Helmut Kreuzer

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Helmut Kreuzer (*1. November1927 inFeldstetten,Volksstaat Württemberg; †3. August2004 inSiegen) war ein deutscherLiteraturwissenschaftler.

Helmut Kreuzer (1997)

Inhaltsverzeichnis

Leben

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Kreuzer studierteTheaterwissenschaft,Germanistik,Bibliothekswissenschaft undPhilosophie an denUniversitäten inBasel,Freiburg,Göttingen undTübingen. 1956promovierte er in Tübingen beiPaul Kluckhohn über die TragödienFriedrich Hebbels, 1960 wurde erwissenschaftlicher Assistent vonFritz Martini an der damaligen Technischen Hochschule inStuttgart, wo er sich 1965 mit einer Untersuchung zurBohème, einem Beitrag zurSubkulturforschungavant la lettre,habilitierte. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren die literaturwissenschaftlichenOrdinariate an den Universitäten inSaarbrücken (1967) und danachBonn (1970), wohin er auf denrenommierten Lehrstuhl für Literaturwissenschaft (in der NachfolgeBenno von Wieses) berufen wurde.

Bereits zu Beginn der 1960er Jahre erschien Kreuzer die Begrenzung des literaturwissenschaftlichen Gegenstandsbereichs auf dasästhetischschöne undhohe Kunstwerk als zu restriktiv. Er forderte eine Erweiterung des Spektrums der Literaturwissenschaften durch Einbeziehung auch desTrivialen in der Literatur,[1] der massenhaft verbreiteten Lesestoffe des 19. Jahrhunderts, wissenschaftlich vernachlässigter Bereiche und vergessener Autoren, der elektronischen Massenmedien im 20. Jahrhundert und die Ausdehnung der literaturwissenschaftlichen Forschung aufFilm,Fernsehen undRadio. Zusammen mitRul Gunzenhäuser,Wolfgang Haubrichs undWolfgang Klein gründete er 1970 dieZeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (LiLi), die seither als Vierteljahrsschrift diesen Entwicklungen ein Forum bieten sollte. Kreuzer war hier bis in die 1990er Jahre hinein verantwortlicher Herausgeber von mehr als 20 Themenheften.[2]

Als Kreuzer 1972 als Gründungssenator und Professor für Germanistik und Literaturwissenschaft an die neueGesamthochschule Siegen ging, setzte er sich wissenschaftspolitisch für die Institutionalisierung der literaturwissenschaftlich geprägtenMedienwissenschaften in Deutschland ein und etablierte in Siegen deninterdisziplinären ForschungsschwerpunktMassenkommunikation und Medien. Er war Initiator des Forschungsinstituts für Geistes- und Sozialwissenschaften, Mitbegründer desSonderforschungsbereichs „Bildschirmmedien“[3] und unterhielt rege Kontakte zu Universitäten und Wissenschaftlern in aller Welt. Daneben zeugen die zum Teil mit weiterenKollegen wieWolfgang Drost,Wolfgang Raible,Brigitte Schlieben-Lange undChristian W. Thomsen herausgegebenen Buchreihen – im EinzelnenReihe Q. Quellentexte zur Literatur- und Kulturgeschichte,Reihe Q. Neue Folge,Reihe Siegen. Editionen undTrouvaillen. Editionen zur Literatur- und Kulturgeschichte sowieTheorie – Kritik – Geschichte. Eine Buchreihe,Beihefte zuLiLi,Reihe Siegen. Beiträge zur Literatur- und Sprach- und Medienwissenschaft undForschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte – von Kreuzers Produktivität in den Siegener Jahren. Allein bei den vier zuletzt genannten fachtextlichen Buchreihen hat Kreuzer mehr als einhundert Publikationen betreut oder herausgegeben.[4] In diese Siegener Jahre fallen aber auch wegweisende Berufungen an den damaligen Fachbereich 3 – Sprach- und Literaturwissenschaften (u. a.Hans Ulrich Gumbrecht,K. Ludwig Pfeiffer,Karl Riha,Siegfried J. Schmidt). Auch nach seinerEmeritierung (1992) blieb Kreuzer über Jahre in der Forschung aktiv. Über seine wissenschaftlichen Arbeiten und seine institutionellen Verdienste hinaus ist Kreuzer zahlreichen Kollegen undSchülern weltweit als außergewöhnlich hilfsbereit, fürsorglich und nachsichtig, intellektuell neugierig und akademisch liberal in Erinnerung.

Ab 1953 war er mit der Literaturwissenschaftlerin und KunsthistorikerinIngrid Kreuzer geb. Oßmann (1926–2004) verheiratet, die unter dem PseudonymAngelika Jakob auch als Erzählerin in Erscheinung trat.

Ehrungen

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Schriften (Auswahl)

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Monografien

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  • Die Boheme. Analyse und Dokumentation der intellektuellen Subkultur vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Habilitationsschrift. Metzler, Stuttgart 1968, Repr. mit einem Errataverzeichnis versehen: Metzler, Stuttgart 2000.ISBN 3-476-01781-8.
  • Veränderungen des Literaturbegriffs. Fünf Beiträge zu aktuellen Problemen der Literaturwissenschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975.ISBN 3-525-33362-5.
  • Deutschsprachige Hörspiele 1924-33. Elf Studien zu ihrer gattungsgeschichtlichen Differenzierung. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2003.ISBN 3-631-39248-6.
  • Aufklärung über Literatur. Epochen – Probleme – Tendenzen. Ausgewählte Aufsätze, Bd. I. Hrsg. vonPeter Seibert,Rolf Bäumer u.Georg Bollenbeck. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1992.ISBN 3-533-04563-3
  • Aufklärung über Literatur. Autoren und Texte. Ausgewählte Aufsätze, Bd. II. Hrsg. von Wolfgang Drost u. Christian W. Thomsen. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1993.ISBN 3-8253-4590-4

Herausgeber

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  • Gemeinsam mit Rul Gunzenhäuser:Mathematik und Dichtung. Zur Frage einer exakten Literaturwissenschaft. Nymphenburger, München 1965, 1967, 1969, 4., durchgesehene Auflage 1971,ISBN 3-485-03303-0.
  • Unter Mitarbeit von Wolfgang Klein:Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz – Dialog über die „zwei Kulturen“. Klett-Verlag, Stuttgart 1969 und als dtv-Taschenbuch 1969; 2. Aufl. 1987.
  • Zusammen mitKäte Hamburger:Gestaltungsgeschichte und Gesellschaftsgeschichte. Literatur-, kunst- und musikwissenschaftliche Studien. Festschrift für Fritz Martini. Metzler, Stuttgart 1969,ISBN 978-3-476-00089-7.
  • Literaturwissenschaft – Medienwissenschaft. Quelle und Meyer, Heidelberg 1977,ISBN 3-494-00889-2.
  • Zusammen mitKarl Prümm:Fernsehsendungen und ihre Formen. Typologie, Geschichte und Kritik des Programms in der Bundesrepublik Deutschland. Reclam, Stuttgart 1979,ISBN 3-15-010289-8.
  • Zusammen mitGünter Helmes:Expressionismus – Aktivismus – Exotismus. Studien zum literarischen WerkRobert Müllers (1887-1924). Mit zeitgenössischen Rezeptionsdokumenten und einer Bibliographie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981,ISBN 3-525-20750-6 (2. Aufl. Igel Verlag, Hamburg 978-3-86815-557-0).
  • Zusammen mit Ingrid Kreuzer:ÜberHermann Lenz. Dokumente zu seiner Rezeption (1947–1979) und autobiographische Texte. Fink, München 1981,ISBN 978-3-7705-1984-2.
  • Unter Mitwirkung vonDorothea Wagener:Sachwörterbuch des Fernsehens. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982,ISBN 3-525-03205-6.
  • Zusammen mitJürgen Kühnel:Käte Hamburger. Aufsätze und Gedichte zu ihren Themen und Thesen. Zum 90. Geburtstag. Universität-Gesamthochschule Siegen 1986.
  • Unter Mitwirkung vonRoland Koch:Friedrich Hebbel. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989 (= Wege der Forschung, Bd. 642),ISBN 3-534-02234-3.
  • Zusammen mitHelmut Schanze:Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland: Perioden – Zäsuren – Epochen. Winter, Heidelberg 1991 (= Reihe Siegen, Bd. 104),ISBN 3-533-04370-3.
  • Von Rubens zum Dekonstruktivismus. Festschrift für Wolfgang Drost. Winter, Heidelberg 1993,ISBN 3-8253-0140-0.
  • Don Juan und Femme Fatale. Fink, München 1994,ISBN 3-7705-2986-3.
  • Pluralismus und Postmodernismus. Zur Literatur- und Kulturgeschichte in Deutschland 1980–1995. 4. Aufl. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1996,ISBN 3-631-49803-9.
  • Gemeinsam mit Ingrid Kreuzer:Deutsche Gedichte zwischen 1918 und 1933. Reclam, Stuttgart 1999,ISBN 3-15-009711-8.
  • Deutschsprachige Literaturkritik 1870–1914. Teile 1–4. Lang, Frankfurt/M. 2006,ISBN 3-631-52129-4.
  • Unter Mitarbeit vonOtto F. Riewoldt undHelmut Heinze:Dramaturgie in der DDR (1945–1990). 2 Bde. Winter, Heidelberg 1998,ISBN 3-8253-0741-7 u. 3-8253-0742-5.

Literatur

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  • Erkundungen. Beiträge zu einem erweiterten Literaturbegriff. Festschrift für Helmut Kreuzer zum sechzigsten Geburtstag. Hrsg. vonJens Malte Fischer, Karl Prümm u.Helmut Scheuer. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987,ISBN 3-525-20775-1.
  • Crossings. A Festschrift for Helmut Kreuzer. Hrsg. vonEdward R. Haymes. Camden House, Columbia, SC,ISBN 0-938100-67-X.
  • Weltbürger – Textwelten. Helmut Kreuzer zum Dank. Hrsg. vonLeslie Bodi, Günter Helmes,Egon Schwarz u.Friedrich Voit. Peter Lang, Frankfurt/M. u. a., 1995,ISBN 3-631-48201-9.
  • Begegnungen. Facetten eines Jahrhunderts. Helmut Kreuzer zum 70. Geburtstag. Hrsg. vonDoris Rosenstein,Anja Kreutz.Carl Böschen Verlag, Siegen 1997,ISBN 3-932212-07-X.
  • Grußworte und Laudationes anläßlich der Verleihung der Würde eines Ehrensenators der Universität – Gesamthochschule Siegen an Herrn Professor Dr. Dr. h. c. Helmut Kreuzer. 17. April 1998. (Hrsg.: Der Rektor der Universität – Gesamthochschule Siegen. Red.: Presse- und Informationsstelle), Universität – Gesamthochschule Siegen, Siegen 1999.
  • Nicht nur Literatur. Zum Gedenken an Helmut Kreuzer. Hrsg. von Wolfgang Haubrichs undGeorg Bollenbeck (=LiLi, H. 137). Metzler, Stuttgart 2005.

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Helmut Kreuzer:Trivialliteratur als Forschungsproblem. In:DVJs 41 (1967); wieder abgedruckt in:Veränderungen des Literaturbegriffs 1975, S. 7–26.
  2. Vgl. Helmut Kreuzer:Aufklärung über Literatur. Autoren und Texte. Bd. II, S. 300.
  3. Sonderforschungsbereich 240: Ästhetik, Pragmatik und Geschichte der Bildschirmmedien. In: uni-siegen.de. Universität Siegen, abgerufen am 12. November 2017. 
  4. Vgl. Helmut Kreuzer:Aufklärung über Literatur. Autoren und Texte. Bd. II, S. 300–305.
Personendaten
NAMEKreuzer, Helmut
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Germanist und Literaturwissenschaftler
GEBURTSDATUM1. November 1927
GEBURTSORTFeldstetten, Baden-Württemberg
STERBEDATUM3. August 2004
STERBEORTSiegen
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