Herakles

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterHerakles (Begriffsklärung) aufgeführt.
DerHerakles Farnese
Herakles,Deïaneira und KentaurNessos. Antikes Fresko aus Pompeji.
Brandenburger Tor mitDurchgangreliefs der Herkulessage

Herakles oderHerkules (altgriechischἩρακλῆςHēraklḗs,lateinischHercules) ist einHeros in dergriechischen Mythologie. Dem für seine Stärke berühmten Held wurden nach seinem Tod durch die Aufnahme in denOlymp göttliche Ehren zuteil. Seine Attribute sind das Fell desNemeischen Löwen, Keule, Bogen und Köcher.

Gemäß den verschiedenen Sagen, die sich um denHalbgott Herakles ranken, war er der Sohn desZeus und derAlkmene, Zwillingsbruder desIphikles, erster Gatte derMegara, zweiter Gatte derOmphale, Gatte derDeïaneira und derAuge und nach seinem Tode Gatte der GöttinHebe, außerdem Geliebter derIole und desAbderos und Vater zahlreicher Kinder. Herakles war Vetter und Freund desOionos, Urgroßvater desHippotes und desDeiphontes und Vorfahre desPolyphontes. Sein Ziehvater istAmphitryon. Über die Genealogie seiner Mutter gehört er zum Geschlecht derPerseiden. Seine Gegenspielerin warHera, die Gattin des Zeus, die Herakles verfolgte und ihm mehrfach schweres Leid zufügte.

Neben dieser Hauptform gab es in der Antike noch eine weitere Auffassung des Herakles, die in ihm den ältesten der Brüder, die unter dem Namen derkretischenDaktylen bekannt waren, sah. DieserHerakles Idaios war der Begründer derOlympischen Spiele.

Inhaltsverzeichnis

Leben gemäß dem griechischen Mythos

Geburt

Herakles mit einer Schlange, Werk aus dem 2. Jahrhundert in denKapitolinischen Museen inRom

Zeus verliebte sich einst in die schöne Alkmene. Ihr GemahlAmphitryon war ausMykene geflohen, da er seinen Onkel und SchwiegervaterElektryon erschlagen hatte. Daraufhin kam Zeus zu Alkmene in Gestalt ihres Ehemannes und zeugte mit ihr Herakles. Als Amphitryon von seiner Reise zurückkehrte, kam der Betrug zutage. Er verzieh seiner unwissenden Frau und zeugte mit ihrIphikles, Herakles’ Zwillingsbruder. Alkmene gebar also zwei Söhne – Herakles, Spross eines Gottes und einer Sterblichen, und Iphikles, Nachkomme zweier Sterblicher. So wurde Herakles inTheben geboren.[1]Hera, die Gemahlin des Zeus, wurde aus Eifersucht zur lebenslangen Verfolgerin des Herakles. Als die Geburt von Herakles und seinem Zwillings-Halbbruder Iphikles bevorstand, verkündete Zeus, dass das erstgeborene Kind aus dem Hause desPerseus, des Großvaters der Alkmene, der Herr über Mykene werden solle. Darum hatte Hera ihn gebeten, um ihn überlisten zu können. Sie verzögerte die Wehen von Alkmene, so dass zuerstEurystheus, Sohn desSthenelus, eines Onkels Amphitryons, zur Welt kam und erst dann Herakles, der somit diesem untertan war.

Alkmene setzte den Säugling aus Angst vor Heras Rache aus. Dessen HalbschwesterAthene nahm ihn und brachte ihn zu Hera. Diese erkannte Herakles nicht und säugte ihn aus Mitleid. Dabei sog Herakles jedoch so stark, dass er Hera Schmerzen zufügte und diese ihn von sich stieß.[2] Die Milch spritzte über den Himmel und bildete dort dieMilchstraße. Doch mit der göttlichen Milch erhielt Herakles übernatürliche Kräfte. Athene brachte das Kind zu seiner Mutter zurück und Herakles wuchs fortan bei seinen Eltern auf.

Er war nur wenige Monate alt, als Hera zwei riesige Schlangen in das Gemach der Kinder schickte. Iphikles weinte vor Angst, doch da ergriff sein Bruder die beiden Schlangen und erwürgte sie.[3] Der SeherTeiresias, den der erstaunte Amphitryon kommen ließ, prophezeite dem Kind eine ungewöhnliche Zukunft. Zahlreiche Ungetüme werde er besiegen.

