Hans Stuck

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Hans Stuck
Hans Stuck 1929
Nation:Deutschland Deutschland
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start:Großer Preis der Schweiz 1952
Letzter Start:Großer Preis von Italien 1953
Konstrukteure
1952–1953 Hans Stuck
Statistik
WM-Bilanz:keine WM-Platzierung
StartsSiegePolesSR
3
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
Vorlage:Infobox Formel-1-Fahrer/Wartung/Alte Parameter

Hans Stuck (*27. Dezember1900 inWarschau,Russisches Kaiserreich; †9. Februar1978 inGrainau) war eindeutsch-österreichischerAutomobilrennfahrer.[1] Hans Stuck ging als „der Bergkönig“ in die Motorsportgeschichte ein, weil er besonders beiBergrennen sehr viele Erfolge erzielte. Er galt zudem als Prototyp desHerrenfahrers.[2]

Inhaltsverzeichnis

Leben

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich besaß Stucks Vater Gut Sterz, einen landwirtschaftlichen Betrieb inWolfratshausen inOberbayern. Nach Stucks eigener Beschreibung habe der Vater den Betrieb langsam an ihn übergeben. Stuck hatte berechnet, dass er für seine Milch 3 Pfennig/Liter mehr bekäme, wenn er sie selbst nach München fahren und in einem eigenen Laden verkaufen würde. Dabei sei er wie ein Irrer gefahren, hinter dem der Teufel her wäre. Daneben habe er Traktorenrennen auf abgeernteten Feldern veranstaltet[3].

1925 startete Stuck bei seinem ersten Bergrennen im Rahmen des 5. Internationalen Automobil-Turniers inBaden-Baden und gewann mit einem von ihm selbst modifiziertenDürkopp auf Anhieb in der Tourenwagen-Klasse.

Stucks schwer zerstörter Wagen nach seinem Unfall 1929 beimSchauinsland-Rennen
Hans Stuck 1932 auf Mercedes-Benz beimAVUS-Rennen inBerlin

Von 1927 bis 1930 fuhr Stuck einenAustro-Daimler und war damit bei Bergrennen nahezu unbesiegbar. So gewann er unter anderem 1927 und 1928 dasSalzbergrennen und 1930 dieEuropa-Bergmeisterschaft für Rennwagen. Für Rundstreckenrennen jedoch war sein Wagen weniger geeignet. Nach dem Rückzug von Austro-Daimler wechselte er zum Rennteam vonMercedes-Benz, für das er unter anderem 1931 denGrand Prix von Lemberg sowie zahlreiche Bergrennen gewann, unter anderem 1932 die Europa-Bergmeisterschaft für Sportwagen. 1936 stellte Stuck auf 10 Meilen des neuen Autobahnteilstückes zwischen Frankfurt und Heidelberg bei fliegendem Start einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord von 286,496 km/h auf.[4]

Als1934 die 750-kg-Formel für Grand-Prix-Rennwagen eingeführt wurde, ließ derAuto-Union-Konzern, ein Zusammenschluss der vier MarkenAudi,DKW,Wanderer undHorch, vonFerdinand Porsche einenentsprechenden Rennwagen konstruieren. Hans Stuck kam im vonRennleiterWilly Walb geführtenWerksteam mit dem starkübersteuernden und schwierig zu fahrenden, für die damalige Zeit neuartigenMittelmotorwagenTyp A sofort zurecht und gewann denGroßen Preis von Deutschland und denGroßen Preis der Schweiz im selben Jahr. Dank der überlegenen Traktion dieser Bauweise, die erst rund 25 Jahre später in der Formel 1 üblich wurde, sowie seiner Streckenkenntnisse war Stuck bei Bergrennen fast unschlagbar.

Auf der Rundstrecke dagegen war die bis zu 500 PS starke „Heckschleuder“ der Auto Union oft kaum zu beherrschen.1936 erwuchs Stuck bei Auto Union mit dem jungenBernd Rosemeyer ein hervorragender Konkurrent, der mehrere Rennen gewann, ohne vorher viel Erfahrung auf Rennwagen gesammelt zu haben. Nachdem1937 jedoch Mercedes wieder mit dem neuen über 600 PS starken ModellW 125 dominierte, wurde Stuck von Auto Union entlassen, da man dem Vorbild Rosemeyers folgend auf junge Motorradpiloten setzen wollte, die sich noch nicht an die andernorts üblichen Frontmotorwagen gewöhnt hatten.

Zu dieser Zeit wurde Stuck vonUlrich Bigalke zusammen mit Bernd Rosemeyer undManfred von Brauchitsch für den abendfüllenden „Rennfilm“Deutsche Siege in drei Erdteilen (1937) gefilmt. 1933 war bereits ein Unterhaltungsfilm mit dem charismatischen Rennfahrer geplant, der den TitelMit Vollgas ins Glück tragen sollte. Dieser Film kam jedoch nicht zustande.

Angesichts seines sinkenden Sterns setzte er ab 1936 seine Hoffnung auf einen Geschwindigkeitsrekord mit dem 3000 PS starkenMercedes-Benz T 80. Der Rekordversuch mit Daimler stand jedoch im Konflikt zu seinem Vertrag mit Auto Union, und Daimler hatte sich insgeheim fürRudolf Caracciola entschieden.[5]

Nach dem Tod Rosemeyers Anfang1938 kam Stuck wieder zur Auto Union und erreichte den dritten Platz beimGroßen Preis von Deutschland. Der neue Teamkollege, die italienische RennlegendeTazio Nuvolari, galt als bester Fahrer der Auto Union. Bei Bergrennen war Stuck weiterhin erfolgreich.

StucksCisitalia D46, mit dem er 1947 auf demHockenheimring gewann

Hans Stuck besaß seit seiner Zeit bei Austro-Daimler neben der deutschen auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Da die deutschen Fahrer nach demZweiten Weltkrieg vom Rennsport ausgeschlossen waren, startete er bis 1950 zunächst als Österreicher. Nach einer Saison mit einemCisitalia fuhr er, unterbrochen von einem kurzen, erfolglosen Intermezzo im Sechzehnzylinder-RennwagenB.R.M. P15 beimGroßen Preis von Italien 1951, zwischen 1949 und 1953 vor allem in derFormel 2 mit vonAlexander von Falkenhausen gebautenAFM-Rennwagen. Mit seinem privaten, anfänglich mit einem vonRichard Küchen entwickelten V8-Leichtmetallmotor ausgerüsteten AFM startete er 1952 beimGroßen Preis der Schweiz, musste das Rennen jedoch vorzeitig aufgeben. Ein Versuch, sich beimGroßen Preis von Italien mit dem Zwölfzylinder-Ferrari des SchweizersRudolf Fischer zu qualifizieren, blieb ebenso erfolglos wie zwei weitere Starts 1953 bei den Großen Preisen vonDeutschland undItalien mit dem mittlerweile mit einemBristol-Motor ausgestatteten AFM. Große Erfolge waren angesichts der Übermacht vonFerrari undMaserati nicht mehr möglich.

In der DDR nahm Stuck auch an einigen Autorennen teil, u. a. auf derHalle-Saale-Schleife oder beimLeipziger Stadtparkrennen, wo er 1952 mit seinem Formel-2-AFM im Regen gewann.

Stuck konzentrierte sich neben seinen Teilnahmen an Rundstreckenrennen wieder zunehmend auf sein Metier, die Bergrennen. Hier war seine Popularität ungebrochen. MitPorsche undBMW setzte er seine Karriere fort, 1960 wurde er im Alter von 60 Jahren nochmals Deutscher Bergmeister.

Am 9. Dezember 1960 verlieh ihmBundespräsidentHeinrich Lübke dasSilberne Lorbeerblatt.[6]

Hans Stuck beendete seine aktive Karriere 1962 und widmete sich fortan der Schulung von Sportfahrern, insbesondere auf demNürburgring. So konnte sein 1951 geborener SohnHans-Joachim Stuck schon in jungen Jahren dort Erfahrungen sammeln. Von 1958 bis 1975 war Stuck der Präsident des Vespa Club von Deutschland VCVD e. V.

Hans Stuck heiratete mit 21 Jahren Ellen Hahndorf[3]. Von 1932 bis 1948 war er mit der TennisspielerinPaula von Reznicek verheiratet, ehe er Christa Thielmann (1921–2014) heiratete. Ihr gemeinsames Kind istHans-Joachim Stuck.

Stuck publizierte seine Autobiographie unter dem TitelZweimal Hans Stuck im Jahre 1972.

Hans Stuck starb 1978 im Alter von 77 Jahren inGrainau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen). Dort wurde er auf dem Gemeindefriedhof beigesetzt.[7][8] Seine 36 Jahre später verstorbene Frau Christa wurde neben ihm bestattet.

