DieWiener Hofburg ist die ehemaligeWinterresidenz derHabsburger in derösterreichischen HauptstadtWien. Sie liegt zwischenMichaelerplatz,Josefsplatz,Heldenplatz undBallhausplatz und umfasst eine Fläche von rund 300.000 Quadratmetern. Im Jahr 1279 erstmals urkundlich erwähnt, besteht sie aus demgotischenSchweizertrakt von 1237, derRenaissance-Stallburg von 1556, demAmalientrakt von 1582, dembarockenLeopoldinischen Trakt von 1670, derHofbibliothek von 1726, demReichskanzleitrakt von 1728, derWinterreitschule von 1735, demRedoutensaaltrakt von 1744, demklassizistischenZeremoniensaaltrakt von 1805, demneobarockenMichaelertrakt von 1893 und demBurggartentrakt von 1908. EinVolksgartentrakt und einThronsaaltrakt, die als Teil desKaiserforums geplant gewesen waren, blieben unausgeführt. Seit 1955 dient die Hofburg als Sitz des österreichischenBundespräsidenten, derNationalbibliothek und mehrererBundesmuseen.
A – In der Burg (ehem. Franzensplatz oder Innerer Burgplatz) B – Ballhausplatz C – Michaelerplatz D – Schweizerhof E –Josefsplatz F – Albertinaplatz G – Burggarten H –Heldenplatz (ehem. Äußerer Burgplatz) Historische Bauphasen:
In den folgenden Jahrhunderten wurden die bestehenden Trakte umgebaut und durch neue Flügel erweitert, eine Tradition, die bis in die heutige Zeit anhält. Damit ist ein Rundgang durch die Hofburg auch ein Rundgang durch dieKunstgeschichte: Trakte der unterschiedlichsten Epochen, von derGotik desMittelalters über dieRenaissance, dasBarock aus dem 17. und 18. Jahrhundert, aber auchhistoristische Flügel aus dem 19. Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischen Innenausbauten aus dem 20. und 21. Jahrhundert fügen sich zusammen. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Hofburg durch das vonGottfried Semper undKarl Hasenauer begonnene, jedoch 1914 abgebrochene Projekt zum Bau des monumentalenKaiserforums. Dieses hätte die Hofburg über die Ringstraße mit den Hofmuseen verbunden und aus insgesamt fünf Trakten bestanden: dem zentralenThronsaaltrakt (nicht ausgeführt), dem nördlichenVolksgartentrakt für Staatsgäste (nicht ausgeführt), dem östlichenBurggartentrakt für die Kaiserfamilie (1908 vollendet), dem südlichenKunsthistorischen Museum (1891 vollendet) und dem westlichenNaturhistorischen Museum (1889 vollendet).
1558 vonHanns Lautensack: Die Stadt wächst um die Befestigung herum.
Vereinheitlichte und durchfensterte Fassaden des 16. Jh. nach dem Umbau durch Ferdinand I.
Aufriß des Schweizerhofs zur Zeit Ferdinands I.: RomanischerPalas der Babenberger (13. Jh.), gotische Kapelle und gotisch aufgestockte Wehrtürme (14. Jh.)
Nach der Schleifung derWiener Stadtmauer um 1845: Die mittelalterliche Burg ist nur noch im Quadrat des Schweizerhofs zu erkennen, der rechteckige Innere Burgplatz schließt an dessen Fluchtlinien an. Die Erweiterungstrakte des 19. Jh. fehlen noch.
Die älteste,spätromanische, danngotisch ausgebaute Burg in Form eines Vierecks entspricht etwa dem heutigen Schweizertrakt. Sie wurde zur Zeit KaiserKarls V. durch seinen Bruder, den römisch-deutschen KönigFerdinand I. imRenaissancestil umgebaut. Abbildungen aus dieser Zeit zeigen einekarreeförmige Anlage mit vier wuchtigen Ecktürmen, einem seitlichen Torturm sowie der (Mitte des 15. Jahrhunderts gotisch umgebauten) spätromanischenHofburgkapelle, deren Chor aus dem Geviert herausragte und die bis heute erhalten ist. Dieser Hof erhielt seinen Namen später von derSchweizer Garde. In den Flügeln des Schweizerhofs befinden sich auch die Geistliche und die WeltlicheSchatzkammer (beide gehören administrativ zumKunsthistorischen Museum), wobei in letztgenannter unter anderem die Herrschaftsinsignien des Heiligen Römischen Reiches (Reichskleinodien) und desKaisertums Österreich aufbewahrt werden. Auch dieHofmusikkapelle hat dort ihren Sitz.
