Ikon
DasIkon (gesprochen [ɪˈkoːn],Gen.des Ikons,Pl.die Ikone; vonaltgriechischεἰκώνeikṓn, deutsch‚Bild‘ überenglischicon), auchikonisches Zeichen, ist ein vonCharles S. Peirce eingeführter Terminus der Zeichentheorie (Semiotik) und derSprachwissenschaft (Linguistik) und bedeutet einZeichen, dessen Zeichenfunktion darauf beruht, dass es mit dem bezeichneten Gegenstand (Referenzobjekt) eine wahrnehmbare Ähnlichkeit hat. Die Ähnlichkeit kann visueller, klanglicher oder anderer Art sein, ist in jedem Falle aber von einer rein willkürlichen Bezeichnung zu unterscheiden. Typische Beispiele für ikonische Zeichen sindBilder, auf denen Motive abgebildet sind, die realen Objekten visuell ähnlich sind (z. B.Porträts).
Als Adjektiv wirdikonisch im weiteren Sinne auchsynonym zuprägend,prototypisch bzw.archetypisch verwendet.
Begriff des Ikons in der Semiotik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Begriff des Ikons wurde vor allem durch den US-amerikanischen SemiotikerCharles S. Peirce (1839–1914) geprägt, der zwischen drei Formen von Zeichen unterschied: Ikon,Index undSymbol.
In der Terminologie von Peirce unterscheidet sich das Ikon (idealtypisch) vomSymbol, welches ein Zeichen ist, dessen Beziehung zum Bezeichneten rein konventionell ist und „weder auf Ähnlichkeit noch auf ein[em] Ursache-Folge-Verhältnis“[1] beruht. Positiv definiert, ist ein Ikon ein Zeichen, bei dem zwischen dem Zeichen und dem Bezeichneten „ein Abbild-Verhältnis, eine Ähnlichkeit festzustellen ist“[2]. DasIkon im Sinne von Peirce ist weitgehend synonym mit demSymbol in der Tradition der europäischen Terminologie[3].Peirce fasste Bilder als eigene Zeichengruppe auf und nannte sie „Ikone“[4]. In der neuerenBildwissenschaft spielt der BegriffIkon hingegen als Synonym für „Bild“ eine wichtige Rolle. So wird etwa die wachsende Bedeutung von Bildern in modernenMediengesellschaften und die entsprechende Umorientierung der bislang eher sprachlich orientierten Kulturwissenschaften („Linguistische Wende“) hin zu einem stärkeren Bedenken des Bildhaften unsererKultur oft als „Ikonische Wende“ bezeichnet.
Charles W. Morris führte für den Grad der Ähnlichkeit zwischen dem Ikon und seinemReferenzobjekt den Terminus derIkonizität ein.[5]
Von einerIkonifizierung spricht man (Rudi Keller), wenn ein anderer Zeichentyp zu einem Ikon wird. So kann ein Index (Symptom) ikonifizieren[6].
In Kritik der Peirceschen Zeichentheorie als einer nurrepräsentationistischen wird im Rahmen einerinstrumentalistischen Zeichentheorie ein Ikon wie folgt definiert: „Was ein Ikon zu einem Ikon macht, ist nicht die Ähnlichkeit, sondern die Methode der Interpretation, der assoziative Schluß“[7]. Ein Ikon wirke als „Assoziationsimpuls“[8].
Verwendung von ikonischen Zeichen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Viele alteSchriften benutzten Ikone, z. B.Hieroglyphenschriften oder dieKeilschrift. In der gesprochenen Sprache gibt es Vergleichbares, die so genanntenOnomatopoetika. Es gilt zu beachten, dass diese Zeichen teils nur noch sehrrudimentär die ursprüngliche Information enthalten (und damit schon nah am konventional definiertenSymbol einzuordnen sind). Eine Vogel-Hieroglyphe steht vielleicht nicht mehr für das abgebildete Tier an sich, sondern für das abstrakte Prinzip „leichter als Luft“, oder es kann ein Verweis auf eine Vogelgottheit sein und steht dann für deren Funktion, etwa den Tod/das Sterben.
Heutzutage werden Ikone in vielfältigster Weise gebraucht, unter anderem in Form vonPiktogrammen. Beispiele hierfür sindVerkehrsschilder, Pflegehinweise anTextilien,WC-Piktogramme, Verbotsschilder (auf denen etwa durchgestrichene Zigaretten, Hunde oder Handys abgebildet sind) oder Informationstafeln und Landkarten. Auch im Computerbereich sindIcons ein gebräuchliches Mittel zur einfacheren Gestaltung von grafischen Benutzeroberflächen (etwa in Form einesPapierkorbs oder einer Aktenmappe). Allgemein dienen derartige Piktogramme der schnellen und unkomplizierten Information, was zur Voraussetzung hat, dass die Vorlage desstilisierten Abbildes dem Betrachter geläufig und dasZeichen dadurch intuitiv verständlich ist.
Als weitere Beispiele für Ikone werden genannt: Schaubilder in Medien, Hinweisschilder, Lagepläne, musikalische Wiedergabe von Geräuschen[9]; Wachsfigur im Panoptikum; Fotos, Gemälde[10]; Zeichnungen[11]; auch lautmalende Wörter[12], wie "Kikeriki!" oder "tschack!".
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Umberto Eco (2000):Zeichen. Einführung in einen Begriff und seine Geschichte (Erstv.: 1973), Ed. 895, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 11
- Charles S. Peirce:Phänomen und Logik der Zeichen [1903], Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1983
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Peter Ernst:Pragmalinguistik. Grundlagen, Methoden, Probleme.De Gruyter, Berlin u. a. 2002,ISBN 3-11-017013-2, S. 75
- ↑Piroska Kocsány:Grundkurs Linguistik: ein Arbeitsbuch für Anfänger.Fink, Paderborn 2010, S. 42
- ↑Trabant:Semiotik. 1996, S. 32
- ↑So Søren Kjørup:Semiotik. W. Fink, Paderborn 2009, S. 10 (OriginaldänischSemiotik, Samfundslitteratur 2002.ISBN 9788778671882)
- ↑Hadumod Bußmann (Hrsg.):Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002,ISBN 3-520-45203-0 (StichwortIkonizität)
- ↑Rudi Keller:Zeichentheorie. Francke, Tübingen u. a. 1995 (UTB; 1849), S. 162
- ↑Rudi Keller,:Zeichentheorie. Francke, Tübingen u. a. 1995 (UTB; 1849), S. 125 (unterBerufung auf Goodman)
- ↑Rudi Keller:Zeichentheorie. Francke, Tübingen u. a. 1995 (UTB; 1849), S. 125
- ↑Hadumod Bußmann (Hrsg.):Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002,ISBN 3-520-45203-0 (StichwortIkon)
- ↑Menne (Logik), 12
- ↑Herbert E. Brekle:Semantik. Eine Einführung in die sprachwissenschaftliche Bedeutungslehre. 3. Aufl. München 1972,ISBN 3-7705-1181-6, S. 38
- ↑Herbert E. Brekle:Semantik. Eine Einführung in die sprachwissenschaftliche Bedeutungslehre. 3. Aufl. München 1972,ISBN 3-7705-1181-6, S. 38