Guadalupe KircheMexikanisches Restaurant in Puebla
Heroica Puebla de Zaragoza (kurzPuebla) ist die Hauptstadt des gleichnamigenzentralmexikanischen BundesstaatesPuebla sowie desMunicipio Puebla mit rund 1,5 Millionen Einwohnern.[1] Der Beiname bezieht sich auf den Sieg der Mexikaner über das französisch geführte Interventionsheer im Jahr 1862. Die Stadt Puebla ist auch unter dem NamenPuebla de los Ángeles bekannt, den sie in der Kolonialzeit führte. Noch heute ist, zumeist in Druckwerken, der davon abgeleitete NameAngelópolis (Adjektiv:angelopolitano) anzutreffen. DerGroßraum von Puebla undTlaxcala, dieZona Metropolitana de Puebla-Tlaxcala, steht nach Bevölkerungszahl an vierter Stelle hinter den GroßräumenMexiko-Stadt,Guadalajara undMonterrey.[1]
Puebla ist eine für ihre Schönheit berühmte Stadt, in der das alte und das neue Mexiko aufeinandertreffen: die Werkstätten der Talavera-Keramik und anderer kunsthandwerklichen Erzeugnisse, die vier Jahrhunderte alten Gebäude der Kolonialzeit und moderne Industrie.
Die Altstadt von Puebla ist seit 1987 bei derUNESCO alsWeltkulturerbe anerkannt. 2013 wurde der Stadt (analog zuVeracruz) der vierfacheHeldentitel verliehen, der offizielle Name lautet seitdemCuatro Veces Heroica Puebla de Zaragoza („Viermal Heroische Stadt Puebla de Zaragoza“).[2]
Puebla liegt in einem zentralmexikanischen Tal auf 2175 m Höhe und ist von Vulkanen und Bergen derSierra Nevada umgeben. Im Westen begrenzen die ca. 40 km von Puebla entfernten VulkanePopocatépetl undIztaccíhuatl das Tal. Im Norden befindet sich der inaktive VulkanLa Malinche und im Osten des Tals ragt der 5747 m hohePico de Orizaba empor. Puebla liegt im Bewässerungsgebiet des Flusses Atoyac, der durch nördliche, östliche und südliche Teile des Stadtbezirks fließt und mit dem SeeValsequillo verbunden ist.
Brunnen mit demTeatro Principal im HintergrundInnenhof im Zentrum von Puebla
Die Backsteinhäuser mitPatio haben oft eine in Türkis oder Blau gehaltene Kachelfassade mit floralen Ornamenten undbarocke Elemente. Die Stadt erstreckt sich über eine relativ große Fläche, was durch das Fehlen von höheren mehrstöckigen Häusern zu erklären ist.
Die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt ist das (ehemalige) KlosterSanto Domingo mit der barockenCapilla del Rosario, die überschwänglich mit Stuckornamenten und Gold ausgestattet ist. DieKathedrale von Puebla mit prächtigemChorgestühl wurde 1588 geweiht und ist die höchste und zweitgrößte Kirche Mexikos.
Die Stadt erhielt bei der Gründung die erste Universität Mexikos. Bedeutend ist die bischöfliche Residenz mit der großenBibliothek von Bischof Juan de Palafox.
Zu den wichtigsten Gebäuden der Kolonialzeit gehören weiter die Kirchen San Cristobal und San Felipe Neri und das Teatro Principal aus dem 18. Jahrhundert, das als das älteste von Nordamerika gilt.
Die Stadt wurde1531 alsPuebla de los Ángeles zwischenVeracruz undMexiko-Stadt gegründet, um die Handelsstraße zu kontrollieren. Sie liegt im Cuetlaxcoapontal. Spanier und indigene Hilfskräfte errichteten gemäß einem vorgegebenen Grundplan Wohngebäude imKolonialstil.
Nach der Unabhängigkeit (1810) verwandelte sich Puebla in ein kulturelles Zentrum, in dem sich eine Gruppe von außergewöhnlichen Gelehrten herausbildete: unter ihnen der später als Verkörperung der mexikanischen Volksseele geltendeFrancisco Javier Clavijero. In Puebla residiert Ramos Arizpe bis zu seinem Lebensende, der Vater des Bundesstaatsgedankens. Ignacio Comonfort setzt die ersten Reformgesetze durch.
Während derzweiten französischen Intervention wurde Puebla ab dem 16. März 1863[5] von GeneralÉlie-Frédéric Forey belagert. Bis zu 35.000[5] Soldaten belagerten die Stadt. Die eingeschlossene Bevölkerung hoffte vergeblich auf die Ankunft der Armee vonIgnacio Comonfort, bis sie am 19. Mai 1863[5] kapitulierte. Forey ließ zahlreiche Offiziere und Generäle viaMartinique nach Frankreich verschleppen. Er schickte sich sogleich an, in Puebla die ausschließlich aus Konservativen zusammengesetzten Gründungsinstitutionen zur Einsetzung einerNapoleon III. genehmen Monarchie einzusetzen.[5]
Am 5. Mai 1862 wurde die Stadt vonmexikanischen Streitkräften unter GeneralIgnacio Zaragoza (auf dem hügeligen Gelände von Loreto und Guadalupe) befreit. Der 5. Mai ist aus diesem Grund ein Nationalfeiertag (Cinco de Mayo). Die Einnahme der Stadt durch GeneralPorfirio Díaz am 2. April 1867 war der Auftakt zum Ende der Herrschaft Maximilians.
