Hanoi (deutsche Aussprache [haˈnɔʏ̯, auchˈhanɔʏ̯],vietnamesischHà Nội [[hàː nôjˀ] ],Hán tự 河內, wörtlich:Stadt zwischen den Flüssen) ist die Hauptstadt und nachHo-Chi-Minh-Stadt die zweitgrößte StadtVietnams. Nach der Neugliederung der Verwaltungsgrenzen im Jahr 2008, bei der die gesamte ProvinzHà Tây und Teile weiterer Provinzen Hanoi zugeschlagen wurden, wies die Stadt Ende 2019 rund 8,05 Mio. Einwohner auf.[1]
Hanoi war der einzige Ort im asiatisch-pazifischen Raum, dem am 16. Juli 1999 von der UNESCO der Titel „Stadt des Friedens“ verliehen wurde, in Anerkennung seiner Beiträge zum Kampf für den Frieden, seiner Bemühungen zur Förderung der Gleichberechtigung in der Gemeinschaft, zum Schutz der Umwelt und zur Förderung der Kultur und Bildung und Betreuung für jüngere Generationen. Hanoi ist am 31. Oktober 2019 anlässlich des Weltstädtetags als Design City demNetwork of Creative Cities derUNESCO beigetreten. Die Stadt war auch Gastgeber zahlreicher internationaler Veranstaltungen, darunter APEC Vietnam 2006, 132. Versammlung der Interparlamentarischen Union (IPU-132), dasGipfeltreffen in Hanoi 2019 zwischen Nordkorea und den Vereinigten Staaten sowie dieSüdostasienspiele 2003 und2021 und dieAsien-Hallenspiele 2009.
Hanoi ist die älteste der bestehenden Hauptstädte Südostasiens. Belegt ist sie in ihrem Gründungsjahr 1010 alsZitadelle Thăng Long.
Bereits seit derBronzezeit besiedelt war die nur wenige Kilometer nördlich des heutigen Stadtzentrums gelegeneZitadelle von Cổ Loa, aus der viele Relikte aus derDong-Son-Kultur bis ins siebte vorchristliche Jahrhundert hinein nachweisbar sind. Sie wurde 257 v. Chr. vonThục Phán zur Hauptstadt des von ihm gegründetenfrühvietnamesischen KönigreichsÂu Lạc bestimmt.[2]
Im Jahre 866 errichtete die chinesischeTang-Dynastie zur Konsolidierung ihrer Besatzung am Westufer des Roten Flusses eine Zitadelle namens Đại La, die KönigLý Thái Tổ, der Begründer derLý-Dynastie, im Jahre 1010 zu seiner Residenzstadt auserwählte und „Thăng Long“ (Hán tự: 昇龍, „aufsteigenderDrache“) nannte.
Zahlreiche Sagen und Legenden umranken Hanois Geschichte.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Hanoi wiederholt von Invasoren erobert, verlor dabei auch seinen Status als Hauptstadt und wurde mehrfach umbenannt.
Während derHo-Dynastie (1400–1407) trug die Stadt den Namen Đông Đô (östliche Hauptstadt), während der Besetzung durch die chinesischeMing-Dynastie hieß sie Đông Quan (östliches Tor). Die Le-Könige benannten sie 1430 wieder in Đông Kinh (östliche Hauptstadt) um; als dieNiederländische Ostindien-Kompanie im 17. Jahrhundert hier eine Handelsniederlassung einrichtete, gelangte dieser Name alsTongking ins europäische Schrifttum.
Während derNguyen-Dynastie (1802–1945) verlor Hanoi seinen Status als Hauptstadt und musste diesen anHuế abtreten, blieb jedoch administratives Zentrum des Nordens.
Da derDrache als Symbol der kaiserlichen Macht der Hauptstadt Huế vorbehalten bleiben sollte, wurde die Stadt abermals umbenannt. DerNguyen-KaiserMinh Mạng (1820–1841) gab ihr 1831 ihren heutigen Namen Hà Nội (Hán Nôm: 河内) – die „Stadt innerhalb der Flüsse“, der nichts weiter als eine geografische Lage bezeichnet.
Hanoi (Karte der japanischen Eisenbahnbehörde, 1920)
1873 wurde Hanoi von den Franzosen erobert. Von 1883 bis 1945 war die Stadt Verwaltungszentrum der KolonieFranzösisch-Indochina. Die Franzosen errichteten südlich von Alt-Hanoi eine moderne Verwaltungsstadt, legten breite, rechtwinklig zueinander liegende, baumgesäumte Alleen mit Oper, Kirchen, öffentlichen Bauten und Luxusvillen an, zerstörten aber auch große Teile der Stadt, schütteten Seen und Kanäle zu oder verkleinerten diese; Kaiserpaläste und Zitadelle mussten ebenfalls weichen.
