




Hermann von der Lieth-Thomsen, geboren alsHermann Thomsen (*10. März1867 inFlensburg; †5. August1942 inBerlin-Zehlendorf[1]) war ein deutscherGeneral der Flieger, der als Mitbegründer der deutschenLuftstreitkräfte gilt.
Thomsen war Spross einer Bauernfamilie ausDithmarschen. Sein Großvater Peter Thomsen war mit Martha von der Lieth verheiratet und da sie die Letzte ihrer Familie war, erhielt das Ehepaar die Erlaubnis zum vereinigten Namen „von der Lieth-Thomsen“.[2] Die Familie der Großmutter war nicht adelig, aber es gab ein gleichnamiges bremisches Uradelsgeschlecht.
Hermann von der Lieth-Thomsen trat am 1. Oktober 1887 alsFahnenjunker in das Schleswig-Holsteinische Pionier-Bataillon Nr. 9 derPreußischen Armee ein und wurde am 21. September 1889 zumSekondeleutnant befördert. Er diente ab Mitte Oktober 1890 sechs Jahre lang als Kompanieoffizier im 1. Lothringischen Pionier-Bataillon Nr. 16, wurde anschließend zur 3. Ingenieur-Inspektion versetzt sowie zurFestung Metz kommandiert. Zur weiteren Ausbildung als Stabsoffizier war Thomsen vom 1. Oktober 1897 bis 20. Juli 1900 an derKriegsakademie. Nach anschließenden kurzzeitigen Truppendienst wurde er am 1. April 1901 zumGroßen Generalstab kommandiert. Zwei Jahre später wurde er zurFestung Straßburg versetzt, wo er vom 18. April 1903 bis zum 18. Oktober 1905 alsKompaniechef im 2. Elsässischen Pionier-Bataillon Nr. 19 diente und am 15. September 1904 seine Beförderung zumHauptmann erhielt. Die folgenden Jahre verbrachte Thomsen im Großen Generalstab, wo er seit 1907 innerhalb der Technischen Sektion mit der Bearbeitung des Flugwesens beauftragt war. Er selbst nahm allerdings erst am 8. Oktober 1909 an einem Flug teil. Am 20. März 1911 zumMajor befördert, wurde er 1913 der Inspektion des Militär-Luft- und Kraftfahrwesens unter GeneralWilhelm Messing zugeteilt. Am 17. Februar 1914 folgte seine Versetzung nachHanau zum Stab des Eisenbahn-Regiments Nr. 2.
Bei Beginn desErsten Weltkrieges wurde Thomsen nach einem kurzen Einsatz bei der8. Armee, mit der er an derSchlacht bei Tannenberg beteiligt war, als Generalstabsoffizier desLuftschiffesZ V (Kommandant Hauptmann Grüner) an derOstfront eingesetzt. Am 22. August, dem Tag, an demZ V bei einem Angriff auf den BahnhofMława inRussisch-Polen verloren ging, wurde er jedoch als Ia zumXXIV. Reserve-Korps abberufen. Mit diesem nahm er an denKämpfen um Ypern sowie am „Winterfeldzug in den Karpathen“ 1914/15 teil. Am 27. März 1915 wurde er zumChef des Feldflugwesens imGroßen Hauptquartier berufen und derObersten Heeresleitung zugeteilt. Am 10. August 1916 ließ er die ersten Jagdstaffeln nach den Vorschlägen vonOswald Boelcke aufstellen.[3] Ab November 1916 diente er als Stabschef beim neuen Kommandierenden General der Luftstreitkräfte (Kogenluft),Ernst von Hoeppner; seine bisherige Dienststellung als Chef des Feldflugwesens wurde aufgelöst. Nachdem er beide Klassen desEisernen Kreuzes und das Ritterkreuz desKöniglichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern erhalten hatte, wurde er am 8. April 1917 mit dem OrdenPour le Mérite ausgezeichnet sowie am 18. August 1918 zumOberst befördert.
