Isborsk-Klub

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DerIsborsk-Klub (russischИзборский клубIsborski klub, auchIsborskij Klub oderIsborsky Club, englischIzborsk Club) ist ein von dem PublizistenAlexander Prochanow im September 2012 mit Unterstützung desKreml[1] gegründeterThink Tank, dem mehrere bekannteultranationalistische undtraditionalistische IntellektuelleRusslands angehören.[2][3]

Inhaltsverzeichnis

Name

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Benannt wurde der Klub nach dem westrussischen DorfIsborsk, wo das erste Treffen stattfand. Diese Benennung erfolgte in Anlehnung an denWaldai-Klub, dem Prochanow ebenfalls angehört. Weitere Treffen fanden unter anderem inSankt Petersburg,Chimki,Jekaterinburg undUljanowsk statt.[2][4] Ort und Name wurden bewusst gewählt, da die Isborsker Festung ausMoskowiter Zeit als Bollwerk gegen das Vordringen westlicher Einflüsse galt, was auch dem Selbstverständnis des Klubs entspricht. DieLuftstreitkräfte der Russischen Föderation benannte einenLangstreckenbomber des TypsTupolew Tu-95 zu Ehren des Klubs in „Isborsk“ um, lud Prochanow selbst zu einem Flug in dessen Cockpit ein und setzte das Flugzeug seitdem zu Provokationen imLuftraum von EU-Staaten und zuBombardierungen in Syrien ein.[5]

Positionen

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Ein im Januar 2013 veröffentlichtes Manifest des Isborsk-Klubs fordert die beschleunigte Entwicklung desmilitärisch-industriellen Komplexes,[6] die Aufstellung des öffentlichen Sektors als Zentrum derVolkswirtschaft und eine „geistige Erneuerung“ derElite Russlands. Grundlage ist die Vorstellung, diegeopolitischen Konflikte um die Kontrolle von Ressourcen würden sich in der nahen Zukunft verschärfen, was zu regionalen Krisen ebenso führen werde wie zu Kriegen und bewaffneten Interventionen in zahlreichen Ländern, vor allem den rohstoffreichen. Als mögliche historische Vorbilder für die heutige Politik werdenPeter der Große undJosef Stalin genannt.[7] Man brauche, so das Manifest, keine übereilten Reformen, sondern neben Rüstungsfabriken auch „Altäre“. Die auf Faktizität und Liberalismus beruhende westliche Gesellschaftsordnung sei laut einem Klubmitglied das Werk von „hinter den Kulissen agieren[den]“ Kräften, deren Kern „zionistische Führer“ seien. Andere Klubmitglieder begrüßten PutinsEurasische Union als „Projekt der Wiederherstellung Russlands als eurasisches Imperium“ (im Originalton „Fünftes Imperium“[1]). Nach Ansicht des HistorikersTimothy Snyder waren für den Klub vor dem Hintergrund desRussisch-Ukrainischen Kriegs „die Fakten der Feind, die Ukraine der Feind und die Fakten über die Ukraine der größte Feind“.[5]

Auf einem Treffen in Sankt Petersburg am 19. Juni 2014 forderte Witali Awerianow, die Elite Russlands müsse sich „erneuern“ und ethnische Unterschiede ebenso wie individualistische Denkweisen überwinden, damit das Land wieder zu einer imperialen Macht werden könne. Andere Redner brachten ähnliche Ziele zum Ausdruck. Der PublizistNikolai Starikow forderte eine ideelle Restauration desrussischen Reiches und bezeichnete dieEurasische Wirtschaftsunion als Schritt in diese Richtung.Waleri Korowin stellte in seiner Rede die westlichen „Seemächte“, die ihre Kolonien versklavt hätten, der russischen „Landmacht“ gegenüber, die Kultur, Wissen und Wohlstand in ihre Grenzregionen bringe.[4]

Mitglieder

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Zu den Mitgliedern desIsborsk-Klubs gehören bekannte antiwestliche undantimodern orientierte Intellektuelle.Prochanows Stellvertreter sind Witalij Awerjanow und Alexander Nagornyj, die Vorsitzenden desInstitutes des dynamischen Konservatismus, das derRussisch-Orthodoxen Kirche nahesteht.[8] Beim Gründungstreffen war der russische KulturministerWladimir Medinski anwesend.[2]

Öffentliche Aufmerksamkeit erregten die Mitgliedschaft des Putin-BeratersSergei Glasjew, der im April 2014 auf eine Sanktionsliste der EU gesetzt wurde, und diejenigeAlexander Dugins, der durch radikale Thesen zum Ukraine-Konflikt auffiel.[9][10] In der russischen Öffentlichkeit prägen auch die FernsehmoderatorenMichail Leontjew undMaxim Schewtschenko das Erscheinungsbild des Isborsk-Klubs.[8]

Dugin zufolge ist auch der Stellvertretende MinisterpräsidentDmitri Rogosin Mitglied der Denkfabrik, auch wenn dessen Name nicht auf offiziellen Listen erscheint.[11] Weitere Mitglieder sind u. a.Leonid Iwaschow[2] (der sich öffentlich gegen den Krieg gegen die Ukraine positionierte),Natalija Narotschnizkaja[2],Jurij Poljakow[2] undMaxim Kalaschnikow[8],Nikolai Starikow[12] undIwan Ochlobystin[13].

Einfluss

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Die Vereinigung scheint gut finanziert zu sein und verfügt über Verbindungen zumKreml, wo Dmitri Rogosin in öffentlichen Aussagen häufig die Argumente des Isborsk-Klubs wiederholt, dasselbe trifft auf dieGesamtrussische Nationale Front zu.[7]

Für den Kreml ist der Klub durchaus nützlich, argumentiert der britische HistorikerMark Galeotti: „Wenn du erst mal eine Ansammlung kläffender rechtsextremer Menschen hast... wirkst du selbst gemäßigt.“[14]

Als Witali Awerianow, einer der führenden Köpfe, Anfang Juli 2014 in einem Interview nach dem Einfluss des Klubs auf die pro-russischen Kämpfer im Osten der Ukraine gefragt wurde, räumte er ein, dass es eine „tiefe Verbindung“ gäbe.[15]

Weblinks

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Commons: Izborsky klub – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. abNationale Idee gefunden (Memento vom 7. Juli 2015 imInternet Archive), Sputnik.de, 7. April 2015
  2. abcdefAndreas Umland: Analyse: Neue rechtsextreme Intellektuellenzirkel in Putins Russland: das Anti-Orange Komitee, der Isborsk-Klub und der Florian-Geyer-Klub. Bundeszentrale für Politische Bildung, 3. Mai 2013, abgerufen am 10. Oktober 2014. 
  3. Paul Goble: Is the Izborsky Club Losing Its Clout? 7. Juli 2014, abgerufen am 9. Oktober 2014. 
  4. abPaul Goble: Izborsky Club Leader Calls for ‘Renewal’ of Russia Elite to Build Empire. Interpreter Mag, 24. Juni 2014, abgerufen am 9. Oktober 2014. 
  5. abTimothy Snyder:Der Weg in die Unfreiheit: Russland, Europa, Amerika, Verlag C.H.Beck, München 2019,ISBN 978-3-406-74141-8
  6. Susanne Oxenstierna (Hrsg.):The Challenges for Russia's Politicized Economic System, Routledge Contemporary Russia and Eastern Europe Series, Verlag Routledge, 2015,ISBN 978-1-317-63421-8, Seite 71
  7. abAndrei Yakovlev:Russian modernization: Between the need for new players and the fear of losing control of rent sources. In:Journal of Eurasian Studies. Band 5, Nummer 1, 2014, S. 10–20,doi:10.1016/j.euras.2013.09.004. (freier Volltext)
  8. abcAnalyse: Der Isborsker Klub – Russlands antiwestliche Ideologen. Bundeszentrale für politische Bildung, 17. März 2015, abgerufen am 29. Juli 2015. 
  9. Die Moskau-Connection der „Donezker Volksrepublik“. Tiroler Tageszeitung, 12. Mai 2014, abgerufen am 4. März 2020. 
  10. Julia Smirnova: Die Höflinge des Zaren. Die Welt, 28. Juli 2014, abgerufen am 10. Oktober 2014. 
  11. Marius Laurinavicius: Dmitry Rogozin’s clan: Visionaries and executors behind aggression towards Ukraine. Delfi, 19. August 2014, abgerufen am 10. Oktober 2014. 
  12. http://www.izborsk-club.ru/content/articles/980/
  13. http://www.izborsk-club.ru/content/articles/4248/
  14. Natasha Bluth: The Club That Wants Russia To Take Over The World. In: codastory.com. 8. Februar 2018, abgerufen am 8. Februar 2018 (englisch). 
  15. Paul A. Goble: Russian nationalist group connected to Strelkov, says “Ukraine is not a state”. Euromaidan Press, 8. Juli 2014, abgerufen am 12. Oktober 2014. 
Normdaten (Körperschaft):GND:110315608X(lobid,OGND,AKS) |LCCN:no2014095332 |VIAF:309851117
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