I
I,i (gesprochen: [ʔiː]) ist der neunteBuchstabe desklassischen undmodernen lateinischen Alphabets. Er repräsentiert einenVokal (auch wenn er unter bestimmten Bedingungen konsonantisch ausgesprochen werden kann).Phonetisch betrachtet ist das i ein geschlossener Vorderzungenvokal, liegt also imVokaltrapez (und imVokaldreieck) maximal oben und links. Der Buchstabe I hat in deutschen Texten eine durchschnittliche Häufigkeit von 7,55 Prozent. Er ist damit derdritthäufigste Buchstabe in deutschen Texten.

DasFingeralphabet fürGehörlose undSchwerhörige stellt den BuchstabenI dar, indem bei einer geschlossenen Faust mit davor liegendemDaumen derkleine Finger nach oben gestreckt wird.[1]
Herkunft
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Arm oder Hand (protosinaitisch) | Phönizisches Yodh | Griechisches Iota | Etruskisches I | Lateinisches I |
In derprotosinaitischen Schrift stellt der Buchstabe das Symbol für eine Hand mit einem Arm dar. Bereits in diesem Alphabet wurde begonnen, das Symbol stark zu vereinfachen, sodass zum Teil nur noch die Armbeugung und die Umrisse der Hand erkennbar sind. Imphönizischen Alphabet hatte der Buchstabe den NamenYodh (Hand/Arm) und stand für denHalbkonsonanten [j] (wie injung).
In dasgriechische Alphabet wurde das Yodh alsIota übernommen. Die Griechen änderten wegen ihrer vokalreichen Sprache den Lautwert des Buchstabens, er stand nun für [i]. Bereits im frühgriechischen Alphabet aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. verlor das Iota alle Anfügungen und wurde zum simplen senkrechten Strich.
Weder im etruskischen noch im lateinischen Alphabet wurde der Buchstabe noch wesentlich verändert, der Lautwert [i] blieb erhalten.
I longa
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DasI longa, ein über die Zeile hinunter verlängertes I, wurde imLateinischen seitSullanischer Zeit zunächst zur Kennzeichnung des lang gesprochenen Lautsī gegenüber kurzemĭ gebraucht: FELꟾCꟾ, VꟾCUS. Im Verlauf derKaiserzeit ging diese graphische Unterscheidung verloren, und dasI longa wurde als seltenere Variante für jedesi verwendet, zuweilen auch bevorzugt fürkonsonantischesi̯ zwischenVokalen: EꟾUS, EIꟾUS.[2]
InUnicode ist das Zeichen als U+A7FE LATIN EPIGRAPHIC LETTER I LONGA kodiert.
Der i-Punkt
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der i-Punkt ist meist ein kleiner gefüllter Kreis, kann aber auch dem Stil der jeweiligenSchriftart angepasst sein. Im optischen Eindruck entspricht seine Breite etwa der des Stammes des kleinen „i“, wobei er optisch entsprechend angepasst ist. Vor allem in Handschriften treten Sonderformen auf, wie strichförmige, ringförmige oder herzförmige i-Punkte. Das große I hat meist keinen Punkt, außer Varianten in lateinischen Alphabeten z. B. von Turksprachen.
Zur Geschichte des i-Punktes wird inGrimms Wörterbuch ausgeführt:
„Was die minuskel betrift, so ward das i bis zum 11. jahrh. ohne bestrichelung oder punctierung geschrieben. erst damals begann man zusammentreffende istriche mit accenten zu bezeichnen, um verwechselungen vorzubeugen. (…) schon im 12. jh. erscheint das strichlein zuweilen auch über dem einzelnen í daneben aber kommen immer noch i ohne bestrichelung häufig vor und nicht selten sind in älteren hss. dergleichen striche später nachgetragen worden. aus dem strichlein ward weiterhin der längst übliche punct, doch finden sich puncte über dem i (…) wohl kaum vor 1350.“
Umgangssprachlich wird er auch alsi-Tüpfel oderi-Tüpfelchen und im Süddeutschen oder Österreichischen alsi-Tüpferl bezeichnet.Im übertragenen Sinne bedeutet „auf etwas den i-Punkt zu setzen“, es zu vervollständigen beziehungsweise zu verfeinern; macht dies jemand zwanghaft, wird er zumi-Tüpferlreiter oder Tüpflischisser.