Besonders bekannt ist das rot-schwarze Schweizertor, auf dem die Titel Kaiser Ferdinands I. aufgezählt und die Insignien desOrden vom Goldenen Vlies abgebildet sind. Dieses Tor inklusive Bemalung wurde vonPietro Ferrabosco 1552 errichtet. In einer seitlichen Nische des Tores befindet sich der Schweizerhofbrunnen aus dem Jahr 1552 mit dem kaiserlichen Adler. Das Becken besteht aus hartem, weißemKaiserstein ausKaisersteinbruch. Der Brunnen bildete den Abschluss einer bereits 1534 angelegtenWasserleitung, die aus der VorstadtSt. Ulrich in die Burg geleitet wurde.
Unterhalb dieses Traktes war über lange Zeit die Hofküche untergebracht. Insgesamt wird dieser Teil der Hofburg inklusive der Hofburgkapelle Schweizertrakt genannt. Der Name stammt von der ausSchweizer Söldnern gebildeten Truppe, die zur Zeit des KaiserpaaresFranz I. Stephan (von Lothringen) undMaria Theresia dieTorwache stellte.[4]
Über die Säulenstiege im Schweizertrakt erreicht man dasBundesdenkmalamt, das hier seinen Sitz hat. Hier befindet sich der Ahnensaal mit den Habsburger Kaiserporträts von Rudolf I. (1218–1291) bis Franz Joseph I. (1830–1916), eingerichtet um 1874 für KronprinzRudolf. Die Antekammer führt zum Marmorsaal im Zeremoniensaaltrakt, welcher aus dem 19. Jahrhundert stammt. Die besonders dicken Mauern stammen noch von einem der Wehrtürme der alten Burgbefestigung. Der Begriff Antekammer weist auf den ehemaligen Verwendungszweck als Vorraum hin. Nahe dem Schweizertor Richtung Michaelerplatz wurden im März 2013 Reste des 6 mal 20 Meter großen Fundaments der zwischen 1558 und 1563 erbauten KunstkammerKaiser Ferdinands I. entdeckt, der erste Museumsbau nördlich der Alpen. Die Entdeckung durch die KunsthistorikerinRenate Holzschuh-Hofer erfolgte durch Auswertung teilweise schon länger bekannter Quellen, die nur falsch interpretiert worden waren.[5]
DieHofburgkapelle ist die älteste und Hauptkapelle der Hofburg und war die Hauskapelle derHabsburger. Vermutlich um 1287/88 ließAlbrecht I. einespätromanische Kapelle errichten, die urkundlich 1296 erstmals erwähnt wurde. Von 1423 bis 1426 erfolgte unterAlbrecht V. eine Erweiterung; das Holz des aktuellen Dachstuhls stammt aus dem Jahr 1421. Albrecht, der in diesem Jahr eine großangelegteJudenverfolgung in Wien in Auftrag gab, veranlasste wahrscheinlich auch, dass in das Fundament der Kapelle jüdische Grabsteine eingelassen wurden (sie wurden später entfernt und in einem jüdischen Friedhof aufbewahrt).[6]
Obwohl ein separates Gebäude, ist die Stallburg mit einem Übergang mit dem Rest des Komplexes der Hofburg verbunden. Ursprünglich war sie als Residenz fürMaximilian II. als Thronfolger erbaut worden. Überlieferungen zufolge wollte Kaiser Ferdinand I. nicht mit seinem zumProtestantismus neigenden Sohn unter einem Dach wohnen. Im 17. Jahrhundert beherbergte die Stallburg die umfangreiche Kunstsammlung des ErzherzogesLeopold Wilhelm, des kunstsinnigen Bruders KaiserFerdinands III., die einen wesentlichen Teil der Sammlungen des Kunsthistorischen Museums bildet. Während des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude zu einer der Stallungen für die kaiserlichen Pferde umgebaut, woraus sich auch der NameStallburg ableitet. Bis heute ist dort ein großer Teil derSpanischen Hofreitschule untergebracht.
