Jacques de Savoie-Nemours (*12. Oktober1531 imKloster Vauluisant; † 15. oder 18. Juni1585 in La Cassine-Chastelier beiMoncalieri (Piemont)) war ein Fürst aus der Familie Savoyen-Nemours, einer jüngeren Linie desHauses Savoyen; er war ein bedeutender Protagonist am französischen Hof, der während derItalienischen und derHugenottenkriege in der königlichen Armee diente.
Jacques de Savoie-Nemours ist der Sohn vonPhilippe de Savoie-Nemours,apanagierterGraf von Genevois undHerzog von Nemours, und Charlotte d’Orléans-Longueville, Tochter vonLouis I. d’Orléans-Longueville,Herzog von Longueville, somit ein leiblicher Vetter des KönigsFranz I. 1533 wurde er durch den Tod seines Vaters Herzog von Nemours.
Im Alter von 15 Jahren wurde er König Franz I. vorgestellt, ein Jahr darauf tratHeinrich II. die Herrschaft an. Später versuchte Jacques de Savoie-Nemours vergeblich, seinem CousinLéonor d’Orléans-Longueville die Nachfolge imFürstentum Neuenburg (1551) streitig zu machen. 1552 nahm er an der Belagerung vonLens, 1553 an derVerteidigung von Metz gegen die Truppen des KaisersKarl V. teil. Anschließend diente er in derGrafschaft Flandern und in Italien bis zum fünfjährigen Waffenstillstand vonVaucelles am 5. Februar 1556, mit dem die französischen Eroberungen in Lothringen festgeschrieben wurden. Er wurde zumColonel général der leichten Kavallerie befördert, die er bei derBelagerung von Diedenhofen (1558) kommandierte.
1555 hatte seine Schwester Jeanne (1532–1568)Nicolas de Lorraine, Comte de Vaudémont geheiratet und war dadurch zur Stiefmutter der damals zweijährigenLouise de Lorraine-Vaudémont geworden, die 1575 als EhefrauHeinrichs III. Königin von Frankreich wurde.
Die Historikerin Jacqueline Boucher beschreibt Jacques de Savoie-Nemours als „großen, gebildeten, sportlichen, kultivierten und weltgewandten Seigneur, der für sein Talent als Verführer bekannt ist.“.[1]
1557 wurde er aus seiner Beziehung zuFrançoise de Rohan, Dame de Garnache (um 1540–1591), Vater eines Sohnes,Henri de Genevois. Da er ihr ein Eheversprechen gegeben hatte, überzog sie ihn mehrere Jahre mit Klagen, die Prozesse hielten die gesamten Hugenottenkriege über an und endeten erst mit einer Lösung, mit der der Jurist (und Mathematiker)François Viète alle Seiten zufrieden stellen konnte.[2]
Als KönigHeinrich II. am 30. Juni 1559 bei einem Turnier, das Teil der Feiern anlässlich derVerträge von Cateau-Cambrésis war, schwer verletzt wurde, war er einer seiner Helfer – und am Todestag des Königs, dem 10. Juli 1559, Bevollmächtigter des HerzogsEmanuel-Philibert von Savoyen (1528–1580) bei dessen Heirat, die zur Bekräftigung der genannten Verträge geschlossen wurde, mitMarguerite de Valois (1523–1574), der Schwester des Verstorbenen.
Im Sommer 1559 war er zudem ein ernsthafter Anwärter auf die Hand der englischen KöniginElisabeth I. (1533–1603), die ebenfalls Vertragspartner von Cateau-Cambrésis war. Die Heirat wurde am französischen Hof als bereits vereinbart angesehen, aber die übliche Zurückhaltung der Königin und der Krieg der Franzosen in Schottland ließen das Vorhaben scheitern. Damit Jacques de Savoie-Nemours die Königin besuchen konnte, hatte Heinrich II. ihn zum außerordentlichen Botschafter ernannt; nach dem Tod des Königs bereitete Nemours seine Reise weiter vor (Juli–September 1559), doch kam sie nicht zustande. Die Frankophobie des englischen Hofes und der Druck der Berater der Königin, sich bei der Vertreibung der Franzosen aus Schottland zu engagieren, hatten wohl nichts damit zu tun.[3] Einen anderen Grund liefertMadame de Lafayette in ihrem RomanDie Prinzessin von Clèves (1678), in demM. de Nemours sich wegen seiner Liebe zuAnna d’Este,[4] die mitFrançois de Lorraine, duc de Guise verheiratet war, weigerte, die Reise anzutreten.[5]
Am 7. Dezember 1561 wurde er vonKarl IX. in denMichaelsorden aufgenommen.
