Hans-Peter Bärtschi studierteArchitektur an derETH Zürich, unter anderem beiAldo Rossi, bei dem er auch seine Diplomarbeit anfertigte. Mit derDissertation über «Industrialisierung, Eisenbahnschlachten und Städtebau» wurde er beiJean-François Bergier undPaul Hofer zumDr. sc. techn. promoviert. In Winterthur gründete er dasBüro Arias – Architektur Industriearchäologie Stadtentwicklung.
Bereits während seines Studiums engagierte er sich für den Erhalt von Kulturgütern in der Struktur der Architektur. Er gründete 1979 die «ARIAS-Industriekultur», um damit die Dokumentation und Restaurierung von Industriedenkmälern zu ermöglichen. Gleichzeitig kuratierte er in zahlreichen Museen Ausstellungen zur Industriegeschichte wie zum Beispiel seit 1981 ein Engagement für die ehemalige BierbrauereiMühlerama.
Darüber hinaus war Bärtschi Autor zahlreicher Publikationen im Bereich Technik, Architektur und Bautechnikgeschichte, auch für Radio- und Fernsehsendungen.[2][3] Er trug ein gewaltiges Wissen zur jüngeren Geschichte der Schweiz zusammen, dokumentierte auf seinen Reisen in 120 Länder auch den Wandel in anderen Teilen der Welt.[4] Ausserdem fotografierte er in seinem Arbeitsleben ca. 350'000 Fotos zur Industrie-Arbeitswelt, die er zusammen mit Sylvia Bärtschi-Baumann in dieStiftung Industriekultur überführte und dieser vermachte. Zurzeit werden diese Fotos von der ETH digitalisiert und unterfreier CC-Lizenz online gestellt. Er war Korrespondent derZeitschrift Industriekultur für die Schweiz.
Der Pionier der «Schweizer Industrie-Archäologie»[5] wuchs, wie er selbst schrieb, «zwischen der GiessereiRieter, derLokomotiven-Fabrik und dem Eisenbahn-Stellwerk auf». Er kämpfte für die «Rettung von Zeugen der grossen industriellen Ära der Schweiz» und gegen den einseitigen Mythos des bäuerlichen Landidylls.[5] Die Folgen eines Fahrradunfalls vor langer Zeit warfen ihn aus der Bahn.[6] Bärtschi starb drei Wochen vor seinem 72. Geburtstag nach längerer Krankheit in seiner HeimatstadtWinterthur.[7]
Zahlreiche Verlage, bei denen Bärtschi veröffentlichte, würdigten ihn mit: «Bärtschi ist ein Industrie-Erotiker. Er kennt jede Maschine, jeden Prozess, jeden Werkstoff»[8] und «Hans-Peter Bärtschi ist ein Besessener. Das industrielle Zeitalter in der Schweiz aufzuarbeiten, ist sein Lebenswerk. (…) Und er ist ein wandelndes Lexikon; ein gutes, das nicht nur Begriffe nennt, sondern auch Zusammenhänge kennt».[9]
Jürg Hauswirth:Würdigung Hans-Peter Bärtschi, ETH Zürich, 5. Oktober 2022 (PDF)
Thomas Eichenberger:Würdigung des Bildschaffens, ETH Zürich, 5. Oktober 2022 (PDF)
Dominik Landwehr:Schon über 130 000 Fotos aus dem Nachlass online. Zum Tod von Hans-Peter Bärtschi. Jahresbericht Verbands Industriekultur und Technikgeschichte Schweiz, Vintes für das Jahr 2022. März 2023.PDF
Industriekultur in Winterthur. Basis: Produktion, Hans-Peter Bärtschi (Hg.), Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Band 333, 2002 Chronos, Zürich,ISBN 978-3-0340-0578-4.
Industriekultur im Kanton Bern. Unterwegs zu 333 Zeugen des produktiven Schaffens. Rotpunktverlag, Zürich 2006,ISBN 3-85869-315-4.
Der endliche Fortschritt – unterwegs zur Zerstörung der Industriekultur. Orell Füssli, Zürich 2002,ISBN 978-3-280-02680-9.* Kilometer Null: vom Auf- und Abbau der industriellen Schweiz, Text und Illustrationen von Hans-Peter Bärtschi (= Vontobel-Schriftenreihe, Band 1660).Vontobel-Stiftung, Zürich 2004,DNB972898816,OCLC605951757 (115 Seiten).*Der Osten war rot, Chronos 2008,ISBN 978-3-0340-0916-4.
Industriekultur im Kanton Zürich Unterwegs zu 222 Schauplätzen des produktiven Schaffens. Herausgegeben von der Informationsplattform für schützenswerte Industriekulturgüter der Schweiz (ISIS), ein Projekt der Schweizerischen Gesellschaft für Technik. Rotpunktverlag, Zürich 2009,ISBN 978-3-85869-407-2.
Die industrielle Schweiz – aufgebaut und ausverkauft, Hier und Jetzt Verlag, Baden 2011,ISBN 978-3-03919-145-1.
Thomas Eichenberger:Eisenbahnbilder – Eisenbahnbild : Schweizer Eisenbahnen im Fotoarchiv von Hans-Peter Bärtschi und der Stiftung Industriekultur, Zürich, ETH-Bibliothek; Scheidegger & Spiess, 2023.ISBN 978-3-03942-153-4
↑Karl-Eugen Kurrer:Report on the State of Construction History in Austria, Germany and Switzerland. In: Construction History. Research Perspectives in Europe, ed. by Antonio Becchi, Massimo Corradi, Federico Foce and Orietta Pedemonte, pp. 61–112 (hier p. 107f.), Florence: Kim Williams Books 2004,ISBN 88-88479-11-2.
↑ Nachruf: Hans-Peter Bärtschi verstorben, Industriekultur 1.22, S. 53