| Harthäuser Wald | |
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Harthäuser Wald beiMöckmühl | |
| Höchster Gipfel | namenlose Waldkuppe imAllmendschlag nördlich vonSeehaus (338 m ü. NHN) |
| Lage | LandkreiseHeilbronn undHohenlohe;Baden-Württemberg |
| Koordinaten | 49° 18′ N,9° 23′ O49.39.3872222222222338Koordinaten:49° 18′ N,9° 23′ O |
Lage des Harthäuser Walds imRegierungsbezirk Stuttgart vonBaden-Württemberg |
DerHarthäuser Wald ist ein – je nach Definition – 20 bis über 30 km² großes Waldgebiet im nördlichenBaden-Württemberg. Er liegt zwischen den Tälern der Unterläufe vonJagst undKocher auf einem bis etwa338 m ü. NHN erreichendenHöhenzug. Der größte Teil des Waldes liegt auf der Gemarkung vonHardthausen am Kocher und damit imLandkreis Heilbronn, ein kleinerer Teil im Osten gehört zumHohenlohekreis.
Der Wald hat seinen Namen von der imSpätmittelalter aufgegebenen und naheLampoldshausen gelegenen SiedlungHarthausen.[1]
Der Harthäuser Wald liegt zwischen den Tälern am Unterlauf vonJagst undKocher. Die Städte und GemeindenMöckmühl,Widdern,Jagsthausen,Öhringen,Hardthausen am Kocher,Neuenstadt am Kocher undNeudenau (betrachtet im Uhrzeigersinn) haben Anteil an dem Waldgebiet. Bis auf Öhringen, das zumHohenlohekreis gehört, liegen alle imLandkreis Heilbronn. Mit 80 % liegt der überwiegende Anteil der Waldfläche auf der Gemarkung von Hardthausen am Kocher. Im Norden berührt der Wald an mehreren Stellen zwischenZüttlingen undOlnhausen die Jagst, im Südosten zwischenSindringen und Ohrnberg den Kocher.
Der Harthäuser Wald liegt ungefähr auf Höhen zwischen 180 und338 m ü. NHN. Diese maximale Höhe wird auf einer namenlose Waldkuppe imAllmendschlag nördlich vonSeehaus erreicht.[2] In diesem Bereich zieht von der Brücke der Landesstraße L 1047 über dieA 81 im Westen von Seehaus über eine Länge von etwa 2,5 Kilometern ein flacher Höhenrücken mit wenig um330 m ü. NHN schwankender Höhe beidseits der Landesstraße nach Osten, der die Wasserscheide im Wald zwischen der nahen Jagst im Norden und dem viel weiter im Süden verlaufenden Kocher bildet.
Bis auf Bundeswald gibt es im Harthäuser Wald alle Eigentumsarten. Der größte Teil entfällt auf die Gemeinden und ist somit Körperschaftswald, ebenso wie kleinere Teile Kirchenwald. 800 Hektar sind Staatswald, sie gehören dem Land Baden-Württemberg. Außerdem ist noch mit den Freiherr von Graevenitz'schen Waldungen ein größerer Teil Großprivatwald. Zahlreiche Parzellen sind Kleinprivatwald. Groß- und Kleinprivatwald umfassen zusammen 500 Hektar.
Die Wasserscheide zwischen Kocher und Jagst liegt im Harthäuser Wald recht nahe an der Jagst, so dass das abfließende Wasser größtenteils in den Kocher gelangt. Von den kleinen Bächen, die im Wald entspringen, sindSteinbach undBuchsbach die größten. Der Steinbach fließt durch Lampoldshausen und mündet in Kochersteinsfeld. Der längere Buchsbach entsteht in der Nähe desSeehauses, versickert aber wieder vollständig, die Bachmulde setzt sich danach alsTrockental fort, in dem nicht die geringste Rinne erkennbar ist. Durch den Einlauf des Eichelbachs erhält der Buchsbach wieder Wasser. Er fließt am Gelände derDLR vorbei, verlässt in südlicher Richtung den Harthäuser Wald und mündet bei Gochsen. An stehenden Gewässern gibt es lediglich einige Fischweiher und Teiche.
Der Laubholzanteil im forstwirtschaftlich stark genutzten Harthäuser Wald liegt bei etwa 70 %, hierbei dominierenBuche undEiche deutlich vor den typischen einheimischen Edellaubgehölzen wieAhorn,Linde,Esche,Vogel-Kirsche oderElsbeere sowie vorBirken undSchwarzerlen.
