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Halbresonanzgitarre

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Eine Halbresonanzgitarre des HerstellersGuild/DeArmond. Hier ist der sehr flache Hohlkorpus des Modells deutlich zu erkennen

DieHalbresonanzgitarre (umgangssprachlich auchHalbakustikgitarre undSemiakustikgitarre; englisch auchelectric acoustic genannt) ist ein Mitte der 1950er Jahre entwickelter Bautyp derE-Gitarren. Halbresonanzgitarren haben einen ganz oder größtenteils hohlenKorpus. Im Unterschied zuVollresonanz-Gitarren haben Instrumente dieses Bautyps jedoch einen deutlich flacheren Korpus, bedingt durch die Verwendung schmalererZargen. Halbresonanzgitarren werden aufgrund ihres variantenreichen Klangs in vielen Sparten der populären Musik eingesetzt. Während sie ab den späten 1950er Jahren zunächst bevorzugt in den GenresBlues undRock ’n’ Roll Verbreitung fanden, wird der Instrumententyp seit den darauffolgenden Jahrzehnten ebenso in jüngeren Stilrichtungen derRockmusik sowie in den MusikrichtungenPopmusik,Jazz,Folk und anderen verwendet. Drei der frühesten Halbresonanzgitarren sind die 1955 gleichzeitig eingeführten ModelleGibson Byrdland,Gibson ES-225 T undGibson ES-350 T.

Halbresonanzgitarre der MarkeEpiphone, ModellDot Studio
Vergleich von Bauform und Größe einer Hollow-Body gegenüber einerSolidbody. Ibanez AS73G-PBM (2022) vs. Peavey Generation EXP Telecaster Custom (2007)

Konstruktionsweise

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Halbresonanzgitarren haben einen Hohlkorpus (englisch:Hollowbody) sowie meistens zwei Schalllöcher in verschiedenen Abwandlungen vonF-Löchern und ähneln darin den Vollresonanz-Archtop-Gitarren wie der sogenannten „Jazzgitarre“. Auch gleicht das typische Konstruktionsprinzip des Halbresonanz-Instrumentenkorpus – separat hergestellte und zusammengeleimte Teile: gewölbteDecke (englisch:Archtop), Boden und Zargen – demjenigen von Vollresonanz-Archtops. Decke und Boden werden bei Halbresonanzgitarren selten in der traditionellen Herstellungsart aus massivem Holz geschnitzt; stattdessen werden die Bauteile bei der Herstellung meist aus schichtverleimtem Holz (Sperrholz, häufigAhornholz) in die gewölbte Form gepresst.[1] Wesentlicher Unterschied zu Vollresonanz-Gitarren ist ein Instrumentenkorpus in teilweise erheblich flacherer Ausführung. Als Maßstab für die Bezeichnung „Halbresonanz“ gilt eine Zargenbreite von maximal 5 cm.[2] Ein Beispiel für einen besonders flachen Hohlkorpus ist das entsprechend benannte ModellHöfner Verythin mit einer Zargenbreite von nur etwa 3 cm.[3] Das durch diese Bauweise geringere Korpusvolumen führt bei unverstärkter Spielweise von Halbresonanzgitarren zu einem deutlich leiseren Klang mit einem geringeren Frequenzumfang des Tons als bei Vollresonanzgitarren. Aus diesem Grund werden Halbresonanzgitarren in der Regel ausschließlich mittelselektromagnetischer Tonabnehmer elektrisch verstärkt überGitarrenverstärker gespielt.

