Jarensk
Dorf
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Jarensk (russischЯренск) ist ein Dorf(selo) inNordwestrussland. Der Ort gehört zurOblast Archangelsk und hat 3660 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1] Er ist administratives Zentrum desRajonsLenski.
Geographie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Jarensk befindet sich etwa 500 Kilometer südöstlich der OblasthauptstadtArchangelsk und ist nur etwa 10 Kilometer von der Grenze derRepublik Komi entfernt. Die nächstgelegene StadtMikun liegt etwa 55 Kilometer nordöstlich von Jarensk in der Republik Komi. Jarensk befindet sich linksseitig des FlussesJarenga, kurz vor deren Mündung in dieWytschegda, etwa 164 Kilometer vor der Mündung der Wytschegda in dieNördliche Dwina beiKotlas.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Jarensk ist die älteste Ortschaft im heutigen Lenski rajon und wurde erstmals 1384 in denWytschegodsko-Wymskaja Chroniken (Вычегодско-Вымская летопись) unter dem NamenJerenski gorodok (Еренский городок) erwähnt.[2][3] Zu dieser Zeit diente die Wytschegda als wichtiger Flussweg zwischen den Gebieten der heutigen Oblast Archangelsk und derUral-Region.[4]
Im Jahr 1606 wurde Jarensk Zentrum des neu gegründetenJarenskerUjesd (Яренский уезд). 1706 wurde derJarensker Ujesd zuerst Teil desGouvernementes Archangelgorod (Архангелогородская губерния) und ging schließlich 1776 imGouvernementes Wologda auf. Am 25. Oktober 1780 erhielt Jarensk den Stadtstatus.[2]
Nachdem bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts vereinzelt Dampfschiffe auf der Wytschegda eingesetzt waren, entstand im Jahr 1898 die erste regelmäßige DampfschiffverbindungUstjug – Jarensk –Ust Syssolsk zum Waren- und Personentransport.[5]
Im Zuge dersowjetischen Verwaltungsreform wurde Jarensk, das bisher Hauptort desJarenskerUjesd war, am 1. Juni 1924 Teil des neu gegründeten Lenski rajon innerhalb desGouvernementes Nördliche Dwina (Северо-Двинской губернии).[2] Administratives Zentrum des Rajon sollte ursprünglich das DorfLena werden. Da es aber nicht über die nötigen Gebäude für die Rajonadministration verfügte, beschloss man, das Rajonzentrum nach Jarensk zu verlegen.[6] Mit der Verwaltungsreform verlor Jarensk außerdem seinen Stadtstatus. Im Zuge weiterer Verwaltungsreformen wechselte Jarensk in den folgenden Jahren wiederum die Verwaltungsbezirke. So wurde es zuerst Teil desNördlichen Krai (1929–1936) und derNördlichen Oblast (1936–37), bevor es am 23. September 1937 schließlich der Oblast Archangelsk zugeschlagen wurde.[2][6]
Ab 1930 stiegen im Zuge der Siedlungs- und Verfolgungspolitik der RegierungStalins die Bevölkerungszahlen der heutigen Lenski rajon schlagartig an. Im Zuge dieser Politik wurden viele Tausende sogenannte „Kulaken“ aus allen Teilen der Sowjetunion samt ihren Familien in den Lenski rajon deportiert, um bisher unbesiedelte Gebiete zu erschließen. Jarensk diente dabei unter anderem als Zwischenstation beim Transport der Verbannten über die Wytschegda. Allein 1930 wurden etwa 8000 Menschen in so genanntenSpezialsiedlungen (спецпоселение/Spezposselenije) in der Umgebung von Jarensk angesiedelt. Dabei handelte es sich um von Soldaten undOGPU-Wachpersonal bewachte Aussiedlungen, deren Bewohner vor allem im Bau von Infrastruktur, dem Roden von Wäldern, sowie in der Landwirtschaft eingesetzt wurden.[7] Die Lebensbedingungen in diesen Aussiedlungen waren schlecht, es brachen häufig Krankheiten aus. Hungersnöten fielen viele Siedler zum Opfer.[8] Mit dem Ausbruch desGroßen Vaterländischen Krieges wurden ab den 1940er Jahren auch vermehrt deutsche Kriegsgefangene für Arbeiten in den Rajon transportiert.[9] Nach dem TodStalins 1953 kam es aber vermehrt zuAmnestien, so dass viele der 'Kulaken' rechtlich frei wurden und teilweise wieder in ihre ursprünglichen Heimatgebiete zurückkehren konnten. Die letzten 'Kulaken' wurden am 13. August 1954 durch eine Verordnung desMinisterrates der UdSSR (Originaltitel: „О снятии ограничений по спецпоселению с бывших кулаков и других лиц“) freigesetzt.[10]
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahlen von Jarensk.
