Hartlaubente

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Hartlaubente

Hartlaubente (Pteronetta hartlaubii)

Systematik
Ordnung:Gänsevögel (Anseriformes)
Familie:Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie:Anatinae
Tribus:Schwimmenten (Anatini)
Gattung:Pteronetta
Art:Hartlaubente
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Pteronetta
Salvadori, 1895
Wissenschaftlicher Name der Art
Pteronetta hartlaubii
(Cassin, 1859)

DieHartlaubente (Pteronetta hartlaubii) ist einEntenvogel aus der Tribus derSchwimmenten und der einzige Vertreter der GattungPteronetta. Sie kommt nur im afrikanischen Regenwaldgürtel rund um den Äquator vor. Sie ist nach dem deutschenOrnithologenKarel Johan Gustav Hartlaub benannt. Es wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch zwei Unterarten unterschieden. Als Unterscheidungsmerkmal galt die Größe der weißen Gesichtsfleckung. Dieses Merkmal variiert jedoch in der gesamten Population stark, so dass es als nicht ausreichend erachtet wird, hier Unterarten zu unterscheiden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsbild

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Hartlaubente hat eine Körperlänge von 56 bis 58 Zentimetern. Die Weibchen wiegen im Durchschnitt knapp 800 Gramm, die Männchen knapp ein Kilogramm. Die Körpergröße der Hartlaubente entspricht damit etwa derStockente. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet ist die Hartlaubente unverwechselbar. Im Flug ist vor allem der blaueFlügelspiegel auffällig.[2][3]

Die Art trägt ein Ganzjahreskleid und weist keinen auffälligenGeschlechtsdimorphismus auf. Beim Männchen sind Kopf und Hals schwarz. Am Vorderkopf der Erpel befindet sich ein weißer Fleck. Bei einzelnen Männchen kann sich dieser bis zur Kopfplatte ausdehnen. Die restliche Körperbefiederung weist eine rötlichbraune Färbung auf. Am Rumpf, den längeren Schulterfedern und am Schwanz geht sie in ein dunkleres Braun über. Die hellblaue vordere Flügeldecke kontrastiert auffällig mit dem Olivbraun der Armschwingen. Die Flügelunterseite ist dunkelbraun. Der Schnabel ist bis auf den vorderen Bereich schwarz. Der vordere Schnabelbereich ist rötlich grau. Beim Männchen schwillt in der Fortpflanzungszeit außerdem die Schnabelbasis an. Die Füße und Beine sind dunkelbraun und können gelblich oder grünlich überhaucht sein. Die Schwimmhäute sind schwärzlich. Die Iris ist rotbraun. Die Weibchen gleichen den Männchen. Bei ihnen ist der weiße Farbfleck im Gesicht jedoch kleiner und fehlt bei einigen Weibchen sogar ganz. Insgesamt haben sie eine etwas geringere Körpergröße, ihr Gefieder ist etwas weniger kontrastreich. Das Rotbraun der Iris ist etwas intensiver. DerMauserverlauf bei freilebenden Hartlaubenten ist unbekannt.[4] Die Männchen geben ein leises Wispern von sich, während die Weibchen laut quaken und schnarren.[5]

Jungvögel gleichen den Weibchen, bei ihnen sind allerdings die Federn an der Brust an der Körperunterseite hell gesäumt. Die Küken sind an der Körperoberseite schwärzlich und an der Körperunterseite gelb. Kinn, Hals und Gesicht haben eine ins Orange spielende Färbung. Ein Augenstreif verläuft durch das Auge. In Höhe der Ohren befindet sich jeweils ein kleiner schwarzer Fleck. Auf den Flügeln sowie auf dem Rücken und am Rumpf befinden sich gelbe Flecken. Die Füße und der Schnabel sind schwarz. Die Küken haben scharfe Krallen und können geschickt klettern.[6]

Verbreitung und Bestand

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet der Hartlaubente ist der tropische Regenwald West- und Zentralafrikas. Es reicht vonSierra Leone im Westen Afrikas bis in den Südwesten desSudans. In südlicher Richtung kommt sie bis in den Süden derDemokratischen Republik Kongo vor. Das Verbreitungsgebiet ist heutedisjunkt und zerfällt in zwei große Verbreitungsgebiete, da sie im Osten derElfenbeinküste sowie inTogo undBenin fehlt. Auch innerhalb der zwei großen Verbreitungsgebiete gibt es durch Abholzung Verbreitungslücken.[7]

Der Bestand dieser waldlebenden Entenart ist schwierig zu bestimmen. Die westafrikanische Population beträgt vermutlich weniger als 1.000 Individuen und scheint stark abzunehmen. Der Bestandsrückgang ist besonders inGhana auffällig, wo die Hartlaubente in den 1970er Jahren noch zahlreich vorkam.[8] Die Population, die in Zentralafrika lebt, umfasst noch etwa 10.000 bis 50.000 Individuen. InKamerun, derRepublik Kongo,Gabun und derDemokratischen Republik Kongo ist sie in bewaldeten Regionen durchaus noch zahlreich. InNigeria ist die Bestandsentwicklung mit der in Ghana vergleichbar. Im Sudan ist diese Art ebenfalls vergleichsweise selten.

