Hodensack

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Hodensack (Skrotum) des Mannes bei warmer und kühler Umgebung
Hodensack (Skrotum) des Mannes bei warmer und kühler Umgebung
Hodensack (Skrotum) des Mannes bei warmer und kühler Umgebung

DerHodensack oder dasSkrotum zählt zu den männlichenGeschlechtsorganen und ist ein Haut- und Muskelsack beiSäugetieren, der dieHoden,Nebenhoden, den Anfang desSamenleiters und das Ende desSamenstrangs enthält. Er befindet sich zwischen denBeinen, demPenis und demDamm. BeimMenschen ist der Hodensack ab derPubertät im natürlichen Zustand mitSchamhaar bewachsen.

Ein Hodensack existiert bei den meistenBeuteltieren undhöheren Säugetieren. Bei allen anderen Wirbeltieren einschließlich derKloakentiere verbleiben die Hoden in der Körperhöhle. Seine Funktion ist noch nicht abschließend geklärt, wahrscheinlich dienen der Hodenabstieg und die Verlagerung der Hoden in den Hodensack dem Schutz der Spermien vor zu hohen Temperaturen in der Körperhöhle.

Inhaltsverzeichnis

Anatomie

Makroskopische und mikroskopische Anatomie beim Menschen

Skrotum und Hoden beim Menschen

Der Hodensack umschließt dieHoden und dieNebenhoden sowie die abführendenSamenstränge. Er ist ein mehrschichtiger Hautbeutel, der durch eine Zwischenwand (Septum scroti) in zwei Hälften geteilt ist, die im klinischen Sprachgebrauch auch alsSkrotalfächer bezeichnet werden. Von außen ist diese Zweiteilung durch eine Art „Naht“ (Raphe scroti) zu erkennen.[1] Die meist dunkel pigmentierte Haut ist behaart (Schamhaar) und enthältSchweiß- undTalgdrüsen sowie Nervenendigungen, die sie berührungsempfindlich machen (Erogene Zone). Die Unterhaut besteht aus einem Geflechtglatter Muskulatur undelastischer Fasern, weshalb sie als „Fleischhaut“ (Tunica dartos) bezeichnet wird.[1] Unter der Tunica dartos liegt dieFascia spermatica externa.

Querschnitt durch den Scheidenhautfortsatz


1 Hoden
2 Nebenhoden
3 Hodengekröse
4 Organblatt der Scheidenhaut
   (Epiorchium)
5 Wandblatt der Scheidenhaut
   (Periorchium)
6 Cavum vaginale
7 Nebenhodengekröse
8 Fascia spermatica interna

Innerhalb des Hodensacks sitzen die Hoden und Nebenhoden in einer Hodenhöhle (Cavitas scroti). Die Hodenhöhle wird gebildet von einer Aussackung desBauchfells und derinneren Rumpffaszie (hier alsFascia spermatica interna bezeichnet), den Scheidenhautfortsatz (Processus vaginalis). Der Scheidenhautfortsatz gehört zu den Hodenhüllen im Inneren des Hodensacks. Der Bauchfellanteil dieser Ausstülpung wird als Scheidenhaut (Tunica vaginalis testis) bezeichnet. Sie kleidet das Hodensackinnere aus (sogenanntes Wandblatt,Lamina parietalis oderPeriorchium), stülpt sich dann als Doppellamelle ins Innere und überzieht als Eingeweideblatt (Lamina visceralis oderEpiorchium) den Hoden. Zwischen den beiden Blättern befindet sich ein sehr enger Spaltraum, dasCavum vaginale, das die Verschieblichkeit des Hodens im Hodensack sicherstellt. Das Eingeweideblatt bildet zwischen Hoden und Nebenhoden eine Rinne (Bursa testicularis). Die Verbindungsstelle zwischen den beiden Blättern ist das Hodengekröse (Mesorchium), welches der Befestigung des Hodens im Hodensack dient. Zudem kann ein bandartiger Rest des Bauchfells die Verbindung zum Bauchraum anzeigen. Der Hoden ist außerdem mit einem kurzenBand mit dem Nebenhoden verbunden (Hodeneigenband,Ligamentum testis proprium). Dieses setzt sich vom Nebenhodenschwanz als Nebenhodenschwanzband (Ligamentum caudae epididymidis) fort und befestigt den Hoden zusätzlich indirekt am Boden des Hodensacks.

Muskulatur, Blutversorgung und Nerven

Der Hodenhebermuskel (Musculus cremaster) setzt am Scheidenhautfortsatz an. Er kann als Schutzvorrichtung den Hoden bei Berührung oder Kälte näher an die Bauchwand ziehen. Er besteht aus Muskelfasern, die aus demMusculus obliquus internus abdominis und demMusculus transversus abdominis, zwei Muskeln desUnterbauches, abzweigen. Sie begleiten denSamenstrang und heften sich an der dieHoden umgebendenFaszie (Fascia spermatica interna) an.[2] Der Cremaster wird vomRamus genitalis desNervus genitofemoralisinnerviert. BeiNagetieren und Säugetieren mit saisonalem Hodenabstieg, selten auch bei einzelnen Individuen anderer Säugetiere, kann der Muskel den Hoden gänzlich in die Bauchhöhle zurückziehen („Pendelhoden“). Bei starker sexueller Erregung werden die Hoden ebenfalls kräftig zum Körper gezogen. Daran ist ein nahenderOrgasmus erkennbar.[3]

Vergleichende Anatomie

Hodensack eines Rinderbullen
Männliches Känguru mit ausgeprägtem Hodensack

Ein Hodensack ist bei den meistenBeuteltieren undhöheren Säugetieren mit Ausnahme derer ohneHodenabstieg (Testiconda) ausgebildet, während die Hoden bei allen anderenWirbeltieren einschließlich derKloakentiere in der Körperhöhle verbleiben.[4] Dabei kann unterschieden werden zwischen einem sitzenden Skrotum, bei dem sich die Hoden in einem Bindegewebslager unter der Haut am Körper anliegend befinden, und einem hängenden Scrotum, bei dem ein echter Beutel ausgebildet wird, der zwischen den Oberschenkeln hängt. Ein sitzendes Skrotum ist etwa bei denSchweinen undFlusspferden ausgebildet,[5] während die meisten anderen Säugetiere einschließlich derPrimaten ein hängendes Skrotum besitzen.

Bei den Beuteltieren wird diskutiert, ob der Beutel einehomologe Struktur zum Hodensack und den Großen Schamlippen weiblicher Säuger darstellt, da sich alle diese Strukturen im Bereich derGenitalwülste entwickeln. Dies wird bestärkt durch die Existenz eines rudimentären Beutels bei männlichen Beuteltieren vor dem Hodensack, wodurch jedoch maximal von einer partiellen Homologie ausgegangen wird. Eine Trennung in Beutel- und Hodensackgewebe erfolgt in der Entwicklung bereits vor der hormonellen Beeinflussung und wird direkt genetisch beeinflusst – bei Anwesenheit von nur einemX-Chromosom bildet sich ein Hodensack; sind zwei X-Chromosomen vorhanden, wird ein Beutel ausgebildet.[6]

Physiologie

Die Funktion des Skrotums ist noch nicht abschließend geklärt. Die am meisten verbreitete Hypothese geht davon aus, dass der Hodenabstieg und ihre Verlagerung in den Hodensack dem Schutz der Spermien vor zu hohen Temperaturen in der Körperhöhle dient.[4]

Die Hoden werden im Hodensack zwei bis fünf Grad Celsius kühler als der Rest des Körperinneren gehalten.[2] Diese Temperatur ist optimal für die Produktion vonSpermien, ebenso für das Überleben bereits produzierten männlichen Samens. Die Hodentemperatur wird dadurch geregelt, dass sich der Hodensack beiKälte zusammenzieht, wodurch sich die Abstrahlfläche für die Körperwärme verkleinert, und sich beiWärme entspannt, wodurch sich die Abstrahlfläche vergrößert. Für die Temperaturregulation innerhalb des Hodensacks spielen weitere Mechanismen eine Rolle: DerMusculus cremaster kann den Hoden näher an den Körper ziehen, undHodenarterie und -vene bilden ein Geflecht, das als Wärmeaustauscher fungiert.

Ontogenetische Entwicklung

Der Hodensack bildet sich in der Embryonalentwicklung aus den Genitalwülsten, wobei ihm im weiblichen Geschlecht die großenSchamlippen (Labia majora) der Frau entsprechen.[7] Die Genitalwülste verschmelzen beim männlichen Embryo zum Hodensack, wobei die Verschmelzungslinie als Skrotalseptum und von außen sichtbar alsRaphe scroti erhalten bleibt, die sich hinter dem Hodensack in derRaphe perinei fortsetzt.

Zum Ende der Embryonalentwicklung werden die Hoden beimDescensus testis („Hodenabstieg“) in den Hodensack verlagert, geleitet vom unteren Keimdrüsenband (Gubernaculum testis). Die Hoden sollten am Beginn des 8. Schwangerschaftsmonats im äußeren Leistenring liegen und bis spätestens Anfang des neunten Schwangerschaftsmonats sollte der Abstieg abgeschlossen sein, dies gilt alsReifezeichen des männlichenNeugeborenen.[2] Beim Hodenabstieg bildet sich durch die begleitende Ausstülpung (Processus vaginalis) desBauchfelles die Wand der Hodenhöhle (Cavum scroti). Die zunächst über denLeistenkanal bestehende Verbindung zurBauchhöhle verödet dabei in der Regel,[2] um einerseits die Entwicklung einerSkrotalhernie, andererseits einen Wiedereintritt des Hodens in den Leistenkanal zu verhindern.

Erkrankungen und Verletzungen

Deutliche linksseitig ausgeprägte Varikozele
Ausgeprägte Elephantiasis des Hodensacks durch Lymphstau

Der Hodensack selbst ist als Haut- und Muskelsack nur von sehr wenigen Erkrankungen betroffen. Wie andere Gewebe kann erEntzündungen und andere hautspezifische Erkrankungen aufweisen.Krampfaderartige Erweiterungen dervenösen Begleitgefäße, insbesondere im linken Skrotalfach, werden vor allem im Stehen alsVarikozele sichtbar. Beifettleibigen Männern kann eineIntertrigo auf das Skrotum übergreifen. Vor allem beiprädisponierten Personen können sichAbszesse der Haut alsSkrotalabszesse manifestieren.

DerHoden(sack)bruch (Hernia scrotalis oder Skrotalhernie) ist eine besonders schwere Sonderform desLeistenbruchs, bei der es zu einer Bruchbildung der festen äußeren Hülle des Hodensacks kommt und Teile der Eingeweide (Dünndarmschlingen) bis in den Hodensack einfallen können. Eine Skrotalhernie kann angeboren oder erworben sein. Flüssigkeitsansammlungen in der Hodensackhöhle führen zu einemWasserbruch (Hydrocele testis), der ebenfalls entweder angeboren oder erworben sein kann. Dabei handelt es sich um einen krankhaften Erguss von seröser Flüssigkeit und eine Ansammlung in den Hodenhüllen oder auch im Samenstrang (Hydrocele funiculi spermatici). Die Folge ist eine starke Vergrößerung des Zwischenraums der Hodenhüllen.

Das skrotaleLymphödem, auch bekannt als skrotaleElephantiasis, ist eine massive Vergrößerung des Hodensacks durch Verdickung des Gewebes und Ansammlung von Flüssigkeit. Die meisten Fälle von skrotalen Lymphödemen werden durch Verstopfungen in den Lymphgefäßen verursacht, die den Abfluss von Flüssigkeit aus dem Bereich verhindern.[8]

Eine von der Haut des Hodensacks ausgehende Krebserkrankung ist dasSkrotalkarzinom, welches 1775, bei Schornsteinfegern auftretend, vonPercivall Pott beschrieben wurde.[9]

Fehlbildungen und Lageanomalien

Fehlbildungen des Hodensacks umfassen verschiedene angeborene Störungen der anatomischen Entwicklung des Hodensacks. Dies reicht vom sehr seltenen vollständigen Fehlen des Hodensacks (Skrotumagenesie) über das halbseitige Fehlen (Hemiskrotum) und die Verlagerung einer Hodensackhälfte in die Leisten- oder Dammregion (Skrotumektopie) bis hin zur Mehrfachausbildung (Akzessorisches Skrotum), die gelegentlich vorkommen. Dabei können Fehlbildungen des Hodensacks gemeinsam mit anderen Fehlbildungen der Anorektalregion vorkommen.[10]

Behandelt werden Fehlbildungen durch chirurgische Eingriffe wie etwa die Entfernung von Gewebe oder die Verlagerung vonektopem Gewebe.[10]

Kulturgeschichte

Siehe auch:„Kulturgeschichtliche Bedeutung“ im Artikel Hoden

Verwendung von Tierhodensäcken

Aus dem Skrotum von Tieren (zum Beispiel vonZiegenböcken) werden mitunterBeutel hergestellt, beispielsweise als Trinkflasche oder Geldbeutel. Daher leitet sich vermutlich der BegriffBocksbeutel ab. Es gibt aber auch andereHypothesen zurEtymologie dieses Wortes.

