Griechen

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Dieser Artikel behandelt das Volk der Griechen. Zu dem Begriff „Griechen“ in der Finanzmathematik sieheBlack-Scholes-Modell.
Grieche ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum Gesellschaftsroman von Pierre Rey sieheDer Grieche.

DieGriechen (vonlateinischGraeci, der Bezeichnung für die Griechisch sprechenden Völker der Antike, etymologische Herkunft nicht sicher geklärt;neugriechischÉllinesΈλληνεςHellenen‘) sind einindogermanischesVolk, dessen sprachliche Wurzeln sich bis ins zweite vorchristliche Jahrtausend zurückverfolgen lassen. Heute leben über 10,5 Millionen Griechen inGriechenland und aufZypern; weiterhin ca. 7 Mio. Menschen derGriechischen Diaspora.

Inhaltsverzeichnis

Bezeichnungen für die Griechen

Hauptartikel:Bezeichnungen für die Griechen

Achaier, Danaer, Argiver

BeiHomer werden die gegenTroja ziehenden Griechen nach dem auf derPeloponnes siedelnden Volksstamm derAchaier (ἈχαιοίAchaioí), nachDanaos, dem Stammvater vonMenelaos undAgamemnon alsDanaer (ΔαναοίDanaoí) oder alsArgiver (ἈργεῖοιArgeîoi) bezeichnet. Der seit derDorischen Wanderung das antike Griechenland prägende Volksstamm derDorer wurde für die Gesamtbezeichnung der Griechen nie nachweisbar herangezogen.

Hellenen (Ἕλληνες)

Der TerminusHellenen (altgriechischἝλληνεςHéllēnes) – ursprünglich der Name einesthessalischen Stammes nach dessen mythischem StammvaterHellen – für die Griechen ist belegt beiPausanias,Herodot undThukydides und wurde im klassischen Griechenland als Begriff für die Gesamtheit der Griechisch sprechenden Völker verwendet (Gegenbegriff:Barbarenβάρβαροιbárbaroi).

Der BegriffHellenen wurde imspätantikenOströmischen Reich zunächst nur noch für die Anhänger der alten griechischen Kulte, später für alle Nichtchristen gebraucht, fand dann gegen Ende des Reichs jedoch in gebildeten Kreisen auch wieder für die Griechisch Sprechenden Verwendung (Plethon 1418: „Wir sind … der Abstammung nach Hellenen. Dafür zeugt sowohl die Sprache als auch die von den Vätern ererbte Bildung“). Bis ins 18./19. Jahrhundert hinein blieb die Selbstbezeichnung vieler Griechen allerdingsῬωμαῖοιRhoméi („Römer“ bzw.Rhomäer), da der Bezug auf das christlicheByzantinische Reich noch während derosmanischen Herrschaft große Bedeutung besaß und die Eigenwahrnehmung breiter Bevölkerungskreise prägte. Erst als es im frühen 19. Jahrhundert, befeuert durch die Griechenlandbegeisterung in England, Frankreich und Deutschland, zu einer Rückbesinnung auf die vorchristliche Zivilisation der Antike kam, änderte sich dies grundlegend.

Die Griechen der Gegenwart verwenden in Anknüpfung an ihre Sprache und die historische Bezeichnung des Landes, in dem sie leben (antikes Griechenland), wieder den BegriffΈλληνες (Éllines ‚Hellenen‘). Im deutschen Sprachgebrauch wird der BegriffHellas eher literarisch für Griechenland verwendet, er findet sich auch in Begriffen wie demHellenismus als nachklassischer Epoche des antiken Griechenland, denHellenisten als griechischsprachigen Juden, denPhilhellenen als Freunden Griechenlands sowie demPanhellenismus als politischem Modell.

Griechen/Graeci (Γραικοί)

Die lateinische BezeichnungGraecus geht auf die Griechen zurück, die im 8. vorchristlichen Jahrhundert in Italien, der späterenMagna Graecia, siedelten und sich selbst alsGraikoí oder ähnlich bezeichneten. Bei Homer ist der Name einerböotischen Stadt namens Graia (Γραῖα) belegt, Pausanias erwähnt Graia als alten Namen der böotischen StadtTanagra.

BeiAristoteles (Metaphysik, 1.352) findet sich die älteste Quelle für die griechische BezeichnungGraikoi (Γραικοί). Er erwähnt die Einwohner des zentralenEpirus, die ursprünglich ‚Griechen‘ (Γραικοί) geheißen hätten und erst später Hellenen genannt worden seien. Diese Ansicht bestätigen weitere Quellen, in derParischen Chronik wird gar das Jahr 1521 v. Chr. für den Zeitpunkt der Umbenennung der Griechen in Hellenen angegeben.

Der lateinische BegriffGraeci wurde schließlich etymologisch zur Grundlage der Bezeichnung des Volkes in fast allen Sprachen, wenn auch Übersetzungen des Begriffs Hellenen meist ebenfalls existieren.Der neugriechische AufklärerAdamantios Korais schlug vor, den Begriff anstelle des seinerzeit verwendetenRomei wieder einzuführen.

Byzantiner/Römer (Ῥωμαῖοι/Ῥωμιοί/Ρωμιοί)

ImByzantinischen bzw. Oströmischen Reich (griechischΒασιλεία τῶν ῬωμαίωνBasileia tōn Rhōmaiōn ‚Kaiserreich der Römer‘) bezeichneten sich die Einwohner auch nach dem Ende der Antike weiterhin als ‚Römer‘ (ῬωμαῖοιRhoméi, später und neugriechisch auchΡωμιοίRomií; siehe auchRhomäer) – nach demSchisma1054 in Abgrenzung zur Römischen Kirche häufiger wieder als Griechen (ΓραικοίGraikoi). Noch heute wird der Begriff von Griechen gebraucht, wenn die orthodoxe, byzantinische Tradition des Volkes betont werden soll. Die Griechen des Mittelalters werden seit dem 19. Jahrhundert von Historikern als ‚Byzantiner‘ bezeichnet.

Auch im Türkischen und Arabischen wurde der BegriffRumi für die Griechen gebraucht, beispielsweise imKoran. Im Türkischen werden die außerhalb Griechenlands lebenden Griechen, insbesondere die Angehörigen der griechischen Minderheit in der Türkei (vor allem in Istanbul) und die zyprischen Griechen, weiterhin alsRum bezeichnet.

Ionier/Yunan (Ἴωνες)

Östlich Griechenlands wurde das Volk derIonier namensgebend für die Griechen. ImHebräischen ist schon seit biblischer ZeitיָוָןJavan der Begriff für die Griechen, das Land heißt immodernen Hebräischיוון und die BewohnerיווניםJevanim.

Die Perser bezeichneten Griechenland alsYauna („Ionier“), und der Begriff drang in alle Sprachen des Perserreichs. Von den Persern entlehnt ist dieSanskrit-BezeichnungYavana und dasPali-WortYona. So verbreitete sich die Bezeichnung letztlich in der ganzen muslimischen und weit in der indisch beeinflussten Welt, Beispiele sindarabisch يوناني,DMGYūnānī,türkischYunan (i. e. S. als Bezeichnung für die Griechen Griechenlands sowie abgeleitet die griechische Sprache:Yunanca) undindonesischYunani.

Geschichte

Die antiken Hellenen nach eigenem Verständnis

Ausbreitung der griechischen Dialekte auf der Balkanhalbinsel

Die verschiedenen Stämme der Griechen definierten die Zugehörigkeit zu denHellenen über die verschiedenen Dialekte dergriechischen Sprache und über den olympischen Kult in derReligion. Religiöse Feste wie dieMysterien von Eleusis, zu denen sich Einwohner aller griechischen Völker versammelten, bildeten eine Einheit stiftende, quasi nationale Manifestation in der politisch zersplitterten und oft durch gegenseitige Konkurrenz oder Krieg geprägten griechischen Welt. Auch die verhältnismäßig einheitlicheTempel-Architektur im gesamten griechischen Raum ist ein Beispiel für die Rolle der Religion für die gesamtgriechische Kultur. Die panhellenischenOlympischen Spiele, ein kultischer Wettkampf auf dem heiligen Hain am Zeusheiligtum vonOlympia, waren nur freien Bürgern ebendieser griechischen Welt offen. Inwieweit dieMakedonen eine mit dem Griechischen verwandte Sprache oder einenDialekt des Griechischen sprachen, ist bis heute umstritten, offenbar wurde auch ihre Zugehörigkeit zu den Hellenen in der Antike – besonders von Athen – bezweifelt. Ab 408 v. Chr. waren sie jedoch nachweislich zu den Olympischen Spielen zugelassen, waren also als Hellenen anerkannt.

Nichtgriechen bezeichnete manonomatopoetisch alsBarbaren (βάρβαροιbárbaroi), ein Wort, das das ‚Stammeln‘ – bar bar – der unverständlichen Fremdsprache wiedergibt. Später wurde das Wort Synonym für ungeschliffenes, unzivilisiertes und kulturloses Verhalten schlechthin, siehe auchBarbarei.

Siehe auch:Antikes Griechenland

Ausbreitung der Griechen bis zur Spätantike

Hauptartikel:Griechische Kolonisation
Griechische Kolonien im Mittelmeerraum

Etwa ab 800 v. Chr. gründeten zahlreiche griechischePoleis Kolonien im gesamten Mittelmeerraum, einschließlich des Schwarzen Meeres. Meist waren diese Kolonien der Mutterstadt (Metropolis) freundschaftlich verbundene, doch politisch selbständige Stadtstaaten. Griechische Gründungen sind z. B. Massilia (Marseille), Nikaia (Nizza), Neapolis (Neapel), Syrakusai (Syrakus), Taras (Tarent),Byzantion (ab ca. 337Konstantinopel/seit 1930Istanbul), Dioskurias (Sochumi), Kerkinitis (Jewpatorija), Odessos (Warna) und Trapezus (Trabzon).

Ausbreitung der Griechen unter Alexander dem Großen

Mit dem ReichAlexanders des Großen wurde Griechisch Staatssprache eines riesigen Großreiches. Griechisch wurde dielingua franca des Vorderen Orients und blieb dies auch, als der östliche Mittelmeerraum unter römische Herrschaft geriet. Zwar kam es immer wieder zu Freiheitserklärungen für einige oder gar alle griechischenpoleis – etwa durch KaiserNero –, doch faktisch war Griechenland über Jahrhunderte Teil desImperium Romanum, dessen Eliten in der Regel neben Latein auch Griechisch sprachen. Östlich der Grenzen des Römischen Reiches verlor unter der Herrschaft derParther das Griechische bis zur Herrschaft derSassaniden seine Bedeutung. Im östlichen Iran verschwand das Griechische unter denKuschana von Münzen und Inschriften, im heutigen Afghanistan blieb lediglich ein griechisches Alphabet mit Zusatzzeichen bis zur islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert für die einheimische Sprache in Gebrauch. Im dritten und vierten nachchristlichen Jahrhundert gewann dasLateinische auf Kosten des Griechischen auch im Ostteil des Römischen Reiches Bedeutung. Schriftsteller wie der aus dem syrischenAntiochia stammendeAmmianus Marcellinus verfassten ihre Werke in lateinischer Sprache. Erst nach der Regierungszeit KaiserJustinians, als dem Oströmischen Reich die lateinisch sprechenden Provinzen verloren gingen oder durch Kriege nachhaltig verwüstet wurden, wurde Griechisch dann zur zweiten Amtssprache des Oströmischen, später Byzantinischen Reiches – im 7. Jahrhundert nach der Regierungszeit KaiserHerakleios löste es Latein in dieser Hinsicht dann ganz ab. In dieser Zeit verlor das Griechische im Orient weiter an Bedeutung, in Ägypten zugunsten desKoptischen und in Syrien an dieSyrische Sprache. Später setzte sich dort nach der islamischen Expansion (seit 632) das Arabische durch.

Im Zuge derspätantikenVölkerwanderung fielen seit 250–396 zunächst in Thrakien und dann südwärts bis in den PeloponnesWestgoten ein. Im Jahre 378 kam es zurSchlacht von Adrianopel (378) später wurde das Heiligtum vonEpidauros von den Goten geplündert. Im 5. und 6. Jahrhundert fielen einmal mehrOstgoten undHunnen in das Gebiet des heutigen Griechenland ein. Während diese Völker noch weiterzogen, begann im frühen 7. Jahrhundert eine nachhaltigeLandnahme der Slawen auf dem Balkan, die sich aber im Wesentlichen auf das Hinterland konzentrierte, während die (teilweise) fortifizierten Städte entlang der Küstenregionen ununterbrochen in griechischer Hand blieben. Hierzu konstatiertKonstantin Porphyrogennetos im 10. Jahrhundert: „Das ganze Land wurde slawisiert und barbarisch.“[1][2]

Griechenland in Mittelalter und Früher Neuzeit

Erst im frühen 9. Jahrhundert konnte Byzanz seine Herrschaft über Griechenland wieder sichern. Man begann, griechischsprachige Einwohner des östlichen Reiches nach Europa umzusiedeln und die slawischen Einwanderer gezielt zugräzisieren. Die griechisch-orthodoxe Kultur gelangte in Griechenland wieder zu einer gewissen Blüte (siehe auchMystras), die architekturgeschichtlich insofern interessant ist, als sie auch antike Bauteile in die Kirchenbauten integrierte und so erstmals wieder einen Bezug zur antiken griechischen Kultur herstellte, gleichzeitig aber auch ihre endgültige Überwindung vollzog.Mit der EroberungKonstantinopels während desVierten Kreuzzuges im Jahr 1204 kamen neue Herrscher nach Griechenland: Fränkische Ritter und vor allem die SeemachtVenedig sicherten sich wichtige Handelsposten für den Orienthandel in Griechenland und bedrohten die byzantinisch-ostkirchliche Kultur der Griechen nachhaltig.

Im westlichen Griechenland und dem heutigen Südalbanien bildete sich aber mit demDespotat Epiros ein griechischer Nachfolgestaat des Byzantinischen Reiches, während im westlichen Kleinasien die Reiche vonNikaia (heute Iznik) und an der südöstlichen Schwarzmeerküste mit demKaiserreich Trapezunt weitere griechische Staaten in byzantinischer Nachfolge entstanden. Nikaia gelang dann 1261 die Wiedereinnahme Konstantinopels.

Mit der Eroberung Konstantinopels 1453 durch dieOsmanen begann dietürkische Herrschaft über Griechenland. Das osmanische Regime vollzog seine Herrschaft in einem Tributsystem, duldete jedoch die Kirche weitgehend und überließ die lokale Verwaltung undJurisdiktion den Einheimischen. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert bildete sich so wieder eine einheimische Bürgerschicht heraus, die jedoch nicht ausschließlich griechische, sondern ebenso albanische,sephardisch-jüdische, slawische und türkische Bevölkerungsteile mit einschloss. Der Begriff ‚Griechen‘ war im osmanischen Reich ein Synonym für die Angehörigen der Griechisch-Orthodoxen Kirche, so wie ‚Türken‘ ein Synonym für die Anhänger des Islams war.

Das Wiedererwachen einer hellenischen Nation

Einige griechische Historiker (Paparrigopoulos,Vakalopoulos) sehen in der Rückbesinnung auf die antikenHellenen durch spätbyzantinische Autoren (Plethon, s. o.) nach dem Vierten Kreuzzug 1204 den Ursprung des modernen hellenischen Bewusstseins. Dies wird von griechischen marxistischen Historikern (Zevgos,Rousos) stark relativiert; sie betonen den neuzeitlichen Charakter der Gestaltung der griechischen Nation. Wohl sicher ist, dass die Angehörigen der orthodoxen Kirche, zu denen auch die Griechen gehörten, im Osmanischen Reich grundsätzlich diskriminiert waren und die Herrschaft der Türken weitgehend alsFremdherrschaft („Türkenherrschaft“,τουρκοκρατίαtourkokratía) empfanden.

Der Aufstand gegen die osmanische Herrschaft im 19. Jahrhundert ging von Griechisch sprechenden Christen aus, die aus einer verhältnismäßig gebildeten, bürgerlichen Schicht kamen, die einen beträchtlichen Teil des Handels im Osmanischen Reich bestimmte. Bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert hatten sie, auch in Abgrenzung zur im Reich institutionalisierten Orthodoxen Kirche, begonnen, die griechische Antike als Vorbild eines nicht-kirchlichen, griechischen Nationengefühls, wieder anzunehmen. Die Unterstützung durch die west- und mitteleuropäischenPhilhellenen, die in den Freiheitskämpfern Nachfahren der antiken Griechen sahen und von einer Wiederkehr des alten Hellas träumten, gaben zusätzliche Impulse für die Rückbesinnung auf das antike Griechenland.

So bezog sich der 1822 geschaffene griechische Staat, der durch dasLondoner Protokoll 1830 ebenso wie die nationale griechische Idee sanktioniert wurde, auf das antike Griechenland. Geografische Bezeichnungen beispielsweise wurden weitgehendregräzisiert. Mit derKatharevousa (‚Reinsprache‘) wurde eine dem Altgriechischen nahestehende Nationalsprache künstlich geschaffen, die bis 1976Amtssprache in Griechenland blieb und erst infolge der Überwindung derObristendiktatur als solche abgeschafft wurde.

So ist auch zu verstehen, dass die 1830 publizierte These des deutschen OrientalistenFallmerayer, dass die antiken Griechen im Mittelalter ausgestorben seien und durch hellenisierte Slawen und Albaner verdrängt worden wären, von der sich bildenden griechischen Elite auf das Heftigste bekämpft wurde. Der Argumentation Fallmerayers, die von einem antiken „Geschlecht der Hellenen“ ausgeht und konstatiert, kein „Tropfen edlen und ungemischten Hellenenblutes“ fließe mehr in den Adern der modernen Griechen, wurde auch wissenschaftlich bald widersprochen (heute gilt sie als widerlegt, während der albanisch- und slawischstämmige Bevölkerungsanteil am modernen griechischen Staatsvolk nicht mehr bestritten wird); gleichwohl bestärkte Fallmerayer unfreiwillig die griechischen Nationalisten in deren Betonung einer kulturellen Kontinuität. Der Klassiker der griechischen Geschichtsschreibung,Konstantinos PaparrigopoulosGeschichte der hellenischen Nation von den frühesten bis zu den neueren Zeiten, hat das Selbstverständnis der Griechen als Nachfolger der antiken Hellenen grundlegend geprägt.

Einwanderung nach Griechenland

Ethnographische Karte des Balkan von 1898

Im neu geschaffenen Staat auf dem Territorium des heutigen Mittel- und Südgriechenland lebte nur etwa ein Drittel der Griechen des Osmanischen Reiches, die wichtigsten griechischen Handelszentren wie z. B.Smyrna oderKonstantinopel befanden sich weiter in türkischer Hand. Gleichzeitig befanden sich noch Angehörige slawischer Völker, Albaner und Türken im griechischen Staat.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatten griechische Historiker die Wiederentdeckung und Rehabilitierung der byzantinischen Vergangenheit vervollständigt. Der Ruhm und Glanz des byzantinischen Reiches ließ in ihren Augen zeitweise die klassische Antike verblassen und lieferte ihnen zudem das theoretische Grundgerüst für dieMegali Idea (μεγάλη ιδέα ‚große Idee‘), der Vision des nach Freiheit strebenden griechischen Volkes. Diese Vision, die die Vereinigung aller Gebiete griechischer Besiedlung vom Balkan bis zu Kleinasien innerhalb der Grenzen eines einzigen Staates mit der Hauptstadt Konstantinopel anstrebte, beherrschte den unabhängigen Staat während des ersten Jahrhunderts seiner Existenz.

Dem griechischen Staat gelang bis 1920 eine territoriale Erweiterung auf (mit Ausnahme des Dodekanes) das heutige Staatsgebiet. Weitere Versuche der Erweiterung wurden durch die sogenannteKleinasiatische Katastrophe gestoppt: ImVertrag von Lausanne wurden die (noch heute geltenden) territorialen Grenzen gezogen und ein umfangreicher „Bevölkerungsaustausch“ zwischen den Staaten verfügt – also die gezielte Vertreibung der jeweiligen nationalen Minderheiten. Das heißt, die in Kleinasien ansässigen Griechen (etwa 1,5 Mio.) wurden gezwungen, nach Griechenland auszuwandern, die in dem nun Griechenland zugefallenen Gebiet beheimateten Türken (ca. 0,5 Mio.) wurden gezwungen, in die Türkei auszuwandern.

Gleichzeitig erhielten jedoch auch Bewohner anderer östlicher Gemeinden eine Möglichkeit, in das neu geschaffene Griechenland einzuwandern. Zur selben Zeit zogen zahlreiche Slawen und Albaner in die entstehenden Nationalstaaten des Balkans.

Historische Ereignisse als Anlass zu Wanderungsbewegungen

  • 1913 –Londoner Vertrag undFrieden von Bukarest; Aufteilung Makedoniens undThrakiens unter den Staaten Bulgarien, Griechenland und Türkei, Migration der Volksangehörigen in ihre jeweiligen Staaten
  • 1919 –Vertrag von Neuilly-sur-Seine; Bevölkerungsaustausch zwischen Bulgarien und Griechenland mit einigen Ausnahmeregelungen
  • 1923 –Vertrag von Lausanne;Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei mit wenigen Ausnahmeregelungen
  • 1947 – Das kommunistische Regime inRumänien beginnt, die griechische Gemeinde zur Emigration zu zwingen, etwa 75.000 Einwohner wandern aus.
  • 1948/49 –Griechischer Bürgerkrieg. Zehntausende griechischer Kommunisten fliehen mit ihren Familien in Staaten desOstblocks, tausende ziehen nachTaschkent, mehr als 1100 Kinder werden in die neu gegründeteDeutsche Demokratische Republik geschickt.
  • 1955 (6. September) –Pogrom von Istanbul gegen die armenische und griechische Bevölkerung. Emigration nach Griechenland, 1964 schließlich Ausweisung aller Griechen ohne türkischen Pass sowie starke Repressionen gegen die Griechen auf den türkischenÄgäisinselnGökçeada (Imbros) undBozcaada (Tenedos), wie etwa die Schließung griechischer Schulen. Ab Mitte der 70er Jahre fast vollständige Abwanderung der Griechen aus der Türkei. Nur etwa 2.000 griechische Einwohner leben heute noch in Istanbul und etwa 400 auf Gökçeada.
  • 1958 – Eine große Zahl der griechischen Gemeinde inAlexandria flieht vor dem RegimeNassers nach Griechenland.
  • 1974 (15. Juli) – Invasion der Türkei inZypern. Etwa 200.000 Griechen fliehen in den griechisch kontrollierten Südteil der Insel, nach Griechenland oder insVereinigte Königreich.
  • 1980er Jahre – Viele Bürgerkriegsflüchtlinge können nach Griechenland zurückkehren.
  • 1990er Jahre –Auflösung der Sowjetunion. Etwa 100.000 Griechen ziehen ausGeorgien,Armenien und Süd-Russland nach Griechenland. Etwa 650.000 Menschen immigrieren ausAlbanien, von denen ein sehr kleiner Teil ethnisch ebenfalls Griechen sind.

Die griechischen Auswanderer

Migration ist ein beinahe kontinuierlicher Bestandteil der Geschichte der Griechen: Man kann vier Phasen griechischer Auswanderung aus dem Stammland definieren:

  • Die antike Kolonisation des Mittelländischen und Schwarzen Meeres
  • Die Ausbreitung von Griechen im Reich Alexanders des Großen während des Hellenismus
  • Die Verbreitung von Griechen im Territorium des Osmanischen Reiches nach 1453
  • Die Flucht von Gelehrten und Händlern während des Osmanischen Reichs nach Westeuropa
  • Die moderne Auswanderung seit dem 19. Jahrhundert nach Westeuropa und Übersee

Die moderne Auswanderung beginnt etwa um die Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach Angaben des griechischen Nationalen Statistischen Dienstes sind zwischen 1850 und 1940 rund 511.000 Menschen aus Griechenland ausgewandert, allein 463.000 von ihnen in die USA. Die höchsten Auswandererzahlen finden sich hierbei in den Jahren 1906–1915. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt um die Mitte der 1950er Jahre wieder eine stärkere Emigration aus Griechenland ein, mit jährlichen Zahlen bis 1975 von 12.000 bis 30.000, wobei die USA zugunsten Westeuropas immer stärker in den Hintergrund treten. Auch eine Rückwanderung nach Griechenland findet statt, ist jedoch wesentlich geringer als die Auswanderung.

Aus den Siedlungsgebieten außerhalb des griechischen Staatsgebiets emigrierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr Griechen nach Übersee als in den griechischen Staat selbst.

Ähnlich wie die antiken Kolonisten haben viele der modernen Auslandsgriechen den Kontakt zum Mutterland stets weiter gepflegt und Sprache, Religion und Bräuche auch in der neuen Heimat erhalten. Das Selbstbewusstsein als Griechen bzw. griechischeDiaspora hat sich so bis auf den heutigen Tag unter vielen der bis zu 4 Mio. Auslandsgriechen erhalten, oft auch nach Annehmen der Nationalität des neuen Heimatlands.

Selbstverständnis der heutigen Griechen

„Es ist in der Tat verblüffend, wie viele Aspekte des heutigen politischen Lebens Griechenlands – vor allem Athens – antike Parallelen haben“, schreibtHeinz A. Richter in seinem WerkGriechenland im 20. Jahrhundert, führt dabei Beispiele wie „den leidenschaftlichen Anteil am Leben der Politeia, deren Ereignisse eifrig diskutiert werden“ auf und geht bis hin zu charakterlichen Gemeinsamkeiten zwischen den heutigen und antiken Griechen.

Als ‚direkte Nachfahren der antiken Hellenen‘ legen die Griechen großen Wert auf die Kenntnis der Antike. Bereits in der Grundschule steht Geschichte auf dem Lehrplan, Altgriechisch ist Pflichtfach. Antike Gelehrte und deren Schriften wie Homer, Platon und Sokrates sind wichtig, die kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe der Antike spielt kulturell häufig eine große Rolle. ImNamensstreit um den Staatsnamen Mazedoniens verweist der griechische Staat auf die Nachfolge der Nordgriechen aus den antiken Makedonen und sieht die Vereinnahmung Alexanders des Großen durch Mazedonien sehr kritisch.

Gleichzeitig empfinden sich viele Griechen, auch außerhalb des heutigen griechischen Staatsgebiets aufgewachsene, immer noch alsRomii (‚Römer‘, vgl. Romiosini). Diese starke Identifikation mitByzanz erklärt sich nicht zuletzt durch den traditionell großen, im Grunde identitätsstiftenden Einfluss dergriechisch-orthodoxen Kirche auf Griechenland. Das byzantinische Erbe geht aber über die Religion hinaus, es spiegelt sich auch im Volksglauben, in Sitten, Gebräuchen, Musik etc. wider. Byzantinische Legenden wie z. B. die vom „zu Marmor versteinerten Kaiser“ (der letzte byzantinische KaiserKonstantinos Palaiologos), der eines Tages wiederauferstehen und die Romaii von der osmanischenFremdherrschaft befreien würde, leben bis heute als Volksglaube fort.

Auch prägt diese Identifikation der Griechen mit ihrem mittelalterlichen Großreich das bis heute anhaltende Misstrauen gegenüber dem – fränkischeni. e. katholischen – Westen, der sie in ihren Augen im Kampf gegen die Osmanen aus Gründen der religiösen Machtkämpfe und Einflussnahme (vgl.Schisma) allein gelassen und verraten habe.

Gegen diese tief verwurzelte Identifikation des Volkes mit Byzanz konnten auch griechische Gelehrte der Neuzeit wieAdamantios Korais, der Byzanz als priesterbeherrschten Obskurantismus zutiefst verachtete und sich ausschließlich mit der Antike identifizierte, nichts ausrichten.

Die Griechen in Griechenland und Zypern

Griechenland

Die Griechen bilden das Staatsvolk inGriechenland; ihre Zahl beträgt rund 11 Millionen. Da diegriechische Verfassung dieOrthodoxe Kirche als Staatskirche definiert, gelten Angehörige anderer, im griechischen Sprachgebrauch „fremder Konfessionen“ (ξένα δόγματαxena dogmata) oft nicht als Griechen im eigentlichen Sinne. Eine rechtliche Anerkennung besteht nur für die muslimische Minderheit (gebildet vonTürken undPomaken), andere Minderheitensprachen wieAlbanisch,Aromunisch undÄgäis-Mazedonisch haben keinen offiziellen Status in Griechenland. Die etwa 50.000 Angehörigen derGriechischen Katholischen Kirche wie auch jüngerer christlicher Kirchen werden statistisch als Griechen fremder Religion geführt.

Zypern

Etwa 721.000 Griechen (2004) bilden rund 78 Prozent der Bevölkerung aufZypern. Sie entstanden aus einer Vermischung der antiken griechischen Inselbevölkerung mit im Mittelalter vom Festland zugezogenen Griechen. Bedingt durch die lange politische und räumliche Isolation im Mittelalter und in der Neuzeit konnten sich bis heute einige sprachliche Archaismen aus dem Mittelalter halten. Dadurch weicht daszypriotische Griechisch, die Umgangssprache der Zyperngriechen merklich von der griechischen Hochsprache ab. Letztere wird trotzdem in allen formellen Zusammenhängen (Bildungswesen, Ämter, Medien) und in Schriftform benutzt. Religiös sind dieZyperngriechen, früher auch in Abgrenzung zu denZyperntürken alsZyprioten, seit 431 autokephal (Kirche von Zypern). Dennoch ist die kulturelle Verbindung zum griechischen Mutterland stets sehr stark gewesen, so dass die griechischenZyprer nach eigenem Selbstverständnis zwar sich nach wie vor Griechen verstehen, sich aber gegenüber diesen auch abgrenzen. Seit der türkischen Invasion 1974 leben fast alle griechischen Zyprer (bis auf eine kleine Minderheit von etwa 500 Personen) auf dem verbliebenen Territorium der Republik Zypern.

Auslandsgriechen

Hauptartikel:Griechische Diaspora

Traditionelle griechische Siedlungsgebiete

Italien

Lage der griechischen Sprachinseln in Süditalien

Die Sprachen der griechischen Enklaven inItalien werden unter der BezeichnungGriko zusammengefasst. Verschiedenen Theorien zufolge sind die Griko sprechenden Italiener entweder Nachfahren griechischer Kolonisten imGroßgriechenland (Magna Graecia) der Antike oder Nachfahren von Byzantinern, die im 9. Jahrhundert in Süditalien ansässig wurden. Die Sprecherzahl wird auf ca. 70.000 geschätzt.Die Sprachinseln konzentrieren sich auf je neun Dörfer in zwei Regionen,Grecìa Salentina auf der HalbinselSalento undBovesìa (griechisch-kalabrischer Dialekt) im südlichenKalabrien. Das Griko hat in Italien den Status einer Minderheitensprache.

Albanien

Der zuAlbanien gehörende nördliche Teil der RegionEpirus (ΉπειροςÍpiros) ist auch heute noch griechisch besiedelt. Die Region um die Stadt Argyrókastro (Αργυρόκαστρο), aufAlbanischGjirokastër, wurde von mehr als 100.000 Griechen bewohnt. Über die heutige Zahl existieren recht unterschiedliche Angaben.[3] Nach albanischen Angaben beläuft sich ihre Zahl auf etwa 66.000 Menschen.[4] Auch in den albanischen StädtenVlora und derHauptstadtTirana leben einige tausend Griechen, deren Familien aber ursprünglich allesamt aus demNordepirus stammen. Viele dürften nach Öffnung der Grenze aufgrund der schlechten Wirtschaftslage Albaniens nach Griechenland eingewandert sein. Kulturelle und politische Rechte für Minderheiten werden in derVerfassung Albaniens in den Artikeln 3 und 20 garantiert[5].

Schwarzmeerregion

DiePontier (ΠόντιοιPóndii) sind die größte griechische Gruppe, die um dasSchwarze Meer ansässig war. Ihr Siedlungsgebiet reichte von der StadtSinop (griechischΣινώπηSinópi) im Westen bis kurz vorBatumi im Osten. Größte Stadt der Region warTrabzon (griechischΤραπεζούςTrapezous). Viele Städte in der heute türkischen Region waren bis 1922 nahezu ausschließlich von Griechen bevölkert, doch nach derKleinasiatischen Katastrophe 1922 mussten nahezu alle Griechen das Land verlassen. Die meisten siedelten sich in Gebieten Nordgriechenlands an, aus denen viele nicht griechischsprachige Einwohner nach Bulgarien und in die Türkei ausgewandert waren. Ihr Dialekt, dasPontische, wird dort bis heute gepflegt.

An dergeorgischen Schwarzmeerküste ließen sichGriechen aus demPontos (ΠόντοςPóndos) imMittelalter ebenso nieder wie dieUrumer inAbchasien. Viele dieser Familien wurden aber von den Einheimischenassimiliert, die anderen sind nach dem Fall desEisernen Vorhangs meist nach Griechenland eingewandert.

Daneben siedelten Griechen bis ins 20. Jahrhundert an der bulgarischen Schwarzmeerküste um die StadtBurgas sowie inOstthrakien. In den StädtenConstanța,Plowdiw (griechischΦιλιππόποληPhilippópoli),Warna undOdessa bildeten sie große Gemeinden. In derUkraine, in Teilen derKrim und um die StadtMariupol leben bis heute beträchtliche griechische Minderheiten, die ebenfalls eine Variante des Pontischen sprechen.

DieRum sind Nachfahren der griechischen Byzantiner. Nach dem FallKonstantinopels 1453 konvertierten viele der im Schwarzmeerraum verbliebenen griechischen Christen zumIslam. Ihre muslimischen Nachkommen sprechen ebenfalls Pontisch (türkischRumca).

Kleinasien und Naher Osten

Ethnologische Karte 1910, dieosmanischen Griechen in Blau

Außer den bereits angesprochenenPontiern lebten bis 1922 auch in anderen RegionenKleinasiens Griechen. Die größte griechische Stadt in dieser Zeit war Smyrna (ΣμύρνηSmyrni), heuteİzmir. Fast die gesamte heute türkischeÄgäisküste war von Griechen besiedelt, da dort bereits in der vorchristlichen Antikegriechische Kolonien gegründet worden waren. In einigen Regionen stellten sie die überwiegende Bevölkerungsmehrheit, insgesamt rund zehn Prozent der Bevölkerung. Alle außer den griechischen Bewohnern Konstantinopels mussten im Zuge desBevölkerungsaustauschs nach 1922 insgriechische Staatsgebiet umsiedeln. Nach demPogrom von Istanbul im Jahre 1955 verließen auch die meisten in Istanbul verbliebenen Griechen ihre Heimat. Heute leben außer auf den türkischenÄgäisinselnGökçeada (griechischΊμβροςImbros) undBozcaada (griechischΤένεδοςTenedos) sowie inIstanbul (griechischΚωνσταντινούπολιςKonstantinoúpolis) keine Griechen mehr in derTürkei. Davon wohnten 2006 noch 1650 in Istanbul.[6]

Auch an der Südküste, in der heutigen türkischen ProvinzHatay, lebten viele Griechen. ImSandschak Alexandrette lebtenantiochenische Griechen; die Zahl ging von 50.000 im Jahre 1895 auf rund 30.000 in den 1930er Jahren zurück,[7] und 1995 wurde die dortige Bevölkerung an griechischstämmigen Türken auf 10.000 geschätzt.[8] Die verbliebenen Griechen in der Provinz Hatay mussten zwangsweiseTürkisch sprechen, so dass sie schnell assimiliert wurden. Im Jahr 1999 lebten noch 2.500 Griechen in der Türkei.[9]

Die 1937 gegründete Griechische Gemeinde in Jerusalem

Während noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast 500.000 Griechen inÄgypten in und um die StadtAlexandria lebten, waren es 1950 nur mehr noch knapp 100.000 und im Jahr 2000 kaum mehr als 800. Daneben gab und gibt es auch noch heute einige kleinere griechische Gemeinden imIrak und imLibanon.

Seit den 1930er Jahren und nach demHolocaust begann eine Emigration griechischer Juden nachIsrael, die heute weitgehend in die israelische Gesellschaft assimiliert sind.

Die Griechen in denVereinigten Arabischen Emiraten und inBahrain sind als Fachkräfte oder Geschäftsleute in den letzten Jahrzehnten dorthin abgewandert.

Griechische Diaspora der Neuzeit

Griechenland war wie andere europäische Länder im späten 19. Jahrhundert von einer Auswanderungswelle nach Nordamerika und Australien betroffen. Mitunter kamen auch politische Gründe hinzu.

Deutschland

Hauptartikel:Griechen in Deutschland

Seit 1700 emigrierten vor allem griechische Kaufleute nach Deutschland, sie waren imPelzhandel, im Tabak- und Südfrüchtehandel tätig.

Etwa 1 Mio. Griechen waren im Laufe derGastarbeiterzeit in derBundesrepublik Deutschland. Da aber eine dauerndeFluktuation herrschte, erreichte dieWohnbevölkerung mit über 400.000 Griechen in den Jahren 1973 und 1974 ihren Höchststand. Sie ging nach dem Sturz dergriechischen Militärdiktatur 1974 bis 1976 um ein Achtel zurück. Heute leben etwa 300.000 in Deutschland; die Verteilung ist allerdings regional sehr unterschiedlich. Es existiert ein starkesSüd-Nord-Gefälle. Außerdem leben mehr Griechen in städtischen Gebieten als auf dem Land.

Während und nach dem griechischen Bürgerkrieg emigrierten viele griechische Kommunisten aus politischen Gründen in die DDR oder schickten ihreKinder in dortige Kinderheime. Diese Welle endete erst mit dem Ende der Militärdiktatur.

Die Entwicklung der griechischen Wohnbevölkerung in Deutschland (seit 1967)
Jahr19671970197319761979198219851988199119941997
Anzahl200.961342.891407.614353.733296.803300.824280.614274.973336.893355.583363.202
Jahr20002003200420052006200720082009201020112012
Anzahl365.438354.600315.989309.794303.761294.891287.187278.063276.685283.684

Quelle:Statistisches Bundesamt

Österreich

Hauptartikel:Griechen in Österreich

Seit dem 17. Jahrhundert kamen griechische Kaufleute und Unternehmer nach Österreich. Sie waren im Handel und im Bankenwesen tätig, Mitte des 20. Jahrhunderts kamen auch viele Studenten. Im Gegensatz zu denGriechen in Deutschland zeichnet sich diese Auslandsgemeinde durch eine größere Homogenität und eine geringere Fluktuation während der verschiedenen Jahrzehnte aus.

Vereinigtes Königreich

Hier leben etwa 212.000 Griechen. Gerade in London leben sehr viele griechisch-zypriotische Einwanderer, was damit zusammenhängt, dass Zypern von 1878 bis 1960 unter britischer Herrschaft stand.

Frankreich

In Frankreich leben etwa 35.000 Griechen. Viele bekannte griechische Persönlichkeiten waren während dergriechischen Militärdiktatur im französischen Exil.[10]

Nordamerika

Griechischer Einwanderer in New York auf der Parade am 4. Juli 1915

Als Teil der europäischen Einwanderungswellen im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten auch viele Griechen in dieUSA und nachKanada aus. Viele von ihnen bewahrten ihre kulturelleIdentität. Die griechischeBotschaft in den USA schätzt die dortige Zahl der Griechen auf 2 Mio. Nochmals etwa 350.000 leben in Kanada.

In und umChicago leben etwa 200.000 Griechen, in und umNew York weitere 200.000. Die US-Gemeinde mit dem höchsten griechischstämmigen Bevölkerungsanteil (9,3 %) istTarpon Springs inFlorida. InMontréal undToronto in Kanada schätzt man die Zahl der griechischen Einwohner auf jeweils 120.000. Straßen sind in diesen Wohngebieten in Nordamerika oftmals auch griechisch beschildert.

Im Jahre 2000 lebten 1.153.295 Menschen griechischer Abstammung in den USA, davon beherrschten noch 365.435 ihre griechische Muttersprache. 2012 waren 133.917 Einwohner der USA in Griechenland geboren.[11]

Einwanderung von Griechen in die USA
JahrAnzahl
1890–1917450.000
1918–192470.000
1925–194530.000
1946–1982211.000
1986–201237.000[12]

Südamerika

Während der Auswanderungswelle nach Nordamerika verschlug es auch etwa 50.000 Griechen nach Südamerika, vor allem nachBrasilien, wo alleine inSão Paulo 20.000 Griechen leben.

Australien

Auch diese Griechen sind Auswanderer und deren Nachkommen. 75 Prozent der etwa 700.000 Griechen in Australien leben inSydney undMelbourne. Mittlerweile ist Melbourne die drittgrößte von Griechen bewohnte Stadt der Welt und die größte außerhalb Griechenlands.

Völker mit Verbindungen zu den Griechen

Dayuan

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Dass die angeführten persischen und chinesischen Bezeichnungen der modernen Sprache (persisch) bzw. der modernen Aussprache (chinesisch) entsprechen lässt nichts Gutes erwarten. Das mit Ferghana identifizierte Land war allenfalls Kontaktzone zur griechischen Welt, in der griechische Siedlungen nicht belegt sind. Die Chinesen waren denn auch an den Pferden dieser Region interessiert.

Nach einer Hypothese ist das (offensichtlich indoeuropäische) Volk derDayuan, das um130 v. Chr. inchinesischen Quellen beschrieben wird, aus Nachfahren griechischer Siedler aus der Zeit Alexanders des Großen hervorgegangen. So wird z. B. spekuliert, dass der Namensbestandteil Yuan eine Transliteration der WörterYona oderYavana ist, die inPali das Wort ‚Ionier‘ umschreiben (Vgl. auchpersisch یونانی‌ها,DMGYūnān-hā, „Griechen“). Demnach würdeDayuan (wörtlich: ‚Große Yuan‘) eigentlich ‚Große Ionier‘ bedeuten. Der Kontakt der Dayuan mit den Chinesen gilt als historisches Schlüsselereignis, da er den ersten Kontakt zwischen einer indoeuropäischen und der chinesischen Kultur darstellte. Diese Begegnung legte den Grundstein für die Entstehung derSeidenstraße, die die zentrale Verbindung zwischen Ost und West, sowohl zum Austausch von Waren als auch von kultureller Identität bildete, und vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 15. Jahrhundert Bestand hatte.

Chitral Kalasha

Das Volk derChitral Kalasha oderSchwarzen Kafiri ist eine ethnische Minderheit der ProvinzKhyber Pakhtunkhwa im NordwestenPakistans. Sie lebt in einer abgeschiedenen BergregionChitrals, den TälernBumburiet, Birir undRumbur, und sieht sich als direkte Nachfahren derMakedonen aus der ZeitAlexanders des Großen. Allerdings werden diese Annahmen, da es Hinweise auf ein deutlich früheres Bestehen lange vor Alexanders Invasion inPersien gibt, in neuerer Zeit stark bezweifelt. Die Chitral Kalasha sprechenKalasha-mun, auchKalasha genannt, eine vom Aussterben bedrohteindoiranische bzw. dardische Sprache. Etwa dreitausend Angehörige dieser Ethnie haben, als einziges Volk in der Gegenwart, einepolytheistische Religion mit vermuteten Bezügen zu jener der antiken Griechen bzw. der frühenProto-Indoeuropäer bewahrt. Die teils deutlichen europäischen Züge in ihrer Kultur sowie in ihren physischen Merkmalen haben zu verschiedenen Hypothesen, beispielsweise einer unmittelbaren Abstammung von den antiken Griechen oder den Proto-Indoeuropäern, geführt.

Urum

DieUrum (Eigenbezeichnung:Urum, Pl.Urumları) sind eine kleineturksprachige Minderheit vorwiegend imKaukasus, derSüdwestukraine, derKrim und demBalkan. Als Alternativbezeichnung ist aus der deutschenTurkologie auch der BegriffGraeko-Tataren bekannt. Die Angehörigen dieser Volksgruppe sind aus ethnischer Sicht als Griechen (türkischRum ‚Grieche‘) anzusehen, deren Vorfahren (rund 9.600 Menschen) um das Jahr1780 dietatarische Sprache annahmen. Die Volksgruppe der Urum umfasst heute rund 13.000 Menschen. Die Urum sindgriechisch-orthodoxeChristen. BeiVolkszählungen werden die Urum in Georgien aufgrund ihres Glaubens als „Griechen“ und nicht alsTurkvolk aufgeführt.

Literatur

  • Gerhard Grimm:Griechen. In: Edgar Hösch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen (Hrsg.):Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Böhlau Verlag, 2004,ISBN 3-205-77193-1,S. 255 ff. 
  • Richard Clogg:Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Abriß. Köln (Romiosini) 1997,ISBN 3-929889-13-7
  • Edgar Hösch:Geschichte der Balkanländer. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Beck, München 1999,ISBN 3-406-45631-6
  • Manfred Kaiser:Migration und Remigration – Das Beispiel Griechenland. In:Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Kohlhammer, Stuttgart 1985,iab.de (PDF; 1,5 MB)
  • Mark Mazower:Der Balkan. BVT, Berlin 2002,ISBN 3-442-76040-2
  • Gotthard Strohmaier:Die Griechen waren keine Europäer. In: Eckhard Höfner, Falk P. Weber (Hrsg.):Politia Litteraria. Festschrift für Horst Heintze zum 75. Geburtstag. Glienicke (Berlin)/Cambridge (Mass.) 1998, S. 198–206.
  • Pavlos Tzermias:Neugriechische Geschichte. Eine Einführung. Francke, Tübingen / Basel 1999,ISBN 3-7720-1792-4

Weblinks

Wiktionary: Grieche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ἐσλαβώθη δὲ πᾶσα ἡ χώρα καὶ γέγονε βάρβαροςEslavothi de pasa i chora ke gegone varvaros – Konstantin Porphyrogennetos:De thematibus
  2. „Barbarisch“ im Sinne vonnicht-römisch
  3. Minderheiten in Albanien. (Memento desOriginals vom 12. Juni 2018 imInternet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regione.taa.it Autonome Region Trentino-Südtirol. → Griechen: 105.000 Menschen
  4. Atlas der albanischen Bevölkerung. Tirana 2003
  5. Constitution of the Republic of Albania, Webseite vonEuralius
  6. Günter Seufert, Christopher Kubaseck:Die Türkei – Politik, Geschichte, Kultur. C.H.Beck Verlag, München 2006,ISBN 3-406-54750-8, S. 162
  7. Peter Alford Andrews:Ethnic Groups in the Republic of Turkey. Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1989,ISBN 3-89500-297-6
  8. Marios D. Dikaiakos:The Greeks of Turkey, 1992–1995 Fact-sheet (Memento vom 20. Dezember 2006 imInternet Archive)
  9. Greece. The Turks of Western Thrace. (PDF; 350 kB) Human Rights Watch, 1999, S. 2, Fußnote
  10. D’une frontière à l’autre: Mouvements de Fuites, Mouvements discontinus dans le monde néo-hellénique. Présences néo-hélleniques dans les pays francophones ici-maintenant et ailleurs (Memento vom 11. Januar 2012 imInternet Archive) (PDF; 201 kB) XXe Colloque International des Néo-Hellénistes des Universités Francophones, Université Charles-de-Gaulle–Lille 3, 24 – 25 – 26 mai 2007
  11. pewhispanic.org (Memento vom 21. Januar 2016 imInternet Archive) (PDF)
  12. Immigration Statistics | Homeland Security. Dhs.gov; abgerufen am 29. Juli 2013
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Griechen&oldid=244989700
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