Erziehung

Herakles wurde in den Künsten desWagenlenkens,Bogenschießens,Fechtens, imFaustkampf undRingen unterrichtet. Auch wurde ihm der Gesang und das Spielen auf derLeier beigebracht. Er war zwar sehr gelehrig, doch lebenslang bis zum Wahnsinnjähzornig. So erschlug er seinen MusiklehrerLinos mit der Leier, als dieser ihn zu Unrecht tadelte.[4] Sein Pflegevater König Amphitryon schickte ihn daraufhin, wohl aus Furcht vor seiner ungebändigten Kraft, auf denKithairon zu seinen Rinderherden. Hier wuchs er unter den Hirten zu einem Jüngling heran.

In diese Zeit verlegt der SophistProdikos[5] die sinnreiche Fabel von „Herakles am Scheideweg“. Der junge Herakles begegnet an einer Weggabel zwei Frauen. Die eine trägt kostbare Gewänder und verspricht ihm ein Leben voll Genuss und Reichtum. Die andere, schlicht gekleidet, warnt ihn dagegen: „Von dem Guten und wahrhaft Schönen geben die Götter den Menschen nichts ohne Mühe und Fleiß.“ Im Streitgespräch debattieren die beiden Frauen, die die Glückseligkeit (ΕὐδαιμονίαEudaimonía) und die Tugend (ἈρετήAretḗ) darstellen, die Vorzüge und Nachteile der zwei Lebenswege. Herakles entscheidet sich schließlich, der Tugend zu folgen.

Erste Abenteuer

Vom achtzehnjährigen Herakles berichtetApollodor[6] folgendes Abenteuer:

Herakles und der Nemeische Löwe, Vase von 500–475 v. Chr.,Louvre
Auf demKithairon, an welchem die Herden des Amphitryon und die desThespios weideten, hauste ein Löwe, den Herakles zu bekämpfen unternahm. Thespios gab dem jungen Helden währenddessen 50 Tage hindurch jede Nacht je eine seiner 50 Töchter, von denen darauf 50 Söhne geboren wurden. Nach langem Kampf erlegte Herakles den Löwen und trug seitdem dessen Haut statt seines gewöhnlichen Gewandes und dessen Kopf als Helm.
Später kam noch die aus einem Ölbaum beiNemea gefertigte Keule hinzu; sein römischer BeinameClaviger lässt sich aus dieser Episode ableiten.

Bei seiner Rückkehr nach Theben begegnete Herakles den Gesandten desorchomenischen KönigsErginos, welche einen den Thebanern abgerungenen Tribut von 100 Ochsen holen wollten. Herakles schnitt den Gesandten Nasen und Ohren ab, schickte sie gefesselt nach Hause und zwang in dem darauffolgenden Krieg die Orchomenier, den empfangenen Tribut doppelt zurückzuerstatten. Es kam zur Schlacht zwischen denMinyern und den Thebanern, die Herakles mit außerordentlichen Taten für Theben gewann. Schnell verbreitete sich derRuhm seiner Taten.Kreon, der König von Theben, gab ihm zum Lohn seine TochterMegara zur Frau, mit der er drei Söhne zeugte.

Die Arbeiten (ἔργα / πόνοι)

Dann rief Eurystheus, dem Herakles als Zweitgeborener untertan war, ihn in seine Dienste, doch Herakles verweigerte die Dienstbarkeit. Da überzog die rachsüchtige Hera ihn mit Wahnsinn. Darin verfangen, tötete Herakles seine mit Megara gezeugten Kinder – laut der Darstellung desEuripides in der TragödieHerakles zudem Megara selbst.

Als der Anfall von ihm gewichen war und er seine schreckliche Tat vor Augen sah, ergriff ihn tiefe Bekümmernis. Schließlich fragte er dasOrakel von Delphi um Rat. Da antwortete diePythia: „Entsühnung für deine schreckliche Mordtat erlangst du nur, wenn du dich zwölf Jahre in den Dienst des Eurystheus stellst und die von ihm geforderten Taten erfüllst.“ In jenem Orakel soll er das erste MalHerakles genannt worden sein, als der Held, welcher durch die Verfolgungen der Hera Ruhm erlange, während er bisher nach Amphitryons VaterAlkaiosAlkeides oderAlcides geheißen hatte. Herakles tat, wie ihn das Orakel geheißen hatte. Bewaffnet mit einer Keule, die er selbst geschnitzt hatte, einem vonHermes geschenkten Schwert sowie einem Bogen, den er vonApollon erhalten hatte,[7] ging er nachTiryns[8] zu König Eurystheus.

