
DieHalbresonanzgitarre (umgangssprachlich auchHalbakustikgitarre undSemiakustikgitarre; englisch auchelectric acoustic genannt) ist ein Mitte der 1950er Jahre entwickelter Bautyp derE-Gitarren. Halbresonanzgitarren haben einen ganz oder größtenteils hohlenKorpus. Im Unterschied zuVollresonanz-Gitarren haben Instrumente dieses Bautyps jedoch einen deutlich flacheren Korpus, bedingt durch die Verwendung schmalererZargen. Halbresonanzgitarren werden aufgrund ihres variantenreichen Klangs in vielen Sparten der populären Musik eingesetzt. Während sie ab den späten 1950er Jahren zunächst bevorzugt in den GenresBlues undRock ’n’ Roll Verbreitung fanden, wird der Instrumententyp seit den darauffolgenden Jahrzehnten ebenso in jüngeren Stilrichtungen derRockmusik sowie in den MusikrichtungenPopmusik,Jazz,Folk und anderen verwendet. Drei der frühesten Halbresonanzgitarren sind die 1955 gleichzeitig eingeführten ModelleGibson Byrdland,Gibson ES-225 T undGibson ES-350 T.


Halbresonanzgitarren haben einen Hohlkorpus (englisch:Hollowbody) sowie meistens zwei Schalllöcher in verschiedenen Abwandlungen vonF-Löchern und ähneln darin den Vollresonanz-Archtop-Gitarren wie der sogenannten „Jazzgitarre“. Auch gleicht das typische Konstruktionsprinzip des Halbresonanz-Instrumentenkorpus – separat hergestellte und zusammengeleimte Teile: gewölbteDecke (englisch:Archtop), Boden und Zargen – demjenigen von Vollresonanz-Archtops. Decke und Boden werden bei Halbresonanzgitarren selten in der traditionellen Herstellungsart aus massivem Holz geschnitzt; stattdessen werden die Bauteile bei der Herstellung meist aus schichtverleimtem Holz (Sperrholz, häufigAhornholz) in die gewölbte Form gepresst.[1] Wesentlicher Unterschied zu Vollresonanz-Gitarren ist ein Instrumentenkorpus in teilweise erheblich flacherer Ausführung. Als Maßstab für die Bezeichnung „Halbresonanz“ gilt eine Zargenbreite von maximal 5 cm.[2] Ein Beispiel für einen besonders flachen Hohlkorpus ist das entsprechend benannte ModellHöfner Verythin mit einer Zargenbreite von nur etwa 3 cm.[3] Das durch diese Bauweise geringere Korpusvolumen führt bei unverstärkter Spielweise von Halbresonanzgitarren zu einem deutlich leiseren Klang mit einem geringeren Frequenzumfang des Tons als bei Vollresonanzgitarren. Aus diesem Grund werden Halbresonanzgitarren in der Regel ausschließlich mittelselektromagnetischer Tonabnehmer elektrisch verstärkt überGitarrenverstärker gespielt.
Einige Halbresonanzgitarren-Modelle haben einen vollständig hohlen Korpus(Epiphone Casino, Gibson ES-330); bei den meisten Modellen ist in den Korpus einSustain-Block eingebaut. AlsSustain-Block wird ein etwa 8 bis 10 cm breiter Massivholzbalken bezeichnet. Dieser wird passgenau von Halsansatz bis Korpusfuß mittig zwischen Decke und Boden eingeleimt.[4] Bei elektrischer Verstärkung in höheren Lautstärken verhindert derSustain-Block das Aufschwingen der Instrumentendecke und vermindert damit die Gefahr akustischer Rückkopplungen(Feedback). Instrumente des Halbresonanz-Typs weisen charakteristischerweise mindestens einen, häufiger zwei Korpuseinschnitte(Cutaway) am Halsfuß auf. Die weitaus meisten Halbresonanz-Gitarrenmodelle sind mit zwei Tonabnehmern sowie dazugehöriger Reglereinheit – Lautstärke- und Tonregler (Potentiometer) mit Drehknöpfen sowie Tonabnehmer-Wahlschalter – auf beziehungsweise in der Decke des Instruments ausgestattet.
Eine weitere Besonderheit der Konstruktionsweise von Halbresonanzgitarren besteht – wie bei Vollresonanz-E-Gitarren – im fehlenden Zugang zu den elektrischen Reglern über einen abnehmbaren Deckel in Boden oder Decke der Instrumente. Bei Änderungen oder Reparaturen an diesen Bauteilen muss in der Regel die gesamte Elektronik mittels geschickter Feinmotorik durch die Schalllöcher ausgebaut und auf gleichem Wege auch wieder eingebaut werden. Bedeutende Ausnahmen davon sind zum einen das ModellGibson Lucille (eine Abwandlung des ModellsGibson ES-355), das aus klanglichen Gründen über keineF-Löcher verfügt und daher einen Zugang zur Elektronik über einen abschraubbaren Deckel im Instrumentenboden bietet;[5] zum anderen das ModellGretsch Country Gentleman, dessen F-Löcher auf den Korpus aufgemalt sind (engl.:fake f-holes). Die Elektrik kann über ein auf der Korpus-Rückseite befindliches Loch erreicht werden. Dieses Loch wird von einem mit Druckknöpfen gesicherten Deckel verschlossen.[6]
Aufgrund des Konstruktionsprinzips sind Halbresonanzgitarren von E-Gitarren halbmassiver Bauweise (engl.Semi-Solid) zu unterscheiden; letztere sind von der Bauweise herSolidbody-E-Gitarren, aus deren massivem Holzkorpus während der Fertigung Resonanz-Hohlkammern herausgefräst werden. BeiSemi-Solid-Gitarren sind die Holzanteile des Korpus wesentlich größer als bei Halbresonanzgitarren.[2] Beispiele für dieSemi-Solid-Bauweise sind dieTelecaster-Thinline, das ModellGretsch Duo Jet sowie einige E-Gitarrenmodelle vonRickenbacker.[7]

Neben Halbresonanz-E-Gitarren werden auch Halbresonanz-E-Bässe hergestellt. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Bauform zählen der 1956 eingeführte und bis heute gebauteHöfner 500/1 („Beatle-Bass“), das ModellStar Bass des ebenfalls deutschen HerstellersFramus, das Mitte der 1960er-Jahre unter anderem vomRolling-Stones-BassistenBill Wyman gespielt wurde,[8] sowie die Gibson-ModelleEB-2 (1958 bis 1961; 1964 bis 1972)[9] undLes Paul Signature Bass (1973 bis 1979),[10] die beide ähnlich aufgebaut sind wie das GitarrenmodellES-335.

Halbresonanzgitarren werden von vielen bekannten Gitarristen in einer großen Bandbreite von Musikstilen gespielt. Während viele Musiker im Laufe ihrer Karriere für eine Zeitlang ein solches Instrument spielen, gibt es einige wenige Gitarristen, die sich auf ein bestimmtes Halbresonanz-Modell festlegen, wodurch dieses für sie zu einer Art Markenzeichen wird. Manchen der populärsten unter diesen Musikern wird vom Hersteller ihres bevorzugten Gitarren-Modells ein Sondermodell (englisch:Signature Model) gewidmet. Zu den berühmtesten Halbresonanz-Gitarristen und -Gitaristinnen zählen: