Hercynit
Hercynit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol | Hc[1] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | Fe2+Al2O4[2][3] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Oxide und Hydroxide |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana | IV/B.01a IV/B.01-020[4] 4.BB.05 07.02.01.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse;Symbol | hexakisoktaedrisch; 4/m32/m |
Raumgruppe | Fd3m (Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227[2] |
Gitterparameter | a = 8,13 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 8[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 7,5 bis 8[5] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,40; berechnet: [4,26][5] |
Spaltbarkeit | undeutlich; Absonderungen nach {111} möglich[5] |
Bruch;Tenazität | muschelig; spröde[5] |
Farbe | dunkelgrün bis schwarz[5] |
Strichfarbe | dunkelgraugrün bis dunkelgrün[5] |
Transparenz | undurchsichtig, durchscheinend in dünnen Kanten[5] |
Glanz | Glasglanz[5] |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 1,80 bis 1,83[5] |
Doppelbrechung | keine, da optisch isotrop |
Hercynit oder auchFerrospinell ist ein eher selten vorkommendesMineral aus derMineralklasse der „Oxide undHydroxide“. Es kristallisiert imkubischen Kristallsystem mit derEndgliedzusammensetzung FeAl2O4[2] und gehört strukturell zur Gruppe derSpinelle.
Hercynit entwickelt nur mikroskopisch kleineKristalle mitoktaedrischemHabitus und glasähnlichemGlanz. Meist findet er sich in Form körniger bis massigerMineral-Aggregate von dunkelgrüner bis schwarzer Farbe bei dunkelgraugrüner bis dunkelgrünerStrichfarbe. Das Mineral ist im Allgemeinen undurchsichtig und nur an dünnen Kristallkanten durchscheinend.
Ähnlich der anderen Spinelle weist auch Hercynit eine hoheMohshärte von 7,5 bis 8 auf und ist damit in der Lage, Fensterglas zu ritzen bzw. alsSchmirgel optische Gläser oder Spiegel zu schleifen.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Entdeckt wurde Hercynit in einerPegmatit-Lagerstätte nahe der westböhmischen KleinstadtPoběžovice (deutsch:Ronsperg) im Vorland desOberpfälzer Waldes in Tschechien. Beschrieben wurde er 1839 durchFranz Xaver Zippe, der das Mineral nach eigenen Worten in Anlehnung an die lateinische Bezeichnung desBöhmerwaldesSilva Hercynia benannte.[6] In der ursprünglichen Bedeutung bezeichneten die Römer allerdings mitHercynia allgemein die Waldgebiete vom Alpenrand bis zumHarz und mithercynia silva den sogenanntenHerzynischen Urwald, ein nördlich der Donau gelegenes Mittelgebirge östlich des Rheins.
Da der Hercynit bereits lange vor der Gründung derInternational Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrerCommission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Hercynit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[3] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auchMineral-Symbol) von Hercynit lautet „Hc“.[1]
Ein Aufbewahrungsort für dasTypmaterial des Minerals ist nicht definiert[5] beziehungsweise nicht dokumentiert.[7]
Klassifikation
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die strukturelle Klassifikation derInternational Mineralogical Association (IMA) zählt den Hercynit zurSpinell-Supergruppe, wo er zusammen mitChromit,Cochromit,Coulsonit,Cuprospinell,Dellagiustait,Deltalumit,Franklinit,Gahnit,Galaxit,Guit,Hausmannit,Hetaerolith,Jakobsit,Maghemit,Magnesiochromit,Magnesiocoulsonit,Magnesioferrit,Magnetit,Manganochromit,Spinell,Thermaerogenit,Titanomaghemit,Trevorit,Vuorelainenit undZincochromit die Spinell-Untergruppe innerhalb der Oxispinelle bildet.[8] Ebenfalls in diese Gruppe gehören die nach 2018 beschriebenen OxispinelleChihmingit[9] undChukochenit[10] sowie der Nichromit, dessen Name von derCNMNC der IMA noch nicht anerkannt worden ist.[11]
Bereits in der letztmalig 1977 überarbeiteten8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hercynit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung„Verbindungen mit M3O4- und verwandte Verbindungen“, wo er gemeinsam mit Gahnit, Galaxit und Spinell in der Gruppe „Aluminium-Spinelle“ mit der SystemnummerIV/B.01a steht.
In der zuletzt 2018 überarbeitetenLapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik vonKarl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und MineralnummerIV/B.01-020. Dies entspricht der hier präziser definierten Abteilung„Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 (Spinelltyp M3O4 und verwandte Verbindungen)“, wo Hercynit ebenfalls zusammen mit Gahnit, Galaxit und Spinell die Gruppe der „Aluminat-Spinelle“ mit der SystemnummerIV/B.01 bildet.[4]
Auch die von derInternational Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[12]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hercynit in die Abteilung „Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung„Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden, wo es zusammen mit Chromit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell,Filipstadit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Jakobsit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnesioferrit, Magnetit, Manganochromit,Qandilit, Spinell, Trevorit,Ulvöspinell, Vuorelainenit und Zincochromit die „Spinellgruppe“ mit der Systemnummer4.BB.05 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichenSystematik der Minerale nach Dana hat Hercynit die System- und Mineralnummer07.02.01.03. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Mehrfache Oxide“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide (A+B2+)2X4, Spinellgruppe“ in der„Aluminium-Untergruppe“, in der auch Spinell, Galaxit und Gahnit eingeordnet sind.
Kristallstruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Hercynit kristallisiert kubisch in derRaumgruppeFd3m (Raumgruppen-Nr. 227)Vorlage:Raumgruppe/227 mit demGitterparametera = 8,13 Å sowie 8Formeleinheiten proElementarzelle.[2]
Bildung und Fundorte
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Hercynit bildet sich alsNebengemengteil in intramagmatischenMagnetit- und Titanomagnetit-Lagerstätten sowie inGranuliten und anderen kristallinenSchiefern.[13] AlsBegleitminerale treten neben dem Magnetit unter anderem nochAndalusit,Korund,Ilmenit undSillimanit auf.[5]
Als eher seltene Mineralbildung kann Hercynit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 300 Vorkommen dokumentiert (Stand: 2024) als bekannt.[14] Neben seinerTyplokalität Poběžovice trat das Mineral in Tschechien noch an vielen weiteren Stellen inBöhmen und an einigen Stellen inMähren auf.
In Deutschland konnte Hercynit bisher vor allem in derEifel in Rheinland-Pfalz nachgewiesen werden, trat aber auch an einigen Fundpunkten in Baden-Württemberg (Sasbach), Bayern (Maroldsweisach,Bodenmais,Waldeck), Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen (Löbauer Berg) auf.
In Österreich fand sich das Mineral unter anderem amPauliberg im Burgenland, bei Kollnitz/Sankt Paul im Lavanttal in Kärnten, an mehreren Stellen imDunkelsteinerwald (Niederösterreich), im Leckbachgraben imHabachtal und beiStrobl in Salzburg, beiLuftenberg an der Donau in Oberösterreich sowie beiKapfenstein,Klausen/Bad Gleichenberg undKlöch in der Steiermark.
In der Schweiz konnte Hercynit bisher nur imKanton Graubünden, genauer amWolfgangpass und im Val Forno beiBregaglia, gefunden werden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Algerien, der Antarktis, Argentinien, Äthiopien, Australien, Brasilien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Grönland, Indien, Indonesien, Israel, Italien, Japan, Kambodscha, Kanada, Kasachstan, Korea, Kuba, Lesotho, Madagaskar, Marokko, Neuseeland, Norwegen, Oman, Peru, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Südafrika, Taiwan, Tadschikistan, Tansania, Uganda, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.[15]
Auch in Gesteinsproben vomOstpazifischen Rücken sowie außerhalb der Erde auf demMond konnte Hercynit nachgewiesen werden.[15]
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- F. X. M. Zippe:Ueber den Hercinit, eine bisher unbekannt gebliebene Spezies des Mineralreiches. In:Verhandlungen der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen, 17. Verhandlung. 1839,S. 19–27 (rruff.info [PDF;800 kB; abgerufen am 1. September 2018]).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Hercynit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung; abgerufen am 11. September 2024
- Hercynite In:mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy (englisch).
- Hercynite Mineral Data. In: webmineral.com. David Barthelmy; abgerufen am 11. September 2024 (englisch).
- Hercynite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 11. September 2024 (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Hercynite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 11. September 2024 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abLaurence N. Warr:IMA–CNMNC approved mineral symbols. In:Mineralogical Magazine.Band 85, 2021,S. 291–320,doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch,cambridge.org [PDF;351 kB; abgerufen am 20. September 2024]).
- ↑abcdeHugo Strunz,Ernest H. Nickel:Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001,ISBN 3-510-65188-X,S. 188 (englisch).
- ↑abMalcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (englisch).
- ↑abStefan Weiß:Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018,ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑abcdefghijkHercynite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.):Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch,handbookofmineralogy.org [PDF;116 kB; abgerufen am 20. September 2024]).
- ↑F. X. M. Zippe:Ueber den Hercinit, eine bisher unbekannt gebliebene Spezies des Mineralreiches. In:Verhandlungen der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen, 17. Verhandlung. 1839,S. 19–27 (rruff.info [PDF;819 kB; abgerufen am 20. September 2024]).
- ↑Catalogue of Type Mineral Specimens – H. (PDF 217 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 20. September 2024 (Gesamtkatalog der IMA).
- ↑Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero:Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In:European Journal of Mineralogy.Band 31,Nr. 1, 12. September 2018,S. 183–192,doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
- ↑Ritsuro Miyawaki, Frédéric Hatert, Marco Pasero, Stuart J. Mills:IMA Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) – Newsletter 67. In:European Journal of Mineralogy.Band 34, 2022,S. 015601,Chihmingite, IMA 2022-010,doi:10.5194/ejm-34-359-2022 (ejm.copernicus.org [PDF;113 kB; abgerufen am 20. September 2024]).
- ↑Can Rao, Xiangping Gu, Rucheng Wang, Qunke Xia, Yuanfeng Cai, Chuanwan Dong, Frédéric Hatert, Yantao Hao:Chukochenite, (Li0.5Al0.5)Al2O4, a new lithium oxyspinel mineral from the Xianghualing skarn, Hunan Province, China. In:American Mineralogist.Band 107,Nr. 5, 2022,S. 842–847,doi:10.2138/am-2021-7932.
- ↑Cristian Biagioni, Marco Pasero:The systematics of the spinel-type minerals: An overview. In:American Mineralogist.Band 99,Nr. 7, 2014,S. 1254–1264,doi:10.2138/am.2014.4816 (englisch,Vorabversion online [PDF;4,6 MB; abgerufen am 20. September 2024]).
- ↑Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑Helmut Schröcke,Karl-Ludwig Weiner:Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981,ISBN 3-11-006823-0,S. 358–359.
- ↑Localities for Hercynite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 20. September 2024 (englisch).
- ↑abFundortliste für Hercynit beimMineralienatlas (deutsch) und beiMindat (englisch), abgerufen am 20. September 2024.