Jesuskind

AlsJesuskind oderJesusknabe, auchChristuskind, wird eine DarstellungJesu Christi bezeichnet, die ihn bis zum Alter von etwa zwölf Jahren abbildet (im Alter von dreizehn Jahren erlangen imJudentum Jungen dieReligionsmündigkeit und werden als Erwachsene betrachtet).
Kunstgeschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Jesuskind ist seit dem 3. Jahrhundert in derchristlichen Kunst ein beliebtes Motiv. Häufig zeigen solche Darstellungen dieGeburt Christi, dieHeilige Familie oder das Jesuskind mit derGottesmutter. Von derMadonna mit dem Kind gibt es sowohl in derWestkirche als auch in derOstkirche eine Fülleikonographischer Darstellungen.
Das Jesuskind wird häufig in einerKrippe dargestellt. Andere Bilder zeigen dieBeschneidung Jesu, dieDarstellung im Tempel, dieAnbetung der Könige und dieFlucht nach Ägypten. Dagegen wird Jesus als Heranwachsender nur selten dargestellt, da die Evangelien darüber kaum berichten. Es gibt jedoch einige Darstellungen, die sich, orientiert anapokryphen Schriften, mit der Kindheit Jesu befassen.
Ab dem 14. Jahrhundert wird es auch mit Attributen gezeigt, die es als Gott undErlöser kennzeichnen:Heiligenschein,Krone,Weltkugel,Zepter,Herz,Lamm,Hirtenstab,Weintrauben,Kreuz,Ysopstab,Lanze.[1] Manchmal wird das Jesuskind mit einemStieglitz (auch als Distelfink bezeichnet) dargestellt, was symbolisch auf den Opfertod Jesu hinweist: Die roten Kopffedern des Vogels symbolisieren das vergosseneBlut Christi, so etwa in derMadonna mit dem Stieglitz vonRaffael Santi.
Biblische Überlieferung
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DieEvangelien nach Lukas und Matthäus imNeuen Testament berichten hauptsächlich über dieGeburt und die letzten Lebensjahre Jesu, dasEvangelium nach Lukas außerdem über seineDarstellung im Tempel 40 Tage nach der Geburt (Lk 2,22-24 EU) imJerusalemer Tempel und über den Besuch im Tempel als Zwölfjähriger (Lk 2,41-52 EU), dasEvangelium nach Matthäus über dieFlucht nach Ägypten (Mt 2,13-23 EU).
Außerbiblische Überlieferung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Über die Kindheit Jesu, in der er schon Wunder vollbrachte, erzählenapokryphe Schriften wie etwa dasKindheitsevangelium nach Thomas aus dem 2. Jahrhundert, dasarabische Kindheitsevangelium aus dem 6. Jahrhundert und dasPseudo-Matthäus-Evangelium aus dem 8./9. Jahrhundert.

Ab demMittelalter bildeten sichLegenden um das wundertätige Jesuskind, die Bestandteil derVolksfrömmigkeit wurden. Dazu gehören Legenden umChristophorus, denMystikerHermann Joseph (* 1150) undAntonius von Padua (1195–1231). DasJesuskind von Atocha half der Überlieferung nach gefangenen Spaniern während derReconquista gegen dieMauren. Es wird insbesondere in Mexiko verehrt und in der kubanischenSanteria mitElleguasynkretisiert.[2]
Bekannte Darstellungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- DasSarner Jesuskind ist eine 50 cm hohe Holzfigur aus dem 14. Jahrhundert imBenediktinerinnenkloster St. Andreas inSarnen. Es hat sein rechtes Beinchen angezogen und die Weltkugel darauf abgestellt und zeigt mit der linken Hand auf seinHerz. Wegen des Sarner Jesuskindes ist das Kloster seit der spätmittelalterlichenMystik ein vielbesuchterWallfahrtsort.[3]
- DasSanto Bambino ist eine 60 cm hohe Figur in der KircheSanta Maria in Aracoeli in Rom, die der legendarischen Überlieferung zufolge von einemFranziskaner im 15. Jahrhundert aus dem Holz einesOlivenbaums aus dem GartenGetsemani geschnitzt wurde.[4]
- DasWettinger Jesuskind ist eine Altartafel in derKreuzgangskapelle imKloster Wettingen. Es könnte um 1450 für das Kloster Wettingen geschaffen worden sein. Das Bild überstand den Klosterbrand vom 11. April 1507,Weißen Sonntag 1507 auf wundersame Weise: Durch die Flammen entstanden mehrere Glutlöcher in einer besonderen Anordnung. Im Zentrum befindet sich das herzförmige Glutloch, das zugleich dasHerz des Erlösers symbolisiert.