Dieser gab ihm insgesamt zwölf Aufgaben – im Griechischenἔργαérga „Arbeiten“ (Plural zuἔργονérgon) genannt. Sie waren Ausfluss und Folge der von der zürnenden Hera veranlasstenponoi (Plural zuπόνοςpónos, ebenfalls „Arbeit“, insbesondere aber die „mühsame, ermattende Arbeit“): Unterordnung gegenüber Eurystheus, Wahnsinn und weiteres. Diegriechische Mythologie kannte mitPonos einen eigenenDaimon für derlei Erscheinungen. Herakles bewältigte alle Aufgaben, obwohl Hera dieponoi durch das Hervorbringen weiterer Ungeheuer, etwa eines Krebses im Kampf gegen dieHydra, noch verschärfte. Nach ihrer Vollbringung spricht man meist von denZwölf Taten des Herakles.

In der griechischen Literatur abhellenistischer Zeit wurden die zwölf Taten unter dem in den Fachwissenschaften üblichen BegriffDodekathlos (eigentlichδωδεκάεθλοςdōdekáethlos, deutsch‚zwölfmal gesiegt habend‘)[9] zusammengefasst. Das deutsche Wort „Herkulesaufgabe“ leitet sich von dem immensen Umfang jeder dieser zwölf Aufgaben ab.

Die „zwölf Arbeiten“ des Herakles
BildNr.TatAnmerkungen
01.Erlegung desNemeischen LöwenEr schnürte ihm die Kehle zu, bis der Löwe erstickte. Dessen Fell trug er von nun an – es machte ihn nahezu unverwundbar.
02.Tötung der neunköpfigenHydra (Lernäischen Schlange)Er brannte jeden der enthaupteten Hälse aus, sodass keine neuen Köpfe mehr nachwachsen konnten. Den Rumpf der Hydra spaltete er in zwei Teile; in ihr giftiges Blut oder ihre Galle tauchte er seine Pfeile, die seitdem unheilbare, tödliche Wunden schlugen.
03.Einfangen derKerynitischen HirschkuhEr jagte sie ein ganzes Jahr lang, bis er sie endlich einfing – entweder mit einem Netz, das er über die schlafende Hindin warf, oder indem er ihre beiden Vorderläufe mit einem Pfeil durchschoss und sie somit fesselte.
04.Einfangen desErymanthischen EbersEr trieb ihn aus dem Wald in ein Schneefeld hinein. Der Eber ermüdete rasch.
05.Ausmisten der Rinderställe desAugiasDa dies eine entehrende Arbeit war, musste Herakles hier einen besonderen Weg wählen, nämlich zwei nahegelegene Flüsse (Alpheios und Peneios) durch den Stall leiten.
06.Vertreibung derStymphalischen VögelEr bekam von Athene zwei große metallene Klappern. Mit deren Hilfe konnte er die Vögel aufscheuchen und einzeln mit seinen vergifteten Pfeilen töten.
07.Einfangen desKretischen StiersHerakles bändigte den Stier und brachte ihn zu Eurystheus, zeigte ihn ihm und ließ den Stier sogleich frei.
08.Zähmung der menschenfressendenRosse des DiomedesEr warf ihnen zuerst Diomedes selbst zum Fraß vor. Nachdem sie ihren Gebieter aufgefressen hatten, konnte Herakles sie gezähmt in Richtung Meer führen.
09.Herbeischaffung des Gürtels der AmazonenköniginHippolyteHippolyte übergab ihm den Gürtel freiwillig. Aufgrund einer Intrige durch Hera kam es schließlich doch zum Kampf, Herakles tötete Hippolyte und kehrte nach Griechenland zurück.
10.Raub der Rinderherde des RiesenGeryonGeryon forderte Herakles zum Kampf heraus. Herakles tötete ihn mit einem Giftpfeil. Hera, die zur Unterstützung des Geryon gekommen war, wurde von Herakles ebenfalls verwundet und in die Flucht geschlagen.
11.Herbeischaffung der goldenenÄpfel der HesperidenDafür musste er bis zu denSäulen des Herakles. Durch eine List bewog erAtlas, den Vater der Hesperiden, ihm die Äpfel zu pflücken.
12.Heraufbringen des Wachhundes der Unterwelt,Kerberos, an die OberweltHades erlaubte Herakles, den Hund zeitweise aus der Unterwelt zu entfernen. Herakles rang ihn ohne Waffen nieder und brachte ihn zu Eurystheus.

Das Motiv der zu bewältigenden Aufgaben findet sich als ältestes bekanntes dichterisches Werk beiPeisandros von Kameiros (7./6. Jahrhundert v. Chr.). In verschiedenen Überlieferungen und Aufzeichnungen des Heraklesmythos ist die Zusammensetzung und Reihenfolge teilweise unterschiedlich angegeben.

Eine weitere Erzählung stellt dar, wie Herakles als Buße für seinen Jähzorn der lydischen KöniginOmphale drei Jahre als Sklave diente. In diese Zeit der Knechtschaft verlegt Apollodor die Teilnahme des Herakles amArgonautenzug gemeinsam mit seinem FreundHylas, ebenfalls die Sage um die Jagd desKalydonischen Ebers sowie die Bestrafung desSyleus,Lytierses und derKerkopen.

Die Nebenarbeiten (πάρεργα)

Herakles musste gegen zahlreiche Kontrahenten bestehen, die sich ihm bei seinen Reisen zu den zwölf aufgetragenen Missionen des Eurystheus in den Weg stellten. Diese Auseinandersetzungen standen nicht in direkter Verbindung mit den Aufgaben des Eurystheus und wurden bereits in der Antike als Nebenarbeiten (πάρεργαpárerga) bezeichnet; dennoch musste Herakles diese meistern, um seine Reise fortsetzen zu können. So kam es, dass der Heros gegenKentauren undAmazonen zu kämpfen hatte und sogarIason beim Zug der Argonauten unterstützte.

Als er von der Reise zumgoldenen Vlies zurückkehrte, kam ihm zu Ohren, dassLaomedon, der König Trojas, seine unsterblichen Pferde demjenigen versprach, der seine TochterHesione retten würde. Ein Jahr zuvor bestrafteZeus die GötterPoseidon undApollon wegen einer Dreistigkeit. So kam es, dass der Gott über die Meere und der Gott der Musik ein ganzes Jahr lang Laomedon dienen mussten. Poseidon errichtete die als unüberwindbar geltenden Mauern Trojas und Apollon hütete die beachtlichen Herden des Königs. Nachdem das Jahr der Buße vorbei war, verlangten die beiden Götter ihren Lohn von Laomedon, der ihnen aber die Entlohnung verweigerte. Apollon und Poseidon schworen Rache an Troja und Laomedon. Der Gott der Musik brachte die Pest über die Bewohner der Stadt und Poseidon entsandte ein Meeresmonster, das troischeKetos, das sie terrorisierte. In ihrer Verzweiflung wandten sich die Bewohner an dasOrakel von Delphi, das ihnen prophezeite, dass nur die Opferung der Hesione die Flüche der Götter aufheben könnte. Hesione wurde an einen Fels gekettet und dem Ketos als Opfer angeboten. Herakles aber gelang es, Hesione zu retten, indem er das Meerungeheuer erschlug. Der König brach auch das Versprechen an Herakles, ihm die Pferde des Zeus zu überreichen. Herakles zog stillschweigend von dannen, doch insgeheim wusste er, dass sein Tag der Rache schon bald kommen würde. Als Herakles von seinem Sieg über die Amazonen ausThemiskyra zurückkehrte, wohin ihn eine der Aufgaben des Eurystheus befohlen hatte, war der Tag der Vergeltung gekommen. Mit seinen Gefährten drang Herakles gewaltsam inTroja ein, tötete König Laomedon und löschte dessen ganze Familie – bis auf die Tochter Hesione und auf deren Bitten den jüngsten SohnPriamos – aus. Priamos nahm Jahre später seines Vaters Thron ein.

Nessos-Amphora (ca. 620–610 v. Chr.): Herakles kämpft mit dem Kentauren Nessos (Archäologisches Nationalmuseum, Athen)

Herakles machte die KönigstochterDeïaneira zu seiner zweiten Frau. Eines Tages mussten beide einen Fluss überqueren, der Hochwasser führte. Der KentaurNessos erbot sich, die junge Frau trockenen Fußes auf seinem Rücken hinüberzutragen, galoppierte aber dann mit ihr davon. Herakles schoss ihm einen seiner tödlichen Pfeile nach. Als der getroffene Nessos im Sterben lag, gab er der Frau einen tückischen Rat: „Fange ein wenig von meinem Blut auf und bewahre es. Wenn du fürchtest, die Liebe des Herakles zu verlieren, tränke damit sein Gewand, und er wird nie wieder eine andere Frau als dich ansehen.“ Sein Blut aber war durch den Todespfeil vergiftet.

Nessoshemd und Tod

Jahre später wandte sich Herakles der erbeuteten schönenIole zu. Da ließ ihm die eifersüchtige Deïaneira das von ihr blutgetränkte Untergewand (das als „Nessoshemd“ oder „Lichashemd“ zur stehenden Redensart geworden ist) durch den DienerLichas überbringen, der nicht ahnte, dass er seinem Herrn durch diesen Dienst schaden würde. Nachdem Herakles es übergeworfen hatte, befielen den Helden entsetzliche Schmerzen. Er versuchte, das Hemd abzulegen, doch es hatte sich fest mit seiner Haut verbunden, sodass er zugleich sein Fleisch mit abriss. Deïaneira tötete sich aus Verzweiflung. Um seinen unerträglichen Qualen ein Ende zu bereiten, schichtete Herakles auf dem BergOite einen Scheiterhaufen und ließ sich durchPhiloktetes darauf lebend verbrennen.[10] Der Berg Oite war durch das Orakel von Delphi einst für das Ende des Herakles verkündet worden. Zudem traf die Prophezeiung ein, dass er durch jemanden sterben sollte, der selbst nicht mehr am Leben war. Doch wurde er aus den Flammen zum Olymp entrückt, dort erlangte er die Unsterblichkeit. Seine Qualen endlich begütigten Hera, und Herakles wurde mit ihrer TochterHebe, der Göttin der Jugend, vermählt.[11]

Kultische Verehrung

Siehe auch:Heraklestempel

Römisches Reich

Herkulestempel in Rom

Sein Kult verbreitete sich um das Mittelmeer. Die Römer verehrten Herakles unter demlateinischen NamenHercules (der aus demetruskischenHercle und dem griechischen Namen perSynkope entstanden ist) wie die Griechen als Gott. Dieser unterscheidet sich jedoch in einer Reihe von Mythen von seinem griechischen Pendant. An seinemTempel auf dem Forum Boarium gelobten ihm Geschäftsleute bei Antritt ihrer Reisen einen Zehntel ihres Gewinnes.

Seleukiden und Parther

In den Felsen gehauene Heraklesstatue; die Inschrift datiert sie auf 148 v. Chr.

Der Kult des Herakles erfreute sich auch der Beliebtheit im seleukidischen und im parthischen Reich. Der Tempel vonMasdschid-i Solaiman im heutigenIran könnte ihm geweiht gewesen sein. Es fanden sich dort Reste einer Herakles-Statue. Die Datierung der Tempelanlage in die seleukidische Zeit, wie sie von Ausgräbern vorgeschlagen wurde, ist unsicher. Aus dem Jahr 148 v. Chr. stammt ein Felsrelief beiBisutun, das Herakles liegend zeigt. Der Gott wird in der dazu gehörigen Weiheinschrift ausdrücklich genannt. Es ist aber trotzdem nicht sicher, inwieweit er im vorderasiatischen Raum mitVerethragna oder anderen Gottheiten identifiziert wurde.[12] AusDura Europos stammen mehr als 30 Reliefs und Skulpturen des Herakles. Auch hier ist es nicht immer sicher, ob Herakles mit einem asiatischen Gott gleichgesetzt wurde. Es gibt jedoch Anzeichen, dass Herakles an sich verehrt wurde.[13]

Quellen

Schriftliche Quellen

Quellen für den Heraklesmythos finden sich in griechischer und lateinischer Literatur in großer Zahl. So unterschiedlich wie die jeweiligen Literaturgattungen ist auch die Funktionalisierung der Figur des Herakles (admirative, sympathetische, ironische oder sogar negativeIdentifikation).[14]

Griechische Quellen sind unter anderemHomer,Ilias[15] undOdyssee[16];Pseudo-Hesiod,Schild des Herakles;Pindar[17];Bakchylides[18];Sophokles,Die Frauen von Trachis; Sophokles,Philoktetes;Euripides,Herakles;Aristophanes,Vögel;Theokrit,Idyll 13 und 24;Apollonios von Rhodos,Argonautica 1;Kallimachos,Hekale, Aitia undArtemis-Hymnos;Diodor 4,8–55;Bibliotheke des Apollodor 2,4,8–2,7,7.

