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Hochmittelalter

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Europa im Jahr 1190
DerHardturm amLetzigraben inZürich ist ein Gebäude aus dem Hochmittelalter.

AlsHochmittelalter oderhohes Mittelalter wird in derMediävistik die von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts dauernde Epoche imMittelalter bezeichnet (zirka 1050 bis 1250). Im wissenschaftlichen Sinne wird der Begriff primär auf daschristlich-lateinischeEuropa bezogen (vor allem West- und Mitteleuropa). Auf den benachbartenbyzantinischen bzw. denislamischen Bereich und die außereuropäische Geschichte trifft der Begriff nicht oder nur sehr begrenzt zu, wenngleich der byzantinische und der islamische Kulturraum in der historischen Forschung für diesen Zeitraum ebenfalls eigens betrachtet werden.

Dem Hochmittelalter voran geht dasFrühmittelalter. Die auf das Hochmittelalter folgende Epoche wird als dasSpätmittelalter bezeichnet.

Währendgermanische undslawische Sprachen das Mittelalter wie eine Welle betrachten und mit den Adjektiven „früh“, „hoch“ und „spät“ einteilen, wählenromanische Sprachen ein Deszendenz- also Abstiegsmodell und teilen das Mittelalter in „hohes“, „klassisches“ (auch „volles“ oder „mittleres“) und „unteres“ ein. Daher kann in wortwörtlichen Übersetzungen oder bei Autoren romanischer Muttersprache „Hochmittelalter“ stehen, obwohlFrühmittelalter gemeint ist.[1]

Charakteristika

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Die Abgrenzung des Hochmittelalters zumFrühmittelalter wird unterschiedlich vorgenommen. Als Anfangszeitraum ist in der Forschung die Mitte des 11. Jahrhunderts gängig, weil sich ab dieser Zeit ein umfassender Wandel im lateinischen Europa vollzog. Wirtschaftlich und kulturell kam es zu einer neuen Entfaltung. Dieser Wandel wurde durch ein bis in das 14. Jahrhundert anhaltendesBevölkerungswachstum ausgelöst. Neue Gebiete mussten erschlossen, die Produktionsmethoden zur Erhöhung der Erträge verbessert werden. Dies förderteHandwerk undHandel (einschließlich neuer Handelsrouten) und damit wiederum die Geldwirtschaft. Es kam zur Ausbildung eines Bankensystems, vor allem in Oberitalien. Neue Märkte entstanden, die wiederum die Kassen derStädte füllten. Eine seit derAntike nicht gekanntesoziale Mobilität entwickelte sich, sowohl geografisch als auch den sozialen Stand betreffend. Zu dem wirtschaftlichen Aufschwung kamen technische Fortschritte.

Die Christianisierung war in Nordeuropa und weiten Teilen Osteuropas weitgehend abgeschlossen. DieKirche mit dem herausgebildetenPapsttum entwickelte nach innen eine klare Hierarchie, nach außen kämpfte sie mit den weltlichen Herrschern um die Vormacht. Diese Machtkämpfe wurden von vielen Zeitgenossen kritisiert. So entstanden in Deutschlandkirchliche Reformbewegungen. Es kam in dieser Zeit allerdings auch zumInvestiturstreit sowie in der Folgezeit wiederholt zu Konflikten zwischen römisch-deutschen Kaisern und dem Papsttum. Die Päpste strebten dabei durchaus die Verfügungsgewalt über die weltliche Herrschaft an, was aber nicht ohne Widerspruch blieb (Zwei-Schwerter-Theorie). Das Hochmittelalter war auch eine Blütezeit der geistlichenOrden, wie beispielsweise derZisterzienser oderPrämonstratenser.

Es entstanden neue Dom- und Klosterschulen, vor allem wurden die erstenUniversitäten gegründet. Dort wurden in erster LinieTheologie,Medizin (besonders inFrankreich) undRechtswissenschaften (besonders inItalien und speziell inBologna) gelehrt. Diese Bildungsrevolution wurde durch die Wiederentdeckung antiker Schriften ermöglicht, wie die desAristoteles, die aus dem arabischen und byzantinischen Raum nach Westeuropa gelangten. Auch in Italien selbst wurden wichtige Funde gemacht, so die verschollen geglaubtenDigesten in Form der Handschrift derLittera Florentina. Infolge dieses Prozesses bestimmte nun dieScholastik das wissenschaftliche Denken. Im juristischen Bereich lässt es sich an den Arbeiten derGlossatoren undKommentatoren ablesen.[2][3][4]

