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Johanna Langefeld

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Johanna Langefeld (*5. März1900 alsJohanna May inKupferdreh, heute Stadtteil vonEssen; †20. Januar1974 inAugsburg) war eine deutscheOberaufseherin in den KonzentrationslagernLichtenburg,Ravensbrück undAuschwitz.

Leben

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Familie und beruflicher Werdegang

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Langefeld wuchs in einerevangelisch-lutherisch undnationalistisch geprägten Familie auf. Ihr Vater arbeitete als Schmied. Sie zog 1924 nach Mülheim und heiratete Wilhelm Langefeld, der zwei Jahre später infolge einer Lungenkrankheit starb. Nach der Trennung von ihrem neuen Partner zog sie 1928 nachDüsseldorf und gebar im selben Jahr einen Sohn. Bis zum Anfang der 1930er Jahre war sie arbeitslos und arbeitete dann als Leiterin eines Hauswirtschaftkurses inNeuss. Ab 1935 war Langefeld als Hausmutter und Hilfsaufseherin in derArbeitsanstaltBrauweiler beschäftigt, in der sogenannteasoziale Frauen inhaftiert waren. Am 30. September 1937 beantragte sie die Aufnahme in dieNSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 4.917.840).[1]

Tätigkeit in Konzentrationslagern

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Ab dem 1. März 1938 war Langefeld imKZ Lichtenburg als Aufseherin eingesetzt, wo sie am 1. März 1939 zur Oberaufseherin ernannt wurde. Am 15. April wurde das Frauen-KZ in das im Aufbau befindlicheKZ Ravensbrück verlegt, Johanna Langefeld blieb in ihrer Funktion. Am 1. Februar 1942 bekam sie vonMax Koegel den Auftrag, die Häftlinge zusammentreiben zu lassen, die im Rahmen derMordaktion „14f13“ ermordet werden sollten. Mitte März 1942 bekam sie vom Leiter derInspektion der Konzentrationslager,Richard Glücks, den Auftrag, ein Frauen-Konzentrationslager imStammlager des KZ Auschwitz mit 10 Aufseherinnen und 100 Funktionshäftlingen aus dem KZ Ravensbrück aufzubauen. Dieses Frauenlager wurde im Sommer 1942 nach Birkenau verlegt.Rudolf Höß, der Standortälteste des KZ Auschwitz, schreibt in seinen Erinnerungen, dass er Johanna Langefeld für ungeeignet für die Lagerführung gehalten und deshalb das Frauenlager dem SchutzhaftlagerführerHans Aumeier unterstellt habe. Während des Besuchs des Reichsführers derSS,Heinrich Himmler, trug Höß in Gegenwart von Langefeld Himmler seine Kritik vor und bat darum, Langefeld weiterhin demSchutzhaftlagerführer zu unterstellen. Himmler lehnte das Ansinnen von Höß mit der Begründung ab, dass ein Frauenlager von einer Frau geführt werden solle, und schlug vor, Langefeld einen SS-Führer zur Unterstützung zuzuteilen, was nicht umgesetzt wurde. Langefeld kehrte nach Rücksprache mitOswald Pohl Anfang Oktober 1942 in das KZ Ravensbrück zurück und war dort als Oberaufseherin Nachfolgerin vonMaria Mandl, die ihrerseits Langefelds Posten im KZ Auschwitz übernahm. Im April 1943 wurde sie wegen der Unterstützung von weiblichen polnischen Häftlingen verhaftet, da sie die Exekution von Opfern medizinischer Versuche verhindert haben soll.Margarete Buber-Neumann, Blockälteste und Sekretärin von Langefeld, kam infolge der Vorwürfe gegen Langefeld im KZ Ravensbrück beiDunkelarrest für zehn Wochen in den Bunker. Aus Mangel an Beweisen wurde Langefeld von dem SS- und Polizeigericht in Breslau freigesprochen und aus dem KZ Ravensbrück entlassen. Nach der Entlassung zog sie mit ihrem Sohn zu ihrer Schwester nach München und arbeitete beiBMW.