Lateinische Quellen sind unter anderemVergil,Aeneis 8;Properz,Elegien 4,9;Ovid,Metamorphosen 9;Seneca,Hercules furens undHercules Oetaeus;Silius Italicus,Punica;Hyginus,Fabulae 29–36.

Herakles in der antiken Kunst

DieAmphora aus Vulci im Britischen Museum oder dieStatue des Herakles aus Seleukia im Irakischen Nationalmuseum sind Beispiele der Heraklesrezeption in der antiken bildenden Kunst.

Gleichsetzungen

Herakles ähnelnde Darstellung der buddhistischen SchutzgottheitVajrapani, rechts nebenBuddha,Gandhara (heute Pakistan) 2. Jh., Britisches Museum

Körperliche Merkmale des germanischen GewittergottsThor (Haarfarbe, Bart) sowie seine Auseinandersetzung mit derMidgardschlange zeigen Analogien sowohl zu Herakles (der mit Blitz und Donner in den Olymp entrückt wurde) als auch zuIndra, demvedischen Donnergott, worauf schonHermann Oldenberg verwies.[19]Leopold von Schroeder arbeitete die gemeinsamen Züge der Mythen von Herakles und Indra noch deutlicher heraus.[20] Die beiden jungen unbeherrschten, mit übermenschlicher Kraft ausgestatteten Heroen vollbringen ähnliche Heldentaten (Befreiung der Kühe aus der Höhle des Riesen, Kentaurenkampf, Kampf mit der lernäischen Hydra).Walter Burkert hält den Herakles-Mythos für einen vorgriechischen (thrakischen?) Hirtenmythos, der Ähnlichkeiten mit dem Indra-Mythos aufweise; er enthalteschamanistische Elemente.[21]

Inhellenistischem Zusammenhang wurde Herakles manchmal mit dem babylonischenNergal gleichgesetzt. Der Kult des Nergal-Herakles ist ausHatra undPalmyra belegt. In Hatra scheint dem Herakles-Nergal der Hund als Symboltier zugeordnet gewesen zu sein.[22] Wie in früherer Zeit war er auch Beschützer der Stadttore.[23] Im kilikischenTarsos findet sich eine Gleichsetzung mit dem GottSandan. Die ältesten Darstellungen derbuddhistischen SchutzgottheitVajrapani ausGandhara (heute Westpakistan) ähneln Herakles so auffallend, dass die Vajrapaniverehrung auf den Herakleskult zurückgehen könnte. Bilder, die eindeutig Herakles darstellen, sind aus Gandhara bekannt.

Germanischer und Deutscher Herkules

Tacitus erwähnte in derGermania Herkules nebenMars als germanischen Gott.[24]

Johannes Aventinus erwähnt einen „deutschen Herkules“ unter dem NamenAlman:

„der letzte König in Germanien Alman, der Teutsche Hercules, ein Held und grosser Krieger hat im 64. Jahr regieret, von dem unsere Altvätter noch vorhandene Teutsche Reimen gesungen: Er hat einen lebendigen Löuen mit sich herum geführet, dahero ihn der gemeine Mann Arkle und Aerkle, das ist, der Held mit dem argen Löuen genennet, daraus die Rämer ihrer art nachHereules gemacht“[25]

Der NameAlman ist möglicherweise vom Namen derAlamannen hergeleitet.

Philipp von Zesen leitete von diesemAlman oderAlamannus den Namen desGenferseesLacus Lemannus her, wie auch die NamenAlmansweiler undAlmanshofen.[26] In der Sage wird der Name vonAllmannsdorf bei Konstanz durch einen „ungarischen Herrn, Alman von Stoffen“ erklärt, der dort zur Regierungszeit desSeptimius Severus gehaust haben soll.[27][28]

Rezeption

Hercules auf einer Münze Gordianus’ III.

Bedeutung für die Kunstgeschichte nach der Antike

In der Kultur des europäischenMittelalters galt Herakles als Vorbild für tugendhaftes Verhalten und vorbildliches Kriegertum. Darstellungen der Heldentaten des Herakles und vor allem auch das Motiv des Herakles am Scheideweg finden sich daher während des ganzen Mittelalters und wurden auch während derRenaissance und desBarocks in großer Zahl geschaffen.