Jahr | Einwohner |
---|---|
1897 | 993 |
1911[2] | 1.140 |
1939 | 2.185 |
1959 | 2.656 |
1970 | 2.956 |
1979 | 3.978 |
1989 | 4.246 |
2002 | 4.085 |
2010 | 3.660 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Wirtschaft und Infrastruktur
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Jarensk hat keine Eisenbahnanbindung. Die nächstgelegene Eisenbahnstation befindet sich im 22 Kilometer entfernten Dorf Meschog (Межог) in der Republik Komi. Es gibt keine direkte Straßenverbindung nach Archangelsk. Auch die Strecke nach Kotlas ist bis heute nicht fertiggestellt.[11] Wie im ganzen Lenski rajon ist auch in Jarensk die Forst- und Holzindustrie der Hauptwirtschaftszweig. Einen kleineren Anteil nehmen Unternehmen der Nahrungsmittel- und Baustoffindustrie ein.[4]
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abItogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen5, S. 12–209;11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation); Čislennost' naselenija po municipal'nym obrazovanijam i naselennym punktam Archangel'skoj oblasti, vključaja Neneckij avtonomnyj okru Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda (Bevölkerungsanzahl der munizipalen Gebilde und Ortschaften der Oblast Archangelsk einschließlich des Autonomen Kreisen der Nenzen Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010.)Tabelle (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Oblast Archangelsk)
- ↑abcdePomorskaja ėnciklopedija:Tom 1 Istorija Archangel'skogo Severa. Pomorskij gosudarstvennyj universitet, Archangelsk 2001,ISBN 5-88086-147-3, S. 458
- ↑Artikel: Wytschegodsko-Wymskaja Chronik; auf yarensk.ru (russisch), überprüft am 16. September 2012
- ↑abopenbudget.karelia.ru (russisch), überprüft am 16. September 2012
- ↑Artikel: Вычегда-река, auf yarensk.ru (russisch), überprüft am 16. September 2012
- ↑abOffiziell Webpräsenz des Lenski Rajon; Abschnitt Geschichte (russisch), überprüft am 16. September 2012
- ↑Юлия УГРЮМОВА. Спецпереселенцы Ленского района в 1930-1940 годах в воспоминаниях очевидцев, Seite 1; auf yarensk.ru (russisch), überprüft am 16. September 2012
- ↑Юлия УГРЮМОВА. Спецпереселенцы Ленского района в 1930-1940 годах в воспоминаниях очевидцев, Seite 2; auf yarensk.ru (russisch), überprüft am 16. September 2012
- ↑Юлия УГРЮМОВА. Спецпереселенцы Ленского района в 1930-1940 годах в воспоминаниях очевидцев, Seite 3; auf yarensk.ru (russisch), überprüft am 16. September 2012
- ↑Gesetzt „О снятии ограничений по спецпоселению с бывших кулаков и других лиц“ auf lib.rus.ec (russisch), überprüft am 16. September 2012
- ↑Offiziell Webpräsenz des Lenski Rajon; Abschnitt Rajon (russisch), überprüft am 16. September 2012