Hawker Sea Hawk
HawkerSea Hawk | |
---|---|
![]() Hawker Sea Hawk F.G.A.4 | |
Typ | Jagdbomber,Jagdflugzeug |
Entwurfsland | Vereinigtes Konigreich |
Hersteller |
|
Erstflug | 2. September 1947 |
Indienststellung | März 1953 |
Produktionszeit | 1948 bis 1960[1] |
Stückzahl | 548 |
DieHawkerSea Hawk war ein einsitziges,einstrahligesKampfflugzeug der Zeit desKalten Krieges aus der Produktion des britischen FlugzeugherstellersHawker Siddeley.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Sea Hawk geht auf Entwürfe aus dem Jahr 1944 für einen kolbenmotorgetriebenen Jagdbomber zurück. Der Erstflug des schließlich als Strahlflugzeug gebauten Prototyps erfolgte am 2. September 1947. Ein zweiter Prototyp, der den Anforderungen derFleet Air Arm für den Einsatz aufFlugzeugträgern derRoyal Navy entsprach, flog fast genau ein Jahr später. Die Änderungen umfassten unter anderem eine Klappvorrichtung für die Tragflächen und einen Fanghaken am Heck.
Das erste Serienexemplar des Typs ging nach vielen Änderungen am 14. November 1951 in die Flugerprobung.[2] Aufgrund hoher Auslastung übernahm ab 1953 nach den ersten 35 Serienflugzeugen das Schwesterunternehmen Armstrong-Whitworth die gesamte weitere Produktion inCoventry.[3]
Konstruktion
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Die Sea Hawk ist ein alsMitteldecker ausgelegtes Ganzmetallflugzeug, dessen Rolls-Royce-Strahltriebwerk über zwei seitliche Einlässe am Rumpf mit Luft versorgt wird. Dieungepfeilten Tragflächen desträgergestützten Kampfflugzeugs sind anklappbar, wodurch dieFlügelspannweite von 11,90 Meter auf 4,04 Meter reduziert werden kann, sich die Höhe aber auf 5,10 Meter vergrößert. DasHöhenleitwerk ist alsKreuzleitwerk ausgelegt.
Die zwischen den Querrudern und dem Rumpf angebrachten hydraulisch betätigten Landeklappen dienen auch alsBremsklappen. DasBugradfahrwerk wird ebenfalls hydraulisch betätigt.Das druckbelüftete Cockpit ist mit einemSchleudersitz ausgerüstet; die mittlere Scheibe der dreiteiligen Frontscheiben besteht aus Panzerglas.[4]
Versionen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die für den Fleet Air Arm gebauten Exemplare gliedern sich in folgende Versionen und Stückzahlen auf:[3]
- 95 F.1, mit Rolls-Royce Nene 101
- 40 F.2, nun mit hydraulisch betätigtenQuerrudern
- 116 F.B.3, verstärkte Tragflächen mit 2 Aufhängepunkten zur Aufnahme von Außenlasten
- 97 F.G.A.4, fürLuftnahunterstützung, mit 4 Aufhängepunkten für Außenlasten
- F.B.5 (Umbau von 50 F.B.3 mit Rolls-Royce Nene 103)
- 86 F.G.A.6 wie F.G.A.4, jedoch mit Rolls-Royce-Nene-103-Triebwerk (plus 15 aus Umbau von 50 F.B.3 und F.G.A.4 mit Nene 103)[5]
- 34 Mk.100, Deutsche Marineflieger,Tagjäger, US-amerikanische Elektronik, 4 Tragflächentanks[4]
- 34 Mk.101, Deutsche Marineflieger,Allwetterjäger mit Suchradar in Tragflügelbehälter, deshalb vergrößertes Seitenleitwerk nötig[6]
- 22 Mk.50, Niederländischer Marine Luchtvaartdienst, US-amerikanische Elektronik; modifiziert zum Mitführen von 2 Luft-Luft-LenkwaffenAIM-9 Sidewinder[7]
- 24, indische Marineflieger
Nutzung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Vereinigtes Konigreich
Vereinigtes Königreich / Royal Navy
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die ersten Sea Hawks wurden im März 1953 bei der No. 806 Squadron des Fleet Air Arm auf dem Fliegerhorst Brawdy in Dienst gestellt[3] und ersetzten bei der Royal NavyHawker Sea Fury undSupermarine Attacker. Ab 1958 wurden Sea Hawks allmählich durchSupermarine Scimitar abgelöst. Die No. 806 Squadron war auch die letzte mit Sea Hawks ausgerüstete Staffel und wurde in Brawdy am 15. Dezember 1960 aufgelöst.[8]
Sea Hawk F.G.A.6 kamen während derSueskrise im November 1956 zum Kampfeinsatz, zusammen mit einigen wenigen F.G.A.4 und F.B.5. Sie wurden von den FlugzeugträgernAlbion,Bulwark undEagle aus zur Luftnahunterstützung der landenden britischen und französischen Bodentruppen sowie zu Angriffen auf ägyptische Flugplätze eingesetzt.[9]
Indien
Indien / Indische Marineflieger
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Neben der Royal Navy als Hauptnutzer wurde die Sea Hawk auch von derindischen Marine geflogen.