Für das Interesse am menschlichen Körper und dessen bewegter Darstellung wurden häufig Herkulesszenen ausgewählt, besonders Herkules undAntaeus, Cacus und die Kämpfe mit Kentauren. Plastisch hat das der ItalienerAntonio Pollaiuolo festgehalten. Druckgraphik sorgte für überregionale Verbreitung; u. a.Gian Giacomo Caraglio (nach Rosso Fiorentino) in Italien oderHans Sebald Beham[29] in Deutschland.

Berühmte Darstellungen gibt es vonLeonardo da Vinci,Baccio Bandinelli,Peter Paul Rubens undHans Baldung.

Hevelius: Sternbild des Herkules, 1690

Bedeutung für die Literaturgeschichte in antiker und nachantiker Zeit

Auch Schriftsteller und Dichter vonPindar,Euripides, Ovid,Seneca,Giovanni Boccaccio, überWilliam Shakespeare bisChristoph Martin Wieland,Johann Wolfgang von Goethe undFriedrich Hölderlin bis zu Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts, wieFrank Wedekind,Robert Walser,Friedrich Dürrenmatt,Heiner Müller undPeter Huchel, wurden von dem Mythos inspiriert.

Die Rolle des Herkules in der Französischen Revolution

ImAncien Régime noch als Symbol für die Kraft des Königs geltend, wurde Herkules zu einer Figur, die allegorisch für die Kraft des gemeinen Volkes stand. Besonders in der Zeit derJakobinerherrschaft diente die Figur als Drohkulisse gegen sogenannteVolksfeinde, die sich dem Fortgang der Revolution, die 1793–94 zurTerrorherrschaft desWohlfahrtsausschusses ausartete, entgegenstellten.[30]

Herkules in der Popkultur

Siehe auch:Liste von Herkules-Filmen

Die Figur des Herkules ist im Laufe des 20. Jahrhunderts in zahlreichen Spielfilmen, Fernsehserien und Comics verarbeitet worden. Insbesondere in Italien entstand von den 1960er bis in die 1980er Jahre ein eigenes Subgenre desSandalenfilms um den Heroen. Zu den heute bekanntesten Adaptionen in dieser Tradition zählen eine Version vonMario Bava (Vampire gegen Herakles, 1961; Hauptrolle:Reg Park) und zwei Filme vonLuigi Cozzi (Herkules undDie Abenteuer des Herkules 2. Teil aus den Jahren 1983 und 1985; Darsteller warLou Ferrigno). Bekannte amerikanische Verfilmungen der Figur sindHercules in New York (1969) mit dem jungenArnold Schwarzenegger in der Titelrolle, der ZeichentrickfilmHercules von 1997 aus dem HauseDisney und dieAdaption von 2014 mit dem Wrestler und ActiondarstellerDwayne Johnson (basierend auf einer Comicfigur des US-VerlagsRadical Comics). Populär war auch eineTV-Serie der 1990er Jahre mitKevin Sorbo in der Hauptrolle. Fast allen modernen Adaptionen der Popkultur ist gemein, dass sie die traditionellen Handlungen der Heraklessage mit Motiven anderer Sagenstoffe, historischen Versatzstücken und neu erdachtenFantasyelementen verbinden.

In den USA wurde Herkules 1941 als Figur in den Comics zuWonder Woman (DC Comics) und 1965 auch als Figur in denThor-Comics (Marvel Comics) eingeführt. Bei Marvel wird er als leichtfertiger Draufgänger dargestellt und avancierte dadurch zum Rivalen des besonnen handelnden Thor. Bei DC dagegen gilt er im Allgemeinen als Unterstützer der Titelheldin.

Der französische ComicheldAsterix hat im 1976 erschienenen FilmAsterix erobert Rom in Anlehnung an Herakles ebenfalls zwölf Aufgaben zu erfüllen, um für die Gallier die Herrschaft über dasRömische Reich zu übernehmen. Diese Geschichte erschien 1977 als12 Prüfungen für Asterix auch in Comicform.