Während des Porfiriats bewahrte die Stadt ihren Ruf und wandelte sich zu einem Zentrum der Erholung und der Bildung, auch zu einem wichtigen Zentrum der wirtschaftlichen Entwicklung, da hier eine blühende Textilindustrie entstand.
Zur selben Zeit verstärkte sich die Einwanderung aus Europa, wobei sich in Puebla hauptsächlich Spanier, Italiener, Deutsche, Franzosen und Libanesen niederließen. Die Spanier stellen unter ihnen die größte Gruppe dar, ihr Einfluss wird in der Architektur und der Gastronomie deutlich. Sie stammen hauptsächlich vonKastilien,Aragon undGalicien, was auch oft noch an ihrer Aussprache des Spanischen zu erkennen ist. Deutlich zeigt sich auch der französische Einfluss, beispielsweise an seinem Monument, einem Geschenk der französischen Gemeinde und an der Küche, besonders dem Brot.
Die Italiener ließen sich Ende des 19. Jahrhunderts im nahegelegenen Chipilo nieder: Mehr als 600Venetos von Norditalien wanderten ein, was die Besonderheiten der Architektur und der Küche erklärt, zu der auch heute noch diePolenta gehört. Auch der italienische Dialekt des Herkunftsorts ist heute noch in der Umgebung von Chipilo zu hören. Ebenso sind Bräuche und Traditionen Italiens immer noch lebendig.
Die Deutschen ließen sich zunächst in der Humboldt-Kolonie nieder, wobei sie Häuser im für Bayern typischen Stil errichteten. Eindrucksvollstes Bauwerk dieser Zeit ist die Lutherische Kirche. Dazu gehört die Gründung der deutschen SchuleColegio Alemán Alexander von Humboldt, die der Pflege der deutschen Sprache und Kultur diente. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie wieder eröffnet und ist heute eine internationaleBegegnungsschule mit einem hohen Anteil von Schülern mexikanischer Abstammung. Das Oktoberfest Pueblas, an dem 2005 mehr als 4.000 Poblaner teilnahmen, ist wahrscheinlich das größte nach Mexiko-Stadt. Auch in der Architektur von Nuevo Necaxa zeigen sich deutliche deutsche Einflüsse. Durch die Ansiedlung des Volkswagenwerks im Norden der Stadt verstärkte sich der Zuzug von Deutschen weiter.
Zu den seit Generationen ansässigen Einwanderern gehören außerdem die libanesischen und jüdischen Händler. Die arabischen Tacos sind dadurch zu einer Spezialität der Gastronomie geworden.
Auch das Ende des Porfiriats ist ohne Puebla nicht denkbar. Es waren die GeschwisterAquiles, Carmen y Máximo Serdán, die als erste an der Verschwörung gegen das Regime teilnahmen. Sie wurden am 18. November 1910 zu den ersten Märtyrern der Revolution.
Anfang 1979 fand in Puebla die III. Generalversammlung des LateinamerikanischenEpiskopats statt, auf der die Römisch-katholische Kirche von Lateinamerika entgegen andersgerichteten Bemühungen die bei der II. Generalkonferenz 1968 inMedellín beschlossene 'Option für die Armen' bestätigte. DieKonferenz von Puebla war die erste große internationale Versammlung, an der der neu gewählte PapstJohannes Paul II. teilnahm.
Puebla ist ein Zentrum der Landwirtschaft, des Handels, der Industrie und des Tourismus im zentralen Hochland von Mexiko. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Textilien, Glaswaren, Keramik, Kacheln, Lebensmittel und Kraftfahrzeuge und Fahrzeugteile.
Größter Arbeitgeber in der Stadt istVolkswagen de México, wo bis 2003 derVW Käfer gebaut wurde. Derzeit werden dort derJetta, derTiguan mit langem Radstand und derTaos gefertigt. DerBeetle wurde für den gesamten Konzern ausschließlich in Puebla gefertigt. In der Stadt sind auch noch weitere deutsche und französische Unternehmen angesiedelt, die Autoteile herstellen oder Logistikdienstleistungen für die Automobilindustrie anbieten.
Auch eine deutsche Schule (Colegio Humboldt) existiert in Puebla, sowie eines der größten privaten Sprachzentren für Deutsche Sprache auf dem amerikanischen Kontinent (Centro de Idiomas Volkswagen).
↑abcdRosario Acosta Nieva, Éric Taladoire:L’Expédition : Quand la France envahissait le Mexique, 1861–1867. Hrsg.: Guy Stavridès. Les Éditions du Cerf, Paris 2025,ISBN 978-2-204-15360-7,S.94–99.