Von 1940 bis 1945 war Hanoi, wie auch der größte Teil von Französisch-Indochina und Südostasien,japanischbesetzt. Am 2. September 1945 riefHo Chi Minh hier die Demokratische Republik Vietnam (Nordvietnam) aus. Die vietnamesische Nationalversammlung beschloss am 6. Januar 1946, Hanoi zur Hauptstadt der Demokratischen Republik Vietnam zu machen.
Zwischen 1946 und 1954 war die Stadt Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Franzosen und denViệt Minh (Indochinakrieg). Während desVietnamkrieges wurde Hanoi von denAmerikanern bombardiert; die ersten Bombenangriffe erfolgten 1966, die letzten Ende 1972. Allein zum Weihnachtsfest 1972 trafen 40.000 t Sprengstoff die Stadt und zerstörten sie zu 25 Prozent.
Als nach dem Ende des Krieges Nord- und Südvietnam wieder vereinigt wurden, wurde Hanoi am 2. Juli 1976 zur Hauptstadt von ganz Vietnam.
Das Klima istsubtropisch-monsunal mit feucht-heißen Sommern und mild-trockenen Wintern. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt 1.682 mm; acht Monate sindhumid, vierarid.
Hanoi ist direkt der Zentralregierung unterstellt und verwaltungstechnisch einerProvinz gleichgestellt.
Distrikte Hanois, Ende 2008
Zum 1. August 2008 wurde Hanoi erweitert. Die ProvinzHà Tây sowie der Bezirk Mê Linh der ProvinzVĩnh Phúc und die Bezirksteile Đông Xuân, Tiến Xuân, Yên Bình und Yên Trung des Provinzbezirks Lương Sơn (ProvinzHòa Bình) wurden dem Verwaltungsgebiet Hanoi hinzugefügt. Durch diese Erweiterung hat sich die Fläche verdreifacht, womit Hanoi heute zu den größten Hauptstädten der Welt gehört.[3]
Die Stadt ist in die folgenden 29 Bezirke untergliedert:
DerFlughafen Hanoi (Nội Bài International Airport) ist der zweitgrößte Flughafen in Vietnam. Über dieNord-Süd-Schnellstraße ist Hanoi mit Giang verbunden.
Der formalisierteöffentliche Personennahverkehr wird heutzutage größtenteils mitOmnibussen betrieben. Die letzte Straßenbahnlinie wurde 1989 stillgelegt.[8] EinU-Bahn-System mit acht Linien ist in Planung, bzw. teilweise in Betrieb. Nach mehrfachen Verzögerungen wurde die erste etwa 13 Kilometer lange Linie derMetro Hanoi am 6. November 2021 in Betrieb genommen. Sie hat 12 Stationen und verkehrt zwischen Cat Linh und Ha Dong.[9][10][11] Die Linie verläuft vollständig aufgeständert.[12] An einer zweiten Linie wird derzeit gebaut.[13] Neben dem formalisierten öffentlichen Personennahverkehr wickeln auchMotorradtaxen einen Teil des Verkehrs ab.[14]
Georges Boudarel, Van Ky Nguyen:Hanoi 1936–1996. Édition Autrement, Paris 1997,ISBN 2-86260-719-3.
Georges Boudarel, Van Ky Nguyen, Claire Duiker:Hanoi. City of the rising dragon. Rowan & Littlefield, Lanham 2002,ISBN 0-7425-1655-5.
Jörg Knieling:Leitbilder nachhaltiger Raum- und Siedlungsentwicklung in Großstadtregionen: Hanoi. In: Hans-Heinrich Bass, Christine Biehler, Ly Huy Tuan (Hrsg.):Auf dem Weg zu nachhaltigen städtischen Transportsystemen. Rainer Hampp Verlag, München und Mering 2011,ISBN 978-3-86618-639-2, S. 128–149.
William S. Logan:Hanoi – Biography of a City. University of Washington Press, Seattle 2000,ISBN 0-86840-443-8.
Mary McCarthy:Hanoi 1968. (Hanoi). Droemer Knaur, München 1968.
Philippe Papin:Histoire d'Hanoi(französisch). Fayard, Paris 2001,ISBN 2-213-60671-4.