Bei nahezu jeder Aufführung tretenGeräusche auf, die durch Zuhörer, die mit dem Werk nicht vertraut sind, als Zeichen von Ungeduld verursacht werden. Ebenso kommt es häufig zu Beifallskundgebungen während der Aufführung durch mit dem Werk vertraute Zuhörer. Dadurch „klingt“ jede Aufführung von4′33″ anders.

One11

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Hauptartikel:One11 und 103

Kurz vor seinem Tod vollendete Cage seinen einzigen FilmOne11 (1992). Der 90-minütige, komplett in schwarz-weiß gehaltene Film hat filmisch-erzählerisch wie auch musikalisch kein Thema, außer dem Licht. Ein aus 103 Musikern besetztes Orchester führt das Orchesterwerk103 (1991) auf, die Bildsprache beschränkt sich auf Scheinwerferprojektionen. Die Art der Lichteffekte, die Kamerabewegungen und die Einzelheiten des Schnittvorgangs beruhen auf Cages Methodik der Zufallsoperationen. Statt einer Handlung zeigt der Film die fast elegische Bewegung des Lichts, dessen Konturen sich langsam vor der Kamera verschieben.[33]

Number Pieces

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John Cage undMichael Bach in Assisi, Juni 1992

In den letzten sechs Jahren seines Lebens (1986–1992) komponierte Cage eine Serie so genannternumber pieces („Zahlenstücke“). Insgesamt handelt es sich um 52 Kompositionen für einen bis 108 Musiker. Die Stücke sind nur nach der Anzahl der vorgesehenen Musiker benannt. Gibt es mehrere Stücke mit einer bestimmten Zahl von Interpreten, wird dies durch hochgestellte Zahlen angegeben.Four² ist demnach das zweite Stück für vier Musiker.

Die Mehrzahl der Zahlenstücke schrieb Cage für traditionelle Instrumente. Ausnahmen sind Stücke für dieShō, eine japanische Mundorgel und fürSchneckenhörner. Instrumentaltechnische Neuerungen interessierten ihn sehr, wie z. B. derRundbogen für Violoncello vonMichael Bach.

In den meisten Kompositionen dieser Serie gibt Cage für jeden Klang durch die von ihm so genanntenZeitklammern („time brackets“) flexible Zeiträume an, in denen die Klänge beginnen und enden müssen.

Beispiele für Zahlenstücke:

  • One (1987) für Klavier
  • One2 für 1 bis 4 Klaviere (ein Spieler)
  • One4 (1990) für Trommel
  • One8 (1991) für Violoncello mitRundbogen (Michael Bach gewidmet)
  • One13 (1992) für Violoncello mit Rundbogen (Co-Autor istMichael Bach)
  • Two (1987) für Flöte und Klavier; Dauer: 10 Minuten
  • Two2 (1989) für 2 Klaviere (Double Edge gewidmet); Dauer: 15 Minuten
  • Two3 (1991) für Sho und fünf Schneckenhörner (ein Spieler)
  • Two6 für Violine und Klavier; Dauer: 20 Minuten
  • Three (1989) für 3 Blockflötisten (dem Trio Dolce gewidmet)
  • Three2 für drei Schlagzeuger; Dauer: 9 Minuten
  • Four (1989) für Streichquartett (dem Arditti Quartet gewidmet), Dauer: 30 Minuten
  • Four2 (1990) für gemischten Chor (dem Madrigalchor der Hood River Valley High School gewidmet), Dauer: 7 Minuten
  • Four6 für vier beliebige Instrumente; Dauer: 30 Minuten
  • Five (1988), für fünf beliebige Stimmen oder Instrumente (für Wilfried Brennecke und dieWittener Tage für neue Kammermusik); Dauer: 5 Minuten.
  • Five5 für Flöte, zwei Klarinetten, Bassklarinette und Schlagzeug.
  • Thirteen für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Trompete, Posaune, Tuba, zwei Schlagzeuger, Streichquartett; Dauer: 15 Minuten
  • Twenty-Six für 26 Violinen; Dauer: 26 Minuten
  • Sixty-Eight für Orchester
  • 101 für Orchester
  • 103 für Orchester
  • 108 für Orchester

Literarische Werke

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Werke heute

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Die Klang-Licht-InstallationEssay (Writings through the Essay: On the Duty of Civil Disobedience, 1985/91) ist seit 1998 permanent in der Sammlung derKunsthalle Bremen ausgestellt. Diese Arbeit zeigte John Cage 1987 im Rahmen derdocumenta 8 in derKasseler Karlskirche.

