Hiob Ludolf

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Porträt Hiob Ludolfs vonHugo Bürkner inZweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen (1854)

Hiob Ludolf (oder auchLeutholf,Ludloff oderJob Ludolph; *24. Juni1624 inErfurt; †8. April1704 inFrankfurt am Main) war Orientalist, Politiker, Diplomat und der Begründer deräthiopischen Philologie. DerUniversalgelehrte diente unterErnst dem Frommen vonSachsen-Gotha alsKammerdirektor undPrinzenerzieher; später auch als kurpfälzischer Kammerdirektor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Psalterium Davidis Aethiopice et Latine (Frankfurt, 1701)

Hiob Ludolf stammt aus einer der führenden Erfurter Ratsfamilien, die unter anderem durch denWaidhandel zu Reichtum und Ansehen gekommen war. Sein gleichnamiger Vater war Waidhändler undBiereige (Brauberechtigter). Schon als Schüler beschäftigte sich Ludolf, angeregt durch seinen LehrerBartholomäus Elsner, mit orientalischen Sprachen. Ab 1639 studierte er an derUniversität Erfurt Jura und Medizin sowie Hebräisch, Arabisch, Syrisch und auchAltäthiopisch. Da ihm die vorhandenen Bücher nicht genügten, verfasste Ludolf selbst im Alter von 20 Jahren eine Grammatik der altäthiopischen Sprache. Ab 1641 ging er zehn Jahre aufBildungsreisen durch Europa. An derUniversität Leiden promovierte er 1645 zum Doktor der Rechte. Auch dort beschäftigte er sich aber vor allem mit orientalischen Sprachen, die er beiConstantinus L’Empereur van Oppyck undJacobus Golius studierte. Im Anschluss bereiste er Frankreich und England.

In Rom, wo er für KöniginChristina von Schweden einige verschollene Urkunden suchen sollte, lernte er 1649 amÄthiopischen Kolleg auf dem Vatikan denabessinischen TheologenAbbaGorgoryos kennen. Nachdem Ludolf 1651 in den Dienst des HerzogsErnst des Frommen von Sachsen-Gotha undArnstadt getreten war, lud der Fürst Gorgoryos nachGotha ein, wo dieser am 10. Juni 1652 eintraf. Ludolf und Ernst der Fromme studierten alle verfügbaren Bücher und Berichte über Abessinien, die sie in den Sammlungen der berühmten Gothaer Bibliothek fanden. Sie bereiteten eine umfangreiche Liste von Fragen vor, die sie dem Gast vorlegten. Der Herzog interessierte sich vor allem für den sagenhaftenPriesterkönig Johannes. In mehreren Monaten erarbeiteten Ludolf und Gorgoryos gemeinsam einAltäthiopisch-Lexikon und fertigten detaillierte Beschreibungen der religiösen und kulturellen Verhältnisse in Abessinien an. Von Gorgoryos erlernte Ludolf auch als erster europäischer Sprachforscher dasAmharische.

Herzog Ernst war von seinem afrikanischen Ehrengast fasziniert und bot ihm lebenslange Unterstützung an. Gemeinsam wurden Pläne für eine Forschungsreise in das in Europa unbekannte Äthiopien entworfen, die im Jahre 1663 starten sollte. Da jedoch Abba Gorgoryos auf seiner Rückreise nach Afrika bei einer Schiffskatastrophe im Mittelmeer umkam, fehlte der kleinen Reisegruppe, die von Ludolfs sprachtalentiertem SchülerJohann Michael Wansleben ausSömmerda angeführt wurde, der „einheimische“ Führer. Wansleben, der ebenfalls die arabische und persische Sprache erlernt hatte, bereiste zunächst Unterägypten, um sich und seine Begleiter an das tropische Klima und die örtlichen Sitten und Bräuche zu gewöhnen. Man verbrachte ein ganzes Jahr in Ägypten, brach die Weiterreise nach Oberägypten jedoch ab. Wansleben reiste mit seinen in Ägypten gesammelten Materialien nach Italien zurück, die Expedition war gescheitert.

Ludolf heiratete 1661 in Frankfurt am Main Emilie Maria, Tochter des sachsen-gothaischen Rats Johann Jakob Dimpfel. Neben seinen Forschungen erwarb sich Ludolf am Gothaer Hof ab 1666 als Prinzenerzieher Verdienste. 1675 wurde er Sachsen-Gothaischer Geheimer Rat und Kammerdirektor. Nach dem Tod seiner ersten Frau ging Ludolf 1678 nach Frankfurt am Main, wo er als Nachfolger seines Schwiegervaters Dimpfel die Stelle des sachsen-gothaischenResidenten übernahm. Hauptsächlich widmete er sich aber seinen äthiopistischen Studien. Er versuchte brieflichen Kontakt mit Äthiopien aufzunehmen. Daneben stand er in regem Austausch mit den führenden Gelehrten seiner Zeit. In Prag traf Ludolf 1679 KaiserLeopold I., den er anregte, freundschaftliche Beziehungen zu Abessinien aufzunehmen. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm der TitelKaiserlicher Rat verliehen.

Ludolf trat 1681 in den Dienst des KurfürstenKarl II. von der Pfalz, der ihn ebenfalls als Kammerdirektor mit Staatsgeschäften betraute. In zweiter Ehe heiratete er 1682 Anna Katharina Müller, Tochter eines Frankfurter Tuchhändlers und Ratsherrn, die jedoch schon drei Jahre später starb. 1683 reiste er erneut in die Niederlande, England und Frankreich, um eine europäisch-äthiopische Allianz gegen das Osmanische Reich zu schmieden. Danach ließ er sich wieder als Resident der sächsischen Herzogtümer in Frankfurt nieder. Er initiierte 1690 die Gründung einesCollegium Imperiale Historicum, zu dessen Präsidenten er ernannt wurde, das jedoch keinen dauerhaften Bestand hatte. Seine dritte Ehe schloss er 1694 mit Maria Catharina, Tochter des Frankfurter Bürgermeisters Philipp Christian vonLersner.

Ludolfs Epitaph an der Katharinenkirche

Ludolf starb mit fast 80 Jahren in Frankfurt. Er wurde in derKatharinenkirche begraben. SeinEpitaph befindet sich an der Außenwand der Kirche südlich des Ostportals. LautEike Haberland in derNeuen Deutschen Biographie war Ludolf „einer der gebildetsten Männer des späten 17. Jh.; seine sprachlichen und historischen Arbeiten können für seine Zeit als vorbildlich gelten“. Seine Werke galten bis ins 19. Jahrhundert als wissenschaftlicher Standard. Sein NeffeHeinrich Wilhelm Ludolf war ebenfalls Linguist, er befasste sich mit demRussischen.

Nach Hiob Ludolf ist dieLudolfusstraße inFrankfurt-Bockenheim benannt. Zudem trägt dasHiob Ludolf Centre for Ethiopian and Eritrean Studies an derUniversität Hamburg seinen Namen.

Werke

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  • Lexicon Aethiopico-Latinum. 1. Aufl. Roycroft, London 1661 (hg. Johann Michael Wansleben;Digitalisat), 2. Aufl. Zunner, Frankfurt a. M. 1698 (Digitalisat)
  • Grammatica Aethiopica. 1. Aufl. Roycroft, London 1661 (hg. Johann Michael Wansleben;Digitalisat), 2. Aufl. Zunner, Frankfurt a. M., 1702 (Digitalisat)
  • Historia Aethiopica, sive brevis & succincta descriptio regni Habessinorum. Zunner, Frankfurt a. M. 1681 (Digitalisat)
  • Grammatica linguae Amharicae, quae vernacula est Habessinorum. Zunner, Frankfurt a. M. 1698 (Digitalisat)
  • Lexicon Amharico-Latinum. Zunner, Frankfurt a. M. 1698 (Digitalisat) – das erste Wörterbuch desAmharischen
  • Psalterium Davidis Aethiopice et Latine, cum duobus impressis & tribus MSStis codicibus diligenter collatum & emendatum, nec non variis lectionibus & notis philologicis illustratum, ut in praefatione pluribus dicetur. Accedunt Aethiopicè tantùm hymni et orationes aliquot vet. et novi testamenti, item canticum canticorum, cum variis lectionibus & notis. Zunner, Frankfurt a. M. 1701 (Digitalisat) – Ausgabe der Psalmen in altäthiopischer Übersetzung, mit lateinischer Übersetzung des äthiopischen Textes

Literatur

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Weblinks

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Commons: Hiob Ludolf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAMELudolf, Hiob
ALTERNATIVNAMENLeutholf, Hiob; Ludolph, Job
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Philologe, Begründer der Äthiopistik
GEBURTSDATUM24. Juni 1624
GEBURTSORTErfurt
STERBEDATUM8. April 1704
STERBEORTFrankfurt am Main
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