Unter den Nadelgehölzen spielt dieFichte die größte Rolle, ebenfalls häufig sindLärchen undDouglasien;Kiefern undWeißtannen finden sich nur vereinzelt. Auffällig sind einige entlang der Wege gepflanzte und heute stattlicheLebensbäume. Der Fichtenanteil ist seit einigen Jahrzehnten rückläufig, da Sturmflächen bevorzugt mit Eiche aufgeforstet werden.
Hügelgräber im Wald beweisen eine Besiedlung bereits zur Zeit derKelten. Durch das Gebiet des heutigen Harthäuser Waldes führte eineAltstraße, die Teil der Fernverbindung zwischen den Reichsstädten Worms bzw. Speyer, Wimpfen, Rothenburg und Nürnberg war.[3] Der Hochweg, der fast durchweg entlang der Wasserscheide zwischen Kocher und Jagst führte, ist heute unter der BezeichnungHochstraße (auchHohe Straße) bekannt.
Auch dieRömer siedelten im Harthäuser Wald, wie Spuren mehrererrömischer Gutshöfe zeigen. Sie legten zudem auf einem Teil der Hohen Straße eine Militärstraße an, die die KastelleWimpfen undJagsthausen miteinander verband. Um 260 n. Chr. konnten die Römer ihrerechtsrheinischen Gebiete nicht mehr halten; auch die römischen Gutshöfe im Harthäuser Wald wurden aufgegeben. DieHochstraße blieb hingegen in Benutzung. Es ist überliefert, dass noch 1235 n. Chr. Kaiser Friedrich II. diesen Weg nahm, um von Nürnberg nach Wimpfen zu ziehen.
Archäologischen Befunden zufolge wurde der Harthäuser Wald erst über 500 Jahre nach Abzug der Römer durchFranken wieder besiedelt. Es gab dann im Gebiet des Harthäuser Waldes mehrere Weiler und Gehöfte, die später alle wieder aufgegeben wurden, deren Namen sich teils aber heute noch in den Flurnamen erhalten haben. Auf einer Karte desNeustadter Vorst aus dem Jahr 1608 war keine dieser Siedlungen mehr eingezeichnet. 1331 wurde erstmals der NameHarthuser Wald erwähnt, nach der Siedlung Harthausen, die im oberen Buchsbachtal westlich von Lampoldshausen lag und vermutlich im 14. Jahrhundert wieder aufgegeben wurde. Als sich 1974/1975 Gochsen, Kochersteinsfeld und Lampoldshausen zur GemeindeHardthausen am Kocher zusammenschlossen, berief man sich auf dieses Harthausen, wählte aber zur Unterscheidung von anderen Gemeinden mit dem Namen Harthausen die SchreibweiseHardthausen. Seit Beginn der 1960er-Jahre befindet sich im Harthäuser Wald unweit des ehemaligen Harthausen ein Standort derDLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt).
Die ZEAG Erneuerbare Energien GmbH und die Gemeinden, auf deren Gemarkung der Harthäuser Wald liegt, betreiben den Bau einer großen Zahl vonWindkraftanlagen. Derzeit bestehen konkrete Planungen für 25 Großwindkraftanlagen, davon entfallen 6 geplante Anlagen auf den Staatswald auf der GemarkungHardthausen. Der Potenzialatlas Erneuerbare Energien weist außerdem weitere Flächen als „bedingt geeignet“ aus. Alle bisher publizierten Windgeschwindigkeiten stützen sich auf den Windatlas Baden-Württemberg, von ihnen sind jedoch in Waldgebieten entsprechend den Planungshinweisen in dessen Begleitmaterial 0,2–0,3 m/s für 140 m Höhe über Grund abzuziehen.[4] Derzeit werden Verfahren zur entsprechenden Änderung derFlächennutzungspläne undRegionalplanung betrieben. Für die Erteilung der erforderlichenImmissionsschutzrechtlichen Genehmigung, die die Baugenehmigung umfasst, ist das Landratsamt Heilbronn zuständig. Ein Teil der Anlagen soll in einemFauna-Flora-Habitat gebaut werden. Im Hinblick auf den Eingriff in dasÖkosystem Harthäuser Wald hat das Landratsamt Heilbronn eineUmweltverträglichkeitsprüfung für alle im Harthäuser Wald geplanten Anlagen angeordnet. Derzeit wird das hierfür erforderliche Artenschutzgutachten erstellt. Teile der Bevölkerung lehnen die Projekte aufgrund der Eingriffe in das Ökosystem und der Beeinträchtigung der Erholungsfunktion des Waldes ab.[5] Die Gemeinden wollen die Akzeptanz in der Bevölkerung durch eine Exkursion und eine Internetpräsentation erhöhen. Die Bevölkerung soll außerdem in sogenanntenBürgerenergiegenossenschaften die Möglichkeit erhalten, sich an den Anlagen als Kapitalanleger zu beteiligen.