Gegenüber dem Schweizerhof befindet sich der Amalientrakt oder die Amalienburg, benannt nachAmalie Wilhelmine, der Witwe KaiserJosephs I., die mehr als hundert Jahre zuvor als Wiener Residenz KaiserRudolfs II. imSpätrenaissancestil erbaut wurde. Bemerkenswert sind das Türmchen mit welscher Haube und die astronomische Uhr auf der Fassade. Im großen Burghof mit dem Namen In der Burg (bis 1918 Franzensplatz) befindet sich ein Denkmal fürKaiser Franz I. von Österreich vonPompeo Marchesi aus den Jahren 1842 bis 1846, das im linken Teil des Fotos zu sehen ist.
Der Amalientrakt entstand auf dem Platz des Cillierhofs (ursprünglich im Besitz derGrafen von Cilli) und einer mittelalterlichen Häusergruppe. Nach dem Abbruch begann ab 1575 der Neubau für den späteren Kaiser Rudolf II. Der Bau wurde in Etappen bis 1611 fertiggestellt. Im Zuge eines Umbaus um 1683/84 wurde der Bau um einen Halbstock aufgestockt und die Fassade zumBallhausplatz gestaltet. 1711 schufFranz Jänggl den Verbindungsflügel zum Leopoldinischen Trakt und vermutlich auch den neuen Uhrturm. Die erhaltene Einrichtung der Beletage (Appartements für den späteren KaiserJoseph II.) sowie des Mezzanin im Rokokostil stammt vonNikolaus Pacassi.
Das Verbindungsgebäude zwischen Schweizerhof und Amalienhof ist derLeopoldinische Trakt, der unter KaiserLeopold I. in den 1660er Jahren erbaut wurde. Der Architekt warFiliberto Lucchese, die Ausführung oblag den italienischenBaumeisternCarl MartinCarlone undDomenico Carlone. Der Großauftrag für Steinlieferungen und Steinmetzarbeiten erging nachKaisersteinbruch, an die MeisterAmbrosius Ferrethi und Camillo Rezi.[10] Abrechnungen sind in denCamerale Zahlamtsbüchern desHofkammerarchives aufgelistet: Harter Kaiserstein für die Fassade,die großen Gesimbsplatten auf der außeren Seithen, Stiegenstaffel, zuletzt das Portal. Für Arbeiten am „weichen“ Stein war der Wiener HofsteinmetzmeisterUrban Illmayr zuständig. Am Westende des Leopoldinischen Traktes befindet sich dieKammerkapelle, die 1772 vonMaria Theresia von Grund auf erneuert wurde.
Nach derZweiten Wiener Türkenbelagerung von 1683 wurde der Trakt vonGiovanni Pietro Tencalla neu aufgebaut und um eine Etage aufgestockt, vom Stil her ist das Gebäude demBarock zuzuordnen. 1752 erfolgte der Zubau eines Balkons durch die HofsteinmetzmeisterElias Hügel undJohann Baptist Regondi. Unterhalb diesesLeopoldinischen Traktes und derAmalienburg befand sich auch der riesigeWeinkeller der Hofburg. Weiters befand sich im Bereich desLeopoldinischen Traktes die „Geheime Ratsstube“. KaiserFranz Joseph I. hielt hier seine Eröffnungsreden zu denösterreichisch-ungarischen Delegationssitzungen. In dem Saal leistete am 28. Juni 1900 der damalige Thronfolger und Neffe Franz Josephs,Franz Ferdinand, den „Renuntiationseid“ und verzichtete im Namen seiner zukünftigen (nicht ebenbürtigen) Frau und seiner Nachfahren auf deren Thronfolge.
Fischer von Erlach hatte nur einen Zugang vom Schweizertrakt aus vorgesehen, also keinen öffentlichen Zugang für eine Bibliothek, die eigentlich schon von Beginn an gleichsam als öffentliche Institution konzipiert war. Die Zeremonialakten vom 23. April 1731 berichten über eine… Besichtigung der neuen Bibliothek durch kayserliche Majestät und die Erzherzogin …. Erst im Jahre 1733 wurde ein benachbartes kleines Gebäude des Augustinerkonventes angekauft, um ein allgemein zugängliches Stiegenhaus, die sogenannteGroße Dienststiege, zu errichten.
