Jean Boisselier (*26. August1912 inParis; †26. August1996 inParis) war einfranzösischerArchäologe undKunsthistoriker, der sich mit klassischer Kunst dessüdostasiatischen Festlands, insbesondere desKhmer-Reichs vonAngkor,Champas undThailands, beschäftigte.
Jean Boisselier war ein Sohn des MalersHenri Boisselier (1881–1959). Sein Interesse für südostasiatische Architektur und Kunst wurde im Alter von zehn Jahren durch eine Abbildung vonAngkor Wat in der ZeitschriftL’Illustration geweckt. Er studierte an der PariserÉcole des beaux-arts, unter anderem beiPaul Bellugue, der sich ebenfalls mit Khmer-Skulptur beschäftigte, und wurde anschließend Zeichenlehrer. Zu Beginn desZweiten Weltkriegs war Boisselier Leutnant der Artillerie, wurde aber bereits im Juni 1940 gefangen genommen und blieb bis zum Kriegsende 1945 in einemOffizierslager in Westfalen.[1]
Danach nahm er ein Studium der Kunstgeschichte an derÉcole du Louvre auf, das er 1952 mit einer Arbeit über die Statuen derKhmer beiPhilippe Stern abschloss. Bereits 1949 trat er in den Dienst derÉcole française d’Extrême-Orient (EFEO) und ging als Mitarbeiter vonHenry Marchal nachAngkor, 1950 wurde erKonservator am Museum inPhnom Penh.[1] Seit 1953 war Boisselier wissenschaftlicher Leiter der Konservierungsarbeiten in Angkor.[2] Nach der Unabhängigkeit Kambodschas reiste er 1955 auf Einladung des befreundeten Archäologen PrinzSubhadradis Diskul nachThailand, wo er die Wandmalereien der buddhistischen Klöster (Wat) inBangkok bestaunte.[3]
Nach Paris zurückgekehrt, wurde er Mitarbeiter desCentre national de la recherche scientifique (CNRS) und übernahm als Nachfolger des verstorbenen Pierre Dupont die Leitung des Instituts für Kunst und Archäologie. Boisselier promovierte 1963(Doctorat de Troisième Cycle) mit einer bedeutenden Arbeit über die Entwicklung der Statuen vonChampa. Von 1964 bis 1971 reiste er jährlich nach Thailand, wo er Lehrveranstaltungen an derSilpakorn-Universität hielt und die französische archäologische Mission in Thailand leitete. Er forschte zurDvaravati-Kultur (ca. 6 bis 11. Jahrhundert n. Chr.), wozu er verschiedene Stätten inZentralthailand und auf derMalaiischen Halbinsel erkundete und an der Ausgrabung der alten StadtU Thong arbeitete. 1971 nahm er an der Ausgrabung von Dambegoda inSri Lanka teil.[3]
Auf Grundlage mehrerer Schriften, darunter seinem 1966 erschienenenHandbuch der Archäologie Kambodschas, wurde Boisselier 1970 dasDoctorat d’État (entspricht etwa einer Habilitation) verliehen. Im selben Jahr, in dem aufgrund einer Hochschulreform dieUniversität von Paris (Sorbonne) aufgeteilt wurde, übernahm er einen Lehrstuhl für Geschichte und Kultur Süd- und Südostasiens an derUniversität Paris III (Sorbonne Nouvelle), den er bis zu seiner Emeritierung 1980 innehatte.[1] Zugleich leitete er die Forschungsgruppe „Archäologie und Kulturen Süd- und Südostasiens“ und war Direktor der Lehr- und Forschungseinheit (UER; Ersatz für die aufgelösten Fakultäten) für Indien, Orient und Afrika. Boisselier wurde 1983 die Ehrendoktorwürde der Silpakorn-Universität verliehen,[2] an der er als Emeritus zwischen 1987 und 1992 erneut lehrte.[3]
Personendaten | |
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NAME | Boisselier, Jean |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Archäologe |
GEBURTSDATUM | 26. August 1912 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 26. August 1996 |
STERBEORT | Paris |