Hans Ludwig Pfeiffer (*30. März1903 inRom; †9. März1999 inBerlin) war ein deutscherMaler undBildhauer sowie Mitbegründer und Leiter derBernsteinschule.
Hans Ludwig Pfeiffer wuchs in einer Künstlerfamilie auf; seine Mutter war die Malerin Gertrud Pfeiffer-Kohrt (1875–1939), sein VaterRichard Pfeiffer (1878–1962) Professor an derKunstakademie inKönigsberg. Seine Schwester war die Bildende KünstlerinRiccarda Gregor-Grieshaber (1907–1985). Von 1924 bis 1928 studierte Pfeiffer an den Vereinigten Staatshochschulen für Bildende Kunst in Berlin und war Schüler beiWilhelm Gerstel. Nebenbei war er Privatschüler bei dem MalerJohannes Walter-Kurau. Um finanziell überleben zu können, zeichnete er – oft Karikaturen – für zahlreiche Zeitschriften, unter anderem für die Kunst- und KulturzeitschriftDer Querschnitt sowie für die SatirezeitschriftenUlk undSimplicissimus. Mit der Machtübernahme Hitlers fiel diese Tätigkeit für ihn aus. Er konnte bei einem einflussreichen Freund als „Entwerfer“ für monumentale Gemälde unterkommen, überlebte als Kulissenmaler für die Unterhaltungsfilmindustrie, entwarf Reklamebilder und malte im Geheimen auf seine eigene Art. 1942 wurde bei einem Luftangriff sein Atelier zerstört; seine gesamten Arbeiten gingen dabei verloren. Den Krieg verbrachte er im Osten, und gegen Kriegsende war er in Süd-Württemberg als Sanitäter tätig. 1945 versuchte er zu überleben, indem er für geringen Lohn kleine Restaurierungen an kriegszerstörten Kirchengebäuden vornahm.
1945 suchten viele, die während des Krieges ihr Kunststudium abbrechen mussten, nach Weiterbildungsmöglichkeiten. Da die Kunstakademien noch nicht wiedereröffnet waren, sammelten Pfeiffer undPaul Kälberer Schüler und suchten nach Räumlichkeiten. Der französische Kulturoffizier der Besatzungsmacht, Professor Richard Thierberger, stellte den beiden das leerstehende Kloster Bernstein zur Verfügung, wo sie 1946 die Bernsteinschule gründeten. In dem vom Krieg verwüsteten Gebäude musste erst alles mühsam eingerichtet werden, und so war Pfeiffer „Dozent, Hausmeister, Gärtner […] und Verwalter […] zugleich“.[1] Die Klosterkirche diente als Hörsaal und Gemeinschaftsatelier. Die Schule kannte keine Klassen, es gab kein feststehendes Lehrpensum und keine Prüfungen. Als 1951HAP Grieshaber die Schulleitung übernahm, fand sich Pfeiffer durch die neue Ausrichtung, die dieser durchsetzte, in den Hintergrund gedrängt. Grieshaber öffnete die Schule nach außen und ebnete den Schülern den Weg in praktische Berufe. Er richtete unter anderem Kurse fürTypographie und Photographie ein, protegierte künstlerischesIndustriedesign und gewann Sponsoren mit Reklameaufträgen. Es kam zu Auseinandersetzungen, bei denen Pfeiffer keine Unterstützung durch das Kultusministerium erhielt. Resigniert zog er sich 1953 zurück.[2]
Pfeiffer kam verarmt nachNeuenbürg, wo ihm eine Bleibe in Aussicht gestellt worden war. „Einige Bürger der Stadt, die von der Situation des darbenden Künstlers erfahren haben, griffen ihn dann unter die Arme.“[3] Später konnte Pfeiffer imSchloss Neuenbürg Räume zum Arbeiten beziehen. 1957 heiratete er eine Ärztin aus der DDR. Er erhielt Aufträge der Denkmalpflege und war wegen seiner handwerklichen Fähigkeiten gefragt. Er restaurierte öffentliche Gebäude, Kirchen und Schlösser, unter anderem einige Säle (darunter den Äneassaal und den Weißen Saal) imNeuen Schloss in Stuttgart. 1964 starb seine Frau; die Rente ermöglichte ihm ein bescheidenes Auskommen.
Etwa ab 1968 begann Pfeiffer sein Alterswerk, ein völlig neuartigesŒuvre, er „fegt alles, was nach künstlerischen Denkvorschriften aussieht, beiseite“ und entwickelte ohne Rücksicht auf modische Trends einen eigenen Stil. „Er revoltiert im Sinne desDadaismus, angeekelt von den Lügen seines Zeitalters und des ihm herum vollzogenen Lebens, die er entlarven will.“[4] Es entstanden Bilder, Plastiken und Objekte, zum BeispielDie große Blabla-Maschine. Sein Hauptwerk ist das „Evolutionsdrama der Menschheit“ mit dem TitelTheatrum Mundi, „ein satirisch-düsteres Weltpanoptikum […] vonneobarocker Sinnlichkeit“.[5] Die provozierend-sozialkritischeInstallation ist am Ort seines früheren Ateliers in Schloss Neuenbürg dauerhaft zu sehen.
Personendaten | |
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NAME | Pfeiffer, Hans Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 30. März 1903 |
GEBURTSORT | Rom |
STERBEDATUM | 9. März 1999 |
STERBEORT | Berlin |