Bodensenkungen, die in den Jahren nach 1760 auftraten, zwangen zu einigen Umbauten, dieNikolaus von Pacassi durchführte. Anschließend wurde etwa bis 1767 die heutige Feststiege zum Prunksaal erbaut, auch hier mit glattpoliertemKaiserstein für Stufen und Podeste. 1769 drohte das Gebäude wegen des enormen Gewichts der Bücher einzustürzen. KaiserinMaria Theresia und ihr SohnJoseph II. ließen es unter der Aufsicht des Hofbaudirektors GrafLosy von Losymthall und des Hofarchitekten Nicolaus Pacassi verstärken. Bei dieser Gelegenheit wurde ein neuer offener Platz, derJosefsplatz, geschaffen, in dessen Mitte sich ein Reiterstandbild Kaiser Josephs II. vonFranz Anton von Zauner befindet.
1904 gab das Hofbaucomité die Gestaltung eines Zuganges zur Hofbibliothek vom Josefsplatz in Auftrag. Die Steinarbeiten erfolgten zum Teil aus altem vorhandenemAlmaser,Wöllersdorfer, Kaiser-,Marzano- undKelheimer Stein, zum Teil aus neu beizustellendem Kaiserstein für Stufen und Bodenplatten,Cava Romana und Orsera.
Angrenzend zur Hofbibliothek liegt an der südöstlichen Seite des Josefsplatzes derAugustinertrakt, benannt nach der angrenzendenAugustinerkirche und dem Augustinerkloster, welche zwar bereits vor der Hofbibliothek errichtet wurden, jedoch durch die Erweiterung der Hofburg ein Teil derselben wurden. Da dasPalais Erzherzog Albrecht (ehemals Palais Tarouca-de Sylva), welches dieGrafische Sammlung Albertina beherbergt, baulich mit dem Augustinerkloster verbunden ist und von Mitgliedern der kaiserlichen Familie bewohnt wurde, wird es ebenfalls zum Komplex der Hofburg gezählt.
Der Schweizertrakt, die Amalienburg, der Leopoldinische Trakt und der Reichskanzleitrakt bilden einen Hof, der 1846–1919Franzensplatz genannt wurde und seit 1919 den NamenIn der Burg trägt. In der Mitte des Platzes befindet sich ein auf Veranlassung vonKaiser Ferdinand I. errichtetes und am 16. Juni 1846 enthülltes bronzenes Standbild des KaisersFranz II./I. von der Hand des italienischen BildhauersPompeo Marchesi, der den Kaiser auf einem achteckigen Pfeiler wie einen römischen Caesaren darstellt. An den Seitenfronten des Pfeilers sind bronzene Reliefs angebracht, die die Tätigkeiten des Volkes darstellen. Flankiert wird der Pfeiler von vier Kolossalstatuen, die den Glauben, die Stärke, den Frieden und die Gerechtigkeit symbolisieren.
Die Winterreitschule liegt zwischen Redoutensaaltrakt und Michaelertrakt, gegenüber der Stallburg. Sie wurde 1729 bis 1735 nach einem Entwurf vonJohann Bernhard Fischer von Erlach errichtet. Über dem Portal, durch das Pferd und Reiter die Halle betreten, befindet sich folgende lateinische Inschrift:Palatinam equestrem palaestram instruendae exercendaeque nobili iuventuti et equis ad cursum bellumque formandis Imperatoris Caesaris Caroli Austrii filii Augusti iussu Gundacarus comes ab Althann supremus aedificiis Caesaris et stabulo praefectus exstrui curavit anno MDCCXXXV. (zu Deutsch: „Diese kaiserliche Reitschule wurde zum Unterricht und zur Übung der adeligen Jugend sowie zur Ausbildung der Pferde für die Reitkunst und den Krieg auf Befehl Kaiser Karls VI. von Österreich, des Sohnes des verewigten Kaisers Leopold I. von Österreich, und unter Aufsicht des obersten Baudirektors und Chef der Hofstallungen Gundaker Graf Althann im Jahre 1735 errichtet.“) Im Revolutionsjahr 1848 tagte in der Winterreitschule das ersteösterreichische Parlament, derReichstag.
