Hartenrod GemeindeBad Endbach | |
|---|---|
| Koordinaten: | 50° 46′ N,8° 28′ O50.7588888888898.4608333333333337Koordinaten:50° 45′ 32″ N,8° 27′ 39″ O |
| Höhe: | 337 m ü. NHN |
| Fläche: | 4,84 km²[1] |
| Einwohner: | 2280 (2011)[2] |
| Bevölkerungsdichte: | 471 Einwohner/km² |
| Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
| Postleitzahl: | 35080 |
| Vorwahl: | 02776 |
Ansicht aus Süden (von der Skipiste) | |
Hartenrod (mundartlichHädderää) ist einGroßdorf im Südwesten desHessischen Hinterlandes und als solches einOrtsteil der GemeindeBad Endbach immittelhessischenLandkreis Marburg-Biedenkopf. Er trägt seit dem 20. März 2020 die amtlicheZusatzbezeichnungMarktflecken.[3]
Hartenrod entstand vermutlich, wie die anderen Rode-Orte (u. a.Günterod,Eisemroth), während des „Mittelalteroptimums“ (Mittelalterliche Warmzeit), als in der Zeit nach 900 n. Chr. bis etwa Ende des 13. Jh. eine Warmperiode zu verzeichnen war. In diesem Zeitraum wuchs die Bevölkerung rasch; sie musste ernährt werden. Neue Acker- und Siedlungsflächen wurden dringend benötigt. Waldflächen in bisher unwirtlichen Mittelgebirgsregionen wurden dafür gerodet.[4] Auf diesen Rodungsflächen entstanden neue Siedlungen.
Hartenrod wurde alsHarprebtzrode im Jahre 1311 erstmals in einer erhaltenen UrkundePfalzgraf Rudolfs I. fürGraf Heinrich von Nassau urkundlich erwähnt[5] und warVorort im sogenannten „Obergericht“, einem Verwaltungsbezirk desAmtes Blankenstein, der deckungsgleich mit dem Kirchspiel Hartenrod war, das ab Mitte des 14. Jh. nachweisbar ist.
DieStatistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Hartenrod:
„Hartenrod (L. Bez. Gladenbach) evangel. Pfarrdorf; liegt 2 St von Gladenbach in einer rauhen Gegend hat 90 Häuser und 569 Einwohner, die außer 1 Katholiken evangelisch sind. Man findet 1 Kirche, 3 Mahlmühlen und 3 Tabaksfabriken, die in lebhaften Betrieb sind. Die Einwohner beschäftigen sich sehr stark mit der Strumpfstrickerei und beziehen davon einen nicht unbedeutenden Gewinn. In der Gemarkung befindet sich eine verlassene Kupfergrube, welche auch Silberfahlerze lieferte. Seit einigen Jahren wird ein vorzüglich guter, zur Porzellan Fabrikation gebraucht werdender Gypsspath in großer Menge und mit geringen Kosten gewonnen. Die Vortheile fließen ausschließend einem ausländischen Unternehmer zu, der alle Arbeiten durch Ausländer besorgen läßt. Der Ort kommt früher unter dem NamenHirprachterode vor. – Die älteste bekannte Nachricht vom Bergbau in hiesiger Gegend, ist vom Jahr 1674. Die Tracht beim weiblichen Geschlechte ist eigenthümlich, und hat sich von den ältesten Zeiten her erhalten.“[6]
Der Ort erhielt am 1. September 1684 Marktrecht für drei, später vierJahrmärkte und entwickelte sich dadurch zu einem wichtigen Markt- und Handelsort für das obere Salzbödetal.[7]
Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahinSelbständige Gemeinde Schlierbach auf freiwilliger Basis nach Hartenrodeingemeindet.[8]Zum 1. Juli 1974 wurden kraftLandesgesetz die bis dahin selbständigen Gemeinden Bad Endbach, Bottenhorn, Dernbach, Hartenrod und Hülshof zur erweitertenGroßgemeinde mit dem NamenBad Endbachzusammengeschlossen.[9][10] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Bad Endbach wurdenOrtsbezirke gebildet.[11]
Der Bergbau hat in Hartenrod eine lange Tradition. Bereits im 17. Jahrhundert wurde auf Kupfer und Bleierze geschürft. Ab 1783 förderte man aus derJakobsgrube Kupfererz und von 1800 bis 1846 aus den GrubenHirschhohl undHolde Eintracht Kupfer- und Zinkerz. In dieser Zeit bestand auch eineBronzegießerei in Hartenrod.