Einige Halbresonanzgitarren-Modelle haben einen vollständig hohlen Korpus(Epiphone Casino, Gibson ES-330); bei den meisten Modellen ist in den Korpus einSustain-Block eingebaut. AlsSustain-Block wird ein etwa 8 bis 10 cm breiter Massivholzbalken bezeichnet. Dieser wird passgenau von Halsansatz bis Korpusfuß mittig zwischen Decke und Boden eingeleimt.[4] Bei elektrischer Verstärkung in höheren Lautstärken verhindert derSustain-Block das Aufschwingen der Instrumentendecke und vermindert damit die Gefahr akustischer Rückkopplungen(Feedback). Instrumente des Halbresonanz-Typs weisen charakteristischerweise mindestens einen, häufiger zwei Korpuseinschnitte(Cutaway) am Halsfuß auf. Die weitaus meisten Halbresonanz-Gitarrenmodelle sind mit zwei Tonabnehmern sowie dazugehöriger Reglereinheit – Lautstärke- und Tonregler (Potentiometer) mit Drehknöpfen sowie Tonabnehmer-Wahlschalter – auf beziehungsweise in der Decke des Instruments ausgestattet.

Eine weitere Besonderheit der Konstruktionsweise von Halbresonanzgitarren besteht – wie bei Vollresonanz-E-Gitarren – im fehlenden Zugang zu den elektrischen Reglern über einen abnehmbaren Deckel in Boden oder Decke der Instrumente. Bei Änderungen oder Reparaturen an diesen Bauteilen muss in der Regel die gesamte Elektronik mittels geschickter Feinmotorik durch die Schalllöcher ausgebaut und auf gleichem Wege auch wieder eingebaut werden. Bedeutende Ausnahmen davon sind zum einen das ModellGibson Lucille (eine Abwandlung des ModellsGibson ES-355), das aus klanglichen Gründen über keineF-Löcher verfügt und daher einen Zugang zur Elektronik über einen abschraubbaren Deckel im Instrumentenboden bietet;[5] zum anderen das ModellGretsch Country Gentleman, dessen F-Löcher auf den Korpus aufgemalt sind (engl.:fake f-holes). Die Elektrik kann über ein auf der Korpus-Rückseite befindliches Loch erreicht werden. Dieses Loch wird von einem mit Druckknöpfen gesicherten Deckel verschlossen.[6]

Aufgrund des Konstruktionsprinzips sind Halbresonanzgitarren von E-Gitarren halbmassiver Bauweise (engl.Semi-Solid) zu unterscheiden; letztere sind von der Bauweise herSolidbody-E-Gitarren, aus deren massivem Holzkorpus während der Fertigung Resonanz-Hohlkammern herausgefräst werden. BeiSemi-Solid-Gitarren sind die Holzanteile des Korpus wesentlich größer als bei Halbresonanzgitarren.[2] Beispiele für dieSemi-Solid-Bauweise sind dieTelecaster-Thinline, das ModellGretsch Duo Jet sowie einige E-Gitarrenmodelle vonRickenbacker.[7]

Typische Modelle von Halbresonanzgitarren

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Die seit 1958 hergestellteGibson ES-335, hier mitBigsby-Vibrato, ist eines der am weitesten verbreiteten Halbresonanz-Gitarrenmodelle
  • B.C. Rich Dagger Semi
  • Career The Rod
  • Collins Bluesmaster Serie
  • Epiphone Casino (mit Hohlkorpus ohneSustain Block; USA)
  • Epiphone Dot, entsprichtGibson ES-335
  • Epiphone Riviera
  • Epiphone Sheraton (Epiphones Spitzenmodell; USA, seit 1958)
  • Framus Atlantic, Sorento, Mayfield (Deutschland)
  • Gibson Byrdland undGibson ES-350T (USA, seit 1955)
  • Gibson ES-335 (ES-330, ES-345 undES-355; USA, seit 1958)
  • Gibson Lucille (Stereo-Sondermodell für B. B. King, ohne Schalllöcher; USA)
  • Gretsch Chet Atkins Country Gentleman (USA, seit 1961)
  • Guild Duane Eddy DE-400 undDE-500 (USA, seit 1961)
  • Hagström Viking (Schweden)
  • Hamer Echotone-Serie
  • Heritage H-535, H-555, Prospect Standard
  • Höfner Verythin (mit besonders flachem Korpus; Deutschland)
  • Ibanez AS-200 (Halbresonanz-Modell aus Japan),Artcore Serie
  • Johnson 335er Serie, Grooveyard
  • Keytone MG501-CS/EAG350M
  • Peavey JF-1
  • PRS SE Custom Semi Hollow
  • Vintage VSA 535, VSA 555
  • Washburn HB-Serie
  • Yamaha SA-Serie, AE-Serie