Statistik

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Vorkriegs-Grands-Prix-Ergebnisse

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
SaisonTeamWagen1234567PunktePosition
1932H. Stuck(privat) /
Wilhelm Merck
Mercedes-Benz Typ SSKL0
DNADNS
1934Auto Union AGAuto Union Typ A
DNFDNADNA14 2
1935Auto Union AGAuto Union Typ B365.
DNF2111DNF
1936Auto Union AGAuto Union Typ C152.
323DNF
1937Auto Union AGAuto Union Typ C205.
2DNF449
1938Auto Union AGAuto Union Typ D205.
34DNF
1939Auto Union AGAuto Union Typ D239.
6DNF10
Legende
FarbeBedeutungEM-Punkte
GoldSieg1
Silber2. Platz2
Bronze3. Platz3
GrünKlassifiziert, mehr als 75% der Renndistanz zurückgelegt4
Blaunicht punkteberechtigt, zwischen 50% und 75% der Renndistanz zurückgelegt5
Violettnicht punkteberechtigt, zwischen 25% und 50% der Renndistanz zurückgelegt6
Rotnicht punkteberechtigt, weniger als 25% der Renndistanz zurückgelegt7
FarbeAbkürzungBedeutungEM-Punkte
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)8
WeißDNSnicht gestartet (did not start)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
sonstigeP/fettPole-Position
SR/kursivSchnellste Rennrunde
DNFRennen nicht beendet (did not finish)
1 
Nach 59 Runden übernahmHermann zu Leiningen Stucks Wagen, nachdem dieser sich durch einen defekten Kühler Verbrennungen an den Füßen zugezogen hatte. Zu Leiningen fuhr auf den zweiten Platz.
2 
Stuck fiel mit seinem Wagen aus, übernahm zu Leiningens Wagen und fuhr diesen noch von Rang zehn auf den vierten Platz nach vorn.

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Gesamtübersicht

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
SaisonTeamChassisMotorRennenSiegeZweiterDritterPolesschn.
Rennrunden
PunkteWM-Pos.
1952Alex von Falkenhausen MotorenbauAFM 4Küchen 2.0 V81NC
1953Hans StuckAFM 4Bristol 2.0 L62NC
Gesamt3

Einzelergebnisse

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Saison123456789
1951
DNS
1952
DNFDNQ
1953
DNF14
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Schriften

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • mitErnst Günther Burggaller,Das Autobuch., Drei Masken Verlag, Berlin 1933.
  • 4 Mordskerle., Verbano-Verlag, Locarno, Leipzig 1938.
  • Sportkanonen privat., Drei Masken Verlag, Berlin 1941.
  • Der Bergkönig., Sportverlag, Berlin (Ost) 1955.
  • Tagebuch eines Rennfahrers., mvg, München 1967.
  • Zweimal Hans Stuck: ein Rennfahrer-Tagebuch., Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1972,ISBN 978-3-87943-269-1.

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Hans Stuck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Weil seine Mutter, Maria Stuck, eine geborenevon Villiez war, wird hin und wieder fälschlicherweise der NameHans Villiez von Stuck oderHans Stuck von Villiez genannt.
  2. siehe z. B. Scherl’s Magazin vom Dezember 1929, S. 1348:Der Sportstyp von heute: Der elegante Herrenfahrer (Hans von Stuck)
  3. ab„Tagebuch eines Rennfahrers“, Kapitel 1 „Mit dem Milchwagen 'auf Zeit'“
  4. Geschwindigkeitsweltrekord auf der Strecke Frankfurt - Heidelberg, 24. März 1936. Zeitgeschichte in Hessen. In:Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. einestages.spiegel.de:Das 3000-PS-Projekt Artikel vom 2. September 2009
  6. Unterrichtung des Bundestages durch die Bundesregierung vom 29.09.1973; Drucksache 7/1040; Anlage 3 Seiten 54 ff., hier Seite 69.
  7. Gerd Otto-Rieke:Gräber in Bayern. München 2000. S. 95
  8. knerger.de:Das Grab von Hans Stuck
  9. http://www.kalenderblatt.de/index.php?what=thmanu&manu_id=1193&tag=6&monat=3&year=2014&dayisset=1&lang=de
Personendaten
NAMEStuck, Hans
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Autorennfahrer
GEBURTSDATUM27. Dezember 1900
GEBURTSORTWarschau
STERBEDATUM9. Februar 1978
STERBEORTGrainau
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hans_Stuck&oldid=253017588
Kategorien:
Versteckte Kategorie: