Territorium imHeiligen Römischen Reich | |
|---|---|
| Hochstift Fulda | |
| Wappen | |
| Karte | |
| Lage im Reichskreis | |
| Alternativnamen | Kloster Fulda, Reichsabtei Fulda, Fürstabtei Fulda, Fürstbistum Fulda |
| Entstanden aus | Herzogtum Franken |
| Herrscher/Regierung | bisFürstabt; ab 1752Fürstbischof |
| Heutige Region/en | DE-HE/DE-BY/DE-TH |
| Reichstag | geistliche Bank imReichsfürstenrat |
| Reichsmatrikel | 1521: 14 Reiter, 46 Fußsoldaten, 180 Gulden 1532: 28 Reiter, 92 Fußsoldaten 1663: 17 Reiter, 50 Fußsoldaten oder 404 Gulden |
| Reichskreis | Oberrheinischer Reichskreis |
| Hauptstädte/ Residenzen | Fulda |
| Konfession/ Religionen | römisch-katholisch |
| Sprache/n | Deutsch |
| Aufgegangen in | Nassau-Oranien-Fulda |
DasHochstift Fulda war eingeistliches Territorium desHeiligen Römischen Reiches.Es gehörte zumOberrheinischen Reichskreis und stellte den Territorialbesitz desKlosters Fulda, ab 1752 desBistums Fulda dar. Demnach wurde es auchFürstabtei Fulda undFürstbistum Fulda genannt. Landesfürsten waren dieÄbte und Bischöfe von Fulda. Es entwickelte sich aus dem ursprünglich geistlichen Gebiet derTerritorialabtei zu einem weltlichen Herrschaftsbereich.
Mit demReichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das geistliche Fürstentum aufgelöst und die fuldischen Besitzungen gingen im FürstentumNassau-Oranien-Fulda auf.
Ab 1170 hatten die Fuldaer Äbte den Status einesReichsfürsten. Der Herrschaftsbereich des Klosters bestand im 12. Jahrhundert aus insgesamt 450.000Morgen Land zwischen der Nordsee und den Alpen und war das größte zusammenhängende Territorium aller Abteien im Reich.[1] Durch den weitläufigen Streubesitz sollen die Fuldaer Äbte der Überlieferung nach bei einer Reise nachRom stets auf eigenem Boden übernachtet haben können.
1220 wurde die Abtei durch KaiserFriedrich II. anlässlich derConfoederatio cum principibus ecclesiasticis zur Fürstabtei erhoben. FürstabtHeinrich V. von Diez-Weilnau (1288–1313) ließ zwischen 1294 und 1312 eine Abtsburg bauen, in der er außerhalb des Klosters residierte. Diese Burg wurde im 17. Jahrhundert durch Fürstabt Johann Friedrich von Schwalbach in einRenaissanceschloss umgebaut.
Als AbtHeinrich VI. von Hohenberg (vor 1320) jedoch noch eine zweite Abtsburg innerhalb der Stadt errichtete, erstürmten die Bürger mit Hilfe des Hochvogtes GrafJohann I. vonZiegenhain beide Burgen des Abtes und zerstörten die neue Burg samt Turm und Ringmauern. Auf Klage des geflüchteten Abtes bei KaiserLudwig IV. wurden die Stadt Fulda und der Graf vom Kaiser mit derReichsacht belegt. 1331 vermittelte derTrierer ErzbischofBalduin eine Sühne, infolge derer die Bürger den Turm und die Ringmauern der neuen Burg wiederherzustellen hatten und bedeutende Entschädigungen zahlen mussten. Die Anführer des Aufstandes wurden hingerichtet.
1356 verlieh KaiserKarl IV. dem Fürstabt den Ehrentitel „Erzkanzler der Kaiserin“.
Das Fuldaer Land mit Kloster und Stadt stand im Kräftespannungsfeld zwischen dem Erzbistum Mainz, demBistum Würzburg und derLandgrafschaft Hessen. Im Laufe des 15. Jahrhunderts gingen dieFuldische Mark und dasAmt Gersfeld verloren.[1]
Unter AbtReinhard von Weilnau (1449–1476) erreichte die Entwicklung des Reichsstiftes in ein Territorialfürstentum seinen Abschluss. Für die räumliche Verwaltungsorganisation des Landes siehe dieListe der Ämter des Hochstiftes Fulda.
Während unter der Regierungszeit desFürstabts Johannes II. vonHenneberg (1477–1513) die Lage im Land ruhig blieb, kam es unterHartmann II. von Kirchberg (1513–1529), der wegen seiner Verschwendungssucht unbeliebt war, zu Unruhen. Seit 1523 gab es erste reformatorische Bestrebungen im Reichsstift. Im mitteldeutschenBauernaufstand verbündeten sich an Ostern 1525 Bauern und die Bürger der Stadt Fulda; das Reichsstift wurde mitsamt seinen Nebenklöstern geplündert. Der hessische LandgrafPhilipp rückte am 3. Mai 1525 mit einem starken Heer an, worauf sich die Bauern nach kurzem Widerstand ergaben. Die Stadt wurde gebrandschatzt und musste dieKriegskosten tragen. In der Folge stieg die Bedeutung derLandstände des Stifts Fulda deutlich an. In der Zeit von 1546 bis 1563 wirkteJustus Stude als Kanzler des Hochstifts.
1570 wurdeBalthasar von Dernbach Fürstabt von Fulda. Er wollte das Hochstift von innen erneuern und berief 1571 dieJesuiten nach Fulda. Ein Gymnasium (1572) und einpäpstliches Kolleg (1584) wurden eingerichtet. Der Fürstabt setzte sich im Konflikt mit dem weitestgehend evangelisch gesinntenStiftsadel durch und setzte ab 1602 dieGegenreformation durch. DenHexenverfolgungen im Hochstift Fulda fielen ca. 250 Menschen zum Opfer.[2]

