Immanuel Knayer

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Immanuel Knayer (*19. April1896 inSchöneberg/Enz; †7. November1962 inStuttgart) war ein deutscher Maler, Radierer und Holzschneider,[1] der zurverschollenen Generation gerechnet wird. Bedingt durch ein 1941 verhängtes Malverbot wandte er sich zudem derHeraldik sowie derWerbe- undGebrauchsgrafik zu.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Immanuel Knayer wurde als Sohn des Lehrers Immanuel Knayer und der Maria Knayer im württembergischen Schöneberg geboren und besuchte zunächst ab 1902 die dortige Schule.[1] Später folgte ein Aufenthalt bei Verwandten inRatingen, wo er das Gymnasium besuchte.[1] Zuletzt besuchte Knayer das Internat inKorntal.[1]

Angesteckt von derKriegsbegeisterung im August 1914 verließ Knayer die Schule und meldete sich alsKriegsfreiwilliger. DenErsten Weltkrieg erlebte er an derWestfront. 1918 kehrte der damals 22-jährige Knayer alsKriegsversehrter in die Heimat zurück.[1] Durch eine schwere Verwundung blieb er zeitlebens geschwächt und körperlich beeinträchtigt.[1]

Gegen den Willen seiner Eltern schlug Knayer eine künstlerische Laufbahn ein. Er wurde 1919 in die StuttgarterKunstgewerbeschule aufgenommen, die er 1921 verließ,[1] um sich der Bevormundung seiner Eltern durch einen Aufenthalt bei Verwandten inDüsseldorf zu entziehen.[1] In Düsseldorf fasste Knayer den endgültigen Entschluss, Maler zu werden.

Nach seiner Rückkehr nach Stuttgart studierte Knayer ab 1922 an derStaatlichen Akademie der Bildenden Künste[1] und besuchte dort neben den obligatorischen Grundklassen die Zeichenklasse vonArnold Waldschmidt,[1] die technische Malklasse vonChristian Landenberger[1] und ab 1926 die Holzschnittklasse vonGottfried Graf.[1] Zudem wurde er 1926 vonRobert Breyer alsMeisterschüler in dessen Komponierklasse aufgenommen.[1] Zwischen 1924 und 1927 hielt sich Knayer mehrfach zu Studienaufenthalten in Düsseldorf aus.[1]

Zusammen mitRudolf Müller belegte er 1928 ein Meisterschüleratelier in den Unteren Anlagen in Stuttgart, später wurde bis 1931 ein gemeinsames Atelier am Kernerplatz bezogen. Knayer verdiente fortan seinen Lebensunterhalt als freischaffender Künstler und musste hierzu in den Arbeitstechniken und Themenfelder den Wünschen seiner Kundschaft anpassen.

1931 trat Immanuel Knayer derStuttgarter Neuen Sezession bei[1] und gehörte ihr bis zur zwangsweisen Auflösung 1933 an.[1]

Immanuel Knayer war mit dem Tübinger MalerGeorg Alfred Stockburger befreundet.[1] 1933 heiratete er Rudolf Müllers Schwester Helene.[1]

In den Jahren von 1929 bis 1933 stand Knayer durch mehrere Ausstellungsbeteiligungen im Blickfeld der Stuttgarter Kunstszene.

Nach der sogenanntenMachtergreifung verschwand sein Name aus den Ausstellungsverzeichnissen, jedoch blieb Knayer weiterhin als Kunstmaler tätig. Zwischen 1935 und 1945 war Knayer jedwede Ausstellungsmöglichkeit in Stuttgart verwehrt.[1] 1941 reichte er sein 1935 entstandenes ÖlgemäldeGüterbahnhof im Schnee bei derGroßen Deutschen Kunstausstellung imHaus der Deutschen Kunst inMünchen ein. Die Jury wies sein Werk allerdings als „unrealistisch“ und in der malerischen und koloristischen Behandlung als „entartet“ zurück. Die Folgen waren für Knayer schwerwiegend. DieReichskulturkammer inBerlin leitete Maßnahmen gegen den Stuttgarter Maler ein, in deren Folge Knayer mit einem Malverbot belegt wurde.[1] Obwohl die Stuttgarter Dienststelle mündlich mäßigend einwirkte, war Knayer durch das Verbot verunsichert. Zukünftig malte er nur noch im Verborgenen und versteckte anschließend seine Werke.