Die indischen Marineflieger setzten während desBangladesch-Krieges vom 4. bis 10. Dezember 1971 von ihrem Flugzeugträger INS Vikrant aus acht Sea Hawks ein, um die Häfen vonChittagong undCox’s Bazar inOstpakistan (heuteBangladesch) zu bombardieren.
Die indischen Sea Hawks wurden noch bis 1983 geflogen, als auch die letzten Exemplare durchHawker Siddeley Sea Harrier ersetzt worden waren.
Niederlande
Niederlande / Niederländischer Marine Luchtvaartdienst
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Sea Hawk wurde auch von derniederländischen Marine in der Version Mk.50 geflogen, ähnlich der britischen Version F.G.A.6. Sie wurden in den Jahren 1957 und 1958 geliefert.[6] Die meisten wurden vom FlugzeugträgerKarel Doorman aus eingesetzt.[4]
Deutschland
Deutschland / Marineflieger (Bundesmarine)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ab 1957 wurden für die westdeutscheBundesmarine 68 Maschinen alsAbfangjäger,Jagdbomber undAufklärer beschafft. Flugzeugführer und Wartungspersonal wurden in den USA und Großbritannien geschult. Die Auslieferung der Flugzeuge an die Marinefliegergruppen der Bundesmarine erfolgte zwischen November 1957 und Februar 1959. DieKennzeichen der Maschinen der Version Mk.100 warenVA+220 bisVA+236 sowieVB+120 bisVB+136, die der Mk.101RB+240 bisRB+256 undRB+360 bisRB+376.
Aufgrund der rasanten Entwicklung auf dem Gebiet der Strahlflugzeuge und der Tatsache, dass die Sea Hawk bereits bei ihrer Beschaffung veraltet war, wurde sie bereits ab 1963 durch dieF-104G Starfighter ersetzt. Nach der Außerdienststellung durch die Bundesmarine wurden 28 Flugzeuge an die indischen Marineflieger verkauft. Von den verbliebenen 25 Sea Hawks wurden 5 in Museen aufbewahrt, die anderen 20 eingemottet und später verschrottet.
Verkaufszahlen / Bestellungen und Auslieferungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Für den Fleet Air Arm wurden insgesamt 434 Exemplare der Sea Hawk gebaut (Aufgliederung siehe oben unter Versionen).
Die Deutschen Marineflieger erhielten 68 Maschinen, der niederländische Marine Luchtvaartdienst 22 Stück.
Die indischen Marineflieger (Indian Naval Air Arm) kauften ab 1959 zunächst 24 neugebaute Flugzeuge, die ähnlich der britischen Version F.G.A.6 ausgelegt waren. Hinzu kamen etwa 12 gebrauchte britische Exemplare.[6]
Auch insgesamt 28 deutsche Sea Hawks wurden 1965 an die indische Marine verkauft, konnten allerdings aufgrund eines Ausfuhrverbots zunächst nicht dorthin geliefert werden. Grund hierfür war die Eskalation des Konflikts zwischen Indien und Pakistan. Die Flugzeuge wurden schließlich unter Umgehung des Verbots über eine italienische Exportfirma nach Indien gebracht. Der erste indische Flugzeugträger INSVikrant wurde ab Mai 1961 mit Sea Hawks ausgestattet.[6]
Insgesamt belief sich die Produktion auf 548 Flugzeuge.