Den wirtschaftlichen Aufschwung erreichte Hartenrod durch den Anschluss an die Eisenbahn und durch denSchwerspatabbau (vgl. KapitelBergbau und KapitelEisenbahn unterBad Endbach undLahn-Dill-Gebiet).
Heute wird noch einDiabas-Steinbruch betrieben.

ImMittelalter, vermutlich nach dem Ende derDernbacher Fehde 1333/36 und der endgültigen Grenzfestlegung zwischen Hessen und der Grafschaft Nassau-Dillenburg, teilte sich dasAmt Blankenstein und mit ihm das große Kirchspiel Gladenbach mit der Martinskirche (Martinskirche Gladenbach) in zwei Kirchspiele auf, und zwar eins für dasUntergericht (Gladenbach) und eins für dasObergericht (Hartenrod). Hartenrod bekam eine eigene Pfarrei und wurdeVorort für das Kirchspiel imObergericht. Der erste Pfarrer, der 1367 in Hartenrod genannt wird, warPeter von Buchenau.
Neben Gladenbach erhielt Hartenrod dadurch über Jahrhunderte hinweg eine zentrale, regionale Bedeutung und war damals die wichtigste Siedlung im Obergericht. Zum Kirchspiel (Pfarrei) gehörten nach der Reformation 1526:Bottenhorn,Dernbach,Hülshof,Wommelshausen mit dem Ortsteil Hütte,Endbach,Schlierbach und Hartenrod. Die bis zur Reformation selbständige und von Hartenrod getrennte PfarreiGünterod wurde 1526 mit Hartenrod pfarramtlich verbunden.
Im Jahre 1455 wurde in Hartenrod eine neue Kirche für das Obergericht gebaut. Warum und was mit dem Vorgängerbauwerk geschah, ist unbekannt. Sie war dem Heiligen Christophorus geweiht, bis sie 1526 reformiert wurde. Für die wachsende Pfarrgemeinde war sie zu klein geworden. Aus diesem Grund und wegen Baufälligkeit wurde diese bedeutende Kirche 1845 abgerissen.
Das in der Gemeinde Dernbach ansässigeAdelsgeschlecht „von und zu Dernbach“ gehörte nach 1526 auch diesem Kirchspiel. Sie hatten hier eigene Kirchenstühle. Zuvor waren dievon Dernbach nach Obereisenhausen eingepfarrt.
1858 wurde die neue evangelische Kirche in Hartenrod eingeweiht. Sie ist eine weiträumige Saalkirche mit einem hohen Westturm.
Kirchspielschule
Johann Strauß wird 1623 als studierter Schulmeister (Pfarramtsanwärter) der Kirchspielschule Hartenrod genannt. Er kam aus Ziegenhain und war zuständig für alle Filialorte. Jeder, der zu dieser Zeit Pfarrer werden wollte, musste sich zuvor im Schuldienst bewährt haben. Der Unterricht wurde reihum in verschiedenen Häusern gehalten.[12]
Konfirmandenunterricht
Der Konfirmandenunterricht wurde bis 1968 fürHartenrod,Schlierbach undWommelshausen mit dem OrtsteilHütte zentral in Hartenrod gehalten. Die Konfirmanden der Filialorte mussten daher lange Wege (ca. 2,5 bis knapp 5 km) zurückzulegen, was besonders im Winter beschwerlich war.[13]
Neue Pfarrbezirke
Bottenhorn wurde 1848 ein selbständiger Pfarrbezirk, u. a. auch des weiten Kirchweges (ca. 4,7 km) wegen, gehörte aber weiterhin zum Kirchspiel Hartenrod. Hülshof und Dernbach kamen erst 1934 pfarramtlich zu Bottenhorn. Im Jahre 1929 wurde auch Günterod wieder selbständig und zusammen mit Endbach zu einer Pfarrei erhoben. Danach gehörten zur Pfarrei Hartenrod bis 1968 nur noch die Orte Wommelshausen mit Hütte, Schlierbach und Hartenrod. Seit 1968 bilden Günterod und Bischoffen einen neuen Pfarrbezirk. Die Kirchengemeinden Wommelshausen und Endbach wurden 1969 ebenfalls zu einem eigenen Pfarrbezirk zusammengeschlossen. Seitdem umfasst das alte Kirchspiel Hartenrod nur noch die Orte Hartenrod und Schlierbach.
