Hydrozoen
Hydrozoen | ||||||||||||
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![]() Portugiesische Galeere (Physalia physalis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hydrozoa | ||||||||||||
Owen, 1843 |
DieHydrozoen (Hydrozoa) sind eine etwa 3200[1] bis 3500 Arten umfassende Klasse derNesseltiere (Cnidaria). Sie werden in zweiUnterklassen unterteilt. Die in recht vielfältiger Erscheinungsform auftretenden Tiere durchlaufen zumeist einPolypen- und einMedusenstadium. Nur wenige Hydrozoen kommen imSüßwasser vor. Sie dienen als wichtigerBioindikator, das heißt, alsZeigertier geben sie wichtige Hinweise zur Einschätzung des Zustandes der Umwelt und des Ökosystems.
Entwicklungszyklen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Hydrozoen sind meistgetrenntgeschlechtlich, also gibt es männliche und weibliche Polypen. Diese bilden sehr häufigKolonien, in denen es zuPolymorphismus kommt. Dabei tretenDifferenzierungen in Fresspolypen, mitnematocystenreichenTentakeln, und Geschlechtspolypen, ohne Tentakel, auf. Diese sind dann über einen gemeinsamenGastralraum verbunden. Kolonien können entweder fest verankert oder auch freischwimmend sein (Physalia physalis). Bei manchen Arten ist auch eine sogenannteTheca ausgebildet, eine Schutzröhre, in welche sich die Polypen zurückziehen können. In den Geschlechtspolypen bilden sich durchKnospung kleineMedusen, welche sich abschnüren und frei beweglich davonschwimmen. Diese Medusen setzen aus ihrenGonadenEizellen undSpermien frei, daraufhin kommt es zu einerBefruchtung. Die entstehendePlanulalarve setzt sich dann z. B. wieder auf dem jeweiligenSubstrat fest und bildet neue Polypen. Es gibt auch Arten, in denen sich die Medusen nicht vom Geschlechtspolyp abschnüren und dort ihreGameten abscheiden. Bei diesen Arten kommt abgesehen von der Planula kein freibewegliches Stadium vor.
Anatomie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Hydrozoen besitzen eine zellfreie Mesogloea, dieses gallertartige Gewebe füllt den Zwischenraum zwischen der Gastrodermis- und der äußeren Epidermisschicht aus.
Regeneration
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Polypen der Hydrozoa (untersucht vor allem amModellorganismusHydra) sind bekannt für ihre außerordentlich hohe Regenerationsfähigkeit. In der Mitte durchgeschnittene Polypen können die fehlende Körperhälfte regenerieren, selbst kleine Zellmassen können zu (kleinen) Polypen regenerieren. Der Körper der Tiere regeneriert sich auch ohne Verletzungen fortdauernd (während die Tentakel und die Fußscheibe bei Verletzungen nicht regeneriert werden[2]). Dies geht darauf zurück, dass drei verschiedene Linien vonStammzellen auch im Adulttier im Körpergewebe aktiv und präsent bleiben, dies sind die ektodermalen und endodermalen epithelialen Stammzellen und die sogenannten interstiellen Zellen. Während die ersten beiden Zelltypen dieEpithelien regenerieren können, können die interstiellen Zellen alle anderen der etwa 20 Zelltypen vonHydra bei Verlust neu bilden. Interstitielle Zellen sitzen in der zentralen ektodermalen Säle des Körpergewebes, sie teilen sich etwa alle 1,5 Stunden. Die Abkömmlinge wandern in das Zielgewebe ein, wo sie sich differenzieren. Die adulten Zellen haben eine Lebenserwartung von etwa 20 Tagen und enden durchprogrammierten Zelltod (durchApoptose), müssen also ständig erneuert werden. Das Gewebe verbleibt also ständig in einem Zustand, der dem embryonalen Zustand der meisten anderenvielzelligen Tiere entspricht. Dementsprechend zeigen vieleHydra-Polypen keine Form derSeneszenz, wenn sie älter werden.[3]
Systematik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten](Millepora sp.)
Die hier angegebene Systematik folgt den Angaben derWorld Hydrozoa Database[4].
- UnterklasseTrachylinae Haeckel, 1879
- OrdnungActinulidae Swedmark & Teissier, 1959
- OrdnungLimnomedusae Kramp, 1938
- OrdnungNarcomedusae Haeckel, 1879
- OrdnungTrachymedusae Haeckel, 1866
- UnterklasseHydroidolina Marques in Collins, 2000
- OrdnungLeptothecata Cornelius, 1992
- Unterordnung Conica Broch, 1910
- UnterordnungProboscidoidea Broch, 1910
- OrdnungAnthoathecata Cornelius, 1992
- OrdnungStaatsquallen (Siphonophorae Eschscholtz, 1829)
- UnterordnungCalycophorae Leuckart, 1854
- UnterordnungCystonectae Haeckel, 1888
- UnterordnungPhysonectae Haeckel, 1888
- OrdnungLeptothecata Cornelius, 1992
Bouillon & Boero (2000) schlagen aufgrund morphologischer Analysen vor, die Hydrozoen in den Rang einer Superklasse zu erheben. Die Superklasse wird in die drei Klassen Automedusa, Hydroidomedusa und Polypodiozoa unterteilt. Daly et al. (2007) gehen jedoch nicht auf diese alternative Untergliederung der Hydrozoa ein.
Quellen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Jean Bouillon und Ferdinando Boero:Synopsis of the families and genera of the Hydromedusae of the world, with a list of the worldwide species. Thalassia Salentina, 24: 47-296, Lecce 2000 (PDF Online).
- Jean Bouillon und Ferdinando Boero:The Hydrozoa: a new classification in the light of old knowledge. Thalassia Salentina, 24: 1-44, Lecce 2000 (PDF Online).
- Marymegan Daly, Mercer R. Brugler, Paulyn Cartwright, Allen G. Collin, Michael N. Dawson, Daphne G. Fautin, Scott C. France, Catherine S. McFadden, Dennis M. Opresko, Estefania Rodriguez, Sandra L. Romano & Joel L. Stake:The phylum Cnidaria: A review of phylogenetic patterns and diversity 300 years after Linnaeus. Zootaxa, 1668: 127–182, Wellington 2007,ISSN 1175-5326 (Abstract - PDF)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Peter Schuchert:How many hydrozoan species are there? Zoologische Verhandelingen Leiden 323(17): 209-219, 1998.PDF
- ↑Brigitte Galliot, Wanda Buzgariu, Quentin Schenkelaars, Yvan Wenger (2018): Non-developmental dimensions of adult regeneration in Hydra. International Journal of Developmental Biology 62: 373-381.doi:10.1387/ijdb.180111bg
- ↑Surendra Ghaskadbi (2020): Hydra: A Powerful Biological Model. Resonance 25: 1197–1213.doi:10.1007/s12045-020-1039-2
- ↑World Hydrozoa Database - Hydrozoa
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Lexikon der Biologie:Hydrozoa aufSpektrum.de
- Animal Diversity Web:Hydrozoa. (englisch)
- Video:Bau und Fortpflanzung der Hydrozoa.Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWF) 1990, zur Verfügung gestellt von derTechnischen Informationsbibliothek (TIB),doi:10.3203/IWF/C-1687.