Benennungen

Nach Herakles wurde das SternbildHerkules benannt, ebenso der Asteroid(5143) Heracles, derMondkraterHercules, derMount Hercules in derOstantarktika sowie Statue und GebäudekomplexHerkules imBergpark Wilhelmshöhe.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Herakles – Sammlung von Bildern
Wikisource: Herakles – Quellen und Volltexte
Herakles der Neugeborne |Die Erziehung des Herakles |Herakles am Scheidewege |Des Herakles erste Taten |Herakles im Gigantenkampfe |Herakles und Eurystheus |.org/schwab/sagen/sch1417.html Die drei ersten Arbeiten des Herakles |Die vierte Arbeit des Herakles bis zur sechsten |Die siebente, achte und neunte Arbeit des Herakles |Die drei letzten Arbeiten des Herakles |Herakles und Eurytos |Herakles bei Admetos |Herakles im Dienste der Omphale |Die späteren Heldentaten des Herakles |Herakles und Deïanira |Herakles und Nessos |Herakles, Iole und Deïanira. Sein Ende

Einzelnachweise

  1. Homer,Ilias 19,96–99
  2. Diodor 4,9
  3. Pindar,Nemeische Oden 1,35–46;Theokrit,Idyll 24; Diodor 4,10;Bibliotheke des Apollodor 2,4,8
  4. Diodor 3,67;Bibliotheke des Apollodor 2,4,9
  5. Xenophon,Memorabilien 2,1,21–34
  6. Bibliotheke des Apollodor 2,4,9,5–2,4,10,2
  7. Diodor 4,14,3. Allerdings berichtet Diodor von diesen Gaben zwischen der siebten und der achten Arbeit.
  8. Bibliotheke des Apollodor 2,5,1,1
  9. Wilhelm Pape:Handwörterbuch der griechischen Sprache. Bearbeitet von Max Sengebusch, 3. Auflage, 6. Abdruck. Band 1: Α–Κ. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914,Sp. 693;Henry George Liddell,Robert Scott:A Greek-English Lexicon. Revised and augmented throughout by SirHenry Stuart Jones with the assistance of Roderick McKenzie. Clarendon Press, Oxford 1940, s. v.δωδεκάεθλος
  10. Diodor 4,38; Hyginus,Fabulae 36
  11. Bibliotheke des Apollodor 2,7,7,12; Ovid,Metamorphosen 9,400
  12. D. T. Potts:The Archaeology of Elam. Cambridge World Archaeology, Cambridge University Press, Cambridge 1999,ISBN 0-521-56496-4, S. 371–372.
  13. Susan B. Downey:The Heracles Sculpture (=Excavations at Dura-Europos, Final Report III). New Haven 1969, besonders S. 46.
  14. Karl Galinsky:The Herakles theme. The adaption of the hero in literature from Homer to the 20th century. 1972.
  15. Erwähnt wird Herakles u. a. in 14,266; 14,324; 15,25; 18,117 und 20,145.
  16. Erwähnt wird Herakles u. a. in 8,224; 11,267 und 21,26.
  17. U. a. Pindar,Olympische Oden 2,3; 3,44;Nemeische Oden 1,35–72; 3,21
  18. Dithyramben 16 (Deïaneira)
  19. Hermann Oldenberg:Die Religion des Veda. Berlin 1894; 2. Aufl. Stuttgart/Berlin 1917, S. 134.
  20. Leopold von Schroeder:Herakles und Indra. Eine mythenvergleichende Untersuchung. 2 Bände, Wien 1914.
  21. Walter Burkert:Greek Religion. Archaic and Classical. London 1985, S. 86 f.; vgl. auchE. J. Michael Witzel:The Origins of the World’s Mythologies. Oxford/New York 2012, S. 143.
  22. Wathiq al-Salihi:Hercules-Nergal at Hatra. In:Iraq. 33/2, 1971, S. 113–115.
  23. Wathiq al-Salihi:Hercules-Nergal at Hatra (II). In:Iraq. 35/1, 1973, S. 69.
  24. Tacitus,Historiae 4,64
  25. Johann Just Winckelmann:Gründliche und Warhafte Beschreibung Der Fürstenthümer Hessen und Hersfeld. 1711 [1697], S. 33.
  26. Philipp von Zesen:Coelum astronomico-poeticum. Hrsg. von Hans-Gert Roloff, 2011,S. 355.
  27. Johann Marmor:Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung. 1860,S. 5 (google.ch). 
  28. Johann Marmor:Jahrbuch des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande.Band 60, 1877,S. 29 (google.ch). 
  29. Justine Nagler:Zwölf Taten des Hercules (1542–1548) von Sebald Beham. In: Karl Möseneder (Hrsg.):Zwischen Dürer und Raffael. Graphikserien Nürnberger Kleinmeister. Imhof, Petersberg 2010, S. 85–114.
  30. Vgl. Lynn Hunt:Symbole der Macht – Macht der Symbole. Die Französische Revolution und der Entwurf einer politischen Kultur. Fischer, Frankfurt a. M. 1989, S. 132–134.
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