Eine Realisation des Orgelwerkes »ORGAN²/ASLSP« (As Slow as Possible), das „langsamste Konzert der Welt“,[35][36] wird seit dem 5. September 2001 inHalberstadt in derSt.-Burchardi-Kirche aufgeführt. Diese Aufführung[37] soll bis zum 4. September 2640 dauern, also insgesamt 639 Jahre.

Cages Sprechgesang-KompositionLitany for a Whale ist Bestandteil der lebensgroßen WalskulpturThe Cast Whale Project des KünstlersGil Shachar.[38] Die Kunstinstallation wird seit 2020 in mehreren Städten Deutschlands ausgestellt.

Schlüsselelemente in Cages Schaffen

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Stille

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Nach Cages Auffassung gibt es keine absoluteStille im landläufigen Sinne. Das gründet unter anderem auf seiner Beobachtung, dass es auch in einemschalltoten Raum noch Geräusche gibt. Als Experiment schloss er sich Ende der 40er Jahre in einen solchen Raum ein und stellte fest, dass auch dort einzelne Dinge hörbar sind: Sein Herzschlag, das Rauschen des Blutes in den Adern und vom Nervensystem produzierte Frequenzen. Angeregt durch diese Erfahrung kreierte er sein berühmtessilent piece4′33″ (1952), in dem keinerlei Töne angespielt werden. Stattdessen ging es Cage darum, einen Rahmen zu schaffen, in dem die Zuhörer selbst diese Entdeckung machen können und ihre Aufmerksamkeit entsprechend auf die Geräusche der Umgebung, auf absichtslose Töne und die vom Publikum selbst produzierten Geräusche richten.[39]„Die Stille von John Cage ist ein offenes Ohr für den Ton der Welt“, so formulierte es Boris Parena 1978 zur Vorstellung des Komponisten im Rahmen der Musikfestspiele vonBologna.[40]

Die Frage nach derIntentionalität ist zentral für das Verständnis von Cages Auffassung von Stille. Folgt man seinen Überlegungen, wird in der Regel dann von Stille gesprochen, wenn keine absichtlich produzierten Töne wahrnehmbar sind oder sich die Absichten nicht erschließen lassen und deshalb keine oder wenige Töne hörbar sind. Lärm zeichnet sich entsprechend durch viele Töne aus, ist nach Cage aber ebenso wie die Stille frei von Intentionen.

„Ich nehme Abstand von allen Aktionen, die Dinge herausheben, die im Laufe eines Prozesses geschehen. Was mich viel stärker interessiert – weit mehr als alles was geschieht – ist, wie es wäre, wenn nichts geschähe. Gegenwärtig ist mir sehr wichtig, daß die Dinge, die geschehen, nicht den Geist auslöschen, der schon vor ihnen, ohne daß irgendetwas geschehen wäre, da war; und wenn ich heute sage, ‚ohne daß irgendetwas geschehen wäre‘, so meine ich die Stille, das heißt, einen Zustand frei von Intentionen. Wir haben immer Töne um uns und wir haben überhaupt keine Stille auf der Welt. [...]Was Stille und Lärm gemeinsam haben, das ist der Zustand der Absichtslosigkeit, und dieser Zustand ist es, der mich interessiert.“[41]

Der französische Musiker und PhilosophDaniel Charles verweist auf den ironischen Titel von Cages ArbeitIl Treno. Alla Ricerca del Silenzio Perduto (Der Zug. Auf der Suche nach der verlorenen Stille) und die Nähe zuHeideggers „Ding“. Während es bei Heidegger die Nähe sei, die der Mensch vergeblich suche, in der falschen Annahme, dass sie mit einer kurzen Entfernung gleichzusetzen sei, so sei es bei Cage die vergebliche Suche nach Stille – vergeblich insofern, als es Cage zufolge Stille im Sinne absoluter Geräuschlosigkeit nicht gibt.

