Hasaan Ibn Ali
Hasaan Ibn Ali (geb.6. Mai1931 inPhiladelphia alsWilliam Henry Lankford; gest.1980 ebenda) war ein amerikanischerJazzmusiker (Piano,Komposition). Als außergewöhnlicher Stilist[1] regte er angeblichJohn Coltrane zu seinen Harmonien inGiant Steps und seinensheets of sounds an.[2]
Leben und Wirken
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Alis Vater war Koch, seine Mutter arbeitete als Haushaltshilfe. Seit seinem 13. Lebensjahr lernte er Klavier, orientierte sich zunächst amBoogie und ging 1946 mit TrompeterJoe Morris auf Tournee. Auch spielte er in einer lokalen ComboRhythm & Blues. Unter Musikern galt er als Eigenbrötler, auch wenn er um 1950 gelegentlich durchreisende Stars wieMiles Davis,J. J. Johnson oderClifford Brown begleitete. Aufbauend aufElmo Hope modernisierte er sein Spiel durch ungewöhnlicheAkkordsubstitutionen und entwickelte sichBenny Golson zufolge „zu einer eigenen, proto-avantgardistischen Art vonThelonious Monk“.[3] Er selbst beeinflusste andere Musiker wieLee Morgan,McCoy Tyner,Jimmy Garrison und John Coltrane, der mit ihm in den frühen 1950er Jahren viel probte[2] und gelegentlich beiJamsessions auftrat,[4] später auchOdean Pope. In New York City leitete er 1961/62 ein Trio, das neben ihm ausHenry Grimes undHoracee Arnold bestand.
FürAtlantic Records konnte Ali 1964 auf Initiative vonMax Roach ein Album aufnehmen;Nesuhi Ertegün ließ es unter dem TitelThe Max Roach Trio Featuring the Legendary Hasaan erscheinen, obwohl alle Stücke darauf Alis Kompositionen waren.[5] 1965 erhielt er noch eine weitere Aufnahmesession bei Atlantic. Er stellte sich ein Quartett zusammen, zu dem neben Odean Pope wiederum BassistArt Davis und diesmal SchlagzeugerKhalil Madi gehörten. Kurz nach den Aufnahmen wurde Ali wegen Drogenbesitzes verhaftet; er konnte daher nicht zum Abmischen kommen, und die Plattenfirma schickte die Bänder ins Lager zurück (das zwölf Jahre später abbrannte). Ali zog sich nach der Enttäuschung mit Atlantic aus der Szene zurück. Als 1972 das Haus seiner Eltern niederbrannte, erlitt er einen Schlaganfall; er konnte nie wieder Klavier spielen[2] und verbrachte seine letzten Lebensjahre vergessen und verarmt im Obdachlosenheim.[3]
2018 spielteBrian Marsella mit seinem Trio fürTzadik das AlbumOutspoken – The Music of the Legendary Hasaan ein. Intensive Recherchen des Coltrane-BiografenLewis Porter führten 2017 zur Entdeckung einer Sicherheitskopie der Atlantic-Session Alis von 1965;[3] 2021 wurden die Aufnahmen alsMetaphysics: The Lost Atlantic Album vonOmnivore Recordings veröffentlicht. Im selben Jahr erschien ein DoppelalbumRetrospect in Retirement of Delay: The Solo Recordings, auf dem das LabelOmnivore 21 bisher unveröffentlichte Solotitel Alis vorlegte, die zwischen 1962 und 1965 von mit ihm befreundeten Amateuren mitgeschnitten worden waren.[6]
Lexikalische Einträge
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Gary W. Kennedy,Hasaan [Ali, Hasaan ibn] in:New Grove Dictionary of Jazz 2002 (Oxford Music Online)
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Porträt (JazzTimes)
- Hasaan Ibn Ali beiAllMusic (englisch)
- Hasaan Ibn Ali beiDiscogs
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Matthew Shipp beschrieb den stilistischen Ansatz von Ali in einem Essay als den derBlack Mystery School Pianists; ebenso wie Monk,Herbie Nichols und Ali spielten auchMal Waldron,Randy Weston,Andrew Hill,Sun Ra,Horace Tapscott und selbst der früheCecil Taylor außerhalb der gewohnten Formen, aber innerhalb der musikalischen Regeln. Vgl.Matthew Shipp: Black Mystery School Pianists. New Music USA, 18. Dezember 2020, abgerufen am 1. November 2021.
- ↑abcAndrian Kreye: Geheimnisträger. In: Süddeutsche Zeitung. 3. Mai 2021, abgerufen am 2. November 2021.
- ↑abcHasaan Ibn Ali: „Metaphysics“: „Er spielte wie kein anderer“ (DLF)
- ↑1952 entstand ein privater Mitschnitt der beiden mitBill Barron, der allerdings verloren ging. Vgl. Lewis Porter,John Coltrane: His Life and Music. Michigan American Music Series 1998, S. 349
- ↑Ralf Henke: The Max Roach Trio Featuring the Legendary Hasaan (Atlantic / Speakers Corner). hifitest.de 10/2019, abgerufen am 2. November 2021.
- ↑Hasaan Ibn Ali: Lost Tracks. Jazz thing, 29. Oktober 2021, abgerufen am 2. November 2021.
Personendaten | |
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NAME | Ali, Hasaan Ibn |
ALTERNATIVNAMEN | Lankford, William Henry |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Jazzmusiker (Piano, Komposition) |
GEBURTSDATUM | 6. Mai 1931 |
GEBURTSORT | Philadelphia |
STERBEDATUM | 1980 |
STERBEORT | Philadelphia |