Nach 1945

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Am 20. Dezember 1945 erfolgte ihre Verhaftung durch dieUS-Armee, ihre Vernehmung im Rahmen desRavensbrück-Prozesses und die Überstellung nachLandsberg. Am 23. September 1946 wurde sie an die polnischen Behörden ausgeliefert, die bereits denKrakauer Auschwitzprozess vorbereiteten. Am 23. Dezember 1946 floh Langefeld aus dem Gefängnis, tauchte in einem polnischen Kloster unter und arbeitete in einem Privathaushalt. Während der Flucht und in den folgenden Jahren wurde sie von ehemaligen polnischen Gefangenen aus Ravensbrück unterstützt.[2] Erst 1957 kehrte die illegal in Polen lebende Langefeld nach Deutschland zurück und zog wieder zu ihrer Schwester nach München. Dort lebte sie zurückgezogen und bestritt ihren Lebensunterhalt als Verkäuferin. Sie starb am 20. Januar 1974 in Augsburg. Nach ihrem Tod stellte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main die 1972 zu ihr aufgenommenen Ermittlungen ein.

Verbrechen

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Langefeld war leitende Aufseherin in verschiedenen Konzentrationslagern. Zudem war sie in verschiedene Einzelverbrechen involviert, u. a.: Im Juli 1940 ließ sie die Fenster des „jüdischen Blocks“ im KZ Ravensbrück verriegeln und für drei Tage die Wasserversorgung unterbrechen. Im Februar 1942 trug sie im Rahmen derAktion 14f13 die Verantwortung für die Auswahl von weiblichen Ravensbrückhäftlingen, die in derTötungsanstalt Bernburg vergast wurden. Als Oberaufseherin im Frauenlager des KZ Auschwitz nahm sie ebenfalls an „Selektionen“ teil und bestimmte Häftlinge für dieVergasung.

Literatur

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  • Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hrsg.):Auschwitz in den Augen der SS. Oświęcim 1998,ISBN 83-85047-35-2.
  • Johannes Schwartz:Das Selbstverständnis Johanna Langefelds als SS-Oberaufseherin. In: Ulrich Fritz, Silvija Kavcic, Nicole Warmbold (Hrsg.):Tatort KZ. Neue Beiträge zur Geschichte der Konzentrationslager. Verlag Klemm & Oelschläger, Ulm 2003, S. 71–95.
  • Johannes Schwartz:Geschlechterspezifischer Eigensinn von NS-Täterinnen am Beispiel der KZ-Oberaufseherin Johanna Langefeld. In: Viola Schubert-Lehnhardt (Hrsg.):Frauen als Täterinnen im Nationalsozialismus. Protokollband der Fachtagung organisiert vom Bildungsverein Elbe-Saale e. V. in Sachsen-Anhalt vom 17.–18. September 2004 in Bernburg, Gerbstadt 2005, S. 56–82.
  • Johannes Schwartz:Handlungsoptionen von KZ-Aufseherinnen. Drei alltags- und geschlechtergeschichtliche Fallstudien. In: Helgard Kramer (Hrsg.):NS-Täter aus interdisziplinärer Perspektive. Martin Meidenbauer Verlag, München 2006, S. 349–374.
  • Johannes Schwartz:„Weibliche Angelegenheiten“. Handlungsräume von KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und Neubrandenburg. Hamburg 2018.
  • Silke Schäfer:Zum Selbstverständnis von Frauen im Konzentrationslager. Das Lager Ravensbrück. Berlin 2002 (Dissertation TU Berlin),urn:nbn:de:kobv:83-opus-4303,doi:10.14279/depositonce-528.
  • Kathrin Kompisch:Täterinnen. Frauen im Nationalsozialismus. Böhlau Verlag, Köln 2008,ISBN 978-3-412-20188-3, S. 157 f.

Dokumentarfilm

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  • 2019: Die Aufseherin – Der Fall Johanna Langefeld (Originaltitel:The Case of Johanna Langefeld) Dokumentarfilm (Regie: Wladek Jurkow undGerburg Rohde-Dahl)

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/24790302
  2. Jens Müller:Nie mehr angeklagt. In:taz – Die Tageszeitung. 29. Juli 2020. 
Personendaten
NAMELangefeld, Johanna
ALTERNATIVNAMENMay, Johanna (Geburtsname)
KURZBESCHREIBUNGdeutsche Oberaufseherin im KZ Ravensbrück
GEBURTSDATUM5. März 1900
GEBURTSORTKupferdreh, heute Stadtteil vonEssen
STERBEDATUM20. Januar 1974
STERBEORTAugsburg
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