Zufall und Autonomie

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Zufallsoperationen waren für Cage ein geeignetes Mittel, nicht-intentionale Ereignisse zu ermöglichen. Seit Anfang der 1950er Jahre setzte er sie für alle seine Musiken ein. Dabei ging es ihm nicht darum, Chaos zu stiften. Stattdessen zielte er darauf ab, Ereignissen Autonomie zu verleihen, so Daniel Charles: „In Cages Augen wählen Syntax und Logik aus der Gesamtheit der möglichen Beziehungen oder Verbindungen immer nur die ‚guten‘ Verbindungen zwischen den Tönen aus. Das führt dazu, dass der Zuhörer zum Polizisten wird – er macht das Inventar der Beziehungen, er hört nicht mehr die Töne selbst.“[42]

Cage spricht in diesem Zusammenhang auch von verbrauchten Klängen, „verbraucht durch Intellektualisierung“.[43] Infolgedessen wendete er sich Geräuschen zu – Alltagsklängen, die beim Anhören keine vorgefertigten Zuschreibungen erfahren. Erst nach einigem Abstand gelang es ihm, auch „alte Klänge“ wieder „frisch und neu“ zu hören, was ihn zurück zur Arbeit mit Tönen brachte.[44]

Die64 Bilder (Hexagramme) desI Ging, deren Ausdeutung Cage zur Beantwortung vorher festgelegter Fragen zur Komposition nutzte

Meistens realisierte Cage die Zufallsphänomene auf der Grundlage von Entscheidungen durch dasI Ching, das „Buch der Wandlungen“ – eine chinesische Orakelsammlung. Dabei werden durch Zufallsoperationen, beispielsweise Münzwürfe, bestimmte Orakeltexte und Handlungsmöglichkeiten ermittelt. So setzte Cage Münzwürfe beispielsweise auch ein, um die Art der jeweiligen Klavier-Präparierung zu bestimmen. Dazu waren die zu verwendenden Materialien in fünf Kategorien eingeteilt:

  • P – Plastik, Knochen, Glas usw.,
  • M – Metall,
  • S – Stoff, Fasern, Gummi,
  • H – Holz, Papier,
  • X – anderes Material, besondere Umstände, freie Wahlmöglichkeiten.[45]

Zudem legte er drei Präparierungsänderungen fest, die zufällig ausgeführt wurden: einfacher Positionswechsel, totales oder partielles Zugeben von Objekten und totales oder partielles Wegnehmen von Objekten.[46]

Eine weitere Zufallsmethode richtete sich auf beobachtete Mängel in Papierbögen. Anhand der Mängel legte er bestimmte Klangaspekte fest, so z. B. inMusic for Piano, einer Serie von 85 Musikstücken für Klavier.

Gleichzeitig stärkte Cage die Autonomie des Interpreten. So entwickelte er Partituren, die selbst nicht unmittelbar aufgeführt werden können, sondern einer quasi-kompositorischen Realisation bedürfen. Bereits die Klavierstimme desConcert for Piano and Orchestra (1957/58) weist in diese Richtung, die in dergraphischen Partitur vonFontana Mix (1958) konsequent ausgeführt wurde. Die Partitur vonFontana Mix besteht aus zehn Seiten mit jeweils sechs unterschiedlich geschwungenen Linien und zehn durchsichtigen Folien mit frei angeordneten Punkten. Cage stellt damit dort und häufig auch später nur noch allgemeine Regeln bereit, nach denen die Interpreten die Musik überhaupt erst komponieren bzw. improvisieren.

Kritik

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In seiner kritischen Auseinandersetzung mit der Kunstavantgarde erkennt der Komponist Tom Sora (2024) am Beispiel von John Cage eine antibürgerliche und totalitarismusaffine Ideologie. Dieser habe sein musikalisches und literarisches Werk als Medium der neomarxistischen Ideologie instrumentalisiert.[47] Sora behauptet, Cage sei ein „Wegbereiter der cancel-culture und der Woke-Ideologie“ und ein „nützlicher Idiot“ des „Neo-Stalinismus“ gewesen.[48]

Privates

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John Cage lebte ab 1954 in einer Künstlerkolonie inStony Point. 1971 kehrte er nach New York zurück und bezog dort ein Appartement im StadtteilChelsea, 101 West 18th Street, EckeSixth Avenue, wo er bis zu seinem Tod wohnte.[49] Zusammen mit seinem Partner Merce Cunningham lebte er dort in einem Dachgeschoss-Loft.[50]

Weiterführende Literatur

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  • Ralf Beil, Peter Kraut (Hrsg.):A House Full of Music: Strategien in Musik und Kunst. Katalog zur Ausstellung imInstitut Mathildenhöhe, Darmstadt, vom 13. Mai bis 9. September 2012. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2012,ISBN 978-3-7757-3318-2.
  • Ulrich Bischoff (Hrsg.): Kunst als Grenzbeschreitung:John Cage und die Moderne. Kat. Ausst. Staatsgalerie moderner Kunst, München, 1991.
  • René Block,Gabriele Knapstein (Konzept):Eine lange Geschichte mit vielen Knoten. Fluxus in Deutschland. 1962–1994.Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart, 1995.
  • Moritz von Bredow: Rebellische Pianistin. Das Leben der Grete Sultan zwischen Berlin und New York. (Biographie, 60 Abb.)Schott Music, Mainz, 2012,ISBN 978-3-7957-0800-9.
  • John Cage:Pour les oiseaux. Editions Pierre Belfond, Paris, deutsch als:John Cage: Für die Vögel. Merve Verlag Berlin, 1976,ISBN 3-88396-042-X.
  • Daniel Charles:John Cage oder Die Musik ist los. Merve Verlag Berlin, 1979,ISBN 3-88396-006-3.
  • Daniel Charles:Musketaquid. John Cage, Charles Ives und der Transzendentalismus. Merve Verlag, Berlin 1994,ISBN 3-88396-118-3.
  • Peter Dickinson (Hrsg.):CageTalk. Dialogues with and about John Cage. Boydell & Brewer, Woodbridge 2006,ISBN 1-58046-237-5.
  • du. Die Zeitschrift der Kultur. Ausgabe 603:Composer John Cage. Konzepte wider den Zwang. Tages-Anzeiger AG, Zürich 1991,DNB974768014.
  • Monika Fürst-Heidtmann:Das präparierte Klavier des John Cage. Bosse Verlag, Regensburg 1979,ISBN 3-7649-2183-8.
  • Nikša Gligo:Was für ein Werk stellt "A Collection of Rocks" von John Cage dar? Ein Beitrag zur Werkdetermination in der experimentellen Musik. In: Otto Kolleritsch (Hrsg.):Entgrenzungen in der Musik (=Studien zur Wertungsforschung. Band 18). Universal Edition, Wien 1989, S. 83–103.
  • Stefan Heyer:Zwischen Eins und Null. Versuch über John Cage, in: Marcus S. Kleiner / Achim Szepansky:Soundcultures. Über elektronische und digitale Musik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, S. 152–161,ISBN 978-3-518-12303-4.
  • Wulf Herzogenrath,Andreas Kreul (Hrsg.):Klänge des Inneren Auges. Mark Tobey • Morris Graves • John Cage. Kunsthalle Bremen, Schirmer/Mosel, München 2002.
  • Richard Kostelanetz:John Cage. Originaltexte und Dokumente. Übers.: Iris Schnebel, Hans Rudolf Zeller. DuMont Schauberg, Köln 1973,ISBN 3-7701-0677-6.
  • Richard Kostelanetz:John Cage im Gespräch. DuMont, Köln 1989,ISBN 3-7701-2279-8.
  • Christoph Metzger:John Cage. Abstract Music. Zwölf Vorlesungen. Pfau, Saarbrücken 2011,ISBN 978-3-89727-421-1.
  • Heinz-Klaus Metzger,Rainer Riehn (Hrsg.):John Cage (=Musik-Konzepte Sonderband). München 1978,ISBN 3-921402-69-7.
  • Heinz-Klaus Metzger, Rainer Riehn (Hrsg.):John Cage II. (=Musik-Konzepte Sonderband). 2. Auflage. München 2000,ISBN 3-88377-315-8.
  • Jean-Jacques Nattiez (Hrsg.):Pierre Boulez. John Cage. Der Briefwechsel. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1997,ISBN 3-434-50098-7.
  • David Nicholls (Hrsg.):The Cambridge Companion to John Cage. Cambridge University Press, Cambridge 2002,ISBN 0-521-78968-0.
  • David Nicholls:John Cage. University of Illinois Press, Champaign, IL 2007,ISBN 978-0-252-03215-8.
  • James Pritchett:The Music of John Cage. Cambridge 1993,ISBN 0-521-56544-8.
  • David Revill:Tosende Stille. Eine John Cage-Biographie. List-Verlag, München 1995,ISBN 3-471-78553-1.
  • Philipp Schäffler:Die Idee der Bildung im Schaffen von John Cage. Schott, Mainz u. a. 2009,ISBN 978-3-7957-0647-0.
  • Walter Zimmermann, Marie Luise Knott (Hrsg.):John Cage: Empty Mind. Suhrkamp Verlag, 2012,ISBN 978-3-518-22472-4.