Aus existenziellen Gründen begann Knayer, sich überwiegend im Gebiet derHeraldik zu betätigen.[1] Eraquarellierte Stammbäume und Städtewappen und konnte so seinen Lebensunterhalt verdienen. Bereits in den 1930er Jahren war der Künstler gezwungen, seine Einkommenssituation durch Aufträge aus der Gebrauchsgrafik zu verbessern.[1] So entstanden Plakate, Werbegrafiken und Buchdeckel, vereinzelt gestaltete er auchExlibris,Signets und Buchillustrationen.

Kurz vor Kriegsende wurde sein Atelier am Kernerplatz 1945 zerstört.[1] Nach 1945 versuchte Knayer, sich wieder als Künstler zu betätigen. Sein gesundheitlicher Zustand, Spätfolgen aus dem Ersten Weltkrieg, hemmten seine künstlerische Tätigkeit, so dass er ab 1954 fast nur noch als Heraldiker tätig wurde. Sein letztes Gemälde, das 1954 gemalte ÖlgemäldeKarrenschieber, wurde 1955 auf den Kunstwochen auf demKillesberg, einer der ersten großen Kunstausstellungen in Württemberg nach dem Krieg, ausgestellt.

Immanuel Knayer starb, von der Kunstszene weitgehend vergessen, 1962 in Stuttgart.

Werk

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Immanuel Knayer wird als exemplarisches Beispiel eines Künstlers angesehen, der kurz vor 1900 geboren wurde und dessen freie Entfaltungsmöglichkeiten auf die Zeit der sogenanntenGoldenen Zwanziger begrenzt ist. Durch die Einschränkungen und Gängelungen seines künstlerischen Schaffens in der Zeit des Nationalsozialismus wird er derverschollenen Generation zugerechnet.

Seinexpressionistisches Werk ist geprägt von seiner Fronterfahrung im Ersten Weltkrieg und verarbeitet die Erinnerungen an Schützengräben, dem Schrecken, Elend und Tod. Bedeutend für Knayer wurde auch die Ausbildung durch Graf, von dem er lernte,klassizistische Stilmittel in eine neue Beziehung zur sichtbaren Realität zu schaffen. Knayer sammelte zudem durch Grafskubistischer Bildkomposition und Farbgebung sowie dessen expressionistischer Bildauffassung bedeutende Erfahrungen, wandte sich aber ab 1925 derneuen Sachlichkeit zu.

Zahlreiche der für ihn typischen Motive „Industrielandschaft“ und „Arbeiterwelt“ entstanden 1925/26 bei seinem Studienaufenthalt in Düsseldorf, wobei er sich vom abstrakt-kubistischen verabschiedete und auf direkte Milieubeschreibungen mit expressiven Gestaltungsmitteln setzte. Seine Arbeiten jener Zeit werden mit dem WerkGustav Wunderwalds verglichen.

Ab 1926 setzte eine verstärkte Besinnung auf impressionistische Gestaltungsmittel an, beeinflusst durch den Unterricht bei Robert Breyer. Dennoch bleiben Knayers expressionistische Absichten erkennbar.

Im Holzschnitt setzte Kneyer beim gegenständlichen expressiven Realismus an.

Neben der Industrie- und Arbeiterwelt prägen Motive des Ersten Weltkriegs sein Schaffen. Sein um 1930 entstandenes GemäldeIm Schützengraben sowie seine Bleistift- und KohlezeichnungGranate (1930) zählen zu den bedeutenden Werken. Zudem übte die Gegend um denStuttgarter Hauptbahnhof eine Faszination auf Knayer aus. Wiederholt fanden Eisenbahnmotive Eingang in sein Schaffen.

Seine letzten Werke waren der HolzschnittResignation (1952) und das ÖlgemäldeKarrenschieber (1954). Das MotivthemaArbeiter, mit dem er sein künstlerisches Schaffen begann, bildete gleichzeitig seinen Abschluss.