Von den Verwüstungen desDreißigjährigen Kriegs (1618–1648) blieb auch Fulda nicht verschont. 1622 plünderte und brandschatzten Truppen des HerzogsChristian von Braunschweig das Hochstift. Weitere Besetzungen, Plünderungen, Einquartierungen und Brandschatzungen folgten. So wurde das Kloster 1631 durch hessische Truppen geplündert; zahlreiche Manuskripte aus der Bibliothek verschwanden. 1632 bis 1634 herrschteWilhelm V. von Hessen-Kassel alsFürst von Buchen über das Reichsstift. ImPrager Frieden 1635 kam es zur Restitution des Stifts. Unter FürstabtJoachim von Gravenegg (1644–1671) wurden die zahlreichen Kriegsschäden behoben.


FürstabtAdalbert von Schleifras ernannte 1700Johann Dientzenhofer zum Stiftsbaumeister und beauftragte ihn, an der Stelle derRatgar-Basilika den barockenFuldaer Dom zu errichten und dasFuldaer Stadtschloss im barocken Stil auszubauen.

1734 wurde dieUniversität Fulda gegründet, die bis 1805 bestand. Die von FürstabtAdolph von Dalberg auf der Grundlage des päpstlichen Kollegs gegründete Einrichtung besaß vierFakultäten: Theologie, Philosophie, Medizin und Jura. Das barocke Gebäude von 1731 bis 1734 wurde vonAndreas Gallasini entworfen und beherbergt heute die Adolf-von-Dalberg-Grundschule.
Am 5. Oktober 1752 wurde dieTerritorialabtei von PapstBenedikt XIV. zumBistum erhoben, aus derFürstabtei Fulda wurde dasFürstbistum Fulda. Die Äbte residierten fortan alsFürstbischöfe.
Mit demReichsdeputationshauptschluss 1803 wurde auch das geistliche Fürstentum aufgelöst, nachdem das Benediktinerkloster bereits im Jahr zuvorsäkularisiert worden war. Die fuldischen Besitzungen gingen als Ersatzleistungen für seine verloreneStatthalterschaft in denNiederlanden anFriedrich Wilhelm von Oranien-Nassau. Gemeinsam mit dem Territorium derFürstabtei Corvey bildeten sie das FürstentumNassau-Oranien-Fulda. Das Bistum Fulda blieb sowohl kirchenrechtlich als auch faktisch bestehen und der letzte FürstbischofAdalbert von Harstall blieb bis zu seinem Tod 1814Bischof von Fulda.
Die Herrschaft des Hauses Oranien-Nassau währte jedoch nur kurz. Bereits 1806 annektierteNapoleon I. das Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda. 1810 wurde es Teil desGroßherzogtums Frankfurt. Auf demWiener Kongress 1815 wurde die Provinz Fulda aufgelöst und nach einer rund einjährigenpreußischen Verwaltung die „Fuldische Teilung“ vollzogen:[3] Das Territorium des einstigen Hochstiftes Fulda wurde aufgeteilt. Dies geschah durch die Wiener Kongressakte (Art. 40) und eine Abfolge von 1815 und 1816 geschlossenen bilateren Verträgen zwischen der neuen Landesherren, wobei die einzelnen fuldischen Orte die Verhandlungsmasse bildeten und einige Orte mehrfach untereinander getauscht wurden.[4]
In Kurhessen wurden im Großherzogtum Fulda die Ämter des Fürstentums Nassau-Oranien-Fulda wieder hergestellt. 1818 wurde das Amt Bieberstein vom Landamt Fulda abgespalten. Es bestanden damit eine Zentralverwaltung in Fulda sowie die folgenden Ämter:
1821 wurde in Kurhessen dieTrennung der Rechtsprechung von der Verwaltung umgesetzt. Das Großherzogtum Fulda wurde zurProvinz Fulda. Die Verwaltungsaufgaben der Ämter gingen auf die Kreise über, siehe dieListe der Kreise im Kurfürstentum Hessen (1821). Die Rechtsprechung übernahmen Justizämter. Die alten Ämter wurden aufgelöst.
Als Folge des Scheiterns der Bundesexekution durch die Niederlage Österreichs und seiner Verbündeten imDeutschen Krieg gegen das Königreich Preußen wurde Kurhessen 1866 von diesem annektiert und die Provinz Fulda damit Teil der preußischenProvinz Hessen-Nassau. Ebenso fielen die ehemals fuldischen Gebiete des bayerischenLandgerichts Gersfeld an Preußen.
50.5540277777789.67175Koordinaten:50° 33′ 14,5″ N,9° 40′ 18,3″ O