Texte

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  • A Composer’s Confessions/Bekenntnisse eines Komponisten. Address given before the National Inter-Collegiate Arts Conference, Vassar College, February 28, 1948 / Vortrag bei der Nationalen (John Cage) interdisziplinären Kunstkonferenz, Vassar College, 28. Februar 1948. In:MusikTexte 40/41, August 1991, 55–68.
  • Auf entgegengesetzten Seiten. An die Orchestermusiker der Zürcher Oper. In:MusikTexte. August 1991, 111.
  • „There is never any silence“. Musik und insbesondere Stille im Werk von Jackson Mac Low. In:MusikTexte. 49, Mai 1993, 40–42.
  • „Es wird niemals Stille geben ...“. Ein bisher unveröffentlichter Briefwechsel zwischenHelen Wolff und John Cage. In:MusikTexte. 106, August 2005, 47–50.
  • Laura KuhnLove, Icebox - Letters from John Cage to Merce Cunningham, John Cage Trust, New York 2019,ISBN 978-1-942884-38-5.

Gespräche

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  • Conversation with Morton Feldman, John Cage: Nov. 19/83. Ein Gespräch zwischen John Cage, Morton Feldman, Francesco Pellizzi undBunita Marcus. In:MusikTexte. 5, Juli 1984, 21–27.
  • „I’d like to be surprised“. John Cage im Gespräch mit Scott Sommers. In:MusikTexte. 15, Juli 1986, 23–26.
  • „Das Universum sollte wie Bach sein, aber es ist wie Mozart“. John Cage und Conlon Nancarrow im Gespräch mit Charles Amirkhanian. In:MusikTexte. 31, Oktober 1989, 35–45.
  • „Ich habe das Gefühl, ständig zuzuhören“. John Cage im Gespräch mit Paul van Emmerik. In:MusikTexte. 40/41, August 1991, 75–83.
  • Über Joyce mit uns selber kommunizieren. John Cage in Zürich im Gespräch mit Thomas Meyer. In:MusikTexte. 40/41, August 1991, 112–113.
  • „Lascia o Raddoppia?“ John Cage im Fernsehquiz der RAI (kommentiert und übersetzt von Harald Muenz), in:MusikTexte 106, August 2005, 50–52.

