Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Haplochromis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Haplochromis

Haplochromis latifasciatus aus demKyogasee.

Systematik
Ovalentaria
Ordnung:Buntbarschartige (Cichliformes)
Familie:Buntbarsche (Cichlidae)
Unterfamilie:Pseudocrenilabrinae
Tribus:Pseudocrenilabrini
Gattung:Haplochromis
Wissenschaftlicher Name
Haplochromis
Hilgendorf, 1888

Haplochromis (Gr.haplos = einfach,Chromis = Gattung von Riffbarschen, in der früher auch Buntbarsche beschrieben wurden) ist die, mit über 200 wissenschaftlich beschriebenenArten, größteGattung derBuntbarsche (Cichlidae). Sie leben in Süd- und Ostafrika, hauptsächlich im Bereich desGroßen Afrikanischen Grabenbruchs, Verbreitungsschwerpunkt ist derVictoriasee und seine Zuflüsse. VieleHaplochromis-Arten des Victoriasees sind durch den vom Menschen eingeführtenNilbarsch (Lates niloticus) in ihrem Bestand gefährdet, vom Aussterben bedroht oder gar schon ausgestorben.

Merkmale

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Haplochromis-Arten werden 7 bis 27 Zentimeter lang, ihre Schwanzflosse endet gerade abgeschnitten, gerundet oder leicht eingebuchtet. MännlicheHaplochromis in Balzstimmung sind intensiv gefärbt, mitunter sehr bunt und unterscheiden sich dadurch deutlich von den meist grau oder braun gefärbten Weibchen. In derAfterflosse tragen die Männchen Eiflecke, die von einem transparenten Rand umgeben sind. Bei den weiblichen Tieren sind die Eiflecke kleiner, ihre Anzahl ist geringer, sie können auch fehlen. Der transparente Rand fehlt immer.

Die teils in KeniaFuru, in Tansania Mbipi und in Uganda Enkejje oder Oroy genanntenHaplochromis und nah verwandte Gattungen des Victoriasee-Einzugs, entwickelten verschiedene Maulformen und Zahntypen und passten sich so an unterschiedliche Nahrungsquellen an. Man unterscheidet bis zu 15 verschiedene trophische Gruppen:

Haplochromis flavipinnis, ein Fischfresser
Haplochromis obesus, ein Pädophage
  • Fischfresser (Piscivore), die ganze, erwachsene Fische fressen und nicht nur Teile (Schuppen, Flossen) oder Eier und Larven (Pädophage)
  • Algenfresser (Unterscheidung in Algengraser undPhytoplanktonfresser)
  • Blätterfresser (Pflanzenfresser)
  • Insektenfresser (Insectivore)
  • Fischbrutfresser (Pädophagen)
  • Schneckenfresser (Unterscheidung in Schneckenknacker und -schäler)
  • Zooplanktonfresser (Zooplanctivore)
  • Krustentierfresser (Unterscheidung in Garnelen- und Krabbenfresser)
  • Schlammsieber (Detritivore)
  • Parasitenfresser (Putzerfische)
  • Schuppenfresser (Scale Eater)
  • Flossenbeißer

Fortpflanzung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

AlleHaplochromis-Arten sindMaulbrüter. Die Männchen sindpolygam. Vor der Paarung bereitet das Männchen oft eine Grube im Gewässerboden als Laichplatz vor. Mit flatternden Bewegungen, bei denen besonders die mit den Eiflecken versehen Afterflosse präsentiert wird, wirbt es um das Weibchen. Während und unmittelbar nach dem Ablaichen nimmt das Weibchen die Eier, teilweise noch vor der Befruchtung ins Maul. Die im Maul befindlichen Eier werden erst besamt, wenn das Weibchen nach den Eiflecken auf der Afterflosse des Männchens schnappt, das dabei Sperma ausstößt. Die Jungen schlüpfen, je nach Art und Wassertemperatur, nach 15 bis 25 Tagen und werden artspezifisch sich selbst überlassen oder noch mehrere Tage bewacht und dann bei Gefahr und nachts wieder ins Maul aufgenommen.

