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Jahrhundert der Demütigung

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Eine politische Karikatur, die KöniginVictoria (Großbritannien), KaiserWilhelm II. (Deutsches Reich), ZarNikolaus II. (Russisches Reich),Marianne (Frankreich) und einenSamurai (Japanisches Reich) bei der Aufteilung Chinas zeigt.

DasJahrhundert der Demütigung, auch bekannt als die hundert Jahre der nationalen Demütigung, ist der Begriff, der inChina verwendet wird, um die Zeit der Intervention und Unterwerfung derQing-Dynastie und derRepublik China durch westliche Mächte undJapan von 1839 bis 1949 zu beschreiben.[1]

Der Begriff entstand 1915 in der Atmosphäre des aufkommenden chinesischenNationalismus, der sich gegen dieeinundzwanzig Forderungen der japanischen Regierung und deren Annahme durchYuan Shikai wandte. Sowohl dieKuomintang (Chinesische Nationalistische Partei) als auch dieKommunistische Partei Chinas machten die Bezeichnung später populär.

Geschichte

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Chinesische Nationalisten in den 1920er und 1930er Jahren datierten den Beginn des Jahrhunderts der Demütigung[2] auf die Mitte des 19. Jahrhunderts, mit dem Beginn desErsten Opiumkriegs inmitten des darauf folgenden dramatischen politischen Zerfalls von Qing-China.[3]

Zu den Niederlagen und Demütigungen, die als Teil des Jahrhunderts der Demütigung genannt werden, gehören die folgenden:

In dieser Zeit litt China unter einer starken inneren Zersplitterung, verlor fast alle Kriege, die es führte, und war oft gezwungen, den Großmächten inungleichen Verträgen große Zugeständnisse zu machen.[7] In vielen Fällen war China gezwungen, hohe Reparationszahlungen zu leisten, Häfen für den Handel zu öffnen, Gebiete zu verpachten oder abzutreten (z. B. die Äußere Mandschurei, Teile Nordwestchinas undSachalin an dasRussische Reich,Kiautschou an dasDeutsche Reich,Hongkong an dasBritische Weltreich,Macau an dasPortugiesische Reich,Zhanjiang anFrankreich,Taiwan undDalian an dasJapanische Reich) und nach militärischen Niederlagen verschiedene andere Zugeständnisse an ausländische „Einflusssphären“ zu machen.Chiang Kai-shek legte in seinem Tagebuch nach einem Scharmützel mit den Japanern im Jahr 1928, das alsJinan-Zwischenfall bekannt wurde, eine Kategorie mit dem Titel „Rache der Demütigung“ an. In den folgenden zwei Jahrzehnten schrieb er in dieser Rubrik über Methoden zur Überwindung des japanischen Eindringens in China und zur Stärkung der inneren Einigkeit.[8]

Ende des Jahrhunderts der Demütigung

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Bereits beim Abschluss des Boxerprotokolls im Jahr 1901 waren einige der westlichen Mächte der Ansicht, dass sie überzogen gehandelt hatten und dass das Protokoll zu demütigend war. Daraufhin formulierte US-AußenministerJohn Hay diePolitik der offenen Tür, die die Kolonialmächte daran hinderte, China direkt in De-jure-Kolonien aufzuteilen, und die den universellen Zugang zu den Märkten in China garantierte. Diese Politik, die Deutschland, Japan und Russland schwächen sollte, wurde nur teilweise durchgesetzt und durch die folgendeWarlord-Ära in China und die japanischen Interventionen allmählich gebrochen.[9] Die halb widersprüchliche Natur der Politik der offenen Tür wurde schon früh erkannt, da sie zwar die territoriale Integrität Chinas vor fremden Mächten bewahrte, aber auch zur Ausbeutung des Landes durch dieselben Länder führte. Mit demRoot-Takahira-Abkommen von 1908 hielten die USA und Japan die Politik der offenen Tür aufrecht, doch andere Faktoren (wie Einwanderungsbeschränkungen für Chinesen und die Abtretung der Boxer-Entschädigung an ein verwaltetes Boxer-Entschädigungs-Stipendium statt der direkten Rückgabe an die Qing-Regierung) führten zu einer fortgesetzten Demütigung aus chinesischer Sicht.[10] Die Politik der offenen Tür wurde schließlich imZweiten Weltkrieg gebrochen, als Japan in China einmarschierte.

