Heinrich Conrad

Heinrich Conrad (*16. Oktober1866[1] inHamburg[2]; †20. Dezember1918), auchConradt, eigentlichHugo Storm[2], war ein deutscherSchriftsteller,Verleger,Herausgeber undÜbersetzer aus dem Italienischen, Französischen und Englischen.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Geboren in Hamburg unter dem Namen Hugo Storm, arbeitete Conrad zunächst als Verlagsbuchhändler inBerlin, wo er am 10. Juni 1894 einenVerein für Freies Schriftthum gründete.[3] Mit diesem versuchte Conrad, in der Reichshauptstadt einen maßgeblichen Verlag für die Vertreter desNaturalismus und der „jüngstdeutschen Lyrik“ zu etablieren.
In einem Brief anRichard Dehmel erklärte er, sein Unternehmen werde, „begabten Schriftstellern die Möglichkeit bieten, völlig unabhängig und unbeeinflusst von den hergebrachten Ueberlieferungen in künstlerischen Dingen ihren eigenen Weg sich zu suchen, sowie auch, frei von ängstlicher Rücksichtnahme auf die Prüderie des Familienblatt-Publikums der Ausgestaltung und Verwirklichung ihrer künstlerischen Absichten sich hinzugeben“.[4]
Der Verein für Freies Schriftthum, der in der Gleditschstraße 35 residierte, verlegte unter anderem DehmelsDer Mitmensch (1895), Werke vonStanisław Przybyszewski (TrilogieHomo sapiens, 1895/1896),Michael Georg Conrad (In purpurner Finsterniß, 1895),Gustav Falke (Landen und Stranden, 1895) undPaul Scheerbart (Tarub, 1897). Unter dem Verlagsnamen Hugo Storm veröffentlichte er auch Sachbücher wieDie soziale Frage – eine Grund- und Bodenfrage. Ernste Plaudereien überHenry George’s Sozialreform vonBernhard Eulenstein (1895) und die EnzyklopädieDas geistige Berlin vonRichard Wrede undHans von Reinfels (1897).Karl Schneidt gab bei Hugo Storm dieZeitschrift für Kritik heraus, für die 1896 ein eigenerKritik Verlag gegründet wurde und zu deren Beiträgern unter anderenOtto Julius Bierbaum,Karl Bleibtreu,Wilhelm Bölsche, Eduard Engels,Hanns von Gumppenberg,Adalbert von Hanstein undJohannes Schlaf zählten.
Nach einem Bankrott, der ihn mit 100.000 Reichsmark verschuldete, verließ Conrad Anfang April 1898 Berlin mit unbekanntem Ziel, angeblich flüchtete er in dieUSA.[5] Den Buchbestand kaufte der Verlag Schuster & Loeffler auf.[6]
1902 lebte er im italienischenSiena, später inBrixen, kehrte nach Siena zurück und ließ sich schließlich inMonte Carlo nieder.
Seit 1900 trat er auch als Übersetzer beispielsweise der Werke vonRalph Waldo Emerson undHenri Rochefort hervor. In Siena erschien im Selbstverlag und ohne Jahresangabe seine Übersetzung derBilder aus dem Privatleben der römischen Cäsaren vonPierre-François Hugues d’Hancarville. Für den Stuttgarter Verlag Robert Lutz übertrug erMeisterwerke vonFritz Reuter ins Hochdeutsche. Hier und in anderen Verlagen erschien die gemeinsam mitHanns Heinz Ewers betreute ReiheRara. Eine Bibliothek des Absonderlichen.
Bekannt wurde er unter dem Namen Heinrich Conrad auch inMünchen. Er fand Arbeit als Lektor beimVerlag vonGeorg Müller, für den er weitere Reihen erotischer und kulturgeschichtlich interessanter Literatur konzipierte und den er auch in Fragen der Buchgestaltung beriet. Unter anderem gab er Schriften und Briefe des FürstenHermann von Pückler-Muskau neu heraus. Für den Verlag Georg Müller wirkte er auch als Übersetzer von Werken vonRobert Louis Stevenson[7].
Als Übersetzer übertrug er die Werke vonCasanova,Aretino, die Briefe vonFerdinando Galiani und gab außerdem die BuchreiheKlassiker des Altertums (Erste Reihe) heraus.
Schriften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Napoleons Haß und Kampf gegen England: Politisches, Militärisches, Wirtschaftliches nach eigener Darstellung Napoleons. Ein Buch für unsere Zeit. 2. Aufl., Lutz, Stuttgart 1915
- Das Juden-Buch des Magister Hosmann. (Rara. Eine Bibliothek des Absonderlichen, Band 4) Neu hrsg. v. Heinrich Conrad, Verlag Lutz, Stuttgart 1919
- Napoleons Englandkampf : Napoleon über Seekrieg u. Kolonialpolitik Englands. Zusammengestellt von Heinrich Conrad. Neu hrsg. vonHans Eberhard Friedrich, R. Lutz Nachf. O. Schramm, Stuttgart 1940
Übertragungen aus dem Italienischen
- Benvenuto Cellini:Das Leben des Benvenuto Cellini. Von ihm selbst geschrieben. Deutsch von Heinrich Conrad. 2 Bände. Georg Müller, München 1908. 319 und 377 Seiten.
- Giovanni Boccaccio:Der Decamerone. 5 Bände. Georg Müller u. Hans v. Weber, München; Leipzig 1912–13.
Übertragung aus dem Französischen
- Giacomo Casanova:Icosameron [auch: Icosaméron] ou histoire d’Edouard, et d’Elisabeth... [1788] Prag, dt. (stark eingekürzte) Ausgabe von Heinrich Conrad unter dem Titel "Eduard und Elisabeth bei den Megamikren", 1922. (Digitalisiert:https://www.projekt-gutenberg.org/casanova/megamikr/megamikr.html)
- Honoré de Balzac:Physiologie der Ehe. [1829] Insel-Verlag, Leipzig 1908; 3. Auflage ebenda 1920.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Franz Jäschke:Hugo Storm alias Heinrich Conrad(t) – Schriftenverzeichnis. In: Erotische Literatur. Mitteilungen zu Erforschung und Bibliographie. Hg. v. W. v. Moreau, Bd. 7, ars amandi, Berlin 2003, S. 11–92
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Heinrich Conrad im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Werke von Heinrich Conrad imProjekt Gutenberg-DE
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Autor-Seite auf[1]
- ↑abVgl. Franz Jäschke:Hugo Storm alias Heinrich Conrad(t) - Schriftenverzeichnis. In: Erotische Literatur. Mitteilungen zu Erforschung und Bibliographie Bd. 7, Berlin, ars amandi 2003, S. 11–92
- ↑Vgl. Neue literarische Blätter. Monatsschrift für Freunde zeitgenössischer Litteratur und Künste. Bd. 3 (1894/95), S. 16.
- ↑Brief an Richard Dehmel, 12. Juli 1894, zit. nach Birgit Kuhbandtner:Unternehmen zwischen Markt und Moderne. Verleger und die zeitgenössische deutschsprachige Literatur an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Wiesbaden, Otto Harrassowitz 2008 (Mainzer Studien zur Buchwissenschaft Bd. 20), S. 308, Anm. 663,ISBN 978-3-447-05658-8Web-Ressource.
- ↑Vgl. Georg Klim:Stanislaw Przybiszewski. Leben, Werk und Weltanschauung im Rahmen der deutschen Literatur der Jahrhundertwende. Biographie. Paderborn, Igel 1992 (Reihe Literatur- und Medienwissenschaft 6, Kölner Arbeiten zur Jahrhundertwende Bd. 2), S. 90 f.,ISBN 3-927104-10-8
- ↑Vgl. Rudolf Schmidt:Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Beiträge zu einer Firmengeschichte des deutschen Buchgewerbes. Bd. 5, Berlin, Eberswalde, Verlag der Buchdruckerei Franz Weber, 1908, S. 882Web-Ressource.
- ↑https://www.nli.org.il/en/books/NNL_ALEPH990031173090205171/NLI
Personendaten | |
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NAME | Conrad, Heinrich |
ALTERNATIVNAMEN | Storm, Hugo (wirklicher Name); Conradt, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller und Übersetzer |
GEBURTSDATUM | 16. Oktober 1866 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 20. Dezember 1918 |
- Autor
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