Arten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich wurden über 400 Arten zur GattungHaplochromis gezählt, darunter vieleendemische Arten desMalawisees. Nach der Ausgliederung dieser und anderen Arten besteht unter Fachleuten aber weiterhin Uneinigkeit wie weit oder eng die Gattung gefasst sein soll.Greenwood splitteteHaplochromis in verschiedene Gattungen auf,[1][2] von denen einige monotypisch sind, z. B.Macropleurodus,Platytaeniodus undSchubotzia. Durch die Beschreibung von später gefundenen neuen Arten und zahlreichen noch unbeschriebenen, erwiesen sich die Aufspaltungen als teilweise unbrauchbar, weshalb sie von manchen Wissenschaftlern bis zu einer Neudefinition abgelehnt wird.[3] Andere Autoren haben anschließend manche der Greenwood'schen Gattungen revidiert oder sogar neue geschaffen (Lithochromis,Mbipia,Pundamilia).[4][5] Lippitsch konnte in einem Fall keine passende Gattung finden und hat neue Arten zwar inHaplochromis beschrieben, den Gattungsnamen aber in Anführungszeichen gesetzt.[6] LautFishbase werden gegenwärtig über 230 Arten in die GattungHaplochromis eingeordnet[7]. Allerdings ist die Gattung auch in dieser Zusammensetzung kein Monophylum, d. h. sie enthält nicht alle Nachkommen des letzten gemeinsamen Vorfahren.

Die meistenHaplochromis-Arten gehören zum „Lake Victoria region superflock“ das heißt derCichlidenradiation, die imVictoriasee und den in Nähe gelegenen Seen deswestlichen Abschnitts des großen afrikanischen Grabenbruchs (Georgsee,Edwardsee,Albertsee undKivusee). Der letzte gemeinsame Vorfahre diesermonophyletischen, etwa 700 Arten umfassenden Gruppe entstand wahrscheinlich vor ca. 150.000 als – während einer Feuchtzeit – eine kongolesische Linie die Region des Viktoriasees kolonisierte, die schon Vertreter aus dem Gebiet des Nils beherbergte. Zu den rezenten Vertretern der kongolesischen Line, die dieSchwestergruppe des „Lake Victoria region superflocks“ darstellt, gehörenAstatotilapia stappersi und eine bisher unbeschriebeneAstatotilapia-Art (Astatotilapia sp. ‘Yaekama’) aus dem mittleren Kongo. Die Linie aus dem Nilgebiet, zu der auch Arten gehören, die in ostafrikanischen Flüssen vorkommen, wird heute durchAstatotilapia bloyeti, ‘Haplochromis’gracilior aus dem Kivusee undHaplochromis pharyngalis aus dem Edwardsee vertreten. Obwohl die beiden letztgenannten Arten sympatrisch mit Arten aus dem Artenschwarm des Victoriasees vorkommen, gehören sie nicht zu dieser Radiation, sondern zu einer Gruppe verwandter Arten aus dem oberen Nil. Die Nilklade ist die Schwestergruppe einer Klade die aus der Kongo-Linie und dem „Lake Victoria region superflocks“. Die Hybridisierung der unterschiedlichen Buntbarscharten aus dem Gebiet des Kongo und des Nils ermöglichte die Rekombination genetischer Varianten in einem Maßstab, der sonst in diesem Ausmaß nicht möglich wäre. Aus der Hybridpopulation entstanden dann unabhängig voneinander im Zuge einer raschenadaptiven Radiation zahlreiche neue Arten, zunächst in den im westlichen Abschnitts des großen afrikanischen Grabenbruchs gelegenen Seen und nach einer Trockenperiode beginnend vor etwa 15.000 Jahren auch im Victoriasee mit ca. 500 neuen endemischen Buntbarscharten mit einer Vielzahl von ökologischen Spezialisierungen. Die besondere genetische Vielfalt und Anpassungsfähigkeit der Buntbarsche des Viktoriasees wird durch die Tatsache belegt, dass er durch mehr als 40 andere Fischarten besiedelt wurde, die sich aber nicht so weit diversifizierten.[8]

Durch die zunehmende Einleitung von Abwässern in den im Victoriasee kam es in den letzten 50 Jahren zu erhöhter Trübung und einem Sauerstoffmangel in tieferen Gewässern. Infolgedessen haben sich verschiedene Arten zu Hybridpopulationen zusammengeschlossen, da die männliche Prachtfärbung, die für weibliche Tiere derselben Art anziehend ist, nicht mehr gut sichtbar ist. In einigen Tiefwasserhabitaten ist die Fischfauna weitgehend verschwunden. Ein Teil der Artenvielfalt des Sees ist dadurch verloren gegangen.[8]

H. humilis,H. placodus,H. smithii undH. snoeksi gehören zu einer Verwandtschaftsgruppe von Buntbarschgattungen aus dem südlichen Afrika, die abgeleitet von der GattungSerranochromis den provisorischen Namen „Serranochromini“ erhalten hat undHaplochromis gracilior bildet eine isolierte Linie.[9]

Lake Victoria superflock

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Haplochromis argens
    Haplochromis argens
  • Haplochromis bicolor
    Haplochromis bicolor
  • Haplochromis cinereus
    Haplochromis cinereus
  • Haplochromis crassilabris
    Haplochromis crassilabris
  • Haplochromis degeni
    Haplochromis degeni
  • Haplochromis flavipinnis
    Haplochromis flavipinnis
  • Haplochromis goldschmidti
    Haplochromis goldschmidti
  • Haplochromis granti
    Haplochromis granti
  • Haplochromis guiarti
    Haplochromis guiarti
  • Haplochromis ishmaeli
    Haplochromis ishmaeli
  • Haplochromis lacrimosus
    Haplochromis lacrimosus
  • Haplochromis longirostris
    Haplochromis longirostris
  • Haplochromis martini
    Haplochromis martini
  • Haplochromis microdon
    Haplochromis microdon
  • Haplochromis nigricans
    Haplochromis nigricans
  • H. nuchisquamulatus
    H. nuchisquamulatus
  • Haplochromis nyererei
    Haplochromis nyererei
  • Haplochromis obliquidens
    Haplochromis obliquidens
  • Haplochromis percoides
    Haplochromis percoides
  • Haplochromis prognathus
    Haplochromis prognathus
  • Haplochromis pundamilia
    Haplochromis pundamilia
  • Haplochromis sauvagei
    Haplochromis sauvagei
  • Haplochromis retrodens
    Haplochromis retrodens
  • Haplochromis serranus
    Haplochromis serranus
  • Haplochromis thereuterion
    Haplochromis thereuterion
  • Haplochromis victorianus
    Haplochromis victorianus
  • Haplochromis vonlinnei
    Haplochromis vonlinnei

Victoriasee

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Albertsee

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Haplochromis wingatii
    Haplochromis wingatii

Georgsee undEdwardsee

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Haplochromis angustifrons
    Haplochromis angustifrons
  • Haplochromis eduardianus
    Haplochromis eduardianus
  • Haplochromis pappenheimi
    Haplochromis pappenheimi
  • Haplochromis schubotzi
    Haplochromis schubotzi

Kivusee

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Haplochromis adolphifrederici
    Haplochromis adolphifrederici
  • Haplochromis graueri
    Haplochromis graueri
  • Haplochromis vittatus
    Haplochromis vittatus

Nabugabosee

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Haplochromis nubilus
    Haplochromis nubilus

Turkanasee

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Sonstige

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Haplochromis commutabilis
    Haplochromis commutabilis
  • Männchen von Haplochromis stappersii aus dem Ruzizi
    Männchen vonHaplochromis stappersii aus demRuzizi

Serranochromini

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

isolierte Linien bzw. unklare Systematik

Neben den anerkannten Arten gibt es viele noch unbeschriebenen Formen, die unter Aquarianern mit Trivialnamen wieHaplochromis „Thick Skin“ CH44 bezeichnet werden.