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Hartenrodangehört(e):[1][14][15]
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
| • 1502: | 018 Männer |
| • 1577: | 032Hausgesesse |
| • 1630: | 026 Untertanen; 7 zweispännige, 5 einspännige Ackerleute, 14 Einläuftige |
| • 1742: | 092 Haushalte |
| • 1791: | 429 Einwohner[19] |
| • 1800: | 441 Einwohner[20] |
| • 1806: | 494 Einwohner, 79 Häuser[18] |
| • 1829: | 569 Einwohner, 90 Häuser[6] |
| Hartenrod: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011 | ||||
|---|---|---|---|---|
| Jahr | Einwohner | |||
| 1791 | 429 | |||
| 1800 | 441 | |||
| 1806 | 569 | |||
| 1829 | 569 | |||
| 1834 | 618 | |||
| 1840 | 651 | |||
| 1846 | 674 | |||
| 1852 | 616 | |||
| 1858 | 620 | |||
| 1864 | 547 | |||
| 1871 | 562 | |||
| 1875 | 651 | |||
| 1885 | 643 | |||
| 1895 | 763 | |||
| 1905 | 897 | |||
| 1910 | 982 | |||
| 1925 | 1.235 | |||
| 1939 | 1.341 | |||
| 1946 | 1.808 | |||
| 1950 | 1.856 | |||
| 1956 | 1.808 | |||
| 1961 | 2.006 | |||
| 1967 | 2.257 | |||
| 1980 | ? | |||
| 1990 | ? | |||
| 2000 | ? | |||
| 2011 | 2.280 | |||
| Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen:[1];Zensus 2011[2] | ||||
Nach den Erhebungen desZensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hartenrod 2280 Einwohner. Darunter waren 84 (3,7 %) Ausländer.Nach dem Lebensalter waren 405 Einwohner unter 18 Jahren, 961 zwischen 18 und 49, 423 zwischen 50 und 64 und 474 Einwohner waren älter.[2]Die Einwohner lebten in 969 Haushalten. Davon waren 167Singlehaushalte, 231Paare ohne Kinder und 327 Paare mit Kindern, sowie 111Alleinerziehende und 30Wohngemeinschaften. In 192 Haushalten lebten ausschließlichSenioren und in 426 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
| Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
| • 1829: | 0568 evangelische, ein römisch-katholischer Einwohner |
| • 1885: | 0639 evangelische, 4 katholische Einwohner |
| • 1961: | 1759 evangelische (= 87,69 %), 215 römisch-katholische (= 10,72 %) Einwohner |
| • 1867: | Erwerbspersonen: 110 Landwirtschaft, 16 Gewerbe und Industrie, 12 Handel, 4 Verkehr, 49 persönliche Dienstleistungen, 1 Gesundheitspflege, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Kirche und Gottesdienst, 3 Gemeindeverwaltung, 8 Personen ohne Berufsausübung.[1] |
| • 1961: | Erwerbspersonen: 177 Land- und Forstwirtschaft, 600 produzierendes Gewerbe, 97 Handel und Verkehr, 96 Dienstleistungen und Sonstiges.[1] |

Für Hartenrod besteht einOrtsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Hartenrod) mitOrtsbeirat undOrtsvorsteher nach derHessischen Gemeindeordnung.[11]Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei denKommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 37,54 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftsliste Hartenrod“ an.[21] Der Ortsbeirat wählte Hans-Jürgen Debus zum Ortsvorsteher.[22]
Am 14. Mai 1956 genehmigte derHessische Minister des Innern dasWappen mit folgender Beschreibung:[23]
| Blasonierung: „In einem von einer aufsteigenden geschweiften goldenen Spitze geteilten roten Schild oben vorn und oben hinten je ein goldenes Ährenbündel und unten eine rote Pflugschar.“ | |
| Wappenbegründung: Die Ährenbündel stammen aus dem Wappen der Herren von Linne, die im Mittelalter im Dorf Besitz und Rechte hatten. Das dritte Bündel wurde durch einePflugschar alsredendes Element ersetzt, die den Namensteil „-rod“ (fürRoden oder gerodeten Wald) symbolisiert. |
1953 wurde in Hartenrod der Verkehrs- und Verschönerungsverein gegründet und seit 1962 ist Hartenrod ein staatlich anerkannterErholungsort[24] mit verschiedenen attraktiven Freizeitangeboten u. a. eineAbfahrtspiste mitSkilift; im Sommer wird die Piste fürGrasski genutzt.
Anmerkungen
Einzelnachweise