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Heliopolis

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterHeliopolis (Begriffsklärung) aufgeführt.
Heliopolis inHieroglyphen
O28W24
O49

Jwnw
Iunu
Säulenkapitell mit Kartuschen desSethnacht (20. Dynastie)

Heliopolis (altgriechisch ἩλιούπολιςHēlioúpolis „Sonnenstadt“;altägyptischIunu;alttestamentlichOn) war die Hauptstadt des 13.unterägyptischenGaues (Heliopolites) und eine bedeutende Kultstätte imNildelta. Ihre Überreste befinden sich heute im nordöstlichen TeilKairos, insbesondere in den Stadtteilen Matariya und Ain Schams.

Trotz der umfassenden Zerstörung der Tempelstrukturen kann die Geschichte von Heliopolis anhand archäologischer Funde, historischer Berichte und religiöser Texte im Detail rekonstruiert werden. Einige Überreste, wie derObelisk vonSesostris I. und Teile der Umfassungsmauern aus dem 2.–1. Jahrtausend v. Chr., stehen noch an ihrem ursprünglichen Platz.

Geschichte

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Hauptartikel:Geschichte von Heliopolis
Fragment eines Kalksteinschreins des KönigsDjoser,Museo Egizio, Turin

Archäologische Funde belegen, dass Heliopolis bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. besiedelt war. Während desAlten Reiches (ca. 2686–2181 v. Chr.) entwickelte sich die Siedlung zu einer bedeutenden Stadt, was durch Inschriftenfragmente undPapyri belegt ist.

ImMittleren Reich erlebte Heliopolis unterSesostris I. (ca. 1956–1911 v. Chr.) einen Aufschwung, der mit dem Bau von Tempelhäusern und der Errichtung eines 20,5 Meter hohen Obelisken verbunden war.

ImNeuen Reich ließ zunächstThutmosis III. eine massive Umfassungsmauer um die Stadt errichten und speziell in derAmarna-Zeit behielt Heliopolis mit seinem Sonnentempel seine religiöse Bedeutung.[1] In der19. Dynastie ließ dannRamses II. auf dem beim Volk beliebten Gelände unter anderem einenSanktuarbau und dazu zahlreiche Götterplastiken errichten.[1]

In derSpätzeit (664–332 v. Chr.) wurden unterPsammetich I. undNektanebos I. umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. In derptolemäischen Zeit behielt Heliopolis seine religiöse Bedeutung bei, verlor jedoch an politischem Einfluss. Der griechische HistorikerHerodot beschrieb die Stadt im 5. Jahrhundert v. Chr. als Zentrum der Gelehrsamkeit.[2] Unterrömischer Herrschaft (30 v. Chr.–395 n. Chr.) wurde Heliopolis zu einem beliebten Touristenziel, wie Berichte antiker Autoren wieStrabon bezeugen.

Mit derChristianisierung Ägyptens ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. verlor Heliopolis allmählich seine Bedeutung als religiöses Zentrum. Viele Tempel wurden abgetragen. Das Baumaterial fand Verwendung beim Bau von Kirchen und späterenMoscheen in Kairo. ImMittelalter waren von Heliopolis nur nochRuinen sichtbar, wie der arabische HistorikerAl-Maqrizi im 15. Jahrhundert beschrieb.

Architektur und Bauwerke

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Tempelanlagen

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Lageplan des Tempelbezirks zur Zeit derLepsius-Expedition (1842–1845)

DerHaupttempelbereich von Heliopolis befindet sich heute im Kairoer Stadtteil Matariya.[3] Der ursprüngliche Tempelkomplex erstreckte sich über eine Fläche von etwa 0,9 Quadratkilometern und beinhaltete neben dem Haupttempel auch zahlreiche Nebenheiligtümer, Verwaltungsgebäude und Priesterwohnungen. Obwohl die meisten Tempelstrukturen im Laufe der Zeit zerstört wurden, sind einige bedeutende Überreste erhalten geblieben. DerObelisk von Sesostris I. (ca. 1956–1911 v. Chr.) ist mit einer Höhe von 20,5 Metern der älteste noch stehende Obelisk Ägyptens.[4] Zudem sind Teile der massiven Umfassungsmauern aus dem 2. bis 1. Jahrtausend v. Chr. sichtbar, die den heiligen Bezirk umgaben.

Der Tempelkomplex von Heliopolis war einst weitläufig und beherbergte zahlreiche Heiligtümer und Kultorte. Im Zentrum stand derHaupttempel des Atum-Re. Für den Kult des heiligenMnevis-Stiers gab es einen eigenen Tempel innerhalb des Komplexes.

In der Spätzeit ließ Nektanebos I. einen neuen Atum-Tempel errichten, von dem Teile bei aktuellen Ausgrabungen gefunden wurden.

Obelisken

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Obelisk desSesostris I.