- Das Jesuskind vonCebu aus dem 16. Jahrhundert ist eine Holzfigur, dieFerdinand Magellan nach seiner Ankunft auf derphilippinischen Insel Cebu der Hara Amihan, der Frau des HerrschersRaja Humabon am 14. April 1521 schenkte, weil sich das Herrscherpaar und viele Untertanentaufen ließen. Kurz darauf starb Magellan am 27. April bei einer Schlacht auf der NachbarinselMactan. 44 Jahre später eroberteMiguel López de Legazpi die Insel zurück und zerstörte das Dorf des Raja Tupas, einem Neffen des Raja Humabon. Die Holzfigur wurde dort trotz der Feuersbrunst fast unversehrt gefunden. An der Fundstelle wurde dieBasilica del Santo Niño als erste Kirche auf den Philippinen errichtet. Das Jesuskind war bis 2002Schutzpatron von Cebu.
- DasPrager Jesulein aus dem 17. Jahrhundert ist eine 47 cm hohe Wachsfigur in der KircheMaria vom Siege in derPrager Kleinseite. 1628 schenkte siePolyxena von Lobkowicz nach dem Tod ihres MannesAdalbert von Lobkowicz dem Kloster derUnbeschuhten Karmeliten in Prag im Rahmen derRekatholisierung. ImBarock entstanden neben der Wallfahrt zum Prager Jesulein weitere entsprechende Wallfahrten.[5]
- DasFilzmooser Kindl ist eine 45 cm hohe, aus Holz geschnitzte, farbig gefasste aber bekleidete Jesus-Statue aus dem 15. Jahrhundert. Sie ist alsGnadenbild in derPfarr- und Wallfahrtskirche Filzmoos aufgestellt. Das Jesuskind streckt die drei ersten Finger seiner rechten Hand in die Höhe, segnend, in seiner Linken hält es eine Weltkugel, in der Rechten ein Glöckchen.[6]
Patrozinium
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Folgende Kirchen tragen u. a. das Christkind-Patrozinium:
- Jesuskind-Kathedrale (Aleppo)
- Bambin Gesù, Rom
- Basilica del Santo Niño, Cebu City, Philippinen
- Ermitá de Santo Niño, Gaucín
- Iglesia Parroquial del Santo Niño de Mabini, Philippinen
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Fatschenkind
- Geburt Christi
- Weihnachtskrippe
- Das Christkind als figürliche Darstellung des Knaben Jesus
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Kuratorium des Diözesanmuseums Freising (Herausgeber):Seelenkind: Verehrt. Verwöhnt. Verklärt. Das Jesuskind in Frauenklöstern, Sieveking Verlag, München 2013,ISBN 978-3-944874-01-2.
- Lothar Zenetti:Das Jesuskind. Verehrung und Darstellung. München, Wewel 1987.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Erzbistum Köln Kölner Krippengänge:Kind-Jesu-Verehrung
- Evangelische Kirche in Deutschland Glaubens-ABC:Jesuskind
- Teresianischer Karmel:Das Prager Jesulein
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Erzbistum Köln Kölner Krippengänge:Kind-Jesu-Verehrung (Memento vom 4. Juli 2007 imInternet Archive)
- ↑Dr. Hans Gerald Hödl (Memento desOriginals vom 15. März 2007 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/homepage.univie.ac.at Skriptum Vorlesung SS06Afroamerikanische Religionen (PDF; 1,5 MB)
- ↑Frauenkloster Sarnen:Sarner Jesuskind
Rezension:St. Andreas, Sarnen - ↑ZENIT 23. Dezember 2006:„Il Santo Bambino“: Das heilige Kind von Rom
- ↑Traunsteiner Tageblatt 2005:Rosi Bauer zeigt in Sachrang Gnadenkindl aus ganz Europa (Memento vom 27. September 2007 imInternet Archive)
Stift Zwettl 2007:Wallfahrt zum wundertätigen Jesuskind (Memento vom 25. August 2007 imInternet Archive) - ↑Gustav Gugitz:Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Ein topographisches Handbuch zur religiösen Volkskunde in fünf Bänden, Wien 1958, Band 5, S. 161.