Neben Halbresonanz-E-Gitarren werden auch Halbresonanz-E-Bässe hergestellt. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Bauform zählen der 1956 eingeführte und bis heute gebauteHöfner 500/1 („Beatle-Bass“), das ModellStar Bass des ebenfalls deutschen HerstellersFramus, das Mitte der 1960er-Jahre unter anderem vomRolling-Stones-BassistenBill Wyman gespielt wurde,[8] sowie die Gibson-ModelleEB-2 (1958 bis 1961; 1964 bis 1972)[9] undLes Paul Signature Bass (1973 bis 1979),[10] die beide ähnlich aufgebaut sind wie das GitarrenmodellES-335.

Bedeutende Gitarristen mit Halbresonanzgitarre

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Der Rock ‘n’ Roll-GitarristChuck Berry zählte zu den bekanntesten Musikern, die ausschließlich Halbresonanz-Gitarren spielen. Auf diesem Foto, entstanden während eines Bühnenauftritts 2007, ist er mit einerGibson ES-355 abgebildet.

Halbresonanzgitarren werden von vielen bekannten Gitarristen in einer großen Bandbreite von Musikstilen gespielt. Während viele Musiker im Laufe ihrer Karriere für eine Zeitlang ein solches Instrument spielen, gibt es einige wenige Gitarristen, die sich auf ein bestimmtes Halbresonanz-Modell festlegen, wodurch dieses für sie zu einer Art Markenzeichen wird. Manchen der populärsten unter diesen Musikern wird vom Hersteller ihres bevorzugten Gitarren-Modells ein Sondermodell (englisch:Signature Model) gewidmet. Zu den berühmtesten Halbresonanz-Gitarristen und -Gitaristinnen zählen:

  • Chuck BerryRock ’n’ Roll; spielte von 1955 bis etwa 1963 dieGibson ES-350 T und nahm einen Großteil seiner frühen Hits damit auf.[11] Seit etwa 1963 spielt Berry das ModellGibson ES-355.[12]
  • Sister Rosetta Tharpe – Blues undRock ’n’ Roll, sie gilt als „Godmother of rock and roll“[13], spielte auch andere, sowohl akustische als auch elektrische, Gitarren.
  • Larry CarltonJazz; Spitzname „Mr. 335“, nach dem von ihm gespielten Gibson-ModellES-335.
  • Duane Eddy – Rock ’n’ Roll; spielt seit 1961 einSignature-Modell der Marke Guild. Durch seinen charakteristischen Gitarrenklang Mitbegründer und maßgeblicher Vertreter derTwang-Gitarre.[14]
  • John Lee HookerBlues; spielte in seiner späten Karriere hauptsächlichEpiphone-Sheraton-Modelle.
  • B. B. King – Blues; spielte ausschließlich das ihm gewidmete Gibson-Signature-ModellLucille.
  • Alvin LeeRockmusik; Gitarrist der BandTen Years After, spielte eine modifizierteES-335 (Spitzname „Big Red“) mit zusätzlichem dritten Tonabnehmer. Er bekam ein Gibson-Signature-Modell gewidmet – der exakte Nachbau seiner modifizierten Gitarre.[15]
  • John LennonPopmusik, Rock; spielte seit Mitte der 1960er-Jahre bevorzugt eineEpiphone Casino. Ende der 1990er-Jahre wurde Lennonposthum dasSignature-ModellEpiphone Casino Revolution gewidmet; ein detailgetreuer Nachbau der von ihm modifizierten Gitarre.[16]
  • John ScofieldModern Jazz; spielt live ausschließlich seinSignature-Modell derAS-200 von Ibanez (mit der geänderten ModellbezeichnungJSM100).[17][18]