Ausstellungen

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  • 1927: Teilnahme an den Ausstellungen der Klasse von Gottfried Graf
  • 1929: Teilnahme an der 6. Ausstellung der Stuttgarter Sezession
  • 1931: Teilnahme an der 2. Ausstellung der Stuttgarter Neuen Sezession
  • 1932: Teilnahme an der 3. Ausstellung der Stuttgarter Neuen Sezession
  • 1932: Teilnahme an der 3. Ausstellung der Stuttgarter Juryfreien
  • 1933: Teilnahme an der Württembergischen Kunstschau in Stuttgart
  • 1935: Ausstellung im Stuttgarter Kunsthaus Fischinger[1]
  • 1955: Teilnahme an den Kunstwochen auf dem Stuttgarter Killesberg
  • 1987: Ausstellung „Immanuel Knayer“ in der Städtischen „galerie contact“ inBöblingen vom 25. März bis 2. Mai 1987
  • 2012:„Mannsbilder – Die Darstellung des Mannes in der Klassischen Moderne“ im Haus Opherdicke inHolzwickede vom 2. September bis 25. November 2012; mit Bilder Knayers aus der Sammlung Brabant[2]

Heraldik

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In der Heraldik bekannt wurde Knayer vorwiegend über seine Arbeiten im Rahmen des kommunalen Wappenwesen nach 1945. Mehrere Wappenentwürfe in Baden-Württemberg wurden von ihm neu gestaltet, wie z. B. das Wappen der StadtFellbach, für das er vier Entwürfe für dieGroße Kreisstadt erstellte,[3] oder die Wappen der damaligen GemeindenHerlikofen oderOberkirchberg.[4] Teilweise passte er auch das Design bestehender Wappen an, wie er es z. B. beimWappen der Stadt Schwäbisch Gmünd vornahm.[5]

Aus demWappen Baden-Württembergs gestaltete Knayer einen humoristischen Wappenvorschlag.Schildhalter waren einOsterhase und ein „Ostergreif“, statt Löwen bildeten drei schwarze Hasen dasWappenbild, während die Wappensignets der historischen Länder in Eierform dargestellt wurden.[6]

In den von der Landesarchivdirektion ab den 1950er Jahren herausgegebenen Wappenbücher der Landkreise Baden-Württembergs arbeitete Knayer als Grafiker mit und zeigte sich für zahlreiche Wappenabbildungen verantwortlich.

Beispiele Knayers Kommunalheraldik

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  • Oberkirchberg (1954)
    Oberkirchberg (1954)
  • Fellbach (1956)
    Fellbach (1956)
  • Herlikofen (1957)
    Herlikofen (1957)

Weblinks

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Commons: Wappen von Immanuel Knayer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

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  • Galerie Schlichtenmaier und Helene Knayer (Hrsg.):Immanuel Knayer 1896–1962. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik. Katalog zur AusstellungImmanuel Knayer der Stadt Böblingen 1987. Galerie Schlichtenmaier, Grafenau 1987,ISBN 3-89298-001-2
  • Immanuel Knayer. In: Hans-Dieter Mück:Stuttgarter Sezession – Ausstellungen 1923–1932, 1947. Unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Lothar Späth. Hrsg.: Städtische Galerie Böblingen, Galerie Schlichtenmaier Grafenau.Band 1. Grafik Druck GmbH Stuttgart, Stuttgart 1987,ISBN 3-89298-009-8,S. 143. 

Einzelnachweise

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  1. abcdefghijklmnopqrstuvwxHans-Dieter Mück: Immanuel Knayer. In: Stuttgarter Sezession.
  2. Bernd Berke:Vom harten Leben gezeichnet: „Mannsbilder“ aus der Sammlung Brabant auf revierpassagen.de vom 1. September 2012
  3. Anca Borho:25 Jahre „unter falscher Flagge“. Wolfsangel oder Wolfsanker: Fellbachs Stadtwappen ist falsch. (Memento vom 29. April 2011 imInternet Archive) April 1981.
  4. Wappengeschichte zum 30. Jahrestag des Zusammenschlusses der Gemeinden Ober- und Unterkirchberg, am 1. April 1972
  5. Eugen Banholzer:Das „Weiße Einhorn in rotem Feld“. Vom Wappen der Stadt Schwäbisch Gmünd, in einhorn-Jahrbuch Schwäbisch Gmünd 1975, Einhorn-Verlag Eduard Dietenberger KG, Schwäbisch Gmünd, 1975, S. 169–189
  6. Landesarchiv Baden-Württemberg:Vorentwürfe für das Landeswappen Baden-Württembergs (Digitalisat)
Personendaten
NAMEKnayer, Immanuel
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Maler, Heraldiker, Radierer und Holzschneider
GEBURTSDATUM19. April 1896
GEBURTSORTVaihingen an der Enz
STERBEDATUM7. November 1962
STERBEORTStuttgart
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