Heidi Goëss-Horten, geboreneJelinek, verwitweteHorten, geschiedeneCharmat (*13. Februar1941 inWien; †12. Juni2022 inKlagenfurt am Wörthersee,Kärnten[1]), war eineösterreichische „Kaufhauserbin“,[2]Milliardärin,Mäzenin undKunstsammlerin.
Heidi Jelinek, Tochter eines WienerGraveurs,[3] damalsSekretärin von Beruf, lernte 1959[4] (nach anderer Quelle 1964[2]) in einer Bar inVelden am Wörther See den 32 Jahre älterendeutschen UnternehmerHelmut Horten kennen, der es auf der Grundlage von „Arisierungen“ während der NS-Zeit[5] nach dem Krieg zum „Kaufhaus-König“[3] gebracht hatte. 1966 heirateten die beiden. Horten schenkte seinerBraut denBlauen Wittelsbacher, einen 35-Karat-Diamanten[4] aus dem Kronjuwelenschatz Bayerns. Als ihr Mann im November 1987 starb, erbte Heidi Horten das gesamte Vermögen aus dem Erlös des noch zu Lebzeiten von Helmut Horten veräußerten Kaufhauskonzerns[5] in Höhe von rund 1 Mrd. US-Dollar.[4]
1994 heiratete die verwitwete Horten im MillionärsclubLyford Cay auf denBahamas den französischen Blumengroßhändler Jean-Marc Charmat und nahm seinen Namen an. Die Ehe wurde 1998 geschieden. Heidi Charmat nahm wieder den Namen Horten an und konnte mit der Scheidung ihr Vermögen vermehren. Danach hatte sie eineLiaison mit einem britischen Exbanker, der als Finanzberater desMedientycoonsRobert Maxwell vermögend geworden war.[5]
Ende Juni 2015 heiratete sie in dritter Ehe Karl „Kari“ AntonGoëss,[2] den sie bereits 20 Jahre kannte.[4]
Goëss-Horten, die die mediale Öffentlichkeit mied und nur selten Interviews gab, lebte zuletzt in ihrer schlossartigen Villa am KärntnerWörthersee.[3] Sie hatte weitere Wohnsitze in Wien und auf den Bahamas. 2020 erwarb sie dasSchloss Thürn.[6] Goëss-Horten beauftragte 2020 den Würzburger HistorikerPeter Hoeres mit demGutachten über den Vermögens- und Geschäftsaufbau von Helmut Horten im Kontext der „Arisierung“ in der Zeit des „Dritten Reiches“.[7][8]
Sie starb am 12. Juni 2022 im Alter von 81 Jahren in ihrem Haus am Wörthersee.[9]
Horten war ab 1971 Vizepräsidentin des Stiftungsrates derHelmut Horten Stiftung,[10] die unter anderem mit Zuwendungen an medizinische Forschungseinrichtungen das Gesundheitswesen fördert. Sie galt als passionierterEishockey-Fan und war Mäzenin sowie ab 2010 Ehrenpräsidentin des Klagenfurter EishockeyvereinsEC KAC.[11] Seit 2022 trägt die Klagenfurter Stadthalle den NamenHeidi-Horten-Arena.
Heidi Horten verkaufte im Jahr 2008 überChristie’s denBlauen Wittelsbacher, den sie von Helmut Horten als Hochzeitsgeschenk erhalten hatte, für 23,4 Millionen US-Dollar.[4] Im Jahr 2011 lag sie mit einem geschätzten Vermögen von 3,2 Milliarden Dollar auf Rang 358 derForbes-Liste. Auf derListe der reichsten Österreicher nahm sie damit Platz 4 ein,[12] im Jahr 2014 war sie mit 3,38 Mrd. Euro auf Platz 8 im Ranking der Zeitschrifttrend.[13] Im März 2017 wurde sie von Forbes mit 2,8 Milliarden Dollar (mehr als 3 Milliarden Anfang 2018) taxiert und rangierte auf Platz 717 der Forbes-Liste, in Österreich auf Platz 3;[4] im Februar 2018 galt sie als reichste Österreicherin.[3]
Unter Beratung ihrer Freundin und künstlerischen VertrautenAgnes Husslein, frühere Chefin vonSotheby’s in Österreich, erweiterte Heidi Horten nach dem Tod ihres ersten Mannes die noch zu seinen Lebzeiten begonnene Kunstsammlung im Laufe der folgenden Jahrzehnte aus dem ererbten und vermehrten Vermögen.[3]
In der von Goëss-Horten zusammengetragenen Privatsammlung, die als „eine der beeindruckendsten europäischen Privatsammlungen“ bezeichnet wurde,[14] finden sich unter anderen Werke aus demFin de Siècle wieGustav KlimtsKirche in Unterach undEgon SchielesRote Wally, französischeImpressionisten wieEdgar Degas undPierre-Auguste Renoir sowie Bilder der „Superstars“ des deutschenExpressionismus und von Klassikern derModerne bis hin zurzeitgenössischen Kunst.[3]
Bei einer Auktion im Jahr 1996 in London gelang es ihr, anonym rund 30 Gemälde auf einen Schlag zu ersteigern. Darunter waren „Säulenheilige der Kunst“ wiePablo Picasso undLucian Freud. In den Medien gab es lebhafte Spekulationen über die Identität des Käufers; Vermutungen reichten vomDrogenbaron bis zumMafiaboss.[3]
Während Horten zunächst nur im Verborgenen agierte, auch wenn sie einzelne Bilder ihrer Sammlung an Museen verlieh,[3] wurde erstmals im Jahr 2018, einem lang gehegten Wunsch der Sammlerin folgend, ein mehr als 150 Werke umfassender Teil ihrer Sammlung unter dem TitelWOW! The Heidi Horten Collection im WienerLeopold Museum gezeigt.[14]Kuratiert wurde die Ausstellung von Agnes Husslein.[3]
Am 3. Juni 2022, nur wenige Tage vor ihrem Tod, wurde im Hanuschhof in derGoethegasse im 1.WienerGemeindebezirk, derInneren Stadt, dieHeidi Horten Collection unter Direktorin Agnes Husslein eröffnet. Die Ausstellungsfläche beträgt auf drei Ebenen 1.500 Quadratmeter, für die Adaption des Hanuschhofs zum Museum war das ArchitekturbüroThe Next Enterprise verantwortlich.[15][16]
Quelle mit Abbildungen: Leopold Museum.[14]
Horten war Eignerin derCarinthia VII. Das Schiff zählt mit einer Länge von knapp 100 Metern[4] zu den größten und luxuriösesten Privatyachten der Welt. Am Entwurf und der Gestaltung der viergeschossigen Megayacht soll Heidi Horten selbst beteiligt gewesen sein. Die Umsetzung erfolgte durch den Londoner Designer Tim Heywood.[5]Die VorgängerinCarinthia VI mit klassischem atlantikblauem Rumpf und schneeweißen Aufbauten, wie die spätereCarinthia VII gebaut bei derLürssen-Werft in Bremen, wurde noch vonHelmut Horten in Auftrag gegeben.[5] Der Bau der Yacht soll 100 Millionen Euro gekostet haben.[17] DieCarinthia VII wurde 2022 für 95 Millionen Euro zum Verkauf angeboten[18] und für eine ungenannte Summe verkauft.[19]
In einem im Juli 2017heimlich gefilmten Video, das im Mai 2019 demSpiegel und derSüddeutschen Zeitung zugespielt wurde, behauptet der damaligeFPÖ-ParteivorsitzendeHeinz-Christian Strache, dass Milliardäre wieRené Benko,Gaston Glock und Heidi Horten sowie der GlücksspielkonzernNovomatic über einen Tarnverein der FPÖ unter Verletzung der Regelungen zurParteienfinanzierung in Österreich für den Wahlkampf der FPÖ spenden würden. Alle im Video als Spender genannten Personen und Firmen bestritten noch am selben Tag die Vorgänge.[20][21]
Hingegen spendete Horten im Jahr 2018 rund 588.000 Euro und im Jahr 2019 rund 343.000 Euro an dieÖVP.[22] Da die Spenden auf mehrere Einzelbeträge von unter 50.000 Euro aufgeteilt wurden, mussten sie nicht sofort veröffentlicht werden.[23]
Personendaten | |
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NAME | Horten, Heidi |
ALTERNATIVNAMEN | Goëss-Horten, Heidi (Ehename, dritte Ehe); Charmat, Heidi (Ehename, zweite Ehe); Horten, Heidi (Ehename, erste Ehe); Jelinek Heidi (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Kaufhauserbin, Milliardärin, Mäzenin, Philanthropin und Kunstsammlerin |
GEBURTSDATUM | 13. Februar 1941 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 12. Juni 2022 |
STERBEORT | Klagenfurt am Wörthersee |