Lebensraum

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Hartlaubente ist einStandvogel, der bevorzugt an kleinen Flüssen und Teichen in Regen- undGaleriewald vorkommt. Im Küstengebiet und einigen Inlandregionen besiedelt die Hartlaubente auch feuchte Waldsavannen sowieMangroven. Siebaumt häufig auf und wird überwiegend einzeln, paarweise beziehungsweise in kleinen Trupps beobachtet. Bei Ansammlungen von mehr als 30 Hartlaubenten handelt es sich vermutlich umMausertrupps.[9] Mit anderen Entenarten vergesellschaftet sie sich nicht.[10]

Fortpflanzung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Über die Fortpflanzung der Hartlaubente liegen bis jetzt nur wenige Beobachtungen aus freier Wildbahn vor. Die Brutzeit scheint nach bisherigem Kenntnisstand überwiegend in die Regenzeit zu fallen. Die Paare besetzen vermutlich ganzjährig Reviere. In Gefangenschaft gehaltene Hartlaubenten zeigen ein ausgesprochen territoriales Verhalten. Die Paarbindung ist offenbar mehrjährig.

Bei in Gefangenschaft gehaltenen Hartlaubenten wurde die Nestmulde mit grauen Daunen ausgelegt. Das Vollgelege umfasste durchschnittlich acht Eier. Die Schale der Eier ist cremefarben. Sie wiegen durchschnittlich 68 Gramm und werden vom Weibchen mit einem Legeabstand von einem Tag gelegt. Die Brutzeit beträgt 32 Tage. Frisch geschlüpfte Küken wiegen rund 41 Gramm. Das Männchen ist an der Aufzucht der Küken beteiligt und die Jungvögel sind nach 56 bis 60 Tagen flügge.[11]

Systematik

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Einordnung der Hartlaubente zu denSchwimmenten ist umstritten. Analysen derDNA legen nahe, dass diese Art gemeinsam mit der nur im äthiopischen Hochland vorkommendenBlauflügelgans eine eigene Unterfamilie der Entenvögel darstellen könnte.[12] Darauf weist auch das Muster der Flügelfärbung hin, die bei einer Einordnung allein auf Basismorphologischer Merkmale ein wichtiges Zuordnungskriterium bei Entenvögeln ist. Die für die Hartlaubente und die amerikanische Blauflügelente charakteristische Flügelfärbung ist einzigartig innerhalb der Entenvögel.

Haltung in Europa

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Bis 1949 wurde die Hartlaubente nur drei Mal nach Europa importiert. In den 1950er Jahren begann der britischeWildfowl Trust diese Art zu halten und konnte mit dieser Entenart ab 1959 eine Erhaltungszucht beginnen, aus der bis 1968 60 Jungvögel groß wurden.[13] In Deutschland hielten derZoologische Garten Berlin ab 1960 und derTierpark Berlin ab 1974 diese Entenart. Die deutsche Erstzucht erfolgte 1977.[14] Wegen ihrer Territorialität werden Hartlaubenten überwiegend in Einzelgehegen gehalten. Sie benötigen außerdem einen Schutzraum. Insgesamt werden sie nur selten in Zoos gezeigt.

Belege

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Kear, S. 459
  2. Kear, S. 459
  3. Kolbe, S. 170
  4. Kear, S. 459
  5. Kolbe, S. 171
  6. Kolbe, S. 171
  7. Kear, S. 460
  8. Kear, S. 460
  9. Kear, S. 461
  10. Kolbe, S. 171
  11. Kear, S. 461
  12. Kevin P. Johnson, Sorenson, Michael D.:Phylogeny and biogeography of dabbling ducks (genus Anas): a comparison of molecular and morphological evidence. In:Auk. 116. Jahrgang,Nr. 3, 1999,S. 792–805 (unm.edu [PDF]). 
  13. Kolbe, S. 172
  14. Kolbe, S. 172

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Hartlaubente (Pteronetta hartlaubii) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hartlaubente&oldid=247102817
Kategorie:
Versteckte Kategorie: