Dieser Artikel behandelt die PflanzengattungJatropha. Die häufig ebenfalls mit diesem Namen bezeichnete Energiepflanze ist diePurgiernuss (Jatropha curcas).
Jatropha ist einePflanzengattung in derFamilie derWolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Die bis zu 190 Arten sind fast weltweit in tropischen bis subtropischen Gebieten verbreitet.
Jatropha-Arten sind immergrüne oder laubabwerfendeBäume,Sträucher oder ausdauerndekrautige Pflanzen mit oft dicken und knolligenWurzeln. Ein Drittel bis die Hälfte der etwa 175 Arten ist stamm- oder wurzelsukkulent, ein großer Anteil weiterer Arten ist zumindestxerophytisch. Bei baumförmigen Arten sind die Stämme oft weichholzig und an der Basis angeschwollen. Krautige Arten sind dagegen häufigGeophyten mit nur kurzlebigen Zweigen. Bei fast allen Arten sind Zweige oder Blätterbehaart, doch sind die Haare niebrennend. Sie enthalten einenMilchsaft, der bei vielen Arten rötlich ist.
Die wechselständigen und spiralig oder zweizeilig angeordnetenLaubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreiten sind einfach und gewöhnlich gelappt. Die Blattränder sind glatt. Die fast immer vorhandenenNebenblätter sind meist geteilt, bei sukkulenten Arten häufig drüsenhaarig, manchmal auch dornig.
Jatropha-Arten sind meist einhäusig (monözische), selten zweihäusig (diözische), getrenntgeschlechtige Pflanzen. Die end- oder seitenständigenBlütenstände sind gabelig verzweigt und weisen eine besondere Anordnung derBlüten auf: In der Mitte eines Blütenstandes steht endständig eine weibliche Blüte (teils auch einige wenige weibliche Blüten), die von den auf den Verzweigungen stehenden männlichen Blüten umringt wird. Alle Blüten sind mit je fünfKron- undKelchblättern ausgestattet. Die Nektardrüsen am Grunde der Blüten können frei stehen oder zu einer ringförmigen Scheibe verschmolzen sein. Männliche Blüten tragen sechs bis zehnStaubblätter in zwei Kreisen. In den weiblichen Blüten sind meist zwei bis drei (bis fünf)Fruchtblätter zu einem oberständigenFruchtknoten verwachsen gewöhnlich mit drei freien Griffeln mit je einer zweilappigen Narbe. Die Bestäubung erfolgt meist durch Insekten (Entomophilie).
Es entwickeln sich dreilappigeKapselfrüchte, die bei Reife aufplatzen und die Samen mehrere Meter weit schleudern. Die ölhaltigen Samen sind etwa eiförmig und tragen einCaruncula genanntes Anhängsel.
Pflanzen mitBrennhaaren, ähnlich denen der heimischenBrennnesseln (Urtica) und nur einfacher Blütenhülle (ohne Kelchblätter), die früher zuJatropha gezählt wurden, gehören zur GattungCnidoscolus.
Der Erstveröffentlichung der GattungJatropha erfolgte 1753 durchCarl von Linné im WerkSpecies Plantarum, 2, S. 1006.[1] Ihr von dengriechischen Worten fürArzt (Iatros) undErnährung (Trophe) abgeleiteter botanischer NameJatropha weist auf diemedizinische Nutzung derSamen einiger Arten sowie auf die essbarenWurzelknollen des früher zu dieser Gattung gestelltenManiok (Manihot esculenta) hin. Für dieJatrophaL. gibt es eine Reihe vonSynonymen:AdenoropiumPohl,AdenorhopiumRchb.,BromfeldiaNeck.,CastiglioniaRuiz & Pav.,CollenuciaChiov.,CurcasAdans.,LoureiraCav.,MazinnaSpach,MesandriniaRaf.,MozinnaOrtega,RicinoidesMill.,ZimapaniaEngl. & Pax.[2]
Viele früher in die GattungJatropha gestellte Arten werden anderen Gattungen zugeordnet; beispielsweise ist die als „Hyänengift“ bekannteJatropha globosaGaertn. jetztHyaenanche globosa(Gaertn.) Lamb.
Jatropha-Arten sind weltweit intropischen bissubtropischen Gebieten verbreitet. Verbreitungsschwerpunkte bildenAsien, derNeotropis undAfrika. In Südafrika kommen etwa 15 Arten vor. AufMadagaskar ist nur eine Art,Jatropha mahafalensis, heimisch.
Jatropha sotoi-nunyeziiFern.Casas & E.Martínez: Sie wurde 2008 erstbeschrieben und kommt in den mexikanischen Bundesstaaten Tamaulipas sowie Veracruz vor.[2]
Jatropha zeyheriSond. (Syn.:Jatropha brachyadeniaPax & K.Hoffm.,Jatropha zeyheri var.platyphyllaPax,Jatropha zeyheri var.subsimplexPrain): Sie ist im südlichen Afrika verbreitet.[2]
Die bekannteste Art ist diePurgiernuss (Jatropha curcas): Diese einhäusig getrenntgeschlechtige, etwas sukkulente Pflanze stammt aus der Neotropis und wird weltweit in tropischen Gebieten zur Gewinnung vonBiodiesel angepflanzt. Eine relevante Nutzung liegt nur bei der Purgiernuss (Jatropha curcas) vor. Aufgrund ihrer Genügsamkeit kann diese sogar in trockenen Savannengebieten angebaut werden. Trotz der geringen Bedürfnisse produziert die PflanzeÖl: Ihr Samen hat einen Ölanteil von über 85 %, welches darüber hinaus, mit einerCetanzahl von etwa 60 (Raps hat lediglich etwa 54) eines der effektivsten technisch nutzbarenPflanzenöle der Welt ist. Der Anbau ist demnach besonders lohnend, nicht nur für dieSubsistenzwirtschaft (Ölproduktion für den Eigenbedarf), sondern auch für den Weiterverkauf auf dem internationalen Markt. 2008 lag die weltweite Anbaufläche bei weniger als 1 Million Hektar, etwa 80 % dieser Fläche entfallen dabei auf die asiatischen Länder, insbesondereIndien,China undIndonesien.[3] Aber auch in Südamerika und Afrika erfährt der kommerzielle Jatropha-Anbau einen Boom. Neuen Studien zufolge besteht weltweit ein Anbaupotenzial von zirka 30 Millionen Hektar.
Die sukkulenteJatropha gossypiifolia stammt aus der Neotropis und wird wegen ihrer blutroten Blüten und des rotbraunen Laubes alsZierpflanze genutzt.Jatropha integerrima ist ein aus Mittel- und Südamerika stammender xerophyter Strauch, der wegen seiner fast ganzjährig erscheinenden Blüten als Zierpflanze verwendet wird.Jatropha podagrica ist eine sukkulente, ausMittelamerika stammende Art mit flaschenförmig verdicktem Stamm und wird alsZimmerpflanze angeboten.
Urs Eggli (Hrsg.):Sukkulentenlexikon Band 2 Zweikeimblättrige Pflanzen (Dicotyledonen) ausgenommen Aizoaceae, Asclepiadaceae, Cactaceae und Crassulaceae. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2002.ISBN 3-8001-3915-4; dieser Band 2 beschreibt u. a. rund 60 sukkulente Arten der GattungJatropha.
↑GEXSI Global Market Study on Jatropha: eine Studie über den derzeitigen Stand des weltweiten Jatrophaanbaus, mit mehreren Fallbeispielen, perDownload (Memento desOriginals vom 26. Juni 2008 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jatropha-platform.org erhältlich (Stand: Juli 2008)