Angrenzend nördlich der Hofbibliothek liegt derRedoutensaaltrakt, benannt nach den darin befindlichenRedoutensälen. Zu ihnen zählen der große und der kleine Redoutensaal sowie das 1997 eröffnete Dachfoyer.Maria Theresia ließ ein Opernhaus aus dem 17. Jahrhundert umbauen und schuf damit die Redoutensäle, gleichsam die Tanz- und Konzertsäle par excellence. Die erste bauliche Konzeption stammte vonJean Nicolas Jadot de Ville-Issey, die Außenfassade trägt die Handschrift vonNikolaus Pacassi undFranz Anton Hillebrandt. Die Redoutensäle wurden immer wieder umgestaltet, etwa durch Verspiegelung der Fenster, Stuck und Goldleisten an der Decke oder die Einleitung der Elektrizität. 1973 baute man die Säle zu einem Kongresszentrum um. Am 18. Juni 1979 unterzeichnetenJimmy Carter undLeonid Breschnew hier das RüstungsbegrenzungsabkommenSALT-II.[16]
In der Nacht vom 26. auf den 27. November 1992 entstand in der Hofburg ein Großbrand im Bereich derRedoutensäle am Josefsplatz. Ein Teil des Daches sowie des Obergeschoßes brannte vollständig nieder. Das Feuer konnte nur mühsam gelöscht werden, und die Lipizzaner in der angrenzenden Reitschule mussten in Sicherheit gebracht werden. Nach der Brandkatastrophe wurde der etwas weniger beschädigte kleine Redoutensaal originalgetreu restauriert. Für die Ausstattung des Großen Redoutensaales schrieb man einen Künstlerwettbewerb aus. Als Sieger ging der österreichische MalerJosef Mikl hervor. Er fertigte Ölgemälde zu Zitaten der LiteratenFerdinand Raimund,Johann Nepomuk Nestroy,Elias Canetti undKarl Kraus. Im Zuge der Renovierung der ausgebrannten Redoutensäle wurde der ehemalige Dachboden vonManfred Wehdorn zum Dachfoyer ausgebaut.
Die Restaurierung der Redoutensäle dauerte fünf Jahre und fand unter der Ägide derBurghauptmannschaft Österreich statt. Seit 1997 ist der Trakt in der Verwaltung derWiener Kongresszentrum Hofburg Betriebsgesellschaft. 1998 wurden die Redoutensäle aus Anlass der ersten österreichischen EU-Präsidentschaft wieder in Betrieb genommen. 2006 schuf Wehdorn im ehemaligen Innenhof der Hofburg die „Hofburg Galerie“ und das darunter liegende „Hofburg Forum“. Der Redoutensaaltrakt, die Hofbibliothek und der Augustinertrakt bilden ein architektonisches, harmonisches Ensemble in der Struktur eines Hufeisens, das den Josefsplatz bildet.
Während der von 2017 bis 2021 erfolgten Umbauarbeiten des Parlamentsgebäudes diente der Redoutensaaltrakt als Ausweichquartier für die Plenarsitzungen des Nationalrats und des Bundesrats.[17][18][19]
Der heute mit dem später erbauten Festsaaltrakt an der kurzen Seite verschmolzene Zeremoniensaaltrakt mit dem Zeremoniensaal (ehem. Rittersaal, konzipiert als Thronsaal) vonLouis Montoyer ist ein weiterer Anbau aus 1804. Da er im rechten Winkel zum Leopoldinischen Trakt gebaut wurde, ragte er aus der Burg heraus und wurde volkstümlich lange Zeit die „Nase“ genannt. Heute ist er in die Neue Burg integriert.
Der Zeremoniensaal ist der prunkvollste Saal in der Hofburg. Der belgische Architekt Louis Montoyer gestaltete den Trakt im Auftrag vonKaiser Franz II./I. als Thronsaal. Eine kunstvolle Kassettendecke und 26 Kristallluster, ehemals bestückt mit 1.300 Kerzen, verleihen dem Saal imperialen Glanz. Die 24 korinthischen Säulen sind aus Kunstmarmor. Hier fand die BrautwerbungNapoleons um die Tochter von Kaiser Franz II./I., Marie Louise, statt sowie der exklusive „Ball bei Hof“. Am Gründonnerstag luden Kaiser Franz Joseph I. undKaiserin Elisabeth je zwölf arme Greise und Greisinnen zur traditionellen Fußwaschung.