Lesen undSchreiben waren nicht mehr nur Fertigkeiten desKlerus, wenngleich es bereits im Frühmittelalter einige Laien gab, die über diese Kenntnisse verfügten. Auch einige Beamte (Ministeriale) undAdelige lernten es. DieLiteratur bediente die neuen Leser, indem sie nicht nur geistliche und philosophische Themen verarbeitete. Es wurde nicht mehr nur inlateinischer, sondern auch in Landessprache geschrieben. Man malte neben geistlichen Themen nun auch Natur und Alltag. In der Architektur herrschte dieRomanik vor. Die Menschen, denen dies finanziell möglich war, konnten sich relativ sicher und frei innerhalb weiter Teile des lateinischen Europas bewegen.

Ebenso begannen dieKreuzzüge in den Vorderen Orient, die später auch nach Spanien (gegen den islamischen Süden) und in den baltischen Raum zielten. Das Hochmittelalter war zudem die Blütezeit desRittertums, das sich infolge eben jener Kreuzzüge neu definierte (sieheRitterorden).

Im staatlichen Bereich fand eine Neuformierung statt. Dasrömisch-deutsche Reich verlor schließlich seinehegemoniale Stellung. Die Herrschaft derSalier wurde durch den Investiturstreit im späten 11. und frühen 12. Jahrhundert erschüttert. DenStaufern im 12./13. Jahrhundert gelang es nicht, den Verlust der Königsmacht im Reich zu verhindern, wobei durch dieItalienpolitik auch starke Kräfte inReichsitalien gebunden wurden. Währenddessen gewannen Frankreich und England zunehmend an politischem Einfluss. Das englischeHaus Plantagenet verfügte zugleich über große Besitzungen in Frankreich, was wiederholt zu Kampfhandlungen mit den französischen Königen führte, die ihre Macht im 12./13. Jahrhundert konsolidierten.Byzanz verlor im 11. Jahrhundert fast ganzKleinasien an dieSeldschuken, gewann Teile davon im 12. Jahrhundert zurück, war aber seit dem fatalen4. Kreuzzug nur noch eine Regionalmacht.

Terminologie

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Derfranzösische BegriffHaut Moyen Âge bezeichnet das Frühmittelalter, beginnt also mit derVölkerwanderung. Dem deutschen BegriffHochmittelalter entspricht im Französischenle Moyen Âge classique oderle Moyen Âge central. Dagegen bezeichnenHaute Renaissance undHochrenaissance ein und dieselbe Periode. Die italienische Geschichtswissenschaft unterscheidet meist zwei Phasen: dasAlto Medioevo (vor 1000) und dasBasso Medioevo (nach 1000); weniger verbreitet ist die Einschaltung einer mittleren Phase, desPieno Medioevo („volles“ Mittelalter), die dem deutschenHochmittelalter entspricht. Dem dreiphasigen Modell entsprechen im Spanischen die BezeichnungenAlta Edad Media,Plena Edad Media undBaja Edad Media. Das im Englischen verbreitete Phasenmodell entspricht dem im Deutschen üblichen:Early Middle AgesHigh Middle AgesLate Middle Ages.

Literatur

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Weblinks

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Commons: Hochmittelalter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hochmittelalter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Gesellschaft für Schweizer Kunstgeschichte:Das Basler Münster 2013,ISBN 978-3-03797-085-0 → Auf S. 82 wird ein archäologisch gefundenerEstrich aus dem 9. Jahrhundert mit dem „hochmittelalterlichen Gehniveau“ verglichen.
  2. Paul Koschaker:Europa und das Römische Recht. 4. Auflage. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung. München/Berlin 1966, S. 87 ff.
  3. Franz Wieacker:Privatrechtsgeschichte der Neuzeit. Unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Entwicklung. 2., neubearbeitete Auflage. von 1967, 2., unveränderter Nachdruck. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996,ISBN 3-525-18108-6, S. 80 ff.
  4. Klaus Luig:Italienische Rechtsgeschichte – eine Übersicht. In:Stefan Grundmann,Alessio Zaccaria (Hrsg.):Einführung in das italienische Recht. Verlag Recht und Wirtschaft, Frankfurt am Main 2007,ISBN 978-3-8005-1331-4.
Normdaten (Sachbegriff):GND:7503822-5 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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