Heinz Bosl

Heinz Bosl (*21. November1946 in Stollhofen[1], heute zuRheinmünster; †12. Juni1975 inMünchen) war ein deutscher Balletttänzer und galt als einer der besten deutschen Tänzer der 1970er Jahre.[2]
Ausbildung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Heinz Bosls Familie lebte bald nach seiner Geburt für einige Jahre in Dortmund. Dort wurde nach Aussage seiner Mutter (im Film vonPercy Adlon) eineRollschuhbahn Auslöser für den Wunsch des Kindes, tanzen lernen zu dürfen. Nach dem Umzug nach München wurde Heinz Bosl im Alter von acht Jahren in die von Kitty Wirthmiller geleitete Kinderballettschule derBayerischen Staatsoper München aufgenommen. Auf Wunsch seines Vaters nahm er gleichzeitig Klavierunterricht imTrappschen Konservatorium in München. Nach Abschluss der Kinderballettschule musste er sich zwischen dem Tanz- oder Musikstudium entscheiden und wählte den Tanz. Fortan besuchte er die Eleven-Klasse von Helen Kraus-Natschewa. Der damalige BallettdirektorHeinz Rosen förderte seine Ausbildung. 1962 schloss Heinz Bosl sein Tanzstudium erfolgreich ab und wurde sechzehnjährig Mitglied des Bayerischen Staatsopernballetts.
Tänzerischer Werdegang
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Mit 19 Jahren erhielt Heinz Bosl 1965 einen Vertrag als Solotänzer an der Bayerischen Staatsoper. 1968 übernahmJohn Cranko die Leitung des Münchener Balletts. Damit begann für Heinz Bosl die wichtigste Phase seiner tänzerischen Laufbahn. Er tanzte fortan Solorollen sowohl in klassischenHandlungsballetten wieRomeo und Julia,Schwanensee,Onegin als auch in Crankos abstrakten Balletten wieBegegnung in drei Farben. NebenMargot Werner war von 1967 bis 1974 vor allemKonstanze Vernon seine wichtigstePas-de-deux-Tanzpartnerin. Bosl war in den 1970er Jahren der männliche Startänzer desMünchener Nationaltheaters. Seine internationale Bekanntheit verdankte Heinz Bosl trotz vieler Gastspiele der Bayerischen Staatsoper jedoch vor allem den Tourneen mitMargot Fonteyn, mit der er in über 80 Vorstellungen tanzte. Bosl stand am Beginn einer glänzenden internationalen Karriere, starb jedoch im Alter von 28 Jahren anLeukämie.
Nach seinem Tod rief Konstanze Vernon dieHeinz-Bosl-Stiftung ins Leben, die als erste Ballett-Stiftung der Bundesrepublik[3] den Ballettnachwuchs fördert.
Würdigungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- „Als Tänzer verfügte Heinz über eine bemerkenswerte, sehr saubere, korrekte und mühelose Technik. SeinePirouetten schienen sich mit der Leichtigkeit eines Kreisels zu drehen und seine Elévation war anders als die jedes anderen mir bekannten Tänzers. Seine langen, eleganten Beine flogen mit großer Geschwindigkeit in die Luft, schienen dann aber ausgesprochene Schwierigkeit zu haben, die Schwerkraft wiederzugewinnen und zur Erde zurückzukehren. […] Sein Tanzen war weder langweilig korrekt noch angeberisch virtuos, sondern hatte seinen ganz eigenen Stil, der das Publikum augenblicklich beeindruckte, wenn es ihn sah. […] Fraglos gehörte Heinz zu den besten Tänzern unserer Zeit, und er hätte der Welt noch viel zu geben gehabt […].“DameMargot Fonteyn,Ballett-Jahrbuch[4]
- „Doch nicht allein Crankos Arbeiten stand die schlanke, blitzende Technik, die federnde Sprunggewalt und die Herzlichkeit der Gestaltung wohl an; auch einemBalanchine […], einemHans van Manen […] oderErich Walter […] war Heinz Bosl ein willkommener Interpret. Am überzeugendsten schien er mir freilich immer alsOnegin, als Colas (inAshtonsLa Fille mal gardée) und alsNußknacker (vonNeumeier): Rollen, die seinen persönlichen Adel, seine reine Empfindungskraft und unvergleichliche Eleganz ungebrochen zum Ausdruck brachten.“Hartmut Regitz,Das Tanzarchiv[5]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Max Niehaus:Heinz Bosl. Südwest Verlag, München 1975; 3., neubearb. u. erw. Aufl. 1976.
- Horst Koegler,Helmut Günther:Reclams Ballettlexikon. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1984, S. 72.
- Scheibmayr, Erich:Letzte Heimat. Persönlichkeiten in Münchner Friedhöfen, 1784–1984. München 1985.
Dokumentation
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Der Tänzer Heinz Bosl – Ein Erinnerungsbild vonPercy Adlon,Bayerischer Rundfunk 1976, ca. 45 Min.[6][7]
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Walter Demmel:Heinz Bosl, Solotänzer an der Bayer. Staatsoper München, ein berühmter Untermenzinger.Münchner Wochenanzeiger, 9. Januar 2014.
- Die Heinz-Bosl-Stiftung
- Tanzfoto von Heinz Bosl (Nr. 6) auf den Webseiten desDeutschen Tanzarchivs Köln zu Konstanze Vernon.
- Hartmut Regitz:Heinz Bosl, in:NDB-online.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Kurt Malisch:Bosl, Heinz, in: Karl Bosl:Bosls Bayerische Biographie. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten. Ergänzungsband. Regensburg 1988, S. 16.
- ↑Koegler/Günther:Reclams Ballettlexikon, S. 72.
- ↑Nikolaus Turner:Im Namen Maecenas für die Kunst. Kunst- und Kulturförderung durch Stiftungen. In:die waage. Zeitschrift der Grünenthal GmbH, Band 35, Aachen 1996, Nummer 3 (S. 89–133:Stiftungen), S. 111–118, hier: S. 118
- ↑Dame Margot Fonteyn:Heinz Bosl. In:Ballett Jahrbuch 1975, S. 16.
- ↑Hartmut Regitz:Zum Tode von Heinz Bosl. In:Das Tanzarchiv, 23. Jg. Heft 8, August 1975, S. 253–254, hier S. 253.
- ↑Der Tänzer Heinz Bosl. (Webvideo) In: youtube.com. Abgerufen am 6. März 2020.
- ↑alpha-retro: Der Tänzer Heinz Bosl (1976). In: br.de. Abgerufen am 6. März 2020.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bosl, Heinz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Tänzer |
GEBURTSDATUM | 21. November 1946 |
GEBURTSORT | Stollhofen |
STERBEDATUM | 12. Juni 1975 |
STERBEORT | München |