Die Trabantenstube diente als Aufenthaltsraum derTrabantenleibgarde, die für den persönlichen Schutz des Monarchen verantwortlich war. Die Gardisten waren, in der Burg verteilt, an wichtigen Zugangspunkten stationiert. Im Rittersaal wurde am 15. Mai 1717Maria Theresia vom päpstlichen Nuntius Spinola, dem Stellvertreter des Papstes Clemens XI., getauft. Die Bausubstanz des Marmorsaals neben dem Zeremoniensaal stammt aus dem 16. Jahrhundert, seine Innenausstattung mit Kunstmarmor wurde um 1840 dem Zeremoniensaal angeglichen. Zur Kaiserzeit diente er als Speisesaal und für Hof-Kinderbälle. Als Dank für seinen Einsatz im Italienfeldzug während des Revolutionsjahres 1848 gestattete Franz Joseph I. dem verdienten FeldmarschallRadetzky, eigene Räume in der Burg zu bewohnen, obwohl er kein Mitglied des Hofstaates war. In den sogenannten Radetzky-Apartments sind in den Ecken noch historische Kachelöfen erhalten, die von einem eigenen Gang von außen beheizt wurden.
VonJoseph Emanuel Fischer von Erlach wurde 1726 auch der Michaelertrakt, die Verbindung zwischen Winterreitschule und Reichskanzleitrakt, geplant. Da aber dasalte Burgtheater im Weg stand, blieb dieser Plan lange unvollendet und wurde erst 1889 bis 1893 vonFerdinand Kirschner in leicht veränderter Form tatsächlich gebaut.
In weiterer Folge kam es immer wieder zu Umbauten und Anpassungen, besonders 1763 bis 1769 unterNikolaus von Pacassi, der die Hofbibliothek mit der übrigen Burg und auf der anderen Seite mit derAugustinerkirche verband und so denJosefsplatz schuf, der als einer der schönsten Plätze Wiens gilt. Nach dem Umbau derAlbertina in den 1820er Jahren vonJoseph Kornhäusel nach den Plänen von Fischer von Erlach schließt auch sie von der anderen Seite an die Hofburg an.
Im Zuge der Stadterweiterung nach dem Schleifen der Stadtmauern in den 1860er Jahren kam es zur letzten großen Erweiterung der Burg. Geplant war einKaiserforum, eine dreiflügelige Anlage über die Ringstraße hinweg. Vor dem Leopoldinischen Trakt sollte ein überkuppelterThronsaaltrakt entstehen, flankiert von zwei halbrunden Burgtrakten. Der südöstlicheBurggartentrakt, der als einziger realisiert wurde, sollte die Wohnräume der kaiserlichen Familie aufnehmen; der nordwestlicheVolksgartentrakt, der unausgeführt blieb, die Wohnräume für höfische Gäste beherbergen. Zu den Zwillingsmuseen (Kunsthistorisches undNaturhistorisches Museum) hätten in die Ringstraße gestellte Triumphbögen vermittelt. Das Burgtor sollte nach verschiedenen Entwürfen entweder neobarockisiert oder abgebrochen werden. Den Abschluss des Kaiserforums bildeten die bestehendenHofstallungen Fischer von Erlachs. Die Bauleitung des nur teilweise realisierten Kaiserforums hatte zunächstGottfried Semper und späterKarl von Hasenauer inne. Die Fertigstellung der Innenausstattung erfolgte erst nach dem Ende der Monarchie. Der einzig ausgeführte Burggartentrakt wurde niemals bewohnt. Heute dient er als Ausstellungsraum für zahlreiche Museen und als Lesesaal derÖsterreichischen Nationalbibliothek.