Die extraterritoriale Gerichtsbarkeit und andere Privilegien wurden vom Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten 1943 aufgegeben. Während des Zweiten Weltkriegs behieltVichy-Frankreich die Kontrolle über die französischen Konzessionen in China, wurde aber gezwungen, sie an das kollaborierende Regime vonWang Jingwei zu übergeben. Das chinesisch-französische Nachkriegsabkommen vom Februar 1946 bestätigte die chinesische Souveränität über die Konzessionen.

Chiang Kai-shek erklärte das Jahrhundert der Demütigung 1943 mit der Aufhebung aller ungleichen Verträge für beendet, undMao Zedong erklärte es später in der Nachkriegszeit für beendet. Chiang propagierte 1945 seinen Widerstand gegen die japanische Herrschaft und Chinas Platz unter den vierHauptsiegermächten der siegreichenAlliierten. Mao rief das Ende der nationalen Demütigung mit der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 aus.

Einige chinesische Politiker und Schriftsteller haben jedoch spätere Ereignisse als das wahre Ende der Demütigung dargestellt. Ihr Ende wurde mit der Zurückdrängung der UN-Truppen imKoreakrieg, der Wiedervereinigung mit Hongkong 1997, der Wiedervereinigung mit Macau 1999 und sogar der Ausrichtung derOlympischen Sommerspiele 2008 in Peking proklamiert. Andere behaupten, dass die Demütigung erst enden wird, wenn die Volksrepublik China Taiwan kontrolliert.[11]

Auswirkungen

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Die Verwendung des „Jahrhunderts der Demütigung“ in der Geschichtsschreibung der Kommunistischen Partei Chinas und des modernen chinesischen Nationalismus mit seinem Schwerpunkt auf der „Souveränität und Integrität des (chinesischen) Territoriums“[12] wurde bei Vorfällen wie derBombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad durch die USA, derFlugzeugkollision bei Hainan 2001 und den Protesten für dietibetische Unabhängigkeit entlang des Fackellaufs der Olympischen Spiele 2008 in Peking angeführt.[13] Einige Analysten haben darauf hingewiesen, dass der Begriff verwendet wird, um ausländische Kritik anMenschenrechtsverletzungen in China und die inländische Aufmerksamkeit von Korruptionsproblemen abzulenken und die territorialen Ansprüche und den allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Aufstieg des Landes zu untermauern.[11][14][15]

Kommentar und Kritik

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Kritisiert wurde die Behauptung, China habe sich geweigert, sich zu modernisieren, oder sei nicht in der Lage gewesen, westliche Armeen zu besiegen, als vereinfachend, da China Ende des 19. Jahrhunderts nach mehreren Niederlagen mit einer massiven militärischen Modernisierung begann, Waffen von westlichen Ländern kaufte und in Arsenalen, wie dem Hanyang-Arsenal während des Boxeraufstands, eigene Waffen herstellte. Außerdem wurde die Behauptung infrage gestellt, die chinesische Gesellschaft sei durch die westlichen Siege traumatisiert worden, da viele chinesische Bauern (damals 90 % der Bevölkerung) außerhalb der Konzessionen lebten und ihr tägliches Leben ungestört und ohne jegliches Gefühl der „Demütigung“ fortsetzten.[16]

Historiker haben die Anfälligkeit und Schwäche der Qing-Dynastie gegenüber dem ausländischenImperialismus im 19. Jahrhundert vor allem auf die Schwäche der Seestreitkräfte zurückgeführt, während sie zu Lande militärische Erfolge gegen die Westmächte erzielte. Der HistorikerEdward L. Dreyer stellte fest: „Chinas Demütigungen im neunzehnten Jahrhundert hingen stark mit seiner Schwäche und seinem Versagen auf See zusammen. Zu Beginn des Ersten Opiumkriegs verfügte China über keine einheitliche Marine und war sich nicht bewusst, wie verwundbar es gegenüber Angriffen von See war. Die britischen Seestreitkräfte segelten, wohin sie wollten. Im Zweiten Opiumkrieg (1856–1860) hatten die Chinesen keine Möglichkeit, die anglo-französische Marineexpedition von 1860 daran zu hindern, in denGolf von Zhili zu segeln und so nahe wie möglich an Peking zu landen. In der Zwischenzeit unterdrückten neue, aber nicht unbedingt moderne chinesische Armeen die Aufstände in der Mitte des Jahrhunderts, brachten Russland mit einem Bluff dazu, die umstrittenen Grenzen inZentralasien friedlich zu regeln, und besiegten die französischen Streitkräfte zu Lande im Chinesisch-Französischen Krieg (1884–1885). Doch die Niederlage zur See und die daraus resultierende Bedrohung des Dampfschiffverkehrs nach Taiwan zwangen China, den Frieden zu ungünstigen Bedingungen zu schließen“.[17]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Alison Adcock Kaufman:The “Century of Humiliation,” Then and Now: Chinese Perceptions of the International Order. In:Pacific Focus.Band 25,Nr. 1, April 2010,S. 1–33,doi:10.1111/j.1976-5118.2010.01039.x (wiley.com [abgerufen am 19. April 2022]). 
  2. abPeter Hays Gries:China's new nationalism : pride, politics, and diplomacy. Berkeley : University of California Press, 2004,ISBN 978-0-520-93194-7 (archive.org [abgerufen am 19. April 2022]). 
  3. Chang, Maria Hsia (2001).Return of the dragon: China'z wounded nationalism. Westview Press. Seite 69–70.ISBN 978-0-8133-3856-9.
  4. David Shambaugh:China and the World. Oxford University Press, 2020,ISBN 978-0-19-006231-6 (google.de [abgerufen am 19. April 2022]). 
  5. Judith Shapiro:China's Environmental Challenges. John Wiley & Sons, 2013,ISBN 978-0-7456-6309-8 (google.de [abgerufen am 19. April 2022]). 
  6. Edward Wong:China Seizes on a Dark Chapter for Tibet. In:The New York Times. 10. August 2010,ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 19. April 2022]). 
  7. Poisoned path to openness. 23. März 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. März 2010; abgerufen am 19. April 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/app1.chinadaily.com.cn 
  8. Huang, Grace C. (2021).Chiang Kai-shek's Politics of Shame: Leadership, Legacy, and National Identity. Harvard University Asia Center. Seite 19–23.
  9. Michael Patrick Cullinane:Open Door Era: United States Foreign Policy in the Twentieth Century. Edinburgh University Press, 2017,ISBN 978-1-4744-0132-6 (google.de [abgerufen am 19. April 2022]). 
  10. Gregory Moore:Defining and Defending the Open Door Policy: Theodore Roosevelt and China, 1901–1909. Lexington Books, 2015,ISBN 978-0-7391-9996-1 (google.de [abgerufen am 19. April 2022]). 
  11. abNational Humiliation in China. In: E-International Relations. 20. Oktober 2011, abgerufen am 19. April 2022 (amerikanisches Englisch). 
  12. National Insecurities: Humiliation, Salvation, and Chinese Nationalism. Abgerufen am 19. April 2022. 
  13. Nationalism in China – Council on Foreign Relations. 14. Oktober 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Oktober 2009; abgerufen am 19. April 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cfr.org 
  14. ISN Security Watch: Narratives Of Humiliation: Chinese And Japanese Strategic Culture – Analysis. In: Eurasia Review. 23. April 2012, abgerufen am 19. April 2022 (amerikanisches Englisch). 
  15. The China Beat · China: The Pessoptimist Nation. 17. Februar 2013, archiviert vom Original am 17. Februar 2013; abgerufen am 19. April 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.thechinabeat.org 
  16. Jane E. Elliott (2002).Some did it for civilisation, some did it for their country: a revised view of the boxer war. Chinese University Press. S. 143.
  17. Conceptualizing the Blue Frontier: The Great Qing and the Maritime World in the Long Eighteenth Century. In: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Abgerufen am 19. April 2022. 
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