Der römische Kaiser Augustus veranlasste 13 v. Chr. den Transport einiger heliopolitanischer Obelisken nach Alexandria undRom. Zwei Obelisken von Thutmosis III. wurden nach Alexandria vor dasCaesarium gebracht. Dort standen sie bis ins 19. Jahrhundert. 1878 wurde einer von ihnen in London am Ufer der Themse aufgestellt und der andere 1881 in New York im Central Park.[5]

In Rom wurde 10 v. Chr. auf dem Marsfeld derObelisk von Psammetich II. errichtet und diente dort alsGnomon für einen Meridian. Er stand vermutlich noch im 11. Jahrhundert, als er während der Plünderung von Rom durch dieNormannen 1084 umstürzte und in mehrere Teile zerbrach. Im 16. Jahrhundert wurden erste Fragmente in einem privaten Garten wiederentdeckt. Der damaligePapst Julius II. zeigte jedoch kein Interesse an den Funden. ErstPapst Sixtus V. plante den Obelisken wieder zusammenzusetzen, jedoch wurde die Freilegung der Fragmente im März 1587 aufgegeben. Im Frühjahr 1748 ließPapst Benedikt XIV. die einzelnen Stücke ausgraben und abtransportieren, aber erst 40 Jahre später unterPapst Pius VI. wurde der Obelisk wieder aufgebaut. Nach vier Jahren Restaurierungsarbeiten wurde er am 14. Juli 1792 auf der Piazza di Monte Citorio aufgerichtet.[6]

Der letzte heliopolitanische Obelisk, den Augustus nach Rom bringen ließ, stammt von Sethos I. Er wurde ebenfalls 10 v. Chr. imCircus Maximus errichtet. Zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert stürzte der Obelisk um und zerbrach in mindestens zwei Teile. Nach der Freilegung 1586 durch Papst Sixtus V. wurde er nach einer Restaurierung 1589 auf derPiazza del Popolo wieder aufgestellt.[7]

Nekropolen

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Die Stiernekropole des Mneviskultes befand sich in Arab el-Tawila und wurde 1902 vomÄgyptischen Antikenministerium erforscht. Sie enthielt Hinweise auf Bestattungen der heiligen Stiere von der ZeitRamses II. bis in ptolemäische Zeit.[8] Eine Elite-Nekropole mit Gräbern aus dem Alten Reich und der Spätzeit wurde in den Jahren 1916 bis 1936 untersucht. In den 1950er Jahren führte die Antikenbehörde Rettungsgrabungen in den Nekropolen von Matariya und Ain Schams durch.

Religiöse Bedeutung

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Heliopolis war ein bedeutendes religiöses Zentrum imAlten Ägypten und hatte eine herausragende Stellung in derägyptischen Mythologie,Kosmologie undAstronomie. Insbesondere als Ursprungsort der Schöpfung und Sitz des SonnengottesRe war die Stadt ein religiöser Anziehungspunkt. Gemäß der heliopolitanischen Schöpfungslehre entstand die Welt hier, als sich der UrgottAtum aus dem UrozeanNun erhob und auf demUrhügel niederließ. Diese Schöpfungslehre ist unter anderem in denPyramidentexten des Alten Reiches dokumentiert und hatte später einen weitreichenden Einfluss in ganz Ägypten.

Neunheit von Heliopolis

Der Hauptgott von Heliopolis warAtum-Re, einesynkretische Verschmelzung des Sonnengottes Re mit dem Schöpfergott Atum. Atum stand an der Spitze derNeunheit von Heliopolis, einer Gruppe von neun Gottheiten, die die Grundordnung desKosmos repräsentierten. Zur Neunheit, die kosmologische Prinzipien verkörpert, gehörten neben Atum auchSchu undTefnut,Geb undNut, sowieOsiris,Isis,Seth undNephthys.

Der Tempelkomplex von Heliopolis beherbergte zahlreiche Heiligtümer und Kultorte. Eine zentrale Rolle in der religiösen Praxis spielte der Kult des Mnevis-Stiers, der als lebende Verkörperung des Sonnengottes Re verehrt wurde. Die Bestattung dieser heiligen Stiere fand in einer eigenen Nekropole inArab el-Tawila statt.

Heliopolis galt als Sitz des „Fürstenhauses“, des mythischen Gerichtshofs des Sonnengottes Re. Nach ägyptischem Glauben fand hier dasTotengericht statt, bei dem über den Eintritt des Verstorbenen insJenseits entschieden wurde. Diese Vorstellung hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der ägyptischen Totenreligion.

Die Priesterschaft von Heliopolis genoss einen Ruf als herausragendeGelehrte. Sie erarbeitete komplexe theologische Konzepte und leistete wesentliche Beiträge zur Entwicklung desägyptischen Kalenders und der Astronomie. Die Priester von Heliopolis bewahrten heiligen Texte und Wissen, die die religiösen Vorstellungen in ganz Ägypten beeinflussten.

Trotz des Verlusts an politischer Bedeutung bewahrte Heliopolis seine religiöse Ausstrahlung bis in die ptolemäische und römische Epoche. Noch in derSpätantike war die Stadt ein Ziel fürPilger und Gelehrte, die die alte Weisheit Ägyptens suchten. Mit derChristianisierung Ägyptens verlor Heliopolis endgültig seine Stellung als religiöses Zentrum, doch sein Erbe wirkte in der ägyptischen Kultur und Religion noch lange nach.

Archäologische Forschung

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Ausgrabungen von Schiapparelli
Bergung des Torsos der Statue von Psammetich I.

Die erste systematische Ausgrabung in Heliopolis leitete der italienische ÄgyptologeErnesto Schiapparelli von 1903 bis 1906. Die ältesten der von ihm entdeckten Statuen- und Schreinfragmente datieren in die Zeit König Djosers.[9] Im Winter 1911/12 untersuchte der Brite William Matthew Flinders Petrie den Tempelbezirk und erstellte einen Plan des Geländes. Er untersuchte unter anderem die von Schiapparelli entdeckte Mauer, in welcher er ein Fort aus der Hyksos-Zeit vermutete.[10] Die Tempelverwaltung im Norden wurde zwischen 1976 und 1981 von der Universität Kairo unter der Leitung von Abdel-Aziz Saleh ausgegraben.[11]

Seit 2012 führt ein ägyptisch-deutsches Archäologenteam Ausgrabungen an verschiedenen Stellen des Tempelbezirks durch. Die Leitung teilen sich Aiman Ashmawy vom Antikenministerium undDietrich Raue von derUniversität Leipzig. Das Team kooperiert dabei miti3Mainz – Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik.[12]

Jüngste Entdeckungen

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  • 2006: Entdeckung einesSonnentempels mit Statuen von Ramses II.[13]
  • 2015: Fund vonBasalt-Fragmenten einer geographischenProzession und Säulenfragmenten mit dem Namen von Nektanebos I.[14]
  • 2017: Fund der Kolossalstatue von Psammetich I.
  • 2021: Freilegung von Reliefs, Inschriften und Statuenfragmenten aus verschiedenen Epochen.[15]

Literatur

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Dokumentationen

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Weblinks

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Commons: Heliopolis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Heliopolis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. abDeutsches Archäologisches Institut (DAI):Heliopolis. Supermarkt an mythischem Ort. In:Abenteuer Archäologie. Kulturen, Menschen, Monumente. Heft 2/2006, Spektrum-der-Wissenschaft-Verlag, Heidelberg 2006, S. 88 (Volltext als PDF)
  2. Herodot, Historien, II.3
  3. Dietrich Raue: Heliopolis. In: WiBiLex. Mai 2006, abgerufen am 28. Dezember 2024. 
  4. S. Schoske, A. Schlüter: Obelisken Dokumentation. Dokumentation anlässlich der Restaurierung des Münchner Obelisken. (PDF; 8,0 MB) Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München, 2009, S. 8, abgerufen am 28. Dezember 2024. 
  5. Michael Haase:Die Obelisken des Augustus in Rom. In:Sokar.Nr. 28. Berlin 2014,S. 82. 
  6. Michael Haase:Die Obelisken des Augustus in Rom. In:Sokar.Nr. 28. Berlin 2014,S. 76. 
  7. Michael Haase:Die Obelisken des Augustus in Rom. In:Sokar.Nr. 28. Berlin 2014,S. 85. 
  8. Aidan Dodson:Bull Cults. In:Divine Creatures. Animal Mummies in Ancient Egypt. April 2005,S. 92–95,doi:10.5743/cairo/9789774248580.003.0004 (englisch). 
  9. Dietrich Raue:Ausgrabungen unter Kairo. In: Aiman Ashmawy, Klara Dietze, Dietrich Raue (Hrsg.):Heliopolis – Kultzentrum unter Kairo. Heidelberg 2020,S. 27. 
  10. William Matthew Flinders Petrie, Ernest Mackay:Heliopolis, Kafr Ammar and Shurafa. In:British School of Archaeology in Egypt and Egyptian Research Account.Band 24. London 1915,S. 1–3. 
  11. Abdel-Aziz Saleh:Excavations at Heliopolis. Kairo 1981. 
  12. Heliopolis Project Site Information. Abgerufen am 28. Februar 2021. 
  13. Ägypten: Sonnentempel mit Ramses-Statue entdeckt. In:Der Spiegel. 27. Februar 2006,ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 28. Dezember 2024]). 
  14. Ralf Julke: Leipziger Archäologen machen wieder außergewöhnliche Funde im Tempel von Heliopolis. In: Leipziger Zeitung. 28. Oktober 2015, abgerufen am 28. Dezember 2024. 
  15. Neue Erfolge für ägyptisch-deutsche Forschungskampagne: Grabungsteam findet Zeugnisse aus der Geschichte des Heliopolis-Tempels. In: Leipziger Zeitung. 16. November 2021, abgerufen am 28. Dezember 2024. 
Normdaten (Geografikum):GND:4096184-9 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS) |VIAF:247201963

30.12933333333331.307527777778Koordinaten:30° 8′ N,31° 18′ O

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