Die lateinischen Inschriften über dem Hauptportal des Burggartentrakts lautenFRANCISCVS IOSEPHVS I / NOVI PALATII ALAM / EXSTRVXIT A. D. MCMVIII (deutsch: Franz Joseph I. hat den Flügel der Neuen Burg im Jahre 1908 erbaut) auf der Vorderseite undHIS AEDIBVS / ADHAERET CONCORS / POPVLORVM AMOR (deutsch: Diesen Bauten haftet die einträchtige Liebe der Völker an) auf der Rückseite.
Bereits 1809 war ein Teil der alten Bastionen bei der Burg infolge derKoalitionskriege gesprengt und anschließend geschleift worden. Zur heutigenRingstraße hin wurden damals neue Vorwerke (die sogenannte Hornwerks-Kurtine und dieEscarpen) angelegt, in die dasklassizistischeBurgtor integriert wurde. Innerhalb dieser 1817 neu errichteten Wallmauern wurden drei Gärten angelegt: der private kaiserliche Burggarten, der Heldenplatz als Rasenplatz mit Alleen und derVolksgarten mit demTheseustempel, der ebenso wie das Burgtor vonPeter von Nobile stammt. Im Zuge der Errichtung der Neuen Burg wurden auf dem Heldenplatz die monumentalenReiterstatuen der beiden bedeutendsten österreichischen Feldherren, PrinzEugen von Savoyen undErzherzog Karl, errichtet. Vom Altan derNeuen Burg zum Heldenplatz hin verkündete der DiktatorAdolf Hitler am 15. März 1938 den„Anschluss“ seiner Heimat an dasDeutsche Reich.
Anstelle des ab 1871 von Gottfried Semper und Karl Hasenauer geplanten, überkuppelten Thronsaaltrakts der Neuen Burg, der vor dem Leopoldinischen Trakt zu stehen gekommen wäre, entstand 1910–1923 ein wesentlich kleinerer Festsaalbau nach Entwürfen von Ludwig Baumann. Er verbindet den Burggartentrakt der Neuen Burg mit dem Zeremoniensaaltrakt der Alten Burg und hat die Hauptseite zum Heldenplatz.
Der Große Festsaal ist mit rund 1.000 m² der größte Saal in der gesamten Hofburg. Der Innenausbau endete 1923, die künstlerische Gestaltung blieb unvollständig. Drei Deckengemälde von Alois Hans Schramm verherrlichen die Herrschaft der Habsburger. Als Devise diente der Wahlspruch Kaiser Franz Josephs I.,Viribus Unitis, mit vereinten Kräften. In den unterhalb liegenden Lunetten und Oktogonfeldern habenEduard Veith und Viktor Stauffer Persönlichkeiten aus der österreichischen Geschichte verewigt. In den Deckengemälden erkennt manMaximilian I.,Karl V.,Ferdinand I.,Rudolf II. undFerdinand II. von Tirol, in den SeitenfeldernLeopold I.,Karl VI.,Prinz Eugen und den polnischen KönigJan III. Sobieski.
Seit 1958 wird der Festsaaltrakt als Kongresszentrum von der Hofburg Kongresszentrum & Redoutensäle Wien GmbH genutzt. DerEurovision Song Contest 1967 wurde hier abgehalten. Seit 1992 unterhält hier dieOSCE ein Büro für die Veranstaltungsorganisation. 2005 wurde zudem der sogenannte „Kesselhaushof“ überdacht und in einen Konferenzsaal umgewandelt.[20]
Österreichische Reichsinsignien in der Kaiserlichen Schatzkammer
Von 1278 bis 1918 diente die ehemalige k. k. Hofburg als Haupt- und Winterresidenz derHabsburger, die als eines der mächtigsten Fürstenhäuser Europas insgesamt 21 Könige und Kaiser desHeiligen Römischen Reiches sowie vier Kaiser vonÖsterreich stellten. Seit dem Ende der Monarchie wird die Burg hauptsächlich zu Kultur- und Behördenzwecken genützt. Sie ist Eigentum derRepublik Österreich und wird von derBurghauptmannschaft verwaltet.
Rosenauer Arthur (Hrsg.):Die Wiener Hofburg – Bau und Funktionsgeschichte (Reihe: Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg), Bände 1–5. Wien 2018.