Der Hodensack in Kunst und Kultur

In der Kunst und Kultur spielt der Hodensack als äußerlich sichtbares Geschlechtsorgan, in dem sich die Hoden befinden, eine Rolle. Im Gegensatz zumPhallus hat er jedoch, außerhalb derErotik undPornografie, keine zentrale Rolle. Allerdings können Darstellungen, bei denen der Hodensack und damit der Hoden besonders groß dargestellt wird, eine besondere Bedeutung als fortpflanzungsfähige oder sexuell besonders rege Wesen andeuten.

In derJapanischen Mythologie werdenTanuki, demMarderhund ähnliche Dämonen (Yōkai), als Glückssymbol häufig mit übergroßen Hoden dargestellt. Das Wappen des italienischen AdelshausesColleoni ausBergamo zeigt mehrere Paar Hoden und stellt vermutlich eine Anspielung aufcoglione dar, eine italienische Bezeichnung für Hoden.

  • Detail der Statue Mithras tötet den Bullen mit einem Skorpion, der in das Skrotum des Bullen kneift, British Museum
    Detail der StatueMithras tötet den Bullen mit einem Skorpion, der in das Skrotum des Bullen kneift,British Museum
  • Tanuki auf einem Druck von Yoshitoshi (1881). Die Abbildung zeigt deutlich den für traditionelle Tanuki-Darstellungen typischen überdimensionierten Hodensack.
    Tanuki auf einem Druck vonYoshitoshi (1881). Die Abbildung zeigt deutlich den für traditionelle Tanuki-Darstellungen typischen überdimensionierten Hodensack.
  • Tanuki-Statue in Unzen, Japan
    Tanuki-Statue in Unzen, Japan
  • Stemma des italienischen Adelshauses Colleoni aus Venedig
    Stemma des italienischen Adelshauses Colleoni aus Venedig

Literatur

  • W. Kahle, H. Leonhardt, W. Platzer (Hrsg.):Taschenatlas der Anatomie für Studium und Praxis. Band 2: Innere Organe. 5., überarbeitete Auflage, Thieme, Stuttgart 1986,ISBN 3-13-492105-7, S. 272–273, 280–281.
  • Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. de Gruyter, Berlin 2006,ISBN 3-11-016965-7.

Einzelnachweise

  1. abStichwort „Hodensack“ inPschyrembel Wörterbuch Sexualität. de Gruyter, Berlin 2006,ISBN 3-11-016965-7, S. 219.
  2. abcdW. Kahle, H. Leonhardt, W. Platzer (Hrsg.):Taschenatlas der Anatomie für Studium und Praxis. Band 2: Innere Organe. 5., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 1986,ISBN 3-13-492105-7, S. 272–273, 280–281.
  3. Hoden ziehen beim Orgasmus hoch, auf med1.de, abgerufen am 21. Dezember 2013 (Memento vom 23. Januar 2017 imInternet Archive).
  4. abHartmut Greven:Fortpflanzung und Entwicklung. In: W. Westheide, R. Rieger:Spezielle Zoologie. Teil 2. Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum, München 2004,ISBN 3-8274-0307-3, S. 156.
  5. Hubert Hendrichs:Artiodactyla (Paraxonia), Paarhufer. In: W. Westheide, R. Rieger:Spezielle Zoologie. Teil 2. Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum, München 2004,ISBN 3-8274-0307-3, S. 619.
  6. Ulrich Zeller:Marsupialia (Metatheria, Didelphia), Beuteltiere. In: W. Westheide, R. Rieger:Spezielle Zoologie. Teil 2. Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum, München 2004,ISBN 3-8274-0307-3, S. 486.
  7. Hartmut Greven:Fortpflanzung und Entwicklung, in: W. Westheide und R. Rieger:Spezielle Zoologie. Teil 2. Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum, München 2004,ISBN 3-8274-0307-3, S. 158.
  8. M. C. Dandapat, S. K. Mohapatro, S. K. Patro:Elephantiasis of the penis and scrotum: A review of 350 cases. In:The American journal of surgery. Band 149, Nr. 5, 1985. S. 686–690,doi:10.1016/s0002-9610(85)80156-2.
  9. Paul Diepgen,Heinz Goerke:Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1960, S. 32.
  10. abStichwort „Hodensackfehlbildungen“ inPschyrembel Wörterbuch Sexualität. de Gruyter, Berlin 2006,ISBN 3-11-016965-7, S. 219.

Weblinks

Commons: Hodensack – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Hodensack – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Normdaten (Sachbegriff):GND:4160318-7(lobid,OGND,AKS)
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