Neder wurde im Wiener Vorort Oberdöbling Nr. 100 (heuteDöblinger Hauptstraße 73) als Sohn des Schuhmachermeisters Johann Michael Neder und dessen Gattin Maria Anna Hengl geboren. Nachdem er zunächst bei seinem Vater das Schusterhandwerk erlernt hatte, erkannte man das künstlerische Talent Neders, und er besuchte von 1821 bis 1829 dieAkademie der bildenden Künste in Wien, wo er Schüler vonKarl Gsellhofer war. 1826 erhielt er denCzernin-Preis. 1830 stellte er erstmals in der Akademie aus. Da er an seiner künstlerischen Begabung aber zweifelte, gab er im gleichen Jahr die Malerei auf und arbeitete wieder als Schuster.
DurchMoritz Daffinger undFriedrich Gauermann ermutigt wandte sich Neder 1834 doch wieder der Kunst zu. 1834/35 machte er eine Reise nachSalzburg und insBerchtesgadener Land und hielt sich längere Zeit inKremsmünster auf. 1848 während derRevolution war NederLeutnant der Nationalgarde. Er lebte in bescheidenen Verhältnissen weiterhin in Wien, nur unterbrochen durch kurze Aufenthalte inPrag undBudapest in den 50er Jahren. 1861–1875 besaß er immerhin ein Haus in Sievering. Neder starb in Obersievering, Hauptstraße 35 (heute Sieveringer Straße neben Nr. 233); das Haus existiert heute nicht mehr. Er erhielt ein Ehrengrab auf demWiener Zentralfriedhof. 1910 wurde ihm zu Ehren dieNedergasse in Wien-Döbling benannt.
Johann Michael Neder war ein Volksmaler des WienerBiedermeier, der in naiv-realistischer ManierPorträts undGenreszenen aus dem Leben der Wiener Vorstädte schuf. Abseits gekünstelterRomantik gilt der zu Lebzeiten umstrittene Maler heute gerade wegen seiner Authentizität als wichtiger Schilderer des Wiener Kleinbürgertums, der neben seinen künstlerischen Qualitäten auch ein dokumentarisches Interesse seiner Zeit beanspruchen darf.
Selbstporträt als „Schustermaler“ (Kremsmünster, Kunstsammlungen), 1832
Morgentoilette eines Mädchens (Wien, Belvedere), 1836, Öl auf Holz, 35×30 cm
Der Architekt Franz Jäger mit seiner Gattin Josepha und den Kindern Franz und Franziska (Düsseldorf, StiftungMuseum Kunstpalast, Gemäldegalerie), 1836, Öl auf Holz
Husaren-Einquartierung in Mödling (Wien, Belvedere), 1836, Öl auf Holz
Die Heimkehr der Herde (Wien, Belvedere), 1844, Öl auf Holz
Porträt eines Kochs (St. Pölten, Museum Niederösterreich), 1845, Öl auf Holz, 29,3×23,6 cm
In der Schenke (Wien Museum), 1847, Öl auf Leinwand
Josef Welsch (Wien Museum), 1854, Öl auf Leinwand, 29×24 cm
Anna Welsch, geb. Neder (Wien Museum), 1854, Öl auf Leinwand, 29×24 cm
Selbstbildnis (Wien, Belvedere), um 1854, Öl auf Leinwand
Porträt einer Bürgersfrau (Wien,Leopold Museum, Inv. Nr. 311), Öl auf Leinwand, 63,6×50,1 cm
Porträt Heinrich Welsch, Unterleutnant des Infanterie-Regiments Nr. 44 (Wien,Heeresgeschichtliches Museum), Öl auf Leinwand, 26×21 cm