In derTypographie verschmilzt der i-Punkt in manchen Schriftschnitten in bestimmtenLigaturen mit vorherstehenden Buchstaben, z. B. in den Ligaturenfi undffi. In diesem Beispiel verschmilzt dieOberlänge desf mit dem i-Punkt des nachfolgendeni.
i-Punkt und diakritische Zeichen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Wenn auf dasi eindiakritisches Zeichen (z. B.Akut,Gravis,Trema usw.) gesetzt wird, ersetzt dieses den i-Punkt. Eini mit Trema schreibt sich also mit zweiÜberpunkten (ï), nicht mit dreien.
Beispiele sind:boîte (frz.),río (span.),lunedì (it.),égoïste (frz.),īss (lett.),peteĩ (grn.).
ı ohne Punkt
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In den meisten Sprachen ist der Punkt auf dem kleinen i ein integraler Bestandteil des Buchstabens ohne besondere Bedeutung. I und i sind derselbe Buchstabe.
In einigen Sprachen jedoch, unter anderem in dertürkischen und in deraserbaidschanischen Sprache, gehören I und i zu verschiedenen Buchstaben: I ist der Großbuchstabe zum Kleinbuchstaben ı (beide ohne Punkt) und zum Kleinbuchstaben i gehört der Großbuchstabeİ (beide mit Punkt). Dass I und i nicht in allen Sprachen denselben Buchstaben repräsentieren, ist insbesondere für Software relevant, wenn Groß- und Kleinbuchstaben nicht unterschieden oder ineinander umgewandelt werden sollen, und betrifft inTextverarbeitungsprogrammen auch die Darstellung vonKapitälchen: Im NamenÇintımar kommen beide Zeichen vor. Ohne Auszeichnung als türkisch ist die Darstellung in der Regel nicht korrekt: *Çintımar – i und ı sehen dann gleich aus.
Das i ohne Punkt wird auch in der Verschriftung einiger Sprachenindigener VölkerKanadas verwendet, beispielsweiseDogrib (Tłı̨chǫ)[3] oderChipewyan, und dort auch mitdiakritischen Zeichen wie demOgonek kombiniert.
Kodierung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das große I mit Punkt (İ) und das ı ohne Punkt sind nebeneinander imUnicodeblock Lateinisch, erweitert-A sowie inISO 8859-9 (Latin-5) undWindows-1254 (als0xDD
und0xFD
) kodiert.
Standard | Großer lateinischer Buchstabe I mit Punkt | Kleiner lateinischer Buchstabe ı ohne Punkt | |
---|---|---|---|
Unicode | Codepoint | U+0130 | U+0131 |
Name | LATIN CAPITAL LETTER I WITH DOT ABOVE | LATIN SMALL LETTER DOTLESS I | |
UTF-8 | C4 B0 | C4 B1 | |
HTML-Entität | İ | ı | |
XML/XHTML | dezimal | İ | ı |
hexadezimal | İ | ı | |
TeX/LaTeX | Textmodus | \.I | \i |
Mathem. Modus | \dot{I} | \imath |
Mathematik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Kleinbuchstabe ı ist auch als HTML-Entitätı
verfügbar, jedoch mit der Intention wie im TeX-Mathematikmodus, nämlich um Akzente auf ein i zu setzen und den Punkt zu entfernen. Die Unterscheidung ist nötig, da beispielsweise ein i mit Zirkumflex auf zwei Weisen aufgefasst werden kann: Als eigenständige Variable gegebenenfalls im Zusammenhang mit der Variablen i oder als Anwendung eines Operators, dargestellt durch einen Zirkumflex, auf die Variable i. Im ersten Fall entfällt der i-Punkt, wofür\imath
(TeX) undı
(HTML) dienen, im zweiten Fall bleibt der i-Punkt unverändert Teil der Variablen.
Das I in deutscher Rechtschreibung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das lang gesprochene I
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ein lang gesprochenes I wird in derdeutschen Sprache in der Regel mitie (im Wortinnern und im Auslaut von Funktionswörtern) gekennzeichnet:lieben, Wiese, Ziel, Schiene, Biest, die, sie, wie. Wenn in Erweiterungen ein [ə] folgt, wird ein Fugen-h gesetzt:Vieh, ziehen, wiehern, lieh. Das Dehnungs-h anderer Grundformen wird beibehalten:stehlen – stiehlt.