Quellen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Günther Sterba:Süsswasserfische der Welt. 2. Auflage. Urania, Leipzig/Jena/Berlin 1990,ISBN 3-332-00109-4.
  • Erwin Schraml:Haplochromis. In: Claus Schaefer, Torsten Schröer (Hrsg.):Das große Lexikon der Aquaristik. Eugen Ulmer, Stuttgart 2004,ISBN 3-8001-7497-9, S. 435–450.
  • Goldschmidt, T. (1997):Darwins Traumsee. Nachrichten von meiner Forschungsreise nach Afrika. München, C. H. Beck, 1997,ISBN 3-406-42881-9.
  • Witte, F. & Van Oijen, M. J. P. (1990):Taxonomy, ecology and fishery of Lake Victoria haplochromine trophic groups. Zool. Verh. Leiden, 262: 1-47.

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Greenwood, P. H. (1979):Towards a phyletic classification of the 'genus' Haplochromis (Pisces, Cichlidae) and related taxa. Part I. Bull. Br. Mus. nat. Hist. (Zool.), 35: 265-322.
  2. Greenwood, P. H. (1980):Towards a phyletic classification of the 'genus' Haplochromis (Pisces, Cichlidae) and related taxa. Part II: the species from Lakes Victoria, Nabugabo, Edward. Bull. Br. Mus. nat. Hist. (Zool.), 39: 1-101.
  3. M.J.P. van Oijen:The generic classification of the haplochromine cichlids of Lake Victoria,East Africa.Zool. Verh. Leiden 302, 15.ii.1996: 57-110,ISSN 0024-1652 /ISBN 90-73239-44-3.
  4. Seehausen, O., Lippitsch, E., Bouton, N. & Zwennes, H. (1998):Mbipi, the rock-dwelling cichlids of Lake Victoria: description of three new genera and 15 new species. Ichthyol. Explor. Freshwaters, 9 (2): 129-228.
  5. Kaufman, L. & Lippitsch, E. (2003):Pyxichromis paradoxus (Perciformes: Cichlidae) a new haplochromine species from Lake Edward, East Africa, and reassessment of the genus Pyxichromis Greenwood, 1980. Z. Fischk., 6 (1-2): 87-98.
  6. abcElisabeth Lippitsch (2003):Redescription of 'Haplochromis' nubilus (Teleostei: Cichlidae), with description of two new species. Ichthyol. Explor. Freshwaters, 14 (1): 85-95.
  7. Haplochromis aufFishbase.org (englisch)
  8. abJoana I. Meier, David A. Marques, Salome Mwaiko, Catherine E. Wagner, Laurent Excoffier, Ole Seehausen:Ancient hybridization fuels rapid cichlid fish adaptive radiations. Nature Communications, 8: (2017),doi:10.1038/ncomms14363
  9. Matschiner, M., Musilová, Z., Barth, J.M.I., Starostová, Z., Salzburger, W., Steel, M. & Bouckaert, R. (2017):Bayesian Phylogenetic Estimation of Clade Ages Supports Trans-Atlantic Dispersal of Cichlid Fishes. Systematic Biology, 66 (1): 3-22.DOI: 10.1093/sysbio/syw076, Seite 154, 156 u. 157 im Supplement.
  10. abcdefghNathan Vranken, Maarten Van Steenberge, Annelies Heylen, Eva Decru and Jos Snoeks. 2022.From A Pair to A Dozen: The Piscivorous Species of Haplochromis (Cichlidae) from the Lake Edward System. European Journal of Taxonomy. 815(1), 1-94.DOI: 10.5852/ejt.2022.815.1749
  11. abNathan Vranken, M. Van Steenberge, M. Mbalassa & Jos Snoeks. (2023):Just below the surface, the pelagic haplochromine cichlids from the Lake Edward system. Hydrobiologia, Mai 2023.

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons:Haplochromis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Haplochromis&oldid=249687095
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp