Die Gemeinde liegt in derNiederlausitz, rund 25 Kilometer nordöstlich vonCottbus. Einen größeren Teil der Gemeindefläche nimmt der Braunkohletagebau Jänschwalde ein. Jänschwalde grenzt im Norden anSchenkendöbern, im Osten an die polnische LandgemeindeGubin, im Süden anForst undHeinersbrück, im Südwesten anTeichland und im Westen anPeitz undTauer. Im Osten bildet dieLausitzer Neiße die Grenze zuPolen, dieMalxe bildet die Südgrenze der Gemeinde.[2]
Durch Grabungen seit 2013 ließ sich anhand von Schnittspuren an den Knochen belegen, dassNeandertaler vor etwa 130.000 Jahren, bei Beginn derEem-Warmzeit, das Gebiet um Jänschwalde bewohnten, und dass sie dort Jagd auf Pferde machten; unter den Tierüberresten fanden sich auch Knochen vonBison priscus, demSteppenbison.[4] Unter den Werkzeugen befand sich ein Schaber, mit dem wohl Tierfelle entfernt wurden. In einem Graben, etwa 150 Meter von der Tagebaukante entfernt, wurde ein bearbeiteter Schildkern ausFeuerstein entdeckt. Damit fertigten die Neandertaler Werkzeuge und Waffen an.
Die bis dahin ältesten Spuren stammten ebenfalls vonJägern und Sammlern, doch waren sie mit 13.000 Jahren bedeutend jünger.[5] Bei den jüngeren archäologischen Spuren handelt es sich um Feuersteinwaffen vonRentierjägern am Ende derletzten Kaltzeit. Bereits 1903 wurde am Rande des Tagebaus das ersteMammutskelett in Deutschland ausgegraben.
Aus demNeolithikum und derBronzezeit traten zahlreiche Begräbnisplätze zu Tage, vielfach ausgestattet mitSilexspitzen und Silexdolchen als Beigaben. Aus der Zeit um 1000 v. Chr. stammen die auf der Hornoer Höhe – dort konzentriert sich seit 2009 der Tagebau – ergrabenen bronzezeitlichenPfostenbauten. Diese wiesen Speicherplätze für Getreide, Brunnen, die die Wasserversorgung in der Höhenlage sicherten, sowie weitere Gräber auf. Anfang 2008 wurde eingermanisches Dorf aus dem 3. und 4. Jahrhundert ausgegraben. Neben Hausgrundrissen fanden sich Brunnen, eine Getreidemühle, eine Schmiede zur Schmuckherstellung,Fibeln und zahlreiche weitereArtefakte.
Jänschwalde soll bereits im 13. Jahrhundert durchwendische Siedler entstanden sein.[6] Der sorbische Name für den Ort –Janšojce – bedeutet auf Deutschdas dem Jan, Jansch oder Jänsch Gehörende, womit vermutlich eine im Malxebruch gelegene Siedlung unter Leitung eines Jan oder Jänsch bezeichnet war. Im Jahre 1346 wurde Jänschwalde – geschriebenGenschwalde – in der sogenannten Meißener Matrikel als Kirchdorf erwähnt, das an dasBistum drei Groschen Kirchensteuer zu zahlen hatte. Der Ort entstand auf einer flachenTalsandinsel im Sumpfgebiet der Malxeniederung. Die Häuser waren auf großen Findlingen ruhende Blockhäuser mit Schilfdach.
Ab 1952 entstand nordöstlich von Jänschwalde der neue Stadtteil Jänschwalde-Ost. Dort lebten überwiegend Berufssoldaten und Angestellte derNationalen Volksarmee, die hier denMilitärflugplatz Cottbus-Drewitz betrieb, mit ihren Familien. Während des aktiven Betriebs des Flugplatzes hatte der Stadtteil zeitweise rund 2000 Einwohner.
Am 1. Juli 1998 wurde das DorfHorno, das 2004 und 2005 infolge des angrenzenden Braunkohletagebausdevastiert wurde, nachJänschwalde eingemeindet.[7] Am 26. Oktober 2003 entstand durch die Fusion der Gemeinden Drewitz, Grießen und Jänschwalde die neue Gemeinde Jänschwalde.[8] Der Ortsteil Jänschwalde erhielt am 10. Oktober 2005 den neuen NamenJänschwalde-Dorf.[9]
Die Gemeindevertretung von Jänschwalde besteht aus elf Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. DieKommunalwahl am 9. Juni 2024 führte bei einer Wahlbeteiligung von 75,8 % zu folgendem Ergebnis:[13]
Für das Kulturleben des Ortes spielen dieJänschwalder Blasmusikanten eine wichtige Rolle. Die 2001 aus der 1972 gegründeten Feuerwehrkapelle Jänschwalde hervorgegangene Musikformation ist inzwischen auch überregional bekannt. Der Verein WIR für Jänschwalde e.V. veranstaltet seit 2000 regelmäßig dasJänschwalder Blasmusikfest, welches hunderte Besucher alle 2 Jahre (ungerade Jahreszahl) nach Jänschwalde lockt.
Sorbisches Traditionsleben
Ein Ortsverein derDomowina und die Dorfjugend, welche sich als Jugendinitiative organisiert hat, führt jedes Jahr sorbische Brauchtumsveranstaltungen durch. Dazu gehören die sorbische Fastnacht(Zapust), das Osterfeuer und das sorbische Hahnrupfen(Kokot). Diese Festivitäten sind eng an diewendische Geschichte des Dorfes gebunden. Des Weiteren wird jährlich zum 1. Mai ein Maibaum aufgestellt.
In der Ortslage Kolonie befand sich die im Jahr 2000 gebaute PrivatbrauereiBrauhaus Zur Linde. Sie produzierte 12.000 Liter Bier im Jahr, das größtenteils in der dazugehörigen Gaststube ausgeschenkt, aber auch in Fässern verkauft wurde.[19]
Deborah Schulz:Das Gräberfeld von Jänschwalde, Diss., Berlin 2019.
Amt Jänschwalde – für die deutsch-sorbischen Gemeinden Drewitz, Grießen, Horno und Jänschwalde im Landkreis Spree-Neiße. 1997, Herausgeber: Amt Jänschwalde
Martin Pernack (Hrsg.):650 Jahre Jänschwalde. 650 lět Janšojce. Domowina-Verlag, Bautzen 1996,ISBN 978-3-7420-1669-0.
Rudolf Lehmann:Geschichte des Wendentums in der Niederlausitz. Beltz, Langensalza/Berlin/Leipzig 1930.
↑Gemeinde Jänschwalde. Kommunalverzeichnis des Landes Brandenburg, abgerufen am 8. Oktober 2023.
↑Leif Steguweit:Mikroskopische Untersuchungen zu menschlichen Manipulationen an Tierknochen des Saale-Spätglazials (MIS 6) aus Jänschwalde, in: Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 2 (2015) 193–210 (academia.edu).
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.):Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)