Am Wortanfang kommt einie aus schriftgeschichtlichen Gründen nicht vor. Man schreibt einfach „i“:Igel,Isegrim, Ibis. In einigen wenigen Fällen benutzt man einDehnungs-h, das es sonst nur bei den anderen Vokalen vorl, m, n, r gibt:ihm, ihn, ihr,Ihle.
In Fremdwörtern isti die regelmäßige Schreibung für langes i:Maschine, Motiv, Rendite, intim, Silo, Visum. Nur in ganz bestimmten Fällen kommtie vor: in den Verben, die auf-ieren enden, in den meisten Wörtern auf-ier(Klavier, Manieren, Papier), in ein paar Wörtern auf-ies(Paradies, portugiesisch) und (in Parallele zu-ee) ganz regelmäßig in Wörtern, die auf ein langes betontes i enden(Industrie, Biologie, Regie, Manie, Partie, …).ih kommt in Fremdwörtern nur ganz selten vor(Schlemihl).
Das Dehnungs-i
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Selten und nur regional in Eigennamen oder Ortsnamen zeigt das auf ein „o“ folgende „i“ die Dehnung des voranstehenden Vokals an. Dieses (westfälische)Dehnungs-i tritt hauptsächlich im Rheinland und am Niederrhein auf, z. B. in den OrtsnamenTroisdorf,Grevenbroich oderKorschenbroich.
Das Doppel-i
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Doppel-i (also ii) kommt nur in zusammengesetzten Wörtern (z. B.Parteiinteressen), in Wörtern mit den Nachsilben-ig, -in und-isch (z. B.breiig) sowie in Fremdwörtern mit dem Präfixanti- (z. B.Antiimperialismus) oder der Endung-ieren (z. B.variieren) vor. Dabei werden die beideni voneinander getrennt (alsoi-i) ausgesprochen. Außerdem findet man es in fremdsprachigen Eigennamen wieNiigata oderHawaii (hawaiische Schreibweise:Hawaiʻi).
Zitat
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]„I, der höchste unter den vocalen, (…) wird vonICKELSAMER (…) in naiver weise beschrieben. nachdem er angegeben, wie das e hervorgebracht wird, sagt er: also auch das i, allein mit engerer beschlieszung der zene, die sich geneuer berieren, und ist fast der laut des kirrens der seu, wenn mans (man sie) sticht oder würget.(…)“
Vorkommen des i in Marken- und Produktnamen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einige Firmen benennen ihre Produkte aus dem Bereich derUnterhaltungselektronik aus Gründen der werblichen Kundenidentifikation mit einem kleineni am Anfang oder Ende (englischI‚ich‘; analogMySpace,YouTube).Apple etablierte die Namensgebung mit dem 1998 vorgestellteniMac und hat seit Erscheinen desiPod (2001) seineMultimedia-Produkte fast durchgängig mit diesem Kleinbuchstaben am Anfang des Produktnamens gekennzeichnet. Von anderen Unternehmen stammende Beispiel sind u. a. „iGoogle“ und „iRobot“. Auch außerhalb derInformationstechnik ist diese Verwendung des „i“ zu finden.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- I alsElementsymbol fürIod
- ı, punktloses i imtürkischen Alphabet und anderen Lateinalphabeten
- ي, der arabische BuchstabeYāʾ
- י, der hebräische BuchstabeJod
- Imaginäre Einheiti beikomplexen Zahlen
- StromstärkeI als Formelzeichen in der Physik
- In derMathematik undInformatik wird das kleinei alsZählvariable verwendet
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Robert Fradkin: Evolution of Alphabets. University of Maryland, archiviert vom Original am 27. November 2020; abgerufen am 8. Juni 2023 (englisch).
- Greek. Ancient Scripts, archiviert vom Original am 3. Februar 2020; abgerufen am 8. Juni 2023 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Andrea Kluge:Gebärdensprache lernen. Independently published, 2021,ISBN 979-85-1021021-7,S. 36–37.
- ↑Manu Leumann:Lateinische Laut- und Formenlehre. Beck, München 1977,ISBN 3-406-01426-7, § 13.
- ↑Our Language – Notes on Wıı̀lıı̀deh and Tetsǫ́t’ıné. Yellowknives Dene First Nation, archiviert vom Original am 15. April 2021; abgerufen am 23. Juni 2023.