Zwischenfälle
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Von der ersten Lieferung 1957 bis zum Einsatzende 1965 kam es bei den deutschen Marinefliegern mit Sea Hawks zu 15 Totalschäden. Dabei kamen zehn Piloten im Dienst der Bundesmarine ums Leben. Bei zwei weiteren Unfällen wurden die Flugzeuge erheblich beschädigt.[10] Beispiel:
- Am 18. August 1962 wurde die Sea Hawk vonKapitänleutnant Knut Winkler (LuftfahrzeugkennzeichenRB+364) über Eisenach von einerMiG-21 beschossen und schwer beschädigt. Winkler befand sich auf einem Überführungsflug und war aufgrund starken Windes und mangelhafter Navigation in den Luftraum der DDR eingedrungen. Die Maschine stürzte beim Anflug auf denFliegerhorst Ahlhorn ab, wobei sich der Pilot mit dem Schleudersitz rettete.[11] In der Presse war zunächst berichtet worden, der Flugzeugführer hätte seine Maschine mit einer Bauchlandung auf einem Acker zu Boden gebracht.[12]
Technische Daten Hawker Sea Hawk Mk. 100
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]


Kenngröße | Daten[4] |
---|---|
Besatzung | 1 |
Länge | 12,09 m |
Spannweite | 11,89 m / gefaltet 4,04 m |
Höhe | 2,65 m (Mk.101: 2,95 m) / gefaltet 5,39 m |
Gesamtmasse | 7355 kg |
Antrieb | 1 TurbinentriebwerkRolls-Royce Nene 103 mit 23,59 kN Schub |
Höchstgeschwindigkeit | 958 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 13.564 m |
Normale Reichweite | 736 km |
Bewaffnung | vier 20-mm-Kanonen mit je 200 Schuss, als Außenlast Bomben oder Raketen |
Erhaltene Exemplare
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Zahlreiche Exemplare fanden nach ihrem aktiven Flugdienst den Weg in Museen und Ausstellungen. In Deutschland sind fünf Maschinen für die der Öffentlichkeit zugänglich:
- imMilitärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow in Berlin
- im Internationalen Flugzeugmuseum inVillingen-Schwenningen
- in derFlugausstellung Hermeskeil
- imAeronauticum inNordholz
Die Sea Hawk, die vor dem Haupttor des Standorts desMarinefliegergeschwader 2 inEggebek ausgestellt war, befindet sich heute in Nordholz, vor der Einfahrt des dortigen Fliegerhorstes, da das MFG 2 seit August 2005 außer Dienst ist und am 1. Januar 2006 auch der Fliegerhorst in Eggebek aufgegeben wurde.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Leonard Bridgman:Jane’s All The World’s Aircraft, 1959–60. Sampson Low, Marston & Company, London 1959.
- William Green, Gerald Pollinger:The Observer's Book of Aircraft, 1960. Frederick Warne & Co., London 1960.
- Gerhard Lang:Die Flugzeuge der Bundeswehr. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2007,ISBN 978-3-613-02743-5.
- Francis K. Mason:Hawker Aircraft since 1920. Putnam Aeronautical Books, London 1991,ISBN 0 85177 839 9.
- Owen Thetford:British Naval Aircraft since 1912. Putnam, London 1991,ISBN 0 85177 849 6.
- Ray Sturtivant, Mick Burrow, Lee Howard:Fleet Air Arem Fixed-Wing Aircraft since 1946. Air-Britain (Historians), Tonbridge 2004,ISBN 0 85130 283-1, S. 412–451.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Mason 1991, S. 366.
- ↑Mason 1991, S. 359.
- ↑abcThetford 1991, S. 247.
- ↑abcdBridgman: Jane’s 1959, S. 13.
- ↑Mason 1991, S. 578.
- ↑abcdMason 1991, S. 579.
- ↑Green & Pollinger: Observer's Book of Aircraft 1960, S. 20.
- ↑Thetford 1991, S. 248.
- ↑Mason 1991, S. 365.
- ↑Liste von Unfällen mit Hawker Sea Hawk der deutschen Marineflieger.Aviation Safety Network WikiBase (englisch), abgerufen am 7. Oktober 2020.
- ↑Eintrag des Abschusses der Hawker Sea Hawk F.101 RB+364 in derAviation Safety Net Wikibase (englisch), abgerufen am 7. Oktober 2020.
- ↑Zweimal monatlich. In:Der Spiegel.Nr. 35, 1962,S. 18–20 (online –29. August 1962).
Hawker: | Audax •Cygnet •Danecock •Demon •Duiker •Fury •Fury (F.2/43) •Hardy •Harrier •Hart •Hawfinch •Hector •Hedgehog •Henley •Heron •Hind •Hoopoe •Hornbill •Hornet •Horsley •Hotspur •Hunter •Hurricane •Nimrod •Osprey •P.1052 •P.1072 •P.1081 •P.1121 •P.1127 •P.V.3 •P.V.4 •Sea Fury •Sea Hawk •Tempest •Tomtit •Tornado •Typhoon •Woodcock |
Hawker Siddeley: | Andover •Buccaneer •Harrier •Hawk •HS.125 •HS.146 •HS.681 •HS.748 •Nimrod •Sea Vixen •Trident •P.1121 •P.1154 |