Hellmut Lorenz, Anna Mader-Kratzky (Hrsg.):Die Wiener Hofburg 1705–1835, Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016,ISBN 978-3-7001-7843-9. Mit Beiträgen von Christian Benedik, Lieselotte Hanzl-Wachter, Petra Kalousek, Hellmut Lorenz, Anna Mader-Kratky, Jochen Marz, Andrea Sommer-Mathis, Werner Telesko, Rainer Valenta und Manuel Weinberger.
Werner Telesko:Die Wiener Hofburg 1835–1918: Der Ausbau der Residenz vom Vormärz bis zum Ende des „Kaiserforums“. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2012,ISBN 978-3-7001-7231-4.
Bernhard A. Macek u. Renate Holzschuh-Hofer:Die Wiener Hofburg. Die unbekannten Seiten der Kaiserresidenz. Sutton Verlag, Erfurt 2014,ISBN 978-3-95400-420-1.
Richard Kurdiovsky (Hrsg.):Die Österreichische Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg. Mit Beiträgen von Herbert Karner, Richard Kurdiovsky, Marcus Langer, Hellmut Lorenz, Anna Mader,Florian Steininger und Manuel Weinberger; Photographien von Manfred Seidl. Christian Brandstätter Verlag, Wien 2008.
Hofkammerarchiv: z. B. NÖ.-Herrschaftsakten1660–1667 Neue Burg (Leopoldinischer Trakt), Camerale Zahlamtsbücher1727, Rückstände der Hofhandwerker und Künstler usw.
Josef Cachée:Die Hofküche des Kaisers: Die k.u.k. Hofküche, die Hofzuckerbäckerei und der Hofkeller in der Wiener Hofburg. Amalthea Signum, Wien 1985,ISBN 3-85002-208-0.
Margaret Gottfried:Das Wiener Kaiserforum. Utopien zwischen Hofburg und Museumsquartier. Böhlau, Wien 2001,ISBN 3-205-99196-6.
Richard H. Kastner:Glanz und Glorie. Die Wiener Hofburg unter Kaiser Franz Joseph. Amalthea, Wien 2004.
Paul Kortz:Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts. Bd. 2:Hochbauten, Architektur und Plastik. Gerlach & Wiedling, Wien 1906, S. 97 ff.
Paul Neumann:Führer durch die Hofburg in Wien. Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, Wien 1961.
Die Österreichische Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg. Richard Kurdiovsky (Hrsg.), mit Beiträgen von Herbert Karner, Richard Kurdiovsky, Marcus Langer, Hellmut Lorenz, Anna Mader, Florian Steininger und Manuel Weinberger; Photographien von Manfred Seidl. Christian Brandstätter Verlag, Wien 2008.
Die Präsidentschaftskanzlei, der Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten in der Wiener Hofburg. Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei, Wien 1958 und 1961.
Österreichische Akademie der Wissenschaften/Kommission für Burgenforschung (Autor), Harry Kühnel:Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung. Forschungsergebnisse zur Geschichte der Wiener Hofburg. Rohrer, Wien, Nr. 6, 1957; Nr. 9, 1959; Nr. 10, 1960; Nr. 12, 1962.
Österreichische Nationalbibliothek:Die Österreichische Nationalbibliothek in der Neuen Hofburg. Österreichische Nationalbibliothek, Wien 1966.
Fernheizkraftwerk Hofburg für die Wärme- und Stromversorgung von Staatsoper und Burgtheater. Österreichische Staatsdruckerei, Wien 1955.
Franz Weller:Die kaiserlichen Burgen und Schlösser in Bild und Wort: Aufgrund von Quellenwerken dargestellt. Hofburg zu Wien über Augarten, Belvedere, Prater … Gödöllő, Ischl … bis über Miramar sind alle kaiserlichen Schlösser erklärt dargelegt. k.k. Hof-Buchdruckerei, Wien 1880,ISBN 0-00-322171-7.
Herbert Chr. Winkler:Ehemalige Hofsilber- und Tafelkammer. Sammlungskatalog I. Silber, Bronzen, Porzellan, Glas. Böhlau, Wien 1998,ISBN 3-205-98323-8.
↑Herr Meister Ambrosius Ferrethi, Heiligenkreuzer Untertan und Richter in Steinbruch. In:Helmuth Furch, Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch. Nr. 38, 1995, S. 12–48.ISBN 978-3-9504555-3-3.