Literatur

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  • Tony Bacon, Dave Hunter:Totally Guitar. The definitive Guide. Backbeat, London 2004,ISBN 1-871547-81-4.
  • Paul Day,Heinz Rebellius, André Waldenmaier:E-Gitarren. Alles über Konstruktion und Historie. Carstensen, München 2001,ISBN 3-910098-20-7.
  • Gibson 335 Story & Workshop. In:Guitar & Bass. UK. Bd. 17, Nr. 8, 2006,ISSN 1755-3385, S. 22 ff.
  • George Gruhn, Walter Carter:Elektrische Gitarren & Bässe. Die Geschichte von Elektro-Gitarren und -Bässen. Presse Projekt Verlag, Bergkirchen 1999,ISBN 3-932275-04-7, S. 203–222: KapitelThinbodies – Halbresonanzgitarren.
  • Höfner Verythin Contemporary. In:Gitarre & Bass. Bd. 18, Nr. 9, 2007,ISSN 0934-7674, S. 110 f.
  • Stromgitarren. E-Gitarren, Musiker, Geschichte, Kult (=Gitarre & Bass. Special 3,ISSN 0934-7674). MM-Musik-Media-Verlag, Ulm 2004 (Erschien zur AusstellungStromgitarren im Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim und im Deutschen Technikmuseum Berlin).
  • Helmuth Lemme:Elektrogitarren – Technik und Sound. Elektor-Verlag 2006, S. 64,ISBN 3-89576-111-7.

Weblinks

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Commons: Halbresonanzgitarren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Day, Rebellius, Waldenmaier:E-Gitarren. 2001, S. 141.
  2. abDay, Rebellius, Waldenmaier:E-Gitarren. 2001, S. 132 f.
  3. Höfner-Firmenkatalog 2010/2011, S. 32 f.
  4. Day, Rebellius, Waldenmaier:E-Gitarren. 2001, S. 137.
  5. Udo Pipper:Guitar Tuning – Gibson ES-Modelle. In:Gitarre & Bass. Bd. 21, Nr. 4, April 2011, S. 258 f.
  6. Tony Bacon, Dave Hunter:Totally Guitar – the definitive Guide (Gitarrenenzyklopädie, englisch). Backbeat Books, London 2004,ISBN 1-871547-81-4, S. 454 f.
  7. Gruhn, Carter:Elektrische Gitarren und Bässe. 1999, S. 172.
  8. Franz Holtmann:Framus – Built in the Heart of Bavaria. In:Stromgitarren. 2004, S. 104.
  9. Jogi Sweers:The Story of Gibson Basses. Teil 1. In:Bass Professor. Bd. 24, Nr. 4, 2007,ISSN 1431-7648, S. 100.
  10. Jogi Sweers:The Story of Gibson Basses. Teil 2. In:Bass Professor. Bd. 25, Nr. 1, 2008, S. 80.
  11. Gruhn, Carter:Elektrische Gitarren und Bässe. 1999, S. 205.
  12. Carlo May:Vintage. Gitarren und ihre Geschichten. MM-Musik-Media-Verlag, Ulm 1994,ISBN 3-927954-10-1, S. 22.
  13. Troy L. Smith, Clevel, .com: 50 most important African American music artists of all time. 25. Juni 2020, abgerufen am 14. Mai 2021 (englisch). 
  14. Stromgitarren. 2004, S. 140 f.
  15. Alvin Lees „Big Red“ auf dessen offizieller Website.
  16. Dave Hunter, Rod Cartwright:Guitar Facts. The Essential Reference Guide. Thunder Bay Press, San Diego CA 2006,ISBN 1-59223-673-1, S. 17.
  17. Day, Rebellius, Waldenmaier:E-Gitarren. 2001, S. 138.
  18. Udo Pipper:Guitar Tuning – Gibson ES-Modelle. In:Gitarre & Bass. Bd. 21, Nr. 6, Juni 2011, S. 249.
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