In den im Jahr darauf ausbrechendenHugenottenkriegen stand er weiterhin im Dienst des Königs. Er nahm an der Eroberung vonBourges teil und schlug zwei Mal den ProtestantenführerFrançois de Beaumont, Baron des Adrets. Er kommandierte dieSchweizer, die Karl IX. nach Paris zurückbrachten, den die Calvinisten inMontceaux-lès-Meaux entführen wollten.[6]
Nachdem er am 27. Dezember 1562 zumGouverneur von Lyon ernannt worden war, wobei er auch für dieAuvergne, dasBourbonnais undLa Marche zuständig war, scheiterte er bei dem Versuch,Lyon zu erobern, das vonJean V. de Parthenay für dieHugenotten gehalten wurde. DasEdikt von Amboise vom 19. März 1563 versöhnte für einige Zeit die beiden Parteien. Sein Amt als Gouverneur von Lyon wurde am 4. Juli 1564 dokumentiert.[7] Am 31. Dezember 1564 wurde er von Emanuel Philibert von Savoyen zum Herzog von Genevois ernannt.[8]
Im Jahr zuvor, am 18. Februar 1563, war derDuc de Guise bei derBelagerung von Orléans durch ein Attentat schwer verletzt worden, dem er am 24. Februar 1563 erlag. Während der Mörder sofort ergriffen und hingerichtet worden war, setzte Anna d’Este alles daran, den in ihren Augen als Auftraggeber verantwortlichen Anführer der französischen Hugenotten,Gaspard de Coligny, juristisch zu verfolgen. Drei Jahre lang bedrängte die Witwe den König und seine Gerichte mit ihren Forderungen, doch im Januar 1566 erklärte der königliche Rat Coligny für unschuldig und gebot ewiges Schweigen in dieser Angelegenheit.
Drei Monate später, am 29. April 1566, konnte Jacques de Savoie-Nemours imSchloss Saint-Maur die WitweAnna d’Este, Tochter vonErcole II. d’Este (1508–1599),Herzog von Ferrara, undRenée de France, und Enkelin vonLudwig XII. heiraten, nachdemJeanne d’Albret, Titularkönigin von Navarra und Kusine Françoise de Rohans, ohne Erfolg versucht hatte, dies zu verhindern. Er wurde dadurch der Stiefvater unter anderem vonHenri, Duc de Guise (* 1550),Charles (1554–1611) undLouis (1555–1588).
Am 10. November 1567 nahm Jacques de Savoie-Nemours an derSchlacht bei Saint-Denis teil. 1569 bekam er den Auftrag, sich dem Einmarsch der Truppen desHerzogs von Zweibrücken entgegenzustellen, scheiterte aber mit dieser Aufgabe durch Verschulden vonDuc d’Aumale, dem ehemaligen Schwager seiner Frau. Anfang 1571 trat er als Gouverneur von Lyon zurück. Als seinen Nachfolger empfahl er seinen LieutenantFrançois de Mandelot, der am 17. Februar 1571 ernannt wurde.
Jacques de Savoie-Nemours undAnna d’Este zogen sich in ihr Herzogtum Genevois zurück, wo er sich der Kunst und der Literatur zu widmete. 1578 wurde er zum Ritter im neu gegründetenOrden vom Heiligen Geist ernannt, eine formelle Aufnahme fand jedoch nicht statt, denn dafür hätte er nach Paris reisen müssen. Jacques de Savoie-Nemours starb am 15. oder 18. Juni 1585[9] auf seinem Gut La Cassine-Chastelier beiMoncalieri (Piemont) an derGicht.[10] Der Leichnam wurde in der KircheNotre-Dame-de-Liesse d'Annecy bestattet.[11]
Als Witwe lebte Anna d’Este dann hauptsächlich in Paris, in ihremHôtel de Nemours, das sich links der Seine in der heutigenRue Séguier befand. Mit der Wiederbelebung derKatholischen Liga nach dem Tod des ThronfolgersFrançois-Hercule de Valois, duc d’Alençon 1584, in der ihre Söhne eine wichtige Rolle spielten, stieg auch die Bedeutung der Herzogin für das politische Geschehen in Frankreich beträchtlich. Zu Weihnachten 1588 ließ Heinrich III. ihre beiden Söhne Henri und Louis imSchloss Blois ermorden, Anna d’Este selbst wurde inhaftiert. Zwar schweigen die meisten Quellen über die Taten der Herzogin in der Zeit nach ihrer Freilassung, doch sahen einige ihrer Zeitgenossen in ihr die Auftraggeberin für den Mord an Heinrich III. am 2. August 1589. In der vonHeinrich IV. belagerten Hauptstadt war Anna d’Este, von der Liga zur „Königin-Mutter“ stilisiert, eine der Hauptfiguren. Nach derKonversion Heinrichs IV. zum Katholizismus erkannte sie den Bourbonen aber als König an und bemühte sich, auch ihre noch lebenden Söhne zu diesem Schritt zu bewegen.
Die Kinder von Jacques de Savoie-Nemours und Anna d’Este sind:
Jacques de Savoie-Nemours hatte mehrere uneheliche Kinder:
Personendaten | |
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NAME | Jacques de Savoie-Nemours |
ALTERNATIVNAMEN | Jacques, Duc de Nemours, Duc de Genève |
KURZBESCHREIBUNG | Gouverneur des Poitou |
GEBURTSDATUM | 12. Oktober 1531 |
GEBURTSORT | Kloster Vauluisant |
STERBEDATUM | 18. Juni 1585 |
STERBEORT | Annecy |