Dokumentarfilme

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Weblinks

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Commons: John Cage – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. SieheJohn Cage List of Works (Music) (Memento vom 1. Dezember 2007 imInternet Archive) abgerufen am 15. April 2011.
  2. Frank N. Magill:Chronology of twentieth-century history: arts and culture. Fitzroy Dearborn, 1998, S. 1090.
  3. abBerno Odo Polzer, Thomas Schäfer (Hrsg.):John Cage. Ein autobiografisches Statement. In:Katalog Wien Modern 2004. Pfau, Saarbrücken 2004, S. 9–13. (Als PDF-Datei online verfügbar, abgerufen am 16. September 2011. (Memento desOriginals vom 16. September 2012 imInternet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wienmodern.at)
  4. abWulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.):„John Cage und …“ Bildende Künstler – Einflüsse, Anregungen. DuMont, Köln 2012, S. 292.
  5. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.):„John Cage und …“ Bildende Künstler – Einflüsse, Anregungen. Köln 2012, S. 292 f.
  6. abcWulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.):„John Cage und …“ Bildende Künstler – Einflüsse, Anregungen. S. 293.
  7. abcdWulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 295.
  8. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 294.
  9. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 73.
  10. abcWulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 296.
  11. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 297.
  12. abcdeWulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 299.
  13. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 298.
  14. abWulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 300.
  15. Wilhelm Schlüter:Pilze in der E-Musik. In:Der Tintling. 95, Ausgabe 4/2015, S. 35–48.
  16. Detlef Stein:John Cage und Joseph Beuys – „more than just a personal thing“. In: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 169.
  17. Erik Satie – Schriften. hrsg. von Ornella Volta. 2. Auflage. Wolke Verlag, Hofheim 1990,ISBN 3-923997-26-4, S. 442 (5)
  18. Robert Gluck:The Shiraz Arts Festival: Western Avant-Garde Arts in 1970s Iran, mitpressjournals.org, abgerufen am 3. Mai 2012.
  19. Berliner Künstlerprogramm (DAAD), berliner-kuenstlerprogramm.de, abgerufen am 11. Mai 2012.
  20. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 303.
  21. Members: John Cage. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 20. Februar 2019. 
  22. ISCM Honorary Members
  23. Detlef Stein in: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 171.
  24. abWulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 304 f.
  25. Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 306.
  26. Maria Müller-Schareck:„Es ist ein langsamer Weg.“ John Cage, Galka Scheyer und die Kunst der „Blauen Könige“. In: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 54.
  27. Rudolf Frisius:Die musikalische Emanzipation der Klänge und Geräusche, abgerufen am 3. Mai 2012.
  28. Jeffrey Saletnik:Lázló Moholy-Nagy, John Cage und die kreative Dynamik. In: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 63.
  29. Yvonne Ziegler:John Cages Bezüge zur Performancekunst. In: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 142.
  30. Wulf Herzogenrath:John Cage: Musik – Kunst–Leben. Gedanken zu Cage als bildender Künstler. In: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 37.
  31. Wulf Herzogenrath in: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 32.
  32. Joseph Tate:The Music and Art of Radiohead. Ashgate Publishing, 2005,ISBN 0-7546-3980-0.
  33. Jeffrey Saletnik:Lázló Moholy-Nagy, John Cage und die kreative Dynamik. In: Wulf Herzogenrath, Barbara Nierhoff-Wielk (Hrsg.), S. 69.
  34. The Mushroom Book. Review (Memento vom 16. April 2009 imInternet Archive) spectator.co.uk, abgerufen am 2. April 2012.
  35. Ulrich Stock:Das Summen Gottes. In:Zeit online. 5. August 2011, abgerufen am 17. September 2011.
  36. Rainer O. Neugebauer:So langsam wie möglich. John Cage und Halberstadt VorlesungHochschule Harz vom 2. Mai 2023, abgerufen am 4. März 2024.
  37. So viel Macht hat ein einzelner Klang!,Südwestrundfunk Wissen Odysso, 30. Oktober 2020
  38. Litany for the whale. In: johncage.org. Larson Associates, abgerufen am 31. Januar 2022 (englisch). 
  39. Spahn:Nichts zu hören. In:Die Zeit. Nr. 7, 9. Februar 2006, online abgerufen am 17. September 2011.
  40. Daniel Charles:John Cage oder Die Musik ist los. Merve Verlag, Berlin 1979, S. 9.
  41. John Cage talks to Roger Smalley and David Sylvester. BBC-Interview im Dezember 1966, zit. nach Daniel Charles:John Cage oder Die Musik ist los. Merve, Berlin 1979, S. 24f.
  42. Daniel Charles:John Cage oder Die Musik ist los. Merve Verlag, Berlin 1979, S. 40f.
  43. John Cage:Silence. Aus dem Amerikanischen von Ernst Jandl. Erste Auflage. der Jubiläumsausgabe. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2011, S. 20.
  44. Daniel Charles:John Cage oder Die Musik ist los. Merve Verlag, Berlin 1979 S. 20f.
  45. Daniel Charles:John Cage oder Die Musik ist los. Merve Verlag, Berlin 1979 S. 84.
  46. Daniel Charles:John Cage oder Die Musik ist los. Merve Verlag, Berlin 1979 S. 88.
  47. Tom Sora:Linke Intellektuelle im Dienst des Totalitarismus. Wie die Kunstavantgarde den Weg für die Woke-Bewegung bereitete – das Beispiel John Cage. Solibro Verlag 2024
  48. Moritz Eggert:Musik und Wirklichkeit (das neue Buch von Harry Lehmann). In:Bad Blog of Music. 16. Mai 2023
  49. David Revill,Tosende Stelle. Eine John-Cage-Biographie, München und Leipzig 1992, S. 439–441
  50. Alex Ross,Listen to This, Hamburg: Rowohlt 2020, S. 213–215
  51. Weitere Informationen auf sandratrostel.de
Personendaten
NAMECage, John
ALTERNATIVNAMENCage Jr., John Milton
KURZBESCHREIBUNGUS-amerikanischer Komponist
GEBURTSDATUM5. September 1912
GEBURTSORTLos Angeles
STERBEDATUM12. August 1992
STERBEORTNew York City
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