Infolge desFriedensvertrags von Versailles durfte Deutschland keine Luftstreitkräfte mehr unterhalten, keine Kriegsschiffe und Militärluftfahrzeuge bauen, keinen Generalstab unterhalten und musste auf seine militärischen Attaches im Ausland verzichten. Nach einer kurzen Tätigkeit impreußischen Kriegsministerium schied Thomsen am 11. August 1919 aus dem Militärdienst aus mit dem Absicht, sich diesen international untersagten militärischen Entwicklungen zuzuwenden. Das diente allerdings nur der Tarnung, damit er sich als „Privatperson“ u. a. dem verbotenen Aufbau einer deutschen Luftwaffe und der Schaffung dafür notwendiger Rahmenbedingungen widmen konnten. Im Auftrag des Reichswehrministers befand er sich in der Gruppe von Offizieren, die ab 1921 gezielt eine militärische Zusammenarbeit zwischen derRoten Armee und der Reichswehr herstellten. Dazu war an der Deutschen Gesandtschaft in Moskau das sogenannte Büro „R.“ eingerichtet worden. Über diesen Weg wurde in den 1920er Jahren die Militärkooperation mit derSowjetunion gewährleistet. Sie betraf den Bau von Flugzeugen, die Produktion von Munition, die Ausbildung von Panzerfahrern und Erprobung dieser Waffen, die Herstellung und Erprobung von Kampfgasen, den Austausch und die Qualifikation von Generalstabsoffizieren, die Ausbildung von Piloten sowie die Erprobung von Flugtechnik.[4] Vor allem mit dem Letztgenannten war er intensiv am verdeckten Aufbau einerLuftwaffe beteiligt und leitete ab 1925 die deutscheMilitärmission in der Sowjetunion. Bestandteil war auch die gemeinsame Teilnahme an Manövern. Getragen war diese Entwicklung der Militärmission von der Motivation, sich „Russland“ nicht zum Feind zu machen und der Illusion, auf diesem Weg politisch auf die bestehenden Machtverhältnisse Einfluss nehmen zu können. Es war für ihn ein schwer zu verkraftender Schlag, als Adolf Hitler 1933 anwies, diese Militärkooperation umgehend einzustellen. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Rote Armee in der operativen und nachrichtendienstlichen Aufklärung unter „Fremde Heere“ bearbeitet.
Bald danach erkrankte er an einem Augenleiden und erblindete. Dennoch wurde er bei der Aufstellung der deutschenLuftwaffe am 1. November 1935 wieder offiziell als Offizier geführt, zumGeneralmajor befördert und nominell zum Abteilungsleiter in derKriegswissenschaftlichen Abteilung der Luftwaffe imReichsluftfahrtministerium ernannt.[5] 1939 erfolgte seine Beförderung zumGeneral der Flieger. Obwohl schon 75-jährig und vollkommen blind, war von der Lieth-Thomsen[6] zum Zeitpunkt seines Todes im Sommer 1942 noch immer aktiver Luftwaffenoffizier.
Hermann von der Lieth-Thomsen starb in einem Kurhotel auf Sylt und wurde auf demInvalidenfriedhof in Berlin beigesetzt. Der ursprüngliche Grabschmuck ist nicht erhalten, das Grab wird aber seit dem Jahr 2000 von einemRestitutionsstein markiert. Am 15. Juli 2017 wurde die General-Thomsen-Kaserne inStadum inSüdtondern-Kaserne umbenannt.[7]
Sein Sohn Joachim von der Lieth-Thomsen (1896–1918) war Marineflieger, wurde im Juli 1917 über derThemsemündung abgeschossen und verstarb am 19. November 1918 inbritischerKriegsgefangenschaft.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Lieth-Thomsen, Hermann von der |
| ALTERNATIVNAMEN | Thomsen, Hermann (Geburtsname) |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher General der Flieger im Zweiten Weltkrieg |
| GEBURTSDATUM | 10. März 1867 |
| GEBURTSORT | Flensburg |
| STERBEDATUM | 5. August 1